Landessortenversuche Futtererbsen 2011

Erbsenblüten

Futtererbsen waren unbefriedigend

Mit 34 dt je ha im Mittel der geprüften Futtererbsensorten wurde im Landessortenversuch auf Haus Düsse ein unbefriedigender Ertrag erzielt. Wie die Erbsensorten im Einzelnen in den Landessortenversuchen abschnitten, berichten Dr. Joachim Holz und Heinz Koch.

Die Anbaufläche für Futtererbsen in NRW hat sich gegenüber dem Vorjahr mit rund 600 ha auf nun 1 070 ha weiter reduziert. Der größere Anteil des Futtererbsenanbaues befindet sich im Rheinland, während die Ackerbohnen eher in Westfalen-Lippe ihren Anbauschwerpunkt haben.

Obwohl acker- und pflanzenbauliche Kriterien, wie guter Vorfruchtwert, Bodenstrukturverbesserung, Fruchtfolgeauflockerung und das Stickstoffeinsparungspotenzial durchaus für den Einsatz der Leguminosen sprechen, ist eine Wirtschaftlichkeit des Anbaues wegen der mangelnden wettbewerbsfähigen Marktpreise und der stärker schwankenden Erträge häufig nicht gegeben.

Die Erträge der Futtererbsen, mit gegenüber den Ackerbohnen größeren Einzeljahresschwankungen, liegen nach der Besonderen Ernteermittlung im zehnjährigen Mittel um 2,4 dt je ha unter denen der Ackerbohnen. Auch bei den Futtererbsen sind die Züchtungsprogramme in Deutschland weitestgehend eingestellt worden, sodass über entsprechenden Züchtungsfortschritt zukünftig ebenfalls keine wesentlichen Ertragssteigerungen zu erwarten sind.

Landessortenversuche Futtererbsen

Landessortenversuche mit Futtererbsen sind stets besonders stark durch äußere Einflüsse, insbesondere durch Vogelfraß gefährdet, vor allem dann, wenn diese nicht mehr in einen größeren Praxisschlag mit Futtererbsen gestellt werden können.

Daher stand in Nordrhein-Westfalen im aktuellen Jahr wiederum leider nur ein Landessortenversuch auf Lehm in Haus Düsse zur Verfügung. Zusätzlich konnte aus Niedersachsen ebenfalls nur ein Wertprüfungsstandort des Bundessortenamtes mit in die Auswertung einbezogen werden, sodass in diesem Jahr lediglich zwei Versuchsergebnisse verfügbar sind.

In Tabelle 1 sind die Ergebnisse der zwei Landessortenversuche mit insgesamt sieben Sorten aufgeführt. Die Aussaatstärke der Futtererbsen betrug 75 Körner je m². Das Ertragsergebnis des Standortes Scharnhorst aus Niedersachsen zeigt im Mittel der Sorten grundsätzlich, dass in Abhängigkeit der jahresspezifischen Standortbedingungen durchaus hohe Erträge mit Futtererbsen erzielbar sind. Tabelle 2 weist die diesjährigen und mehrjährigen Leistungen der Sorten aus.

Die resultierenden Sortenempfehlungen sind Tabelle 3 zu entnehmen. Über die Jahre zeigt die Sorte Alvesta sehr hohe und sehr konstante Erträge, gefolgt von der Sorte Casablanca, allerdings auf einem etwas niedrigeren Niveau. Vor allem in den letzten beiden Jahren liegen die Erträge im Mittel eher im etwas unterdurchschnittlichen Bereich. Die beiden neueren Sorten Auckland und KWS Amiata erzielen im Mittel der letzten beiden Jahre nur leicht überdurchschnittliche Erträge und können das beständig hohe Niveau von Alvesta nicht erreichen. Die in Tabelle 4 aufgeführten Eigenschaften der Sorten zeigen pflanzenbaulich nicht allzu relevante Unterschiede bezüglich der Standfestigkeit und der Reife.

Rohproteinertrag beachten

Futtererbsen werden zum überwiegenden Teil auf dem eigenen Betrieb verfüttert. Daher sind der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je Hektar ein zusätzliches Bewertungskriterium. In der Vermarktung wird nicht nach Rohproteingehalt unterschieden. Im Vergleich zu Ackerbohnen enthalten Erbsen mehr Stärke und Zucker, damit insgesamt einen höheren Energiegehalt. Tannin behindert die Futteraufnahme und die Eiweißverdauung. Dies kann sich bei Schweinen oder Geflügel mindernd auf die umsetzbare Energie auswirken. Im Unterschied zu den Ackerbohnen sind die gängigen Futtererbsensorten tanninarm.

Wie die Sorten bezüglich der Eiweißleistung einzustufen sind, ist Tabelle 5 zu entnehmen. Verglichen mit Ackerbohnen liegen bei den Futtererbsen die Eiweißgehalte um rund 8 bis 10 % niedriger. Die empfohlenen Sorten Alvesta, Casablanca, aber auch Auckland zeigen über die Jahre hinweg nur durchschnittliche bis schwach durchschnittliche Rohproteingehalte, durch ihre höheren Erträge schneiden sie letztlich im Rohproteinertrag als entscheidende Größe aber wieder überdurchschnittlich ab.

Hinweise zum Anbau

Futtererbsen vertragen den Anbau auch auf flachgründigeren, leichteren, aber gut mit Humus und Kalk versorgten Böden. Der Wasseranspruch ist etwas geringer als bei Ackerbohnen.

Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais und Hackfrüchte, da diese am ehesten einen garen Boden hinterlassen. Sie sollten nur alle fünf bis sechs Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte sich im neutralen Bereich zwischen 6,5 und 7,2 bewegen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Eine N-Düngung ist nicht erforderlich.

Erbsen sind empfindlich gegenüber Bodenstrukturschäden und sollten deshalb erst in ausreichend abgetrocknete Böden gesät werden. Nur dann ist eine gute Knöllchenentwicklung und damit N-Versorgung der Pflanzen gewährleistet. Dabei können, wenn nicht anders möglich, verspätete Aussaaten im April eher in Kauf genommen werden. Wegen der größeren Frostempfindlichkeit sind, im Unterschied zu den Ackerbohnen, zu frühe Saaten auch aus diesem Grund zu vermeiden. Die im Boden lebenden Knöllchenbakterien können erst bei höheren Bodentemperaturen das junge Wurzelgewebe in ausreichendem Maße infizieren. Allerdings sind grundsätzlich möglichst frühe Aussaaten anzustreben, da besonders unter Kurztagsbedingungen das Wurzelwachstum und die Wurzelentwicklung, als Voraussetzung für eine spätere ausreichende Wasserversorgung, gefördert wird.

Futtererbsen sind mit 70 bis 80 Körnern/ m² in Drillsaat 4 bis 5 cm tief in ein nicht zu feines Saatbett mit guter Durchlüftung zu säen. Da die Saatgutkosten einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen, ist die Saatmenge nach der gängigen Formel (Saatmenge = Körner/m² x TKM/Keimfähigkeit) zu berechnen. Da ein größeres Anbaurisiko durch Vogelfraß besteht, ist flachere Saat auf jeden Fall zu vermeiden. Das Saatbett sollte sehr eben sein, da der Erbsenbestand bei der Ernte relativ niedrig abgemäht werden muss.

Während der Vegetationszeit können Blattrandkäferbefall und die Erbsenblattlaus größeren Schaden anrichten. Die entsprechenden Warndiensthinweise sind zu beachten.

In der Abreife sind Futtererbsen deutlich früher als Bohnen. Häufig fällt die Ernte daher mit der des Weizens zusammen. Problematisch sind Jahre mit einer feuchten Abreife. Allerdings lassen sich die heutigen, etwas längeren und vor allem standfesteren Erbsensorten deutlich besser dreschen als die älteren Sorten. Die neueren Sorten weisen eine Bestandeshöhe zur Ernte von bis zu 70 cm auf. Der Dreschkorb ist weit zu stellen. Um Kornbeschädigungen zu vermeiden, muss die Dreschtrommel-Umdrehungsgeschwindigkeit deutlich verringert werden.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch