Nitratdienst Juni 2012

Bodenprobenahme auf dem Feld

Intensive Mineralisation und Verlagerung zu beobachten

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des Bodenstickstoffs in der Zeit von Ende Mai bis Ende Juni. Die Witterungsverhältnisse in dieser Zeit schwankten extrem. In der letzten Maidekade hielt sich noch das sehr sonnige, trockene und warme Wetter. Zum Monatswechsel nahmen die Temperaturen bereits wieder deutlich ab. In der als Schafskälte bekannten kühlen Witterungsphase gegen Anfang Juni sackten die Tageshöchsttemperaturen dann sogar auf unter 10 °C. Dabei fielen erhebliche Niederschlagsmengen, die sich für den Beobachtungszeitraum zwischen 50 und 100 mm aufsummierten. Im äußersten Westen wurden sogar bis 140 mm gemessen. Im Ostwestfalen und im südlichen Rheinland fielen hingegen nur Mengen von 36 bis 40 mm. Zwar erreichten die Tageshöchstwerte anschließend wieder die 20 °C-Marke. Es blieb dabei aber wechselhaft und unbeständig.

Die Ergebnisse der Gerstenflächen zeigen eine der Abreife entsprechenden Abnahme der Nnmin-Werte. Dabei ist der Stickstoff im vollen Umfang von den Pflanzen aufgenommen worden, da im Profil keine Verlagerungen zu erkennen sind. Auffällig ist, dass an einigen Standorten (Merfeld, Erwitte, Rüthen und Mettingen) Ammoniumanteile in den Messungen zu finden waren, obwohl keine frischen Düngungsmaßnahmen erfolgt waren, aus denen das Ammonium stammen könnte. Auch kommt es vor, dass das Ammonium in einer der unteren Schichten zu finden ist, was auf intensive Umsetzungsvorgänge hinweist, die aber unter Umständen wegen Sauerstoffmangels nicht bis zur Endstufe, dem Nitrat, abgelaufen sind. Dieses kommt verstärkt zum tragen, wenn - wie jetzt - hohe Bodentemperaturen vorhanden sind. Je nach Standort sind kurzzeitig Niederschlagsmengen gefallen, die die Aufnahmefähigkeit des Bodens überschritten. Dieses ist auf Böden mit Gefügeproblemen und der sich daraus ergebenden geringen Wasserverdaulichkeit höher als auf Böden mit guter Dränstruktur.

Beim Weizen sind noch höhere Schwankungen in den Nnmin-Gehalten gegeben. Hier ist die N-Aufnahme noch im vollen Gange. Die Niederschläge haben dem gesamten Getreide sehr gut getan. Dadurch wurde die angespannte Wasserversorgung überwunden. Die N-Freisetzung kann weiterhin zur Versorgung der Pflanzen beitragen und durch eine langsame Abreife zu einer guten Kornfüllung führen.

Verlagerung unter Mais möglich

Die Zuckerrüben haben die Reihen geschlossen und entsprechend ihrem Wachstum sind die Stickstoffvorräte deutlich zurückgegangen. Dabei sticht der Standort Vettweiß mit 290 kg/ha N nach oben hin heraus. Hier sind aber auch Ammoniumanteile vorhanden, die häufig mit hohen Gesamt-Nnmin-Funden einhergehen, die sich nicht aus der Düngung erklären sondern auf eine ungleichmäßige N-Verteilung hinweisen. Dieses ist unter Mais noch im weit stärkeren Maße zu beobachten. An etlichen Standorten sind Ammoniumwerte zu finden, die im Vormonat bereits eine komplette Nitrifikation des gedüngten Stickstoffs zeigten. Dass der beschriebene Effekt unter Mais häufiger auftritt als unter Getreide und Rüben bedingt sich sowohl durch die Temperaturen wie auch durch den Wassergehalt. Vor allem unter Getreide war das Wasserdefizit aufgrund der Pflanzenaufnahme weitaus stärker als unter Mais, der erst mit Beginn des Reihenschlusses einen hohen Wasserverbrauch hat. Somit ist eine kurzfristige Wassersättigung hier schneller gegeben. Zum anderen sind es aber auch die Bodentemperaturen die auf den bis dahin nicht völlig beschatteten Boden höher waren und somit höhere Mineralisationsgewinne erwarten lassen. Dass der Mais noch wenig Wasser verbraucht hat, zeigt sich auch an den zu beobachtenden Verlagerungstendenzen. In Borken und Bocholt-Barlo, beides Standorte, an denen es über 100 mm im letzten Berichtszeitraum geregnet hat, weisen in der zweiten Beprobungsschicht weit mehr Stickstoff als im Oberboden auf. Die nach der Beprobung gefallenen Niederschläge könnten bereits zu einer echten Auswaschung führen, wie wir sie in den letzten sehr trockenen Vorsommern nicht mehr beobachten konnten.

Die bei den Kartoffeln gefundenen Ammoniummengen in Goch und Lippstadt dürften hingegen nicht mit denitrifizierenden Verhältnissen in Zusammenhang stehen, die innerhalb des Kartoffeldamms kaum gegeben sind. An beiden Standorten waren im Vormonat bereits hohe Ammoniumwerte zu finden, die sich aus einem Depot erklären lassen, das durch die Verwendung von Schwefelsaurem Ammoniak entstanden ist und bisher nur in Teilen nitrifiziert wurde

Autor: Theo Remmersmann