Nitratdienst März 2016

Andüngung des WintergetreidesBild vergrößern
Andüngung des Wintergetreides mit Gülle und Schleppschlauchverteiler

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Mitte Februar bis Anfang März. Der verkürzte, dreiwöchige Beobachtungszeitraum war geprägt von kühler Witterung, sodass von einem Einzug des Frühlings noch nicht die Rede sein konnte. Nachdem der Beobachtungszeitraum mit einem sonnigen Abschnitt mit kühlen Tagestemperaturen und tiefen Nachtfrösten eingeleitet wurde, kam es ab der vierten Februarwoche zu einer landesweit mehrtägigen Niederschlagsperiode, bei der die Tagestemperaturen sprunghaft anstiegen und untere zweistellige Plusgrade erzielten. Ab dem 24. Februar bis zum Monatswechsel unterlag NRW erneut dem Einfluss eines Hochdruckgebietes, bei der die Tagestemperaturen wieder weit in den einstelligen Bereich abfielen und es in allen Regionen des Landes erneut Bodenfröste gab. Mit dem Monatswechsel kam es zu einer zweiten Niederschlagsphase innerhalb des Beobachtungszeitraums, der bis zum Stichtag der Bodenprobenahme anhielt. Insgesamt konnten innerhalb des verkürzten Referenzzeitraums durchschnittlich 55 Millimeter Niederschlag an den Wetterstationen in der Nähe der im Rahmen des Nitratdienstes beprobten Flächen gemessen werden. Zu besonders hohen Summen mit über 100 Millimetern kam allerdings z.T. in der Rheinischen Bucht und am Niederrhein. Die weitere Durchfeuchtung der Böden führte auf vielen Bodenarten zu einer fortgesetzten Sickerwasserbildung und lässt eine Verlagerung von Nitratstickstoff in tiefere Bodenschichten erwarten. Während der erwähnten sonnigen trockenen Zeiträume konnten die Böden aufgrund der kühlen Temperaturen nicht ausreichend abtrocknen, sodass eine Bearbeitung der Böden für die Bestellung der Sommerungen i.d.R. nicht in Frage kam. Dies gilt vor allem für die schweren Böden des Rheinlandes mit den dort einhergehenden hohen Niederschlagssummen. Die dort vorherrschenden Umstände werden eine Bearbeitung wahrscheinlich noch etwas hinauszögern. Dafür konnten vielfach die innerhalb der trockenen Zeitabschnitte gegebenen Bodenfrostbedingungen nachts und in den frühen Morgenstunden für das Ausbringen von Wirtschaftsdüngern und Flüssigdüngern genutzt werden.

Eine Andüngung der Winterungen war in vielen Fällen aufgrund von an Stickstoff entleerten Oberböden sinnvoll. Die Gelegenheiten einer Befahrbarkeit der Böden sollte daher unbedingt ausgenutzt werden. Die kühle Witterung und noch kühlen Böden haben das Wachstum und damit die Aufnahme von Stickstoff in den letzten Wochen jedoch sichtbar ausgebremst. Auch die Mineralisierung von organischem hin zu mineralischem Stickstoff durch die Mikroorganismen sowie die Nitrifikation (Umwandlung von Ammoniumstickstoff zu Nitratstickstoff durch Bakterien) von appliziertem Ammoniumstickstoff dürfte durch die vorherrschenden Bedingungen der letzten Wochen gehemmt gewesen sein. Bei einem bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht angekündigten Wärmeschub werden alle Kulturen bei bereits deutlich längeren Tageslichtverhältnissen an Wachstum zulegen und den Stickstoff dringend benötigen. Auch die Mineralisation von abgestorbener Biomasse, z.B. die der Winter-Zwischenfrüchte und die Nitrifikation werden dann schnell an Fahrt aufnehmen und auf diesem Wege den Pflanzen zusätzlich schnell verfügbaren Stickstoff bereitstellen.

Auch viele der mit Wintergetreide bestellten Referenzflächen wurden mit mineralischem oder organischem Stickstoff innerhalb der letzten drei Wochen angedüngt. Diese Maßnahme lässt sich sehr gut an den dort gemessenen Ammonium-Stickstoffwerten sowie den grundsätzlich angestiegenen Nmin-Werten in der Krumenschicht (0-30 cm) nachvollziehen. Gute Beispiele hierfür sind die Wintergerstenfläche in Rheine und insbesondere die mit Winter-Triticale bestellte Fläche in Hopsten sowie die Winterweizenfläche in Greven, die beide Anfang März sowohl mineralisch als auch organisch gedüngt worden sind. Auffällig ist, dass ein überwiegender Teil der noch nicht gedüngten Wintergetreideflächen kaum noch Stickstoffreserven in der Krumenschicht aufweisen – dies gilt für schwere wie für leichtere Böden im gleichen Maße. Stickstoff in unteren Bodenschichten (30-90 cm) steht zum jetzigen Zeitpunkt für die Getreidepflanzen nur im begrenzten Maße zur Verfügung. Erst bei weiter fortgeschrittener Vegetationsperiode wird dieser für die Wurzeln erreichbar werden. Bei der N-Düngebedarfsermittlung für die Winterungen wird deshalb unbedingt der gemessene Nmin-Gehalt aller drei Bodenschichten in Ansatz gebracht! Unter den Flächen, welche mit Winter-Zwischenfrüchten bestellt sind fallen vielfach die sich gegenüber dem Vormonat erhöhten Nmin-Werte auf. Ein Blick auf die Krumenschicht verrät, dass hier trotz der weitestgehend kühlen Witterung in den letzten Wochen neuer Stickstoff aus dem größtenteils abgefrorenen oder gemulchten Aufwuchs mineralisiert werden konnte. Hierzu hat mit Sicherheit die hohe Strahlungsintensität während der sonnigen Abschnitte mit beigetragen.

Autor: Holger Fechner