Landessortenversuche Körnerleguminosen 2004

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Mehr Körnerleguminosen in 2004

Der Anbau von Ackerbohnen und Futtererbsen bewegt sich in Nordrhein-Westfalen verglichen mit anderen Fruchtarten insgesamt auf niedrigem Niveau. Einzelbetrieblich können beide Körnerleguminosen gut zur Auflockerung enger Getreidefruchtfolgen beitragen, besonders in Ackerbaubetrieben, wie Dr. Joachim Holz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in seinem Beitrag beschreibt.

Die zusätzliche Förderung im Rahmen der Fruchtfolge mag in Einzelfällen zu einem weiteren Anbau beitragen. Gegenüber 2003 ist die Erbsenfläche in NRW deutlich um rund 800 ha gewachsen, die Bohnenfläche stieg um bescheidene 140 ha an. Insgesamt haben damit die Ackerbohnen und Futtererbsen in ihren Anbauflächen mit 2 690 beziehungsweise 2 520 ha fast gleichgezogen. In Nordrhein-Westfalen wurden 2004 nur je zwei Landessortenversuche mit Ackerbohnen und Futtererbsen angelegt, siehe Tabellen 2 und 5. Zur besseren Absicherung der Sortenempfehlungen wurden aus den benachbarten Kammerländern noch jeweils zwei weitere Landessortenversuchsergebnisse mit herangezogen. Die Tabellen 2 und 3 weisen die diesjährigen und mehrjährigen Ertragsleistungen an den verschiedenen Standorten aus. Langjährig geprüft zeigten die kurze Sorte Scirocco und die längere Sorte Condor wiederum gute Erträge. Daher sind diese Sorten uneingeschränkt zu empfehlen. Die Erträge von Limbo und Gloria schwankten wie in den Vorjahren auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau. Auch nun im zweiten Prüfjahr erreichte Espresso hohe, beständige Erträge, womit sich diese Sorten zum Probieren empfehlen lässt.

Die Tabellen 5 und 6 weisen die diesjährigen und mehrjährig erzielten Ertragsleistungen der Sorten an den Versuchsstandorten aus. Von den langjährig geprüften Sorten fiel besonders Madonna durch weiterhin gleichmäßige und gute Erträge auf den Lehm-Niederungslagen auf und bestätigte damit die Leistungen aus den Vorjahren. Auf dem Übergangslagen-Lehm Standort erreichte Madonna nach sehr guten Vorjahresergebnissen 2004 nur einen unterdurchschnittlichen Ertrag. Sie ist aber weiterhin für diese Standortgruppen zu empfehlen. Phönix zeigt sich mit durchschnittlich bis überdurchschnittlichen Ertragsleistungen über die Jahre und empfiehlt sich vor allem für die Übergangslagen. Santana zeigte auf allen Standortgruppen sehr gute Leistungen. Attika zeigt Vorteile auf Höhenlagen. Harnas weist nach guten Vorjahresleistungen in diesem Jahr leichte Schwächen auf, ist aber weiterhin zu empfehlen. Die übrigen Sorten müssen zur Absicherung ihres Ertragsleistungsvermögens ein weiteres Jahr geprüft werden.

Rohproteinertrag beachten

Ackerbohnen und Futtererbsen werden in unserer Region zum überwiegenden Teil auf dem eigenen Betrieb verfüttert. Daher ist der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je ha ein wichtiges Bewertungskriterium für die Sortenwahl. In der Vermarktung wird nicht nach Rohproteingehalt unterschieden. Wie die Sorten diesbezüglich einzustufen sind, kann den Tabellen 3 und 6 entnommen werden. Neben dem Korn- und Eiweißertrag sind Standfestigkeit, Tausendkornmasse oder bei Erbsen auch die Bestandeshöhe zur Ernte wichtige Kriterien für die Sortenwahl.

Saatgutkosten wichtiger Produktionsfaktor

Bei den Körnerleguminosen stellen die Saatgutkosten einen wichtigen Produktionsfaktor dar. Saatgut von Futtererbsen und Ackerbohnen ist relativ teuer und kostet je ha etwa soviel wie 20 % des Erlöses der geernteten Ware. Daher wirken sich niedrige TKM besonders günstig auf die Saatgutkosten aus. Die konkret erforderliche Saatgutmenge sollte daher unbedingt exakt berechnet werden, um unnötige Kosten zu vermeiden. Eine Berechnungsformel ist weiter unten erklärt. Sorten mit niedriger TKM, wie zum Beispiel bei Ackerbohnen Gloria und auch Condor, haben unter diesem Gesichtspunkt Vorteile. Das Gleiche gilt für die Futtererbsensorten Attika und Harnas.

Hinweise zum Anbau

Futtererbsen sollten nur alle fünf bis sechs Jahre auf demselben Schlag angebaut werden, Ackerbohnen alle vier bis fünf Jahre. Der pH Wert sollte mindestens 6,0 betragen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Eine N-Startgabe ist nicht erforderlich. Ackerbohnen benötigen tiefgründige und wassernachliefernde Böden. Die großen Samen brauchen viel Keimwasser. Eine frühe Saat, eventuell auch schon bei leichtem Frost, ist vorteilhaft, um die Vegetationszeit zu verlängern. Erbsen sind empfindlich gegenüber Bodenstrukturschäden und sollten deshalb erst in ausreichend abgetrocknete Böden gesät werden. Dabei können auch verspätete Aussaaten im April in Kauf genommen werden. Futtererbsen sind frostempfindlich, vertragen aber gut den Anbau auf flachgründigen Böden. In der Abreife sind Futtererbsen deutlich früher als Bohnen, bei denen in höheren Lagen ab etwa 300 m je nach Jahr das Abreiferisiko steigt.

Beide Fruchtarten haben relativ große Ertragsschwankungen, Erbsen unter unseren Klimabedingungen mehr als Bohnen. Risiken im Erbsenanbau bestehen durch Vogelfraß und auch bei der Ernte, vor allem in Jahren mit einer feuchten Abreife. Allerdings lassen sich die heutigen, etwas längeren und vor allem standfesteren Erbsensorten deutlich besser dreschen als die früheren Sorten. Die neueren Sorten weisen eine Bestandeshöhe zur Ernte von bis zu 70 cm auf. Ackerbohnen sind empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte und reagieren darauf mit Blütenabwurf.

Bei Ackerbohnen empfiehlt sich die Einzelkornsaat mit einer Saatstärke von 35 bis 40 Körnern/m². Die Ablagetiefe sollte 6 bis 8 cm auf schweren und 8 bis 10 cm auf leichten Böden betragen, damit die Samen ausreichend Keimwasser aufnehmen können und die Pflanzen standfester sind. Futtererbsen können mit 70 bis 80 Körnern/ m² in Drillsaat 3 bis 4 cm tief gesät werden. Da die Saatgutkosten einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen, ist die Saatmenge nach der gängigen Formel Saatmenge = Körner/m² x TKM/ Keimfähigkeit zu berechnen, um unnötige Saatgutkosten zu vermeiden.

Beim Anbau zu beachten

  • Körnerleguminosen lassen sich gut in getreidereiche Fruchtfolgen eingliedern und lockern diese auf.
  • Bei hohen Saatgutkosten sollte die konkret erforderliche Saatmenge nach der bekannten Formel berechnet werden.
  • Neben dem Ertrag ist auch auf die Standfestigkeit der Sorten und auf den Rohproteingehalt zu achten. Tanninarme Ackerbohnensorten haben einen zusätzlichen Vorteil in der eigenen Verfütterung. Bei Erbsen gibt die Bestandeshöhe zur Ernte einen wichtigen Hinweis auf die Erntbarkeit der Sorte.
  • Gegen den Anbau von Körnerleguminosen in viehhaltenden Betrieben spricht die nicht zu empfehlende Gülledüngung. Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais.

Tanningehalt bei Bohnen beachten

Tannin behindert die Futteraufnahme und die Eiweißverdauung. Dies kann sich bei monogastrischen Tieren, wie Schweinen und Geflügel, negativ auf die umsetzbare Energie auswirken. Dieser Inhaltsstoff ist in den Samen der buntblühenden Ackerbohnen enthalten. Weißblühende Ackerbohnensorten, wie die Sorte Gloria, sind tanninarm und haben deshalb Vorteile in der eigenen Verfütterung. Am Markt wird dieser Unterschied preislich nicht bewertet. Die gängigen Futtererbsensorten sind tanninarm.

Autor: Dr. Joachim Holz