Nitratdienst Juni 2016

Wintergerste Ende SchosserphaseBild vergrößern
Wintergerste am Ende der Schossphase

Die Witterung im Beobachtungszeitraum von Anfang Mai bis Anfang Juni war geprägt durch eine sehr stabile Tiefdruckwetterlage über Mitteleuropa, durch die sehr feuchte und warme Luft nach Nordrhein-Westfalen gelangte. Dies führte örtlich zu teilweise unwetterartigen Starkniederschlagsereignissen bei zum Teil sommerlichen Temperaturen.

Die Niederschläge fielen kleinräumig in sehr unterschiedlichen Mengen und wurden häufig durch heftige Gewitter begleitet. Laut Messstellennetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erreichte die Niederschlagsmenge im Beobachtungszeitraum bis zu 157 l Wasser pro m² (Geldern-Walbeck).Das langjährige Jahresmittel liegt für diesen Standort bei 61 l pro m². Auch an Stationen im Rheinland, Niederrhein und westlichem Münsterland wurde der monatsübliche Wert um das Doppelte und mehr überschritten. Selbst im Regenschattengebiet der Zülpicher Börde konnten im Mai 112 l pro m² gemessen werden. Das langjährige Mittel liegt hier bei 57 l pro m². Nicht in allen Regionen Nordrhein-Westfalen waren überdurchschnittliche Niederschlagsmengen zu verzeichnen. Insbesondere in Ostwestfalen-Lippe sind durchschnittlich bzw. unterdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen gefallen. Dies gilt auch für Münster und Umgebung.

Die Niederschlagsmengen des Beobachtungszeitraums gewährleisten einen ausreichenden Bodenfeuchtegehalt für ein optimales Pflanzenwachstum. Dies zeigt sich in Bodenfeuchtegehalten von meist um die 80 %. In den oberen Bodenschichten wurde zum Teil 100 % der nutzbaren Feldkapazität erreicht. Dass die Bodenwasserversorgung in Abhängigkeit der Niederschlagsmengen zu sehen ist, zeigt sich deutlich an der Messstation des DWD Greven im Münsterland. Anfang Juni weist der Oberboden eine nutzbare Feldkapazität von nur 30 bis 50 % auf. Durch die Wasservorräte im Unterboden ist in dieser Region zum jetzigen Zeitpunkt trotzdem von einer ausreichenden Wasserversorgung der Pflanzenbestände auszugehen.

Nach kühler, zum Teil kalter Witterung bis in den Mai hinein stiegen die Lufttemperaturen auf sommerliche Werte. Der Boden erwärmte sich örtlich bis 50 cm Tiefe auf 20° C. Im Oberboden wurden teilweise auch 30° C erreicht. Somit herrschten im Beobachtungszeitraum optimale Bedingungen für ein intensives Pflanzenwachstum und hoher Stickstoffmineralisation aus dem Boden.

Von den wüchsigen Witterungsverhältnissen profitierten insbesondere die Sommerungen. Allerdings ist davon auszugehen, dass Zuckerrübe wie Mais aufgrund der ausreichenden Wasserversorgung im Oberboden die Hauptwurzelmasse im Oberboden und ein unzureichendes Wurzelwachstum in die Tiefe entwickelt haben. Dies kann bei extrem trockenen Witterungsverhältnissen in den nächsten Wochen und Monaten durchaus auch Nachteile haben.

Die Anfang Juni 2016 gemessenen Nmin-Bodenproben zeigen unter Wintergetreide relativ einheitliche Werte. Der Mittelwert unter Wintergerste liegt bei 35 kg N/ha und unter Winterweizen bei 38 kg N/ha, wobei die Hauptmenge in 0-30 cm Bodentiefe zu finden ist. Aufgrund der feucht-warmen Witterung ist davon auszugehen, dass der benötigte Stickstoff aus dem Boden gut aufgenommen werden kann und auch weiterhin Stickstoff aus dem Bodenvorrat nachgeliefert wird. Unter den Sommerungen liegen die Nmin-Gehalte des Bodens wie zu erwarten war deutlich höher. Unter Kartoffeln wurden in 0-60 cm Tiefe maximal 345 kg N/ha gefunden. Die auf dem gleichen Standort gemessenen hohen Ammonium-Stickstoffgehalte von über 100 kg weisen auf eine vor kurzem stattgefundene Düngungsmaßnahme hin. Auch unter Zuckerrüben und Mais sind hohe verfügbare Stickstoffmengen zu finden, wobei in der Regel die Hauptmenge in der oberen Bodenschicht liegt. Auf sehr sandigen Standorten wie zum Beispiel Rheda-Wiedenbrück lassen die Nmin-Ergebnisse auf eine Stickstoff-Verlagerung in die untere Bodenschicht 30-60 cm schließen. Eine generelle Aussage, dass die Starkniederschläge insbesondere auf Sandböden gravierende Stickstoff-Verlagerungen in tiefere Bodenschichten verursacht haben, kann anhand der vorliegenden Ergebnisse des Nitratdienstes nicht abgeleitet werden.

Ein Vergleich der Nmin-Gehalte von Anfang Juni mit denen von Anfang Mai weisen unter Wintergetreide gleichbleibende Werte auf, so dass man von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen N-Bedarf der Pflanzen und N-Nachlieferung aus Boden und Düngung ausgehen kann. Unter Sommerungen sind die Werte von Mai auf Juni gestiegen. Zurückzuführen ist dies auf Düngungsmaßnahmen und der Stickstoffnachlieferung aus dem Boden bei langsam zunehmender Stickstoffaufnahme durch die Sommerkulturen.

Autor: Birgit Apel, Tony Pfingsten