Nitratdienst Dezember 2016

Zwischenfruchtgemenge
Der Winter hielt Einzug und begünstigte die Bodengare und das Absterben vieler Zwischenfrüchte. Foto: Holger Fechner

Ein launischer November

Erst mild und nass, dann trocken und kalt, so kann der Beobachtungszeitraum knapp zusammengefasst werden. Bis einschließlich der dritten Novemberwoche gab es wechselhafte Witterungsverhältnisse mit Sonne und Regen, wobei letzterer hauptsächlich zwischen dem 15. und 20. November fiel. Nachdem die Tagestemperaturen zu Beginn des Beobachtungszeitraumes noch kühl starteten, erreichten diese dann für den Zeitraum von etwa zehn Tagen landesweit zweistellige Werte. Im südlichen Rheinland ließen sich hier zeitweise sogar mehr als 20 °C messen. Mit dem Temperaturanstieg blieben auch die Nächte frei von Bodenfrost. Im letzten Drittel des Novembers zeigte sich stabiler Hochdruckeinfluss mit Sonne und Frost. Die Tagestemperaturen blieben im unteren einstelligen Bereich, während die Nächte nennenswerte Minuswerte aufwiesen und es vielfach leichten bis tiefen Bodenfrost gab. In Ostwestfalen und im Sauerland wuren nachts sogar zweistellige Minustemperaturen gemessen. Bodenproben im Hochsauerlandkreis konnten aus diesem Grund für den aktuellen Nitratdienst nicht gezogen werden.

56 mm Regen im Durchschnitt

Von Anfang November bis Anfang Dezember ergaben sich im Mittel aller Wetterstationen 56 mm Niederschlag, was geringfügig unter dem langjährigen Mittelwert für diesen Zeitraum liegt. Höchstwerte wurden dabei im Bergischen Land an der Wetterstation in Wipperfürth mit 109 mm erzielt. Am trockensten war es mit nur 20 bis 30 mm im Raum Münster und Rhaden-Varl sowie Büren-Ahden in Ostwestfalen. Die Böden waren aufgrund der Niederschläge vielfach wassergesättigt und es kam in Abhängigkeit der Bodenart zu einer Sickerwasserbildung, mit der auch mobiler Nitratstickstoff in tiefere Bodenschichten gelangen konnte. Innerhalb des Beobachtungszeitraumes wurde aufgrund der Sperrfrist auf Ackerland kein Dünger mit wesentlichem Gehalt an verfügbarem Stickstoff aufgebracht. Die milde und feuchte erste Hälfte des Zeitraumes haben jedoch günstige Mineralisationsbedingungen geschaffen. Da die Hälfte des Beobachtungszeitraumes von Frostereignissen geprägt war, sind vielfach auch die nicht winterharten Winterzwischenfrüchte, wie Ackersenf, Phacelia oder Ramtillkraut, abgestorben, nachdem das gefrorene Wasser in den Pflanzenzellen diese zum Platzen gebracht hat. Der zuvor in der Biomasse aus dem Boden aufgenommene und eingelagerte Stickstoff konnte somit wieder in die Umwelt und vor allem in den Boden gelangen. Unter den Referenzflächen, die mit solchen Kulturen bestellt wurden, ist dieser Effekt jedoch erst ansatzweise unter der Zwischenfrucht-Senffläche in Haltern-Hullern oder Beckrath nachweisbar und wird sich wahrscheinlich erst im folgenden Nitratdienst verstärkt zeigen. Unter der Senffläche auf Sand in Merfeld sind mehr als 120 kg/ha Nmin gegenüber dem Vormonat mit den Niederschlägen aus den oberen Bodenschichten ausgetragen worden. Der winterharte, als Zwischenfrucht etablierte Ölrettich hingegen, konnte den aufgenommenen Bodenstickstoff in der lebenden Biomasse „konservieren“; die Böden unter den Flächen in Kalkar und Issum sind wie bereits im Vormonat an mineralischem Stickstoff fast entleert.

N-Aufnahme, Mineralisation und N-Verlagerung

Die kultivierten Winterungen konnten Mitte November etwas Stickstoff aufzunehmen. Die gegenüber dem Winterweizen weiter entwickelte Wintergerste und Wintertriticale haben unter diesen Umständen Stickstoff aus den beiden oberen, bereits durchwurzelten Bodenschichten (0 bis 30 und 30 bis 60 cm) verwerten können. Dies zeigt sich vor allem aufgrund der optisch durchaus gut entwickelten Bestände. Dass aber auch mineralischer Stickstoff mit dem Sickerwasser verlagert wurde, ist zum Beispiel an den Wintergersten-Flächen in Haus Düsse oder Goch-Pfalzdorf ersichtlich, wo eine Anreicherung an Nmin in zweistelliger Höhe in die unterste, nicht durchwurzelte Schicht nachgewiesen werden kann.

Unter den lehmigen Flächen in Xanten, Bünde oder der sandigen Fläche in Münster sind hingegen größere Mengen komplett aus dem durchwurzelbaren Boden (0 bis 90 cm) ausgetragen worden. Ein Extrembeispiel in dieser Hinsicht stellt die leichte, mit Wintertriticale bestellte Fläche in Rheda-Wiedenbrück dar, wo in der Summe der drei Bodenschichten 91 kg/ha Nmin gegenüber dem Vormonat nicht mehr nachweisbar sind. Aber auch hier ist anzunehmen, dass weniger Stickstoff aus der Krumenschicht von den jungen Pflanzen aufgenommen wurde. Unter den mit Winterweizen bestellten Flächen gibt es insgesamt wenig Dynamik bei der Entwicklung der Nmin-Werte. Die noch wenig entwickelte Kultur hat, wenn überhaupt, nur wenig Stickstoff selber aufnehmen können. Auch Verlagerungs- oder Auswaschungsverluste traten hier kaum auf, was unter anderem an den schwereren Bodenarten liegt, auf der die Kultur angebaut wird. Auffällig ist jedoch, dass sich unter der vorherig mit Kartoffeln bestellten Fläche in Störmede-Geseke sowie den beiden vorher mit Zuckerrüben bestellten Flächen in Erwitte und Bönen Mineralisationsstickstoff in der Krumenschicht nachweisen lässt.

Der durch die Rodung bewegte Boden, die Bodenfeuchtigkeit und die zeitweise milden Temperaturen haben hier die Umwandlung des organisch gebundenen Stickstoffs in den Ernteresten begünstigt. Gleiches gilt für die ehemalige mit Körnermais und jetzt mit Wintertriticale bestellte Fläche in Stemwede-Levern. Hier ist der neugebildete Stickstoff auf dem leichten Boden jedoch in die beiden tieferen Bodenschichten „abgerutscht“. Eindeutige Auswaschungsverluste an Nitrat lassen sich unter allen drei geernteten, mit leichter Bodenart ausgestatteten Flächen in Bocholt-Barlo, in Dorsten sowie Coesfeld-Flamschen nachweisen, wo es zu zweistelligen Nmin-Verlusten aus der untersten Bodenschicht (60 bis 90 cm) kam. Unter der bearbeiteten, leichten Kartoffelfläche in Lippstadt sind zwei Sachverhalte gut erkennbar: anhand des gemessenen, zweistelligen Ammoniumstickstoffgehaltes werden einerseits die guten Bedingungen für die Mineralisation der Erntereste erkennbar und andererseits eine direkte vertikal gerichtete Verlagerung an Nitratstickstoff mit leichten Auswaschungsverlusten.

Autor: Holger Fechner