Nitratdienst Mai 2005

Filterbank mit Bodenproben
Vorbereitung von Bodenproben

Warmer April, kühler Mai

In den vergangenen vier Wochen zwischen den Nitratdienstbeprobungen schwankten die Temperaturen in einem weiten Rahmen. So lagen die Tageshöchstwerte am 10. April bei rund 8 °C und erreichten in Bonn am 1. Mai die 30 °C Marke. Am 22. April gab es nochmals leichten Nachtfrost. Entsprechend stark schwankten auch die oberflächlichen Bodentemperaturen, wobei die langen sonnigen Phasen im April zu einer sehr starken Erwärmung führte. In 20 cm Bodentiefe erreichten die Temperaturen Ende April fast 13°C und sanken aufgrund der kühlen Maiwitterung wieder auf 12 °C. Verstärkte Mineralisationsprozesse dürften somit im April aufgrund der hohen Einstrahlung stattgefunden haben. Das regnerische kalte Maiwetter bremste diesen Prozess vermutlich stark. Die Niederschläge fielen überwiegend ab dem 3. Mai. Im Berichtszeitraum lagen die Summen zwischen 50 mm in Bocholt und 100 im Sauerland. Durch Gewitterniederschläge wurden regional noch höhere Werte ermittelt, die unter Sommerungen Verlagerungsprozesse möglich machen.

Die Ergebnisse der N min-Untersuchungen fallen sehr unterschiedlich aus. Höhere Werte sind bei kürzlich ausgebrachten Spätgaben zu finden. Ammoniumgehalte sind aber nur vereinzelt ausgewiesen, was auf eine rasche Nitrifikation hinweist. Standorte mit ausgesprochen niedrigen Werten unter Gerste, Triticale und Weizen, wie etwa Borken, Haminkeln und Marienfeld zeigen, dass eine Nachdüngung dringlichst erforderlich ist. Bestände, die Mitte April gedüngt wurden zeigen allerdings auch bereits wieder niedrige Bodengehalte. Die sehr guten Wachstumsbedingungen im April führten zu einer entsprechend hohen N-Aufnahme. Der starke Wetterumschwung mit gebremster Mineralisation kann dabei zu Engpässen geführt haben. Das gebremste Wachstum dürfte vielfach aber zur dringend notwendigen Stabilisierung der Halme führen, da dichte schnell gewachsene Bestände einer erheblichen Lagergefahr ausgesetzt sind.

Der Weizen scheint auf den meisten untersuchten Flächen weniger stark in ein Versorgungsloch gelaufen zu sein, hierbei ist der Mittelwerte im aktuellen wie im Vormonat von zwei Ausreißern beeinflusst worden, die während der Vegetation immer mal wieder auftreten. Das Wintergetreide hat inzwischen die Beprobungsschicht 60-90 cm erreicht. Hier ist überall eine Abnahme zu verzeichnen. Allerdings waren nur in wenigen Fällen, wie in Buir und Beckrath noch größere Reserven vorhanden.

Der Hafer in Meschede bestätigt die Vermutung, dass bei hohen Niederschlagsmengen Auswaschungen stattgefunden haben. Er kann noch nicht die unterste Beprobungsschicht mit den Wurzeln erreicht haben, wo aber eine Abnahme von immerhin 28 kg/ha N zu verzeichnen war. Eine intensive Bestandsbeobachtung ist in diesen Fällen angeraten.

Die Gebremste Mineralisation zeigt sich auch sehr deutlich bei den Hackfrüchten. Die Zuckerrüben sind mit 167 kg/ha bis 213 kg/ha aber ausreichend versorgt, obwohl die Maibeprobung sonst höhere Werte aufweist. Ein Anstieg ist noch zu erwarten, da die N-Aufnahme zur Zeit noch begrenzt ist.

Gleiches kann für den Mais gesagt werden. Hier lassen sich die Düngermengen gut wieder finden, die Nachlieferung wirkt sich aber zur Zeit nur begrenzt aus. Der überall gelbe Mais leidet jedoch nicht unter N-Mangel. Für die kleinen Pflanzen ist überall eine ausreichende Versorgung über die Unterfußdüngung gegeben. Er reagiert auf die kühlen Temperaturen auf diese Weise. Sobald Wärme und Sonne kommt werden die gut aufgelaufenen Bestände dann auch grüner. Rot-violette Verfärbungen weisen nicht auf einen N-Mangel, sondern auf einen P-Mangel hin. Die P-Verfügbarkeit ist bei Kälte eingeschränkt, weshalb sich Fehler bei der Unterfußdüngung dann besonders stark auswirken. Von der so genannten späten N min-Untersuchung zur Überprüfung der N-Versorgung ist zur Zeit noch abzuraten. Erst wenn ein nachhaltiger Wetterumschwung die Mineralisation wieder anheizt, kann das standorttypische Verhalten durch die Beprobung erfasst werden.

Autor: Theo Remmersmann