Nitratdienst Juni 2005

Nachlieferung verzögert

Die Witterung der vergangenen 5 Wochen war weiterhin vergleichbar kühl. Der nach dem warmen 1.-Maiwochenende deutliche Temperaturrückgang hielt bis zur letzten Maiwoche an. Nur das Fronleichnam-Wochenende brachte eine Ausnahme mit echt sommerlichen Temperaturen bis über 30° C. Auch in der ersten Junidekade blieben die Temperaturen mit fast 4 °C unter dem langjährigen Mittel. Hierzu trugen vor allem die durchgehend kühlen Nächte bei, in denen die Temperaturen bis unter 10 °C fielen. Die Bodentemperaturen in 20 cm Tiefe sanken zur Probenahme am 13. Juni wieder auf rund 14 °C um nahezu 3 °C und lassen eine vergleichbar niedrige Nachlieferung erwarten. Die Niederschläge waren regional sehr unterschiedlich. Sie erreichten nur an der Wetterstation Münster mit 87 mm etwa die Menge, die der Verdunstung entspricht. Vor allem im südlichen Rheinland fielen nur wenige mm Niederschlag, was bereits zu einer knappen Wasserversorgung führte.

Hohe N-Gewinne unter Mais

Die Junibeprobung ist insbesondere für die Hackfrüchte von Interesse, da sich der Mineralisationsverlauf hier sehr deutlich zeigt. Selten spät hat in diesem Jahr die N min-Kontrollbeprobung im Mais stattgefunden, da die kühle Witterung den Höhepunkt der Mineralisation vermutlich verzögert hatte und die Maispflanzen aufgrund des verhaltenen Wachstums noch keine größeren N-Mengen abgeschöpft hatten. Das Herauszögern der Beprobung hat sich als richtig herausgestellt. Die gefundenen Werte sind auch ohne Düngung noch deutlich angestiegen. Sie liegen nun zwischen 151 und 327 kg/ha. Ein Nachdüngebedarf ist auf den Nitratdienstflächen somit nicht gegeben. Der Mineralisationsbedingte Anstieg betrug zwischen 49 und 168 kg/ha und macht nochmals deutlich, dass diese N-Mengen einen bereits erheblichen Teil des Bedarfs abdecken könne. Es ist zu bedenken, dass die Summen sich auf eine Beprobung bis 90 cm Tiefe beziehen. Für die Praxis wird die späte N min-Probenahme nur bis 60 cm durchgeführt. Aus dem Nitratdienst kann abgeleitet werden, dass es während der ersten 8 Wochen seit der Saat zu keiner nennenswerten N-Verlagerung gekommen ist, da in der untersten Beprobungsschicht nur niedrige Werte zu finden sind. Aufgrund der langen Zeit bis zum Reihenschluss ist die Gefahr einer Verlagerung bei hohen Niederschlagsmengen unter Mais immer groß. Der diesjährige Witterungsverlauf war dahingehend unproblematisch. Ergebnisse aus der Praxis, die den Sollwert nicht erreichen sind aber dahingehend zu interpretieren, dass keine zusätzlichen Reserven aus dem Untergrund zu erwarten sind.

Lediglich in Dülmen wurden 128 kg/ha gefunden. Dieser Standort hat eine Nachdüngung erhalten, von der ein Teil noch in Form von Ammonium vorliegt. Immer, wenn der noch nicht zu Nitrat umgesetzter Düngerstickstoff höhere Anteile in der Messung aufweist, ist die Gesamtstickstoffmenge in der Regel nicht zu erklären. Dieses begründet sich durch die Bindung des Ammoniums an die Bodenteilchen. Durch die ungleichmäßige Verteilung innerhalb des Bodens kann die Probenahme kein repräsentatives Bild erbringen.

Bei den Rüben ist aufgrund der höheren Massenbildung bereits eine starke Abnahme der Werte zu verzeichnen; die durch Düngungsmaßnahmen auf den beiden Standorten in Vettweiß weniger stark in den Werten zu finden sind. Bei den Kartoffeln ist das Bild uneinheitlich. Hier führt am Standort Bocholt wohl die Vorfrucht Grünroggen zu einem weiteren Anstieg trotz des bereits kräftigen Massenwachstums. Die Freisetzung der Erntereste führt zu diesem starken Anstieg, der auch Ursache für den sehr hohen Wert beim Mais am Standort Kevelaer zu sein scheint.

Getreide mitunter knapp versorgt

Für das Getreide ergibt sich ein etwas anderes Bild. Die Mineralisationsgewinne scheinen hier deutlich geringer zu sein. Anders als beim Mais ist der Boden durchgehend beschattet. Die Bodenerwärmung über Tag verläuft somit weit geringer ab. Bei den bis zur Probenahme weithin kalten Nächten ist die Temperatur in 20 cm Tiefe sogar wieder rückläufig gewesen. Bei der Gerste und beim Triticale sind deshalb nur überwiegend recht niedrige Werte zu finden. Die Gerste befindet sich bereits in der Abreifephase, in der der überwiegende Teil des Stickstoffs durch die Umverlagerung in der Pflanze die Proteinbildung im Korn sichert. Am Standort Buir ist noch Ammonium aus der Düngung zu finden. Hier kann die Trockenheit bereits Ursache für die zögerliche Umsetzung sein.

Der Weizen ist mit Ausnahme der Standorte Greven und Haus Düsse noch besser versorgt. Die sehr hohen Werte sind hier ebenfalls mit noch nicht umgesetzten Ammonium in Verbindung zu bringen. Die mittlerweile deutlich gestiegenen Temperaturen dürfen auf eine bessere Versorgung der Bestände durch die Nachlieferung hoffen, vorausgesetzt dass ausreichende Bodenfeuchte vorhanden ist. Im Fall des Sommerweizens in Kevelaer ist eine Nachdüngung aber noch erwägenswert, die die Proteinbildung fördert, sofern es sich um Qualitätsweizenproduktion handelt.

Autor: Theo Remmersmann