Welche Sojabohnen für NRW?

Anbauversuche mit SojabohnenBild vergrößern
Anbauversuche mit Sojabohnen


SojabohnenernteBild vergrößern
Sojabohnenernte. Fotos: Heinz Koch


Der Anbau von Sojabohnen hat in den letzten Jahren insbesondere in den südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg stark zugenommen. Im Anbaujahr 2014 wurden in Deutschland auf rund 9 200 ha Anbaufläche Sojabohnen produziert. Die Sojapflanzenzüchtung ist soweit, dass durch entsprechende Sortenwahl auch in nördlicheren Anbaugebieten Sojabohnen ausreifen und angebaut werden können. Welche sich dafür besonders eignen, hat Heinz Koch zusammengefasst.

Die Sojabohne gehört weltweit neben Weizen, Mais und Reis zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen. Die ursprünglich aus Ostasien stammende Hülsenfrucht enthält rund 40 % Eiweiß und etwa 20 % Öl. Die Eiweißqualität ist durch die Zusammensetzung der verschiedenen Aminosäuren sehr hochwertig.

Die Sojabohnen sind, wie der Körnermais, in Reifegruppen eingeteilt. Der Wärmebedarf der Pflanzen ist ähnlich dem des Körnermaises. Als grobe Orientierung gilt: Dort, wo Körnermais der Reifegruppe Mittelfrüh (K230 bis K250) ausreift, sollten Sojabohnen der Reifegruppe 000 (sehr früh) gewählt werden. Für klimatisch noch günstigere Regionen kommen Sorten der Reifegruppen 000/00 oder sogar 00 in Frage. In hiesigen Regionen sollte wegen der früheren Abreife der Focus auf den Sorten der Reifegruppe 000 liegen.

Als erstes und wichtigstes Kriterium der Sortenwahl ist also die Reifegruppe zu beachten, damit eine sichere Abreife der Pflanzen gewährleistet ist Danach erst sollte bei der Sortenwahl auf Ertrag, Standfestigkeit und Qualität geachtet werden. Tabelle 1 (siehe PDF unten) zeigt das Sortenverhalten in Bezug auf ihre agronomischen Merkmale.

Hohe Erträge in 2014

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen führt seit einigen Jahren Sortenprüfungen mit Sojabohnen an mehreren Standorten durch. Um die Aussagekraft der Daten noch besser abzusichern, werden Ergebnisse aus Anbaugebieten, die mit denen in NRW vergleichbar sind, mitverrechnet. Deswegen fließen in die Auswertung jährlich bis zu drei Standorte aus Hessen ein. Der Durchschnittsertrag über alle Sorten und Standorte lag in den vergangenen drei Jahren bei 31,0 dt/ha. Im Erntejahr 2014 lag dieser Ertrag der Sorten bei den ausgewerteten Standorten bei fast 41 dt/ha.

Der Grund dafür lag in den guten Auflaufbedingungen der milden Witterung zum Zeitpunkt der Blüte sowie der optimalen Wasserversorgung von der Blüte etwa Mitte Juni bis zur Kornfüllung im August. Dadurch wurde eine gute Bestandesdichte bedingt mit einem hohen Hülsenansatz und guter Tausendkornmasse.

Die Abreife erfolgte im Anbaujahr 2014 etwa zehn bis 14 Tage später als in den vergangenen Jahren. In den günstigen Regionen von NRW wurden ab dem 20. September die ersten Sojabohnen gedroschen.

Elf geprüfte Sorten

In den Sortenversuchen wurden in 2014 elf Sojabohnensorten geprüft, sieben Sorten aus der Reifegruppe 000 (sehr früh) und vier später abreifende Sorten (000/00 und 00). Im Segment der 000-Sorten gibt es vier neue Sorten, die erstmalig in der Prüfung stehen. Davon haben einige vielversprechende Ergebnisse gezeigt und werden im nächsten Jahr weitergeprüft. Hier sticht besonders die Sorte Tourmaline heraus, die in diesem Jahr hervorragende Erträge gebracht hat, welche sie in den kommenden Jahren unter Beweis stellen muss, um empfohlen zu werden. Tabelle 2 zeigt die Erträge sowie Tabelle 3 die Proteinerträge der Sojabohnensortenversuche der verschiedenen Standorte von 2012 bis 2014.

Sortenempfehlung für NRW

In den hiesigen Regionen sollten wegen der früheren Abreife Sorten der Reifegruppe 000 angebaut werden, die über dreijährige Prüfergebnisse verfügen. In NRW sind das die Sorten Merlin, Sultana und Solena.

  • Die Sorte Merlin ist in diesem Sortenspektrum die früheste Sorte. Die Sorte hat eine gute Kältetoleranz und eine rasche Jugendentwicklung. Sie ist relativ standfest und brachte im Durchschnitt der Jahre unterdurchschnittliche bis mittlere Ertrags- und Proteinergebnisse. Merlin eignet sich insbesondere wegen der frühen Abreife für Übergangslagen.
  • Die Sorte Sultana ist etwas spätreifer als die Sorte Merlin. Es ist eine kurze, standfeste Sorte. Der Ertrag ist etwas unterdurchschnittlich, jedoch hat die Sorte sehr gute überdurchschnittliche Rohproteingehalte. Sultana sollte wegen der etwas späteren Abreife in günstigeren Lagen zum Anbau kommen. Wegen der höheren Rohproteinleistung kommt sie insbesondere dort in Frage, wo hohe Rohproteingehalte entsprechend honoriert werden, zum Beispiel bei der Verfütterung im eigenen Betrieb.
  • Die Sorte Solena ist von der Abreife her wie die Sorte Sultana einzustufen. Sie ist etwas länger als Sultana und nicht ganz so standfest. Die Ertrags- und Rohproteinleistung der Sorte sind durchschnittlich. Sultana zeigte in den Versuchen etwas größere Ertragsschwankungen. Sie ist wegen der späteren Abreife für günstigere Lagen geeignet.

Autor: Heinz Koch