Nitratdienst September 2013

Ausfallgetreide auf unbearbeiteter FlächeBild vergrößern
Ausfallgetreide nimmt auf unbearbeiteten Flächen Stickstoff aus der Krume auf. Genauso wie bei frisch bestellten Flächen ist jetzt Wasser für die Nährstoffaufnahme dringend nötig

Nach wie vor zu trocken

Der Nitratdienst berichtet über die Dynamik des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum Anfang August bis Anfang September. Innerhalb dieses Zeitraums gab es landesweit nur wenige nennenswerte Niederschläge. Die wenigen Schauer, die meistens in der ersten Augusthälfte fielen, brachten in den meisten Regionen maximal zehn Millimeter pro Ereignis. Lediglich in Ostwestfalen konnten am 6. August Mengen von bis zu 20 Liter gemessen werden. Im landesweiten Durchschnitt wird mit den erzielten 34 Litern pro qm nur die Hälfte des langjährigen Mittels für diesen Bemessungszeitraum erreicht. Die Tagestemperaturen beliefen sich bei angenehmen 20 bis 30 Grad und auch die Nächte waren mit 8 bis 15 Grad noch relativ mild. Insgesamt setzte sich die angespannte trockene Witterung fort, was zur Folge hatte, dass die Hackfrüchte sowie der Mais zunehmend darunter litten. Insbesondere am Niederrhein (66%) und in Westfalen (60%) werden laut Deutschem Wetterdienst erst in etwa zwei Drittel des langjährigen Niederschlagmittelwertes bis Anfang September ausgewiesen. Die Situation ist hinsichtlich der Wasserknappheit daher besonders angespannt in diesen Regionen. Die trockene Witterung im August konnte andererseits dazu genutzt werden, das restliche Getreide einzufahren und die Stoppelbearbeitung durchzuführen. Wer flüssige organische Dünger (Gülle, Gärreste) verbracht hat, war nicht nur nach der Düngeverordnung, sondern auch aufgrund der Witterung dazu angehalten, entweder diese direkt in den Boden zu schlitzen oder sehr schnell einzuarbeiten, um große Ammoniakverluste zu vermeiden. Die sehr warmen Böden, die ggf. stattgefundene Bodenbearbeitung sowie die geringen Niederschläge ließen eine hohe Mineralisationsrate und geringe Auswaschung an Nitrat erwarten.

Es wurden fünf der Beobachtungsflächen mit Raps bestellt. Mit durchschnittlich gemessenen 100 kg/ha Nmin hat sich der Bodenvorrat im Vergleich zum Vormonat fast verdoppelt. Unter der Fläche in Menden hat sich der Wert sogar um 150 kg/ha erhöht! Alle Flächen wurden nicht gedüngt, sodass die gemessenen Werte auf die günstigen Mineralisationsbedingungen hinweisen. Der Stickstoff ist weitestgehend in der Krume vorzufinden und stellt somit einen ausreichenden Vorrat für die Herbstentwicklung dar. Auf der Fläche in Menden ist die Anwendung eines Wachstumsreglers angeraten, um ein Überwachsen zu vermeiden.

Bei den geernteten Getreideflächen kann eindeutig eine Beziehung zwischen dem Bodenbearbeitungsgrad und dem Nmin-Vorrat abgeleitet werden. Die noch unbearbeiteten und ungedüngten Flächen in Horstmar, Minden und Bünde weisen durchschnittlich 37 kg/ha Nmin auf. Dabei hat sich der Wert im Vergleich zum Vormonat nur geringfügig erhöht. Auf dem größten Teil der Referenzflächen, auf denen Getreide angebaut wurde, wurde in den letzten Wochen eine erste Stoppelbearbeitung durchgeführt. Durch die Lockerung wurde Sauerstoff in die Krume eingebracht und damit die Mineralisation von organisch gebundenem Bodenstickstoff, Wurzeln und Ernteresten positiv beeinflusst. Auf diesen Flächen konnten durchschnittlich 47 kg/ha Nmin gemessen werden, was eine Steigerung um 16 kg/ha zum Vormonat bedeutet. Die Fläche in Goch-Pfalzdorf ist davon die einzige, welche gedüngt wurde. Auf vier der Beobachtungsflächen wurde bereits eine zweite Stoppelbearbeitung durchgeführt. Diese hat noch tiefere Schichten als bei der ersten Bearbeitung erfasst und somit auch dort günstige Mineralisationsbedingungen geschaffen. Daher kann auf diesen Flächen mit durchschnittlich 61 kg/ha Nmin der meiste Stickstoff im Vergleich nachgewiesen werden.

Auf der beernteten, aber noch nicht bearbeiteten Winterrapsfläche in Minden hat eine Reduktion des mineralischen Stickstoffs von 10 kg/ha in der Krume stattgefunden, was durch die Aufnahme des Ausfallrapses zu erklären ist. Auf der Fläche in Horstmar ist dieser Trend jedoch nicht zu erkennen. Dies ist wahrscheinlich auf die trockenen Bodenverhältnisse an diesem Standort zurückzuführen. Das fehlende Wasser erschwert die Aufnahme von Nährstoffen durch die Pflanzen. Unter der Kartoffelfläche in Warendorf hat sich der Nmin-Vorrat in der Krume stark erhöht, was auf die Bodenbewegung durch das Roden zu erklären ist. Die noch in der Einlagerung und Wachstum begriffenen Zuckerrüben haben aus allen drei Bodenschichten moderat Stickstoff abgeschöpft.

Große Unterschiede an Nmin-Werten unter Maisflächen

Insgesamt ist der Nmin-Gehalt unter den Maisflächen um durchschnittlich 28 kg/ha auf 63 kg/ha zurückgegangen. Hier ist jedoch eine sehr starke Schwankungsbreite auszumachen. So werden zum Beispiel in Greven lediglich 17 kg/ha Nmin gemessen, wohingegen in Schlangen 147 kg/ha vorliegen. Auf fast allen Flächen hat der Mais aber noch Stickstoff aufnehmen und verwerten können. Die sehr unterschiedliche N-Dynamik unter dieser Kultur ist nur durch mehrere Faktoren, die zusammenkommen, zu erklären. Da Mais auf nahezu allen Bodenarten und in allen Regionen angebaut wird, gibt es große Unterschiede in der Wasserversorgung, was zu sehr unterschiedlichen Abreifgraden führt. Bestände, welche schon weit in der Abreife fortgeschritten sind, nehmen so gut wie keinen Stickstoff mehr auf. Hier kommen außerdem Sortenunterschiede ins Spiel, die sich in der Reifezahl und der Anfälligkeit für den Pilz Turticum ausdrücken.

Zahlreiche Flächen, auf denen vorher Getreide angebaut wurde, sind derzeit mit Zwischenfrüchten bestellt. Auf vielen dieser Flächen wurde im Bemessungszeitraum organischer Dünger wie z.B. Gülle ausgebracht und somit die Gelegenheit genutzt, die Lagerstätten zu entlasten. Laut „40/80er-Regelung“ der Düngeverordnung (DüV) dürfen unter anderem nach der Getreideernte noch maximal 40 kg/ha NH4-N oder 80 kg/ha Gesamt-N zu Zwischenfrüchten gedüngt werden. Hier ist in der Regel ein Bedarf an Stickstoff gegeben, da Zwischenfrüchte noch beträchtliche Stickstoffmengen verwerten können. Die Düngung auf den Zwischenfruchtflächen spiegelt sich in den gemessenen Nmin-Werten wieder. Die Aufnahme des Stickstoffs durch die Pflanzen ist aber maßgeblich von der Bodenfeuchte abhängig. Daher sind Niederschläge dringend notwendig.

Autor: Holger Fechner