Nitratdienst Mai 2014

Wüchsige Zuckerrüben im MaiBild vergrößern
Die Bodenfeuchte löst den Mineraldünger und bringt ihn zur Wirkung

Endlich Niederschläge

Der Nitratdienst berichtet über die Dynamik des mineralischen Bodenstickstoffs auf den Referenzflächen von Anfang April bis Anfang Mai. Die erste Hälfte des Bemessungszeitraums war, wie die Wochen zuvor bereits, weiterhin von viel Sonne und Trockenheit geprägt. Ende April änderten sich dann die Luftströme und im Zuge von atlantischen Tiefausläufern kam es landesweit immer wieder zu Niederschlägen. Diese fielen jedoch oft nicht sehr ergiebig und lokal sehr unterschiedlich aus. Im Landesdurchschnitt kam es zu knapp 49 Millimeter Niederschlag innerhalb des 4-Wochen-Zeitraums mit dem niedrigsten Wert von 22 Millimetern im rheinischen Geilenkirchen und dem höchsten Wert von 93 Millimetern im sauerländischen Medebach. Insgesamt wurden seit Jahresbeginn bis zum aktuellen Nitratdienst laut Deutschem Wetterdienst (DWD) trotzdem erst 56 % bis 67 % des vieljährigen Mittelwertes an Niederschlägen erzielt. Die Tages- und Nachttemperaturen waren weiterhin sehr mild. Nur in der Nacht vom 16. auf den 17. April kam es bei klarer Nacht landesweit zu Bodenfrost. Insgesamt waren die Bedingungen für die Maisaussaat gut – nur dort wo es nennenswerte Niederschläge auf schweren Standorten gab, traten Verzögerungen auf. Vielerorts ist früh gelegter Mais aufgelaufen und befand sich bis Ende des Bemessungszeitraums bereits im Zwei- bis Dreiblattstadium und dürfte somit den Unterfußdünger mit den Keimwurzeln erreicht haben. Auf den Maisflächen fehlte vielerorts in der Krumenschicht die Feuchtigkeit, die aber durch das jetzt fallende Wasser vorhanden sein dürfte. Die feucht-warme Witterung in der zweiten Hälfte des Bemessungszeitraums hat für gute Mineralisationsbedingungen und zum Lösen von festen Mineraldüngern einerseits und zu einer erhöhten Aufnahme von Stickstoff durch das fortgeschrittene Pflanzenwachstum andererseits geführt. Außerdem ist noch von keinen Stickstoffverlusten durch Sickerwasserbildung auszugehen. Auf schwerem Boden wurden mit den bislang gefallenen Niederschlägen die 100% nutzbare Feldkapazität (nFK) bis Anfang der KW 19 noch nicht überschritten.

Viel Umsatz und Aufnahme von Stickstoff in der Krume

Auf den Wintergerstenflächen ist bis zur letzten Bodenprobenahme überall die letzte Düngung erfolgt. Auf fünf der acht Flächen können deshalb auch Ammonium-N-Gehalte festgestellt werden. Bis zum Ährenschieben haben die Pflanzen beträchtliche Mengen an Stickstoff benötigt und auch aufgenommen. Der durchschnittlich gemessene Nmin-Gehalt ist von 65 kg/ha Nmin Anfang April auf jetzt 48 kg/ha zurückgegangen. Auffällig dabei ist, dass sich diese Veränderung fast ausschließlich in der Krume ergeben hat. Unter den Winter-Triticale- und Winter-Roggenflächen sind die mineralischen Bodenstickstoffgehalte um über die Hälfte des Vormonatwertes gefallen. Die Anfang Mai erfolgten Düngemaßnahmen auf den Flächen z.B. in Schlangen oder Salzkotten können in der letzten Bodenprobe noch nicht festgestellt werden. Die Winterroggenfläche in Bocholt ist mit 3 kg/ha Nmin entleert und sollte ebenfalls dringend eine Stickstoffgabe erhalten. Die Winterweizenflächen, die den größten Anteil der Referenzflächen ausmachen, haben innerhalb des Bemessungszeitraums ausnahmslos die zweite N-Gabe während des Schossens erhalten. Doch lediglich unter den Flächen in Greven und Marsberg kann ein Ammonium-N-Gehalt festgestellt werden. Auf den anderen Flächen ist die Maßnahme wahrscheinlich schon zu lange her und die Bedingungen waren zu gut, sodass die Umsetzung von Ammonium- hin zum Nitratstickstoff (Nitrifikation) zügig voranschreiten konnte. Der sich in der Schossphase befindende Winterweizen hat einen hohen N-Bedarf, welcher sich an den sinkenden Nmin-Werten ablesen lässt. Wie bei den anderen Getreidearten auch, kann der enorme Rückgang an mineralischem Stickstoff fast ausschließlich in der Krume festgestellt werden. Zu erklären wäre dieses Phänomen durch die Kombination an ausreichender Bodenfeuchte in der Krume durch die eingesetzten Niederschläge und der zweiten N-Gabe. Wurde Stickstoffdünger bei den ersten zwei Gaben in fester Form appliziert, konnte dieser unter den Witterungsbedingungen der letzten Tage ausreichend gelöst und den Pflanzenwurzeln zur Verfügung gestellt und zügig aufgenommen werden. Zu beobachten sind auch sogenannte „Priming-Effekte“ unter den Winterweizenflächen in Buir und Beckrath, wo die Nmin-Werte sprunghaft höher als die letzte  Düngemaßnahme angestiegen sind. Dieser Effekt kommt zustande, wenn die Mineralisierung von organischer Substanz durch die mineralische Düngegabe extra stimuliert und daraufhin viel Stickstoff zusätzlich aus der organischen Substanz freigesetzt wird.

Wo Anfang April unter den meisten Winter-Rapsflächen noch beträchtliche Stickstoffvorräte nachweisbar waren, so sind diese jetzt fast ausnahmslos entleert. Nur unter der Fläche in Menden ist noch ein geringer Vorrat vorhanden. Unter Zuckerrüben ist das N-Niveau vorwiegend aufgrund der Düngemaßnahmen stark angestiegen. Auf der Fläche in Alpen spielt wahrscheinlich auch der oben beschriebene Priming-Effekt eine Rolle, da hier viel Biomasse in der Krume durch die untergearbeitete Winterzwischenfrucht vorhanden ist. Große Mineralisationsschübe können unter allen Maisflächen derzeit festgestellt werden. Die Bodenbewegung bei der Grund- und Saatbettbereitung sowie der Aussaat und die untergearbeiteten Winterzwischenfrüchte haben v.a. in der Krumenschicht für einen starken Anstieg der Nmin-Werte gesorgt.

Autor: Holger Fechner