Sommerweizen: Ergebnisse der Landessortenversuche 2017

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Sommerweizen enttäuschte

Das Erntejahr 2017 war kein Jahr für Sommergetreide. Frühjahrstrockenheit und extreme Hitzephasen im Mai und Juni boten denkbar schlechte Bedingungen für eine gute Bestandesentwicklung. Dünne, ungewöhnlich früh abreifende Bestände mit enttäuschenden Erträgen waren die Regel. Glücklicherweise lag die Anbaufläche in NRW bei nur 3000 Hektar. Über die Chancen und Risiken der Kultur, die Ergebnisse der Landessortenversuche und Anbautipps berichten Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch.

Chancen und Risiken der Kultur

Sommerweizen hat unter den Sommergetreidearten genetisch das höchste Ertragspotential. Hohe Erträge lassen sich sicher aber nur auf guten Standorten bei rechtzeitiger Saat und ausreichender Wasserversorgung erzielen. Die Ertragsleistung auf schwächeren Standorten ist sehr unsicher. Sommerhafer oder Sommergerste sind hier die bessere Wahl. In Ackerbauregionen mit entsprechenden Alternativen kommt Sommerweizen nur dann zum Zuge, wenn nichts anderes mehr geht. Die Weizenbestellung nach sehr später Rüben- oder Körnermaisernte und ungünstigen Witterungs- und Bodenbedingungen sind ein entsprechendes Beispiel. Aber auch hier kommt Sommerweizen erst dann ins Spiel, wenn nicht doch noch spätsaatverträgliche Winterweizensorten gedrillt werden können. Für späte Saattermine eignen sich alternativ dann auch Sommerweizensorten, die als sogenannte „Wechselweizen“ bezeichnet werden. Diese Sorten besitzen eine eingeschränkte Winterhärte. In milden Regionen eine Chance, in Höhenlagen eher ein Risiko. Von den im Landessortenversuch geprüften Sorten hat lediglich Jack eine vom Bundesortenamt bescheinigte Wechselweizeneignung. Vorteile bei der Vermarktung von Sommerweizen entstehen durch die bessere Qualität der Sorten. Alle zur Verfügung stehenden Sorten haben A- oder E-Qualität und erzielen sicher Qualitätszuschläge.

Die Ergebnisse der Landessortenversuche

Trotz geringer Anbaubedeutung prüft die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen an zwei Standorten entsprechende Sorten. Zur Ergebnisabsicherung erfolgt die Prüfung zusammen mit anderen Bundesländern in vergleichbaren Boden- und Klimaräumen. Im Jahre 2017 wurden in NRW Versuche in Kerpen-Buir (Köln-Aachener Bucht) und Lage-Heiden (Ostwestfalen) angelegt. Ergänzt werden Standorte aus NRW durch Standorte aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Für Lehmstandorte können so in der Summe fünf Versuche für eine sichere Sortenbeurteilung herangezogen werden. Die Prüfung erfolgt in zwei Anbauintensitäten. Neben einer praxisüblichen Variante mit zwei Fungizidmaßnahmen gibt es eine Variante ohne Fungizideinsatz. Hier wird die Sortengesundheit überprüft. Basis der vorgestellten Ergebnisse ist die praxisübliche Variante. In Tabelle 1 ist die mehrjährige Ertragsleistung der Sorten dargestellt. Das Ertragsniveau von nur 65 dt/ha im Erntejahr 2017 verdeutlicht die schlechten Wachstumsbedingungen des Jahres. Tabelle 2 zeigt die Eigenschaften der Sorten nach der aktuellen Einstufung des Bundessortenamtes und Tabelle 3 zusammengefasst die Sortenempfehlung für die kommende Aussaat. Bei den neuen Sorten ist die Saatgutverfügbarkeit sehr eingeschränkt. Eine sehr sichere und gute Empfehlung für die kommende Aussaat ist zusätzlich auch die 2017 aus den Versuchen ausgeschiedene Sorte Tybalt.

Wie sind die Sorten zu bewerten?

Sehr sicher beurteilt werden kann die Sorte Sonett. Sie ist als E-Weizen unterdurchschnittlich im Ertrag. Auf Ährenfusarium muss geachtet werden. Mittlerweile vierjährig geprüft ist der begrannte A-Weizen Quintus. Quintus zeigt sich sehr ertragsstabil und ist zudem mit Ausnahme von Mehltau relativ blattgesund. Auch bei Ährenfusarium ist die Sorte gut eingestuft. Licamero (A) hat drei Prüfjahre und zeigt ebenfalls zuverlässig überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Positiv ist die gute Einstufung bei Ährenfusarium. Auf Braunrost muss geachtet werden. Aufgrund der mehrjährig überdurchschnittlichen Ertragsleistungen und der agronomischen Eigenschaften sind Licamero und Quintus die Hauptempfehlungen für die kommende Aussaat.

Wechselnde Ertragsleistungen zeigt nach zwei Prüfjahren KWS Mistral. Einem unterdurchschnittlichen Jahr 2016 folgte ein gutes Jahr 2017. Bei den agronomischen Eigenschaften sind keine Vorteile gegenüber schon länger geprüften Sorten erkennbar.

Neu ins Prüfsortiment aufgenommen wurden mit Anabel, Jack, KWS Sharki und Zenon vier E-Weizen und mit Servus ein A-Weizen. Jack, KWS Sharki und Zenon liegen 2017 beim Ertrag auf dem Niveau von Sonett. Eine überdurchschnittliche Ertragsleistung im ersten Prüfjahr zeigte der E-Weizen Anabel. Nach Züchtereinstufung ist die Sorte kurz, standfest und gesund. Der A-Weizen Servus überzeugte im ersten Prüfjahr mit überdurchschnittlichen Erträgen. Die Sorte ist kurz, standfest und bis auf Braunrost gesund.

Tipps zur Aussaat

Wie die Saat, so die Ernte. Diese Binsenweisheit gilt ganz besonders bei allen Sommerungen. Die kurze Vegetationszeit gibt den Kulturen wenige Chancen zur Kompensation. Sommerweizen sollte so früh wie möglich gesät werden. Typische Saattermine liegen Ende Februar oder Anfang März. Trockene, kalte Hochdruckwetterlagen eignen sich sehr gut für die Saat, da die Keimung schon knapp oberhalb des Gefrierpunktes stattfindet. Die Aussaatmenge sollte dann bei 350 bis 380 keimfähigen Körnern/m2 liegen. Bei später Saat müssen entsprechende Zuschläge gemacht werden, da kaum noch Zeit zur Bestockung bleibt. Hier sind dann 420 bis 450 keimfähige Körner/m2 erforderlich. Der Boden muss bei der Saat unten locker, frei von Störschichten oder Staunässe und gut durchwurzelbar sein. Ein „Hereinschmieren“ oder Verschlämmungen nach der Saat werden über schlechten Feldaufgang und eine schlechte Bestandesentwicklung bitter bestraft. Die Saattiefe sollte bei 2 bis 4 cm liegen. Eine zu tiefe Saat kostet den Keimling Energie, die er später in der kurzen Bestockungsphase besser nutzen könnte.

Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch