Nitratdienst April 2006

Filterbank mit Bodenproben
Vorbereitung von Bodenproben

N-Freisetzung noch kaum auszumachen

Nachdem der Winter bis Ende März anhielt, stiegen die Temperaturen am 27. März erstmals auf angenehme 18 °C. Die mildere Witterung war mit regnerischem Wetter verbunden, das die Feldarbeiten behinderte. Mit einer erneuten Abkühlung auf Tageshöchstwerte um 10 °C und Nachfrost setzte ab dem 5. April wieder trockeneres, teils sonniges Wetter ein. Unterbrochen von einzelnen Schauern setzte sich der Frühling dann langsam aber stetig durch. Ab dem 16. April konnte die Maisaussaat sogar sehr pünktlich begonnen werden. Zum aktuellen Beprobungstermin am 24./25. April stieg das Thermometer erstmals auf über 20 °C. Die Bodentemperaturen erreichten in 20 cm Tiefe 9 °C, so dass erst zur Probenahme die Bedingungen für die N-Freisetzung aus dem Boden erreicht wurden. Die Niederschlagssummen seit der Märzprobenahme beliefen sich in einer Spanne von 50 bis 70 mm. Nur in Ostwestfalen fielen über 80 mm und in Lüdenscheid sogar 102 mm und verzögerten die noch ausstehenden Bestellarbeiten.

Wurzeln erreichen Reserven

Die unter Getreide zu findenden N min-Werte werden im April maßgeblich durch die Düngungsmaßnahmen beeinflusst. Nicht mehr alle Flächen, die eine frische Düngung erhalten haben, sind durch erhöhte NH 4-Gehalte auszumachen. Mit der Erwärmung der Bodenoberfläche in den sonnigen Witterungsabschnitten setzt sich das Ammonium nun deutlich schneller als im Vormonat um. So ist auf den Standorten mit düngungsbedingt sehr hohen Werten in der obersten Schicht, wie etwa in Möhnesee, Anröchte oder Beckrath, kein NH 4-N mehr zu finden. Die extremen Werte gehen mit der Düngungshöhe nicht einher.   Solche Werte sind kurz nach einer Düngung nicht ungewöhnlich, da einerseits nicht sichergestellt ist, dass der Dünger schon gleichmäßig im Boden verteilt ist und andererseits der so genannte Priming-Effekt eintritt.   Darunter versteht man   eine vorübergehend übermäßige Freisetzung von Stickstoff, der später wieder von den Bodenorganismen gebunden wird.

Der jetzt ausgebrachte Dünger wird kaum noch bis in die zweite Beprobungsschicht vordringen, da das nun stärkere Wachstum nur noch wenig oder kein Sickerwasser entstehen lässt, dass das wasserlösliche Nitrat verlagern würde. An den Zahlen lässt sich gut ausmachen, dass die Getreidewurzeln den mittleren Horizont nun erschlossen haben und die N-Reserven der besseren rheinischen Standorte aufnehmen. Die unterste Beprobungsschicht ist aber noch nicht erreicht. So sind in Vettweiß, Beckrath oder Bad Münstereifel nach wie vor 30 bis 54 kg/ha allein in der Tiefe 60-90 cm zu finden. Eine entsprechende Berücksichtigung dieser Mengen muss bei der Bemessung der Spätdüngung erfolgen. Auf den westfälischen Standorten sind hier fast ausschließlich Werte unter 10 kg/ha zu finden. Entsprechend muss beim Aufhellen der Bestände mit einer Düngung schneller reagiert werden. Dieses gilt insbesondere für die leichten Standorte wie Hopsten, Greven oder Haltern, die hier nicht einmal mehr 5 N kg/ha aufweisen. Bisher hat die Mineralisation noch keinen nennenswerten Beitrag zu N-Versorgung beigesteuert, da die Erwärmung sehr spät stattfand, weshalb eine N-Ergänzung als Zwischendüngung bei Pflanzenschutzmaßnahmen im Einzelfall sinnvoll sein kann. Eine genaue Bestandbeobachtung ist hierfür notwendig. Zu beachten ist jedoch, dass mit der angekündigten Erwärmung besonders auf gut nachliefernden Standorten gößere N-Mengen freigesetzt werden.

Der Raps hat seine zweite N-Gabe erhalten, wenngleich die gefundenen Werte sehr unterschiedlich ausfallen, liegt die Versorgung nicht so weit auseinander, da der Zeitpunkt der Düngung hier den entscheidenden Einfluss hat. So hat der Raps in Bönen bereits Ende März die zweite N-Gabe erhalten. Durch das hohe Aneignungsvermögen des Raps und die Verlagerbarkeit in der Pflanze kann der derzeitig hohe N-Bedarf durchaus abgedeckt sein.

Bodentemperaturen zu niedrig

Dass die Mineralisation bislang sehr verhalten ablief, lässt sich aus den Standorten wie Warburg oder Kevelaer, bei denen noch keine Düngung erfolgte, schließen. Selbst durch eine Bodenbearbeitung, die durch die damit verbundene Durchlüftung und Erwärmung die Mineralisation fördert, sind die Werte in Meschede kaum angestiegen. Die sehr hohen Werte zu Zuckerrüben in Beckrath und zum Mais in Lippstadt sind hingegen auf eine noch nicht ungleichmäßige Verteilung des frisch gedüngten Stickstoffs zurückzuführen, die eine eventuelle Freisetzung überlagert. Erst wenn sich die Böden nachhaltig erwärmen, was auch höhere Nachttemperaturen erfordert, ist mit einer höheren Freisetzung zu rechnen.

Autor: Theo Remmersmann