Sojabohnen: Ergebnisse der Landessortenversuche 2016

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Anbauversuche mit Sojabohnen


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Sojabohnenernte. Fotos: Heinz Koch


Sojabohnenanbau in Nordrhein-Westfalen

Die Sojabohnenanbaufläche ist in den letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Lag die Anbaufläche in Deutschland 2010 noch bei 4.000 Hektar, so stieg sie bis 2015 auf 17.000 Hektar. Der Anbauschwerpunkt liegt mit 12.500 Hektar in den südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. In Nordrhein-Westfalen fristet der Sojabohnenanbau mit 200 Hektar ein absolutes Nischendasein. Dabei hat die Züchtung in den letzten Jahren eine große Anzahl neuer und frühreifender Sorten hervorgebracht, die den Anbau in vielen Regionen von NRW etwas risikoloser macht. Heinz Koch und Heinrich Brockerhoff informieren über die Ergebnisse der Landessortenversuche und geben Tipps zum erfolgreichen Anbau von Sojabohnen.

Neben der Sortenwahl ist die richtige Wahl des geeigneten Standortes mit ausreichendem Wärmeangebot und Wasserversorgung wichtig. Ertragsstarke Sojabohnensorten stellen hohe Ansprüche an Temperatur und Wasserversorgung. Der Anbau ist auf Standorten mit leicht erwärmbaren Böden mit guter Wasserführung, hoher Wasserspeicherkapazität und guter Struktur möglich. Das sind im Rheinland bevorzugt die Lagen entlang des Rheines, die Köln-Aachner Bucht sowie Teile des Niederrheines. Aber auch in Westfalen ist der Anbau auf günstigen Lagen im Münsterland sowie in der Soester Börde möglich. Auf steinigen Böden ist der Anbau wegen der tiefen Absenkung des Mähtisches bei der Ernte kritisch. Wenn Sojabohnen auf steinigen Böden angebaut werden muss nach der Aussaat gewalzt werden, damit eine ebene Bodenoberfläche frei von aufliegenden Steinen vorhanden ist.

Ob Ihre Lage für den Anbau von Sojabohnen geeignet ist können Sie schnell und einfach prüfen. Das JKI (Julius Kühn Institut) bietet unter http://geoportal.julius-kuehn.de/map?app=soja_neu eine Anbaueignungskarte für Sojabohnen. Durch Eingabe der Postleitzahl lässt sich schnell herausfinden, ob Ihr Standort für den Anbau in Frage kommt.

Sojabohnen werden grundsätzlich nicht mit Stickstoff gedüngt. Sojabohnen sind Stickstoffsammler, die ihre N-Versorgung zu 70-80 Prozent durch die Stickstoffbindung der Rhizobien sicherstellt. Hohe Reststickstoffgehalte im Boden hemmen die Bildung von Rhizobien. Daher sollte der Anbau auf Flächen mit geringem Reststickstoff im Boden stattfinden. Die Rhizobien sind in unseren Böden nicht vorhanden. Daher muss beim erstmaligen Anbau eine Impfung durchgeführt werden. Dabei hat jede Leguminosen Art ihre eigenen Knöllchenbakterien, die nicht auf anderen Leguminosen überleben können. Es gibt die Möglichkeit der Bodenimpfung sowie die der Kontaktimpfung des Saatgutes. Die Saatgutimpfung hat sich bewährt. Als Impfmittel haben sich HiStick und Force 48 bewährt. Force 48 wird mit einem Haftmittel ausgeliefert. Daher eignet es sich besonders gut für die anschließende Aussaat mit pneumatischen Sämaschinen. Ein Großteil des Saatgutes wird bereits vorgeimpft ausgeliefert. Es wird mit der Bezeichnung „saatfertig“ bzw. „Fix Fertig“ gehandelt. In der Praxis zeigten vorgeimpfte Saatbohnen immer wieder erhebliche Schwächen. Da man zum Zeitpunkt der Aussaat nicht weiß, ob diese Impfung noch aktiv ist, sollte auch bei bereits vorgeimpftem Saatgut eine zusätzliche Frischimpfung erfolgen.

Sojabohnen sind wie Körnermais in Reifegruppen eingeteilt. Wie bei Körnermais ist das wichtigste Entscheidungskriterium die Reifegruppe. Für Nordrhein-Westfalen liegt bei der Sortenwahl der Fokus bei der Reifegruppe 000 (sehr früh). In diesem Reifesegment sind in den letzten Jahren einige vielversprechende neue Sorten hinzugekommen.

Die Übergänge zwischen den Reifegruppen sind fließend. Wirklich früh im Segment 000 (sehr früh) ist die Sorte Merlin, während SY Livius trotz gleicher Reifegruppe deutlich später ist. Zwischen diesen Sorten, die zum selben Reifesegment gehören, können je nach Witterung durchaus 8 bis 10 Reifetage liegen. Für Neueinsteiger, die das Abreifeverhalten der Sojabohnen in ihrem Anbaugebiet nicht genau kennen empfiehlen sich zum Einstieg eher frühere Sorten, die eine sichere Abreife im September gewährleisten, auch wenn damit ein etwas geringerer Ertrag einhergeht. Anzustreben ist ein Druschtermin der Sojabohne etwa Mitte September. Je nach Witterungsverlauf kann sich der Erntetermin schnell um 10 bis 14 Tage nach hinten verschieben. Selbst unter ungünstigen Bedingungen sollte spätestens Ende September gedroschen werden. Ab Mitte Oktober reicht die Sonnenkraft in der Regel nicht mehr aus, um die Sojabohnen auf 14 Prozent Feuchtigkeit zu trocknen. Eine Beerntung muss dann auch bei Druschfeuchten von 20 Prozent oder mehr durchgeführt werden.

Sojabohnen verlangen Anbaupausen von 4 Jahren, um den Sklerotiniabefall gering zu halten. Enge Fruchtfolgen mit Raps, Erbsen, oder Sonnenblumen sind zu vermeiden.

Da ein hoher Reststickstoff im Boden die Knöllchenbakterienbildung hemmt, sollte die Vorfrucht bevorzugt eine Kultur sein, die nur wenig Stickstoff im Boden hinterlässt.

Sojabohnen sind wie Körnermais frostempfindlich. Die Aussaat sollte daher ab Mitte April bei Bodentemperaturen ab 10 Grad aufwärts erfolgen. Frühe Aussaaten mit anschließender nass-kalter Witterung führen zu Auflaufverlusten und verlängern die kritische Auflaufphase und Jugendentwicklung. In diesen Phasen sind die Sojabohnen der Schädigung durch Vogelfraß sowie durch Verbissschäden durch Hasen, Kaninchen sowie Rehen stark ausgesetzt. Maßnahmen zur Wildschadensabwehr sind gegebenenfalls mit dem zuständigen Jagdausübungsberechtigtem abzustimmen.

Die Saatbettbereitung sollte auf abgetrockneten Böden mit wenigen Arbeitsgängen erfolgen. Die Saattiefe beträgt 3-4 cm. Die Saatstärke sollte bei sehr frühen Sorten 65-70 keimfähige Körner/m² betragen. Die Aussaat kann mit herkömmlicher Getreidesaattechnik durchgeführt werden. Besser ist die Aussaat mit Einzelsaattechnik mit Reihenabstand von 30 bis 45 cm. Man erhält dadurch eine dichtere Reihe und hat im Bedarfsfall die Möglichkeit zur mechanischen Unkrautbekämpfung mit der Hacke. Die Grunddüngung mit Phosphor, Kali und Magnesium erfolgt nach Nährstoffentzug. Bei 30 dt/ha Ertrag sind das 45 kg/ha P2O5, 50 kg/ha K2O und 15 kg/ha MgO.

Die Ergebnisse der Landessortenversuche 2016

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen führt seit 2012 Sortenversuche zu Sojabohnen durch. Die Versuche werden auf klimatisch günstigen Lagen mit sehr guten Böden im Rheinland und auf etwas späteren Lagen mit schwereren Böden in Westfalen durchgeführt. Der Schwerpunkt der Sortenprüfung liegt auf dem Sortensegment der Reifegruppe 000 (sehr früh). Seit 2016 sind nur noch 000 Sorten in der Prüfung. Noch frühere Sorten sind zu ertragsschwach.

Im Versuchsjahr 2016 wurden die Sojabohnen in beiden Anbaugebieten Mitte April ausgesät. Auf Grund der anschließenden nassen und kalten Witterung liefen die Sojabohnen spät auf und hatten eine langsame Jugendentwicklung. Es kam zu entsprechenden Ausfällen in den Beständen. Infolge der verzögerten Entwicklung kam es teilweise zu Problemen mit der Unkrautregulierung. Die Bestände schlossen sich erst spät. Bedingt durch die spätere Entwicklung der Sojabohnen blühten diese etwa 8-10 Tage später als in den vergangenen Jahren. Zum Zeitpunkt der Blühte war genügend Bodenfeuchte vorhanden. Ab Anfang August setzte Trockenheit ein. Anders als beim Mais führte die anhaltend trockene Witterung nicht zu früherer Abreife. Der Bestand im Rheinland wurde Ende September mit Wassergehalten zwischen 11 und 13 Prozent gedroschen und der Bestand in Westfalen wurde ebenfalls Ende September mit Wassergehalten zwischen 13 und 18% gedroschen.

Ergebnisse und Sortenempfehlungen

In den Tabellen 1 und 2 sind die Ertrags und Qualitätsergebnisse sowie die agronomischen Eigenschaften der geprüften Sorten aufgeführt.

Sortenempfehlungen

Merlin (000) ist die optimale Sorte für Neueinsteiger. Sie zeichnet sich durch eine hohe Kältetoleranz und gute Wüchsigkeit in der kritischen Phase der Jugendentwicklung aus. Sie reift sicher ab, bringt aber nur knapp durchschnittliche Erträge.

Abeline (000) ist seit 2014 zugelassen. Sie kommt aus dem gleichen Züchterhaus wie Merlin und ähnelt Merlin in vielen agronomischen Merkmalen. Sie ist allerdings etwas länger und lageranfälligerer als Merlin. Sie ist auf jeden Fall eine interessante Sorte für Grenzstandorte.

Obelix (000) ist seit zwei Jahren im Versuch. Im vergangenen Jahr fiel die Sorte durch hohe Ertragsergebnisse auf. Dieses Jahr sind diese jedoch nur unterdurchschnittlich. Die Sorte fiel durch eine zügige Jugendentwicklung auf. Sie reift etwas später als Merlin ab und ist trotz der diesjährig nur mäßigen Ertragsergebnissen ebenfalls interessant für Grenzstandorte.

RAGT Shouna (000) ist zweijährig geprüft und fällt durch sehr hohe Erträgen an allen geprüften Standorten auf. Die Sorte ist trotz gleicher Reifegruppe mindestens 8 bis 10 Tage später in der Abreife als Merlin. Die Sorte gehört nach bisherigen Erfahrungen auf die Gunstlagen von NRW.

Tourmaline (000) wird seit drei Jahren geprüft. Die Sorte hatte in allen Prüfungsjahren an allen Standorten überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Auch sie ist wie RAGT Shouna mindestens 8 bis 10 Tage später in der Abreife als Merlin und wird daher ausschließlich für Gunstlagen von NRW empfohlen.

Amadea (000) ist 2015 neu zugelassen worden. Die Sorte zeigte überdurchschnittliche Erträge. Auffallend waren der hohe Wuchs und die Lagerneigung. Wie bei RAGT Shouna und Tourmaline erfolgt die Abreife ca. 8 bis 10 Tage später wie bei Merlin. Auch sie gehört damit auf die Gunstlagen von NRW.

Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch