Nitratdienst Januar 2015

Getreide im Schnee

Schützende Schneedecke

Der Temperaturgang wechselte von sehr niedrigen Temperaturen um den Gefrierpunkt in der ersten Dezemberwoche bis hin zu immer milder werdenden, oftmals über die Zehn-Grad-Marke steigende Temperaturen an Weihnachten. Mit Einzug einer Kaltfront fielen die Temperaturen danach landesweit wieder recht schnell für wenige Tage bis leicht unter den Gefrierpunkt ab, um dann jedoch um die Jahreswende bis zum Ende des Bemessungszeitraums wieder leicht anzusteigen. Niederschläge setzten ab der zweiten Dezemberwoche ein und traten ab dann für den restlichen Zeitraum gut verteilt und mit mehreren Peaks auf. Trocken blieb es lediglich in der ersten Dezemberwoche. Niederschläge kurz nach Weihnachten fielen meistens in Form von Schnee und hinterließen für wenige Tage eine Schneedecke auf den Kulturen, sodass diese vor den etwas tieferen Nachtfrösten in diesem Zeitraum geschützt waren.

Im Durchschnitt sind an den Wetterstationen im Land im Erhebungszeitraum in der Summe 87 mm Niederschlag gefallen, was in etwa dem langjährig gemessenen Durchschnittswert entspricht. Leichte und mittlere Böden waren zu Beginn des Erhebungszeitraums an den meisten Orten wassergesättigt, sodass es mit den zunehmenden Niederschlägen vermehrt zur Sickerwasserbildung kam. Eine Verlagerung oder Auswaschung von Nitratstickstoff war deshalb an diesen Standorten möglich. Die phasenweise milden Lufttemperaturen ließen auch die Bodentemperaturen ansteigen, was in Kombination mit der Feuchtigkeit zu günstigen Bedingungen für eine Neubildung von mineralischem Stickstoff führte. Die leichten Fröste zu Beginn des Dezembers führten zu ersten Absterbeerscheinungen bei nicht-winterharten Zwischenfrüchten und einzelner Blätter bei anderen Kulturen. Diese Biomasse konnte in den darauffolgenden Wochen beginnen mineralisiert zu werden.

Gesunkene Werte

Unter allen Wintergetreidearten sind die durchschnittlichen Nmin-Werte im Vergleich zum Vormonatswert mehr oder weniger stark zurückgegangen. Unter Wintergerste ist der Durchschnittswert ungefähr um ein Drittel gesunken. Unter Winter-Triticale und Winterweizen fällt der Rückgang mit durchschnittlich rund 20 % etwas moderater aus. Eine Verlagerung von Nitratstickstoff lässt sich auf vielen der Wintergetreideflächen feststellen. Auswaschungsverluste aus der untersten Bemessungsschicht von 60 bis 90 cm gab es insbesondere unter den Wintergerstenflächen in Beckrath sowie Horstmar auf mittleren Böden, den leichten Winter-Triticalestandorten in Dorsten und Coesfeld-Flamschen oder dem Winter-Weizenstandort in Xanten auf einem mittleren Boden.

Starke Verlagerungen

Unter anderen Getreideflächen wiederum ist Nitratstickstoff aufgrund von Sickerwasser aus den beiden oberen Schichten von 0 bis 30 cm und 30 bis 60 cm in die unterste Schicht verlagert worden. So hat zum Beispiel eine Anreicherung von 20 kg/ha Nitratstickstoff unter der Winter-Triticalefläche in Stemwede Levern oder von 18 kg/ha unter der Winter-Weizenfläche in Beckrath in dieser Schicht stattgefunden. Es ist aber davon auszugehen, dass ein Teil des mineralischen Stickstoffs bei der zum Teil vorherrschenden Witterung innerhalb des Bemessungszeitraums phasenweise auch von den Pflanzen aufgenommen wurde. Hinzu kommt ein Teil neugebildeter Stickstoff aus Mineralisierungsprozessen. Dass eine Mineralisierung stattgefunden hat, lässt sich anhand des nachgewiesenen Ammoniumstickstoffs beispielsweise unter der Wintergerstenfläche in Kevelaer und insbesondere unter der Winter-Triticalefläche in Stemwede Levern belegen. Auf dieser Fläche können ganze 21 kg/ha Ammoniumstickstoff nachgewiesen werden.

Noch immer sehr hohe Nmin-Werte von über 100 kg/ha können unter den beiden Winter-Weizenflächen in Anröchte-Effeln und Sievernich gemessen werden. Unter den Referenzflächen, auf denen Winterraps angebaut wird, haben sich die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat kaum verändert und liegen mit durchschnittlich 18 kg/ha unverändert auf einem geringen Niveau. Ein großer Anteil an Stickstoff liegt gebunden in der oberirdischen Biomasse vor. Leichte Anstiege der Werte, zum Beispiel unter den Flächen in Möhnesee oder Essen-Kettwig, sind auf mineralisierte, abgestorbene oberirdische Biomasse zurückzuführen. Vor allem auf den sehr weit entwickelten und in dicht stehenden Beständen dürfte dieses Phänomen zu finden sein. Gleiches gilt für mit Ölrettich als Zwischenfrucht angebaute Flächen. Unter den mit Ackersenf bestellten Flächen lassen sich hingegen sehr uneinheitliche Entwicklungen feststellen. In Abhängigkeit von der Entwicklung des Bestandes, nämlich inwieweit dort bereits ein Absterben der Pflanzen durch Frost stattgefunden hat, sowie der Bodenart und Witterung sind die Nmin-Werte leicht angestiegen oder gesunken. Eine Mineralisierung und ein damit einhergehender Anstieg des Nmin-Wertes treffen insbesondere für die Fläche in Delbrück-Westenholz zu, unter der auch ein Ammoniumgehalt gemessen werden kann. Ein größerer Rückgang der Werte kann andererseits unter den Flächen in Bünde und Lage beobachtet werden.

Unter den drei mit Grünroggen bestellten Flächen hat sich der durchschnittlich gemessene Nmin-Wert gegenüber dem Vormonat fast halbiert, wofür auf den sehr leichten Böden in Versmold und Bocholt Barlo - beides Sandböden - hauptsächlich Sickerwasser verantwortlich ist. Geringe Mengen an Stickstoff sind mit Sicherheit auch hier von den Pflanzen analog zum anderem Wintergetreide aufgenommen worden.

Autor: Holger Fechner