Nitratdienst November 2015

Wintergetreideacker im NovemberBild vergrößern
Bereits gesätes Wintergetreide konnte aufgrund der feuchten Witterung gut auflaufen und sich gut etablieren.

Nmin-Werte im November

Im Gegensatz zum Vormonat präsentierte sich der Oktober bis auf wenige Tage Mitte des Monats überdurchschnittlich trocken und warm mit viel Sonnenschein. Durchschnittlich fielen an den Wetterstationen im benannten Zeitraum in NRW lediglich 41 mm Niederschlag, was deutlich unter dem langjährigen Mittelwert liegt. Die wenigen Niederschlagsereignisse haben sich fast ausschließlich zu Beginn des Bemessungszeitraumes und an wenigen Tagen Mitte Oktober ereignet. Mitte des Monats kam es zu einem kurzweiligen Wintereinbruch, bei dem die Temperaturen stark abfielen und es vielerorts sogar schneite. Danach stellte sich wieder ruhiges, sonniges Hochdruckwetter mit milden Temperaturen ein. Die Tagestemperaturen lagen vor und nach dem Winterintermezzo weit über 10° C.

Gutes Wetter genutzt

Auch die Nachttemperaturen blieben sehr mild. In Kombination mit der vorhandenen Bodenfeuchte des Vormonats waren die Wachstumsbedingungen für die ausgedrillten Winterungen und Zwischenfrüchte ausgesprochen gut, sodass die Auflauf- und Wuchsdepressionen aus dem Zeitraum September weitestgehend kompensiert werden konnten. Begrenzender Faktor war bereits die abnehmende Tageslichtlänge. Das gute Wetter wurde vielerorts genutzt, um Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben zu ernten, eine Bodenbearbeitung durchzuführen sowie Winterweizen und -Triticale zu säen. Die damit verbundene Bodenbewegung in Kombination mit den milden Temperaturen hat noch einmal für günstige Mineralisationsbedingungen im Oberboden gesorgt, bei der Erntereste weiter umgesetzt werden konnten. Andererseits darf man die Erwärmung des Oberbodens zu dieser späten Jahreszeit auch nicht überbewerten. Zu einer Überschreitung der nutzbaren Feldkapazität und damit einer Sickerwasserbildung kam es nur kurz während und nach der nassen Phase Mitte Oktober in einigen Böden.

Keine Unterversorgung in Sicht

Unter allen vier angebauten Wintergetreidearten können durchschnittlich hohe bis sehr hohe Nmin-Werte nachgewiesen werden. Es fällt keine Fläche mit einer Unterversorgung auf. Umgekehrt gibt es einige Flächen, die mit Werten von mehr als 100 kg pro ha trotz unterlassener Herbstdüngung stark überversorgt sind. Hier wären beispielsweise die Wintergerstenfläche in Beckrath mit 139 kg/ha Nmin) die Winter-Triticalefläche in Geseke mit 143 kg/ha Nmin und die Winter-Weizenfläche in Alpen mit 164 kg/ha Nmin zu nennen. Unter der im Vergleich zu den anderen Wintergetreidearten am weitesten entwickelten Wintergerste lassen sich zum Teil deutliche Ab-nahmen der Gehalte in der Krumenschicht festhalten, die teilweise auf eine Aufnahme durch die Pflanzen zurückzuführen ist. Da sich andererseits die Werte in den untersten Bodenschichten (30 bis 90 cm) unter einigen Flächen erhöht haben, kann hier eindeutig eine Verlagerung des mobilen Nitratstickstoffs durch Sickerwasser nachgewiesen werden.

Beim weniger weit entwickelten Winter-Triticale können ähnliche Beobachtungen gemacht werden, wobei davon ausgegangen werden muss, dass die geringere Wurzelmasse weniger Stickstoff aufgenommen haben wird und entsprechend mehr Stickstoff ungenutzt verlagert wurde. Unter den ungedüngten Winter-Weizenflächen sind auf dem überwiegenden Teil der Flächen die Nmin-Werte in der Krumenschicht angestiegen. Hier ist der Bestellvorgang in der Regel noch nicht lange her, sodass hier die Mineralisation von Ernteresten unter den beschriebenen guten Bedingungen noch einmal angeregt wurde und sich jetzt bemerkbar macht. Die Sickerwasserbildung auf den tendenziell schwereren Böden, auf denen der Weizen steht, ist weniger stark ausgebildet. Der Stickstoff konnte sich in den oberen Schichten deshalb halten. Unter den zwei ungedüngten Winterraps-Flächen in Horstmar sowie Buir sind die Nmin-Werte in allen drei Bodenschichten zurückgegangen. Die bereits tief wurzelnden Pflanzen konnten unter den guten Verhältnissen noch einige Kilogramm des Hauptnährstoffes aufnehmen und in Blattmasse umsetzen – das gilt vor allem für die früh ausgesäten Bestände. Die Fläche in Brakel wurde im Oktober noch einmal gedüngt, was sich in Form eines stark erhöhten Nmin-Wertes in der Krume sowie eines nachgewiesenen Ammonium-Stickstoffgehaltes ausdrückt. Zugewinn für Zuckerrübenflächen.

In der Krumenschicht aller Zuckerrüben-Referenzflächen lassen sich ungewöhnlicher Weise Mineralisationszugewinne feststellen, trotzdem die Pflanzen den Boden vollständig beschatten. Andererseits dürften die noch voll aktiven Pflanzen bei der beschriebenen Witterung auch noch einiges an Stickstoff aufgenommen haben, sodass davon auszugehen ist, dass der Mineralisationszugewinn noch höher ausgefallen sein dürfte. Zu erklären wäre dieses Phänomen durch den kurzen Wintereinbruch herbeigeführte abgestorbenen Rübenblätter, die anschließend zersetzt wurden. Für diese Theorie spricht auch der analysierte Ammoniumgehalt unter der Fläche in Vettweiß-Gladbach.

Weiter positiv

Unter den mit Zwischenfrüchten bestellten Flächen setzt sich der positive Trend des Vormonats fort. Mit Hilfe der nach Getreide angebauten Zwischenfrüchte konnten zum Teil zweistellige Mengen an Stickstoff von den Pflanzen aufgenommen und somit vor der Verlagerung und Auswaschung geschützt werden. Lediglich bei dem spät nach Mais ausgedrillten Grünroggen und dem Ackergras fehlt diese Leistung noch und es ist hier sogar noch vermehrt Mineralisations-Stickstoff nachweisbar.

Autor: Holger Fechner