Donnerwetter in der Fachschule Essen beim Abschlussfest

Beide Gruppen des VlF-PreisesBild vergrößern
Beide Gruppen des VlF-Preises


Projekt-Förderpreis des Vereins Ehemaliger Auweiler und Friesdorfer FachschülerBild vergrößern
Die zweifachen Gewinner - hier für den Projekt-Förderpreis des Vereins Ehemaliger Auweiler und Friesdorfer Fachschüler


Förderpreis für soziales EngagementBild vergrößern
Die Gewinner des diesjährigen Förderpreises für soziales Engagement


Jahrgangsbeste 2017Bild vergrößern
Die Jahrgangsbesten: Dominik Block, Jan Bernd Dutz, Hubertus Fredebeil, Maik Großblotekamp, Martin Herten, Lucas Lindner,Anna Molitor, Timo Riering, Maria Rohkemper, Sabrina Schütt, zusammen mit Ehrengästen und Verbandsvertretern


166 junge Meisterinnen und Meister sowie 49 Agrarbetriebswirtinnen und Agrarbetriebswirte ehrte die Fachschule Essen am 14.07.2017 in der Organisation Ihrer Ehemaligen-Vereinigung zum Schuljahresende 2017. Am bekannten Ort, dem Musikpavillon des GRUGA-Parks, hatten sich rund 700 Festgäste versammelt, um den erfolgreichen Prüflingen ihre Anerkennung zu zollen.

Schulleiter Dr. Kerstjens begrüßte zunächst die Absolventinnen und Absolventen und erinnerte noch einmal an die zurückliegenden, stressvollen Prüfungstage sowohl für die Absolventen wie auch für die Kommissionen. Die Angst vor dem Ungewissen sei nun der Freude über die Abschlüsse gewichen, dies sei auch in den Minen deutlich ablesbar. Er bedankte sich ausdrücklich bei den Prüfungsausschüssen für faire und respektvolle Prüfungsabläufe, die in der Sache hart, aber im Verfahren freundlich waren, wie ein Prüfling es während der Prüfungstage beschrieb. Sein Gruß ging neben den vielen Ehrengästen auch an die Ehemaligen-Vereinigungen des Landes, nämlich Auweiler-Friesdorf und Münster-Wolbeck, welche die Essener die Fachschularbeit durch Sponsoring aktiv unterstützen.

Für alle Berufsverbände im Land sprach Thomas Banzhaf, Vize-Präsident des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW e. V., ein Grußwort. Er dankte zunächst allen, die an der Qualifikation und Zertifizierung der jungen Absolventinnen und Absolventen beteiligt waren, vor allen Dingen der Schule mit ihrem Lehrerkollegium sowie den Prüfungskommissionen. Er zollte den Absolventinnen und Absolventen Respekt für die geleisteten Anstrengungen, die auch sicherlich mit Entbehrungen verbunden gewesen seien, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch bezüglich der sozialen Kontakte, die oft hinter dem Lernen zurückstehen mussten.

Herr Banzhaf machte den Qualifikanten bewusst, dass sie Titel erworben hätten mit lebenslanger Wirkung, die nicht jährlich verteidigt werden müssen, wie das beispielsweise bei sportlichen Ereignissen der Fall sei. Diese Situation dürfe aber niemandem in Sicherheit wiegen, sondern es gelte jetzt, durch eigene Lernanstrengungen und individuelle Anpassungsweiterbildung auf dem Stand der Technik zu bleiben. Herr Banzhaf resümierte, dass es sich für die Absolventinnen und Absolventen gelohnt habe die erzielten Abschlüsse anzustreben. Sie gäben ihnen ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, ihre Wahrnehmung als Gärtnerin und Gärtner sei deutlich verbessert und nicht unerwähnt dürfe auch der finanzielle Aspekt bleiben. Darüber hinaus hätten sie sich aber auch qualifiziert zur Gestaltung unseres Berufsstands, sei es in der Ausbildung oder in der berufsständischen Ausrichtung. Gärtnerinnen und Gärtner würden zukünftig eine wichtige gesellschaftliche Rolle spielen, denn das Bewusstsein für öffentliches und privates Grün sei ein deutlicher Trend.

Die Festansprache des Abends hielt der Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, Gärtnermeister Johannes Frizen aus Alfter. Präsident Frizen bedankte sich zunächst beim Hausherrn, dem Vorsitzenden des Ratsausschusses für Grün & Gruga, Herrn Hans-Peter Huch, für die Möglichkeit nunmehr seit 20 Jahren das Abschlussfest im Musikpavillon des GRUGA-Parks feiern zu können. Exakt in diesem Augenblick setzte starker Regen ein mit Gewittergrollen und Blitz welche Störungen in der Mikrofonanlage verursachten. Da es sich um lang ersehnten Regen für die Vegetation des GRUGA-Parks und des ganzen Landes handelte, sahen alle Gärtner diese Entwicklung, im Trockenen sitzend, mit großem Wohlwollen.

An die Absolventinnen und den Absolventen gewandt, erinnerte sich Präsident Frizen daran, im Vorfeld der Prüfungen die Vielzahl von Urkunden unterzeichnet zu haben. Zwei Gedanken seien ihm dabei in den Sinn gekommen. Zum einen ist die große Zahl der Absolventen-Urkunden für ihn Beleg, dass der Berufsstand des Gartenbaus aktiv ist und sich alljährlich durch die Essener Absolventen ein stückweit in seinen Führungskräftestrukturen erneuert. Wenn auch die Qualifikantenzahl bei weitem für den Bedarf im Berufsstand nicht ausreiche, so zeigten die Aktivitäten jedes Einzelnen doch, dass es sich lohne, Führungsaufgaben im Gartenbau anzustreben und sich dafür im Rahmen der Fachschule und der Prüfungen anzustrengen. Des Weiteren sei ihm durch den Kopf gegangen, dass hinter jedem Namen auf einer Urkunde ein individuelles Gärtnerleben verborgen sei. Er frage sich, wann die Entscheidung zum Gärtnerleben wohl individuell getroffen wurde und wer sie damals getroffen habe. Wann habe es die Entscheidung gegeben, sich weiter zu qualifizieren und damit den Gartenbau zur eigenen Lebensaufgabe zu machen. Hätte es wohl Zweifel gegeben auf diesem Weg und wer habe sie ausgeräumt?

Nun aber hätten alle Anstrengungen zum Erfolg geführt und die Arbeitsmarktsituation für die Qualifikanten, so wie auch Herr Banzhaf schon ausgeführt habe, sei exzellent. Dies bedeute für die zukünftigen Führungskräfte aber auch, dass gerade der Umgang mit Mitarbeitern, der Teamgeist im Unternehmen und die individuelle Entwicklung jedes Mitarbeiters im Fokus stehen müssen. Softskills im Umgang mit Mitarbeitern seien wichtige Kompetenzen für zukünftige Führungskräfte.

Daneben gelte es auch, die fachlichen Kompetenzen im Blick zu halten, denn nach seiner Erfahrung, so Präsident Frizen, entfremde sich unsere Gesellschaft zwar nicht vom Trend zur Natur, aber immer mehr von den Grundgesetzen der Natur, des Bodens und der Pflanze.

Abschließend rief Präsident Frizen die jungen Qualifikanten dazu auf, neben der beruflichen auch gesellschaftlichen Verantwortung zu übernehmen. Ehrenamtliche Aufgaben lägen bei weitem heute nicht mehr im Trend. Trotzdem sei die Gesellschaft wie kaum vorher darauf angewiesen. Die Wahrnehmung der neuen Qualifikationen würde sicherlich hilfreich sein, auch hier Aufgaben zu übernehmen und Verantwortung für die gesamte Gesellschaft zu tragen. Letztlich, nicht ganz uneigennützig, lud der Präsident die jungen Qualifikanten auch ein, in weiterer Zukunft aktive Ausbilderinnen und Ausbilder zu sein sowie für die Bildungsaufgaben der Landwirtschaftskammer in den Prüfungsausschüssen zur Verfügung zu stehen.

Die Agrarbetriebswirtinnen und Agrarbetriebswirte aus Produktion und Garten- und Landschaftsbau erhielten zuerst ihre Urkunden. Im Anschluss nahm Helmut Dresbach, Landesvorsitzender des Vereins landwirtschaftlicher Fachschulbildung (VlF) das Wort. Er verlieh Projekt-Förderpreise des Landesverbands, die in diesem Jahr in zwei Stufen nach Essen gingen. Herr Dresbach erinnerte zunächst daran, dass die Absicht des VlF-Projekt-Förderpreises darin liege, den Sinn für praktische und wirtschaftliche Lösungen in beruflichen Alltagsprojekten zu prämieren. Ebenso werden die Komplexität der Lösung und die Erarbeitung in der Gruppe prämiert. Er verlieh zunächst die dritte Preisstufe an das Projekt „Pflege- und Kontrollkonzept für den Baumbestand des Bildungszentrums Gartenbau Essen“. Mit dem Projekt-Team Mike Großeblootekamp, Jan Hambrock, Lisa Lücke, Christian Rethmann, Torben Syska und Sarah Tyen habe sich eine Gruppe von Fachschülern aufgemacht, eine Situation vor Ort umfangreich und lösungsorientiert aufzunehmen bis hin zu einem Maßnahmeplan mit Dringlichkeitsstufen. Die Urkunden sowie der Scheck über

125,- € wurde überreicht. Anschließend zeichnete Herr Dresbach eine Projekt-Arbeitsgruppe aus Essen mit der ersten Preisstufe aus. Thema: „Planung eines Produktions- und Marketingkonzept zu Zierpflanzen mit essbaren Blüten.“ Das Projekt-Team Dominik Bröcher, Felix Christians, Julia Kronewitz, Jan-Bernd Lutz, Melanie Hecker, Anna Monitor und Ralf Peters griffen damit nicht nur einen Trendthema auf, sondern unterlegten ihre Arbeit auch zunächst mit Befragung von Konsumenten und Facheinzelhändlern. Die Planung des Projekts reichte bis zur kompletten Kalkulation und stelle daher eine in sich geschlossene, ausführliche, aktuelle und engagierte Themenbearbeitung dar. Die Urkunden sowie der Preis-Scheck über 500,- € folgten.

Präsident Frizen und die Sprecher der Meisterprüfungsausschüsse, Christoph Schönges und Christoph Dirksen, gaben die Meisterbriefe der Fachrichtung Zierpflanzenbau und Baumschule aus.

Der erste Vorsitzende Wilfried Dinger sowie sein Stellvertreter Gerd Salzmann des Vereins Ehemaliger Auweiler und Friesdorfer Fachschüler lobten nun den Projekt-Förderpreis für ein Thema aus dem Produktionsgartenbau aus. Unabhängig voneinander und etwa zeitgleich hatten auch die ehemaligen Auweiler und Friesdorfer sich für das Projekt „Zierpflanzen mit essbaren Blüten“ entschieden. So durfte das Projektteam noch einmal auf die Bühne kommen und einen zweiten Preis für eine hervorragende Projektarbeit entgegen nehmen.

Die Übergabe der Meisterbriefe in den Fachrichtungen „Beraten & Verkaufen“ mit dem Sprecher Jürgen Adrian, dem „Gemüsebau“ mit dem Sprecher Achim Petkens und der „Friedhofsgärtnerei“ mit dem Sprecher der Meisterprüfungsausschüsse, Michael Jacobi, folgten.

Schließlich verlieh Thomas Banzhaf als Vorsitzender des Vereins „Förderer Gartenbauzentrum Essen e. V.“ die diesjährigen Förderpreise für soziales Engagement. In insgesamt 11 Klassen hatte es mehrheitliche Abstimmungen für eine Person gegeben, die sich im laufenden Fachschuljahr besonders für die Belange der Klasse, auch außerhalb des klassischen Unterrichts, engagiert hatte. In diesem Jahr gab es eine handsignierte und limitierte Lithographie von Armin Müller-Stahl.

Gemeinsam mit Präsident Frizen verlieh Heinz-Dieter Tess als langjähriges Mitglied des Prüfungsausschusses nun die Meisterbriefe Garten- und Landschaftsbau. Insgesamt sechs Klassen kamen auf die Bühne, um die Urkunden entgegen zu nehmen und zum anschließenden Klassenfoto bereit zu stehen.

Das letzte Wort haben traditionell bei der Essener Schuljahresabschlussfeier die Schülersprecher. Sebastian Rosenberg und Alexander Kraus nutzten die Gelegenheit, das Wort noch einmal an ihre jetzt ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler zu richten. Sie erinnerten an die Anfänge der Schulzeit mit Ungewissheit und vermeintlich langen Schuljahren. Schnell aber zeigte es sich, dass durch viele Aktivitäten, Projektarbeiten, Exkursionen und Klausuren die Zeit wie im Nu verflog. Da nun schon seit Jahren Preise für soziales Engagement der Schüler verteilt würden, hätte sich die Schülerschaft überlegt, auch einmal einen Preis für den sozialsten Lehrer zu stiften. Nach umfangreicher Laudatio erhielt Ferdinand Brinkkemper, Fachlehrer für Vermessungstechnik, Mathematik, Personalwirtschaft und Gartendenkmalpflege diese Auszeichnung unter dem großen Beifall der Festversammlung. Mit launiger Gegenrede nahm Herr Brinkkemper den Preis entgegen, betonte aber, dass er ihn stellvertretend annehmen wolle für das gesamte Lehrerkollegium, da alle Kolleginnen und Kollegen auf ihre Weise zu den heutigen Erfolgen beigetragen haben hätten.

Just gegen Ende der Veranstaltung ebbte der Regen ab und die Festversammlung konnte zwar nicht trockenen Fußes, aber trockenen Hauptes, ins Bildungszentrum Gartenbau zur abendlichen Feier zurückkehren. Dank sei an dieser Stelle noch einmal der Vereinigung Ehemaliger Essener Gartenbauschüler, die mit Ihrem Vorstand die komplette Feier organisierten und mit Hilfe einiger Schüler diese sehr erfolgreich bis in die frühen Morgenstunden durchführte.

Autor: Dr. Karl-Heinz Kerstjens