Nitratdienst Mai 2013

Wintergerste im HerbstBild vergrößern
Wintergerste. Foto: Holger Fechner

Nitrifikation trotz Trockenheit

Während bis Mitte April der Anstieg der Temperaturen noch sehr verhalten war und der Vegetationsbeginn mit zwei bis drei Wochen Verzögerung eingetreten ist, konnten die Kulturen von Mitte April bis Mitte Mai bei normalen Temperaturen einiges an Rückstand kompensieren. Der Entwicklungsrückstand liegt derzeit bei ein bis zwei Wochen. Im gesamten Zeitraum traten kaum Nachtfröste auf. Die Tagestemperaturen lagen durchweg bei über 10 ° C, sodass sich die für die Hackfrüchte vorbereiteten Böden gut erwärmen konnten und die Aussaat bei guten Bedingungen stattgefunden hat. Lediglich um den 20. April und eine Woche darauf sanken die Nachttemperaturen noch einmal erheblich, wobei frische Keimpflanzen lokal Schaden genommen haben.

Der Zeitraum Mitte April bis Mitte Mai war mit ungefähr 60 % des langjährig durchschnittlichen Niederschlags erneut viel zu trocken. An der Wetterstation Gronau wurden lediglich fünf Millimeter gemessen. Nur im Kreis Unna sowie im südlichen Rheinland wurden Durchschnittswerte erzielt. Starker Wind hat auf den frisch bestellten Flächen zusätzlich Wasser entzogen, sodass insbesondere auf den leichten Standorten die Keimwurzeln Probleme bekamen. Die Bedingungen für eine Stickstofffreisetzung waren aufgrund der Temperaturen und der Einstrahlung insgesamt gut, wenngleich sie durch die starke Trockenheit lange Zeit stark behindert wurde. Starke Defizite gab es in der ersten Maihälfte beim Wassergehalt in der Krumenschicht. Hier wurden auf allen Böden nur 10 bis 30 % der nutzbaren Feldkapazität erreicht! Erst die in der letzten und dieser Woche gefallenen Niederschläge brachten deutliche Entspannung. Sickerwasser und damit verbundene Nitratverluste sind deshalb für den Bemessungszeitraum nicht zu erwarten.

Schlechte Verteilung im Boden

Auf den meisten Wintergerste- und Wintertriticale-Flächen ist die abschließende N-Gabe erfolgt. Die N-Versorgung ist auf diesen Flächen ausreichend. Eine Aufnahme durch die Pflanzen kann jedoch nur durch eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit gewährleistet werden, wobei Nitrat- und Ammonium-N mobilisiert werden können. Sehr niedrige N-Gehalte von durchschnittlich 8 bis 10 kg/ha N in der untersten Bodenschicht (60 bis 90 cm) weisen darauf hin, dass die Pflanzenwurzeln bis in diese Schicht vorgedrungen sind und dort den Stickstoff aufnehmen. Durch die bereits sehr lange Trockenheit bedingt, war das N-Niveau in dieser Schicht im vorherigen Bemessungszeitraum allerdings auch schon sehr niedrig. Auch beim Weizen hat auf vielen Referenzflächen bereits eine Spätdüngung stattgefunden. Viele Flächen weisen daher einen hohen N-Gehalt auf.

Noch genügend Stickstoff für Raps

Insgesamt wird auf allen Getreideflächen so gut wie kein Ammonium-N mehr gemessen. Während des Bemessungszeitraumes waren aufgrund der fehlenden Bodenfeuchtigkeit die Mineralisationsbedingungen eher schlecht. Wenige Tage bevor die Bodenproben gezogen wurden gab es jedoch vielerorts einige Schauer verbunden mit hohen Temperaturen, sodass innerhalb eines sehr kleinen Zeitfensters der Ammonium-N auf und in der Krume sehr schnell in Nitrat-N umgesetzt werden konnte und somit nicht mehr vorhanden ist. Auf den Rapsflächen hat der Nmin-Gehalt in allen drei Beprobungsschichten aufgrund des Massenwachstums stark abgenommen; hier wird durchschnittlich nur noch die Hälfte des vorherigen Niveaus erreicht. Es steht den Pflanzen aber mit durchschnittlich 59 kg/ha N noch genügend Stickstoff zur Verfügung.

Bei den Hackfrüchten gibt es zwischen den Flächen sehr große Differenzen beim Nmin-Gehalt. Insgesamt ist aber aufgrund von Düngungsmaßnahmen bei fast allen Flächen der Gehalt gestiegen. Hinzu kommt, dass durch die Bodenbearbeitung eine N-Freisetzung stark begünstigt wurde. Auffällig ist auch bei den Hackfrüchten der sehr niedrige Ammonium-N-Gehalt. Der zu Nitrat-N umgewandelte Ammonium-N konnte jedoch noch nicht ausreichend in alle Bodenschichten verteilt werden, was an den dort gemessenen Werten deutlich wird. Für die noch sehr jungen Hackfrucht-Kulturen ist diese Verteilung durchaus positiv zu werten. Eine Verteilung des Stickstoffs auch in tiefere Bodenschichten mit den einsetzenden Niederschlägen ist jedoch für die Winterungen von Vorteil. Im Einzelfall hätte aufgrund der sehr niedrigen Vorräte in diesen Schichten bei ausbleibenden Niederschlägen über eine Nachdüngung nachgedacht werden müssen.

Die Senf-, Ölrettich- sowie Raps-Flächen, die als Zwischenfrüchte angebaut wurden, weisen sehr hohe Nmin-Werte auf. Hier hat bereits eine Mineralisation der abgefrorenen oder gemulchten Biomasse stattgefunden. Bei den frisch geernteten Grünroggen- und Zwischenfrucht-Gras-Flächen werden hingegen noch sehr niedrige Werte gemessen. Hier erfolgt erst in den kommenden Wochen ein Abbau der Wurzelbiomasse und Erntereste und damit eine Freisetzung des Stickstoffs. Dieser Stickstoff wird deshalb auch nicht vollständig bei der in den kommenden Tagen anlaufenden „späten Nmin-Untersuchung“ erfasst.

Autor: Holger Fechner