Nitratdienst April 2013

Wintergerste im HerbstBild vergrößern
Wintergerste. Foto: Holger Fechner

Zu kalt und zu trocken

Nach der sehr kurzen Warmphase Anfang März fielen die Temperaturen wieder rapide ab und bewegten sich tagsüber nur knapp über dem Gefrierpunkt. Die 10°C-Marke wurde so gut wie nicht erreicht. Nachts gab es landesweit Bodenfrost. In der zweiten Märzdekade brachte ein Tiefausläufer für einen kurzen Zeitraum etwas mildere Luftmassen heran. In dieser Zeit fielen im Rheinland und in Ostwestfalen die einzigen Niederschläge. Diese waren aber mit weniger als 10 mm nicht nennenswert. Das Münsterland blieb hingegen trocken. Erst am Ende des Beprobungszeitraums stiegen die Temperaturen wieder leicht an. Insgesamt reichte die Spanne der Niederschlagssummen von 4 mm in Rheine bis 35 mm in Lage. Im Durchschnitt wurden jedoch nur 18 mm erzielt. Damit wurde nur etwa ein Drittel des langjährigen Durchschnitts erreicht.

Aufgrund der niedrigen Temperaturen fiel der wenige Niederschlag oftmals als Schnee und schützte die Kulturen noch einmal vor dem anhaltenden kalten, trockenen Ostwind. In der ersten Aprildekade, als dann kein Schnee mehr lag, entzog der Wind dem oberen Boden erhebliche Restvorräte an Wasser. Der Wassergehalt sank bis auf 50 % der nutzbaren Feldkapazität - Auswaschungsverluste an Nitratstickstoff sind daher keine zu erwarten. Da die Temperaturen innerhalb des Beprobungszeitraums winterlich waren, hat auch keine nennenswerte Mineralisation stattgefunden. Die guten Bedingungen wurden vielerorts für das Ausbringen von Wirtschaftsdüngern genutzt. Der in den Düngern enthaltene Ammoniumstickstoff kann allerdings nur langsam in den auswaschungsgefährdeten Nitratstickstoff umgewandelt werden. Durch fehlende Stoffwechselaktivität der Pflanzen ist umgekehrt auch nicht von einer Aufnahme auszugehen. Der Oberboden konnte zwar teilweise für die Saat der Sommerungen bereitet werden, eine Aussaat ist allerdings nur bei der Zuckerrübe in den Börden auf drei der Referenzflächen erfolgt.

Viel NH4-Stickstoff im Oberboden

Die Wintergerstenflächen wurden alle mindestens einmal in diesem Jahr gedüngt. In Rheine ist schon die zweite Gabe verabreicht worden. Aufgrund der Düngung hat sich das N-Niveau unter dieser Kultur weiter erhöht. Auch unter Triticale und Winterweizen werden aufgrund der vielfach ausgeführten Düngegaben im Durchschnitt ähnlich hohe Werte erreicht wie unter der Wintergerste. In Münster und Hopsen wurde auch hier schon die zweite Gabe ausgebracht. Wegen der niedrigen Temperaturen und dem nicht vorhandenen Sickerwasser ist verhältnismäßig viel Ammonium- aber eben auch Nitratstickstoff in der oberen Beprobungsschicht vorzufinden. Beide Stickstoffformen stammen fast ausschließlich aus den Düngegaben, da so gut wie keine Mineralisation stattgefunden hat. Der Stickstoff kann jetzt in der aktuell warmen zweiten Aprildekade bei sehr günstigen Wachstumsbedingungen und der beginnenden Schossphase von den Pflanzen aufgenommen und umgesetzt werden.

Ähnlich wie unter den Getreideflächen hat sich auch unter den drei mit Raps bestellten Flächen das Stickstoffniveau aufgrund von Düngemaßnahmen erhöht, allerdings in stärkerer Form. Hier wird aktuell der durchschnittliche Wert von 116 kg/ha N gemessen. Auf den mit Zwischenfrucht bestellten Flächen ist eine leicht steigende Tendenz der Werte erkennbar. Hier wurden scheinbar trotz schlechter Mineralisationsbedingungen abgestorbene Blattmasse umgesetzt und Stickstoff angereichert. Eine steigende Tendenz ist ebenfalls unter unbestellten Flächen zu beobachten. Diese Flächen befinden sich allerdings oftmals schon in der Saatbettbereitung, wodurch bessere Mineralisationsbedingungen erreicht werden. Auf einigen dieser Flächen, wie in Dülmen oder Merfeld, ist im Zuge der Vorbereitung für die Aussaat der Sommerung zusätzlich organischer Dünger aufgebracht worden, sodass der vorzufindende Stickstoff daraus stammt.

Besondere Düngestrategie muss nicht sein

Als Fazit aus diesen Beobachtungen lässt sich ableiten, dass der in der oberen Beprobungsschicht in großen Mengen vorhandene Stickstoff unter bestellten Flächen schnell von den Pflanzen aufgenommen und umgesetzt wird, wenn es jetzt zu günstigen Wachstumsbedingungen kommt. Für eine Aufnahme sind jedoch dringend ergiebige Niederschläge nötig. Sind diese Bedingungen vorhanden, sollten Raps- und Getreidebestände, die noch keine zweite N-Gabe bekommen haben, diese erhalten. Fallen keine nennenswerten Niederschläge, stehen den Pflanzen auch erhebliche Mengen an Nitratstickstoff zur Verfügung, da dieser nicht ausgewaschen wird. Von einer weiteren Nachlieferung an Ammonium-Stickstoff in der Krume durch Mineralisation kann ausgegangen werden. Auch dieser steht den Pflanzen unmittelbar zur Verfügung.

Autor: Holger Fechner