Landessortenversuche Triticale 2017

Ähren Triticale

Wintertriticale – erst zu trocken, dann zu nass

Triticale ist eigentlich eine gesunde Kultur, doch die letzten Jahre waren durch einen massiven Krankheitsbefall mit Mehltau und Gelbrost geprägt. Betroffen waren vor allem ältere und bislang anbaustarke Sorten. Diese Sorten wurden in den Landessortenversuchen 2017 durch neue Sorten ersetzt.

Die Anbaufläche von Wintertriticale in NRW betrug im Jahr 2017 rund 65 000 ha. Der Anbauschwerpunkt der Kultur liegt mit 60 000 ha in Westfalen-Lippe. Im Rheinland stehen nur 5 000 ha Anbaufläche.

Ein trockenes Frühjahr, ein extrem trockener und heißer Frühsommer, eine nasse und immer wieder unterbrochene Erntephase und eine große Ertrags-spanne von miserabel bis gut beschreiben das Erntejahr 2017. Gewünscht hätte man sich vieles sicherlich anders. Bis zum Frühjahr lief fast nach Plan. Außergewöhnlich war das Niederschlagsdefizit, mit dem die Vegetation begann. Die ungewöhnlich warmen, aber nicht zu nassen Monate Februar und März führten zu einem Wachstumsvorsprung und bis auf Mehltau in den anfälligen Sorten zu einem eher geringen Krankheitsdruck. April, Mai und Juni waren sehr trocken, die Monate Mai und Juni zusätzlich auch noch extrem heiß.

Im Vergleich der Regionen innerhalb von NRW bot sich Ende Juni ein sehr unterschiedliches Bild mit einem deutlichen Ost-West-Gefälle. Vertrocknete, fast schon notreife Bestände standen auf den leichten und flachgründigen Böden im westlichen und nördlichen Münsterland und dem gesamten Südwesten von NRW und grasgrüne, normal abreifende Bestände in den übrigen Regionen. Anfang Juli begann ungewöhnlich früh die Ernte.

Die Erträge in der Praxis reichten bei guten Fallzahlen und niedrigen TKG von katastrophal schlecht bis zufriedenstellend. Vor allem in Süd- und Ostwestfalen waren die Bestände erst Ende Juli erntereif. Ab diesem Zeitpunkt behinderten ergiebige Niederschläge im Juli und August immer wieder die dringend anstehende Ernte. Zunehmendes Lager, immer weiter sinkende Fallzahlen und beginnender Auswuchs trüben hier das Ernteergebnis. Erst Mitte August konnte die Ernte mit einem für die meisten Landwirte in NRW insgesamt unbefriedigendem Ergebnis abgeschlossen werden.

Landessortenversuche als sichere Basis für Empfehlungen

In den Versuchen der Landwirtschaftskammer NRW wurden in diesem Jahr an sechs Standorten neun Sorten geprüft. Drei Standorte lagen auf der Boden-gruppe Lehm, zwei Versuche in Höhenlagen und ein Versuch auf Sand. Die Prüfung erfolgte in zwei Anbauintensitäten. In Stufe 1 werden Gesundheit und Lageranfälligkeit der Sorten überprüft. Daher erfolgen bei normaler Stickstoffgabe kein Fungizideinsatz und nur ein sehr eingeschränkter Einsatz von Wachstumsreglern. In Stufe 2 erfolgt die Prüfung praxisüblich mit angepasstem Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz. Hier soll das Ertragspotenzial der Sorten getestet werden. Die Höhe der Stickstoffdüngung wurde nach den Vorgaben der ab jetzt geltenden N-Bedarfsermittlung der neuen Dünge-VO berechnet. Die Düngehöhe an den Einzelstandorten lag aufgrund der sehr unterschiedlichen Nmin-Gehalte im Frühjahr zwischen 90 und 160 kg/ha N. Die Ergebnisse der Einzelstandorte in der behandelten Stufe für 2017 sind in Tabelle 1 dargestellt. Die Erträge in den Versuchen liegen im Mittel aller Stand-orte mit rund 100 dt/ha auf einem sehr erfreulichen und nicht immer mit der Praxis vergleichbaren Niveau. Aus einjährigen Versuchsergebnissen von eventuell nur einem Standort sollte kein Praktiker Sortenentscheidungen ableiten. Daher sollte der Blick auf die durchschnittliche Ertragsleistung der Sorten auf der vergleichbaren Bodengruppe gehen. Beim Vergleich der Mittelwerte relativieren sich Ertragsunterschiede zwischen Sorten bei Lehm auf maximal 9 % und in den Höhenlagen auf maximal 7 %. Deutlicher als beim Ertrag sind die Sortenunterschiede in der Reaktion auf die unterlassene Fungizidbehandlung und den eingeschränkten Einsatz von Wachstumsreglern. Auf den Versuchsstandorten mit höherem Mehltau und Braunrostdruck reagierten die anfälligeren Sorten Tantris, Barolo und Cedrico mit den höchsten Mindererträgen. Durchgängig gesünder zeigen sich die neuen Sorten Robinson und Temuco.

Zur weiteren Absicherung der Ergebnisse greift die Landwirtschaftskammer NRW auf zusätzliche Versuchsergebnisse aus Niedersachsen zurück. In der mehrjährigen Auswertung in Tabelle 2 stehen daher für alle dargestellten Boden- und Klimaräume mindestens drei Standorte zur Verfügung.

Welche Sorten wurden geprüft?

Der Sortimentsbereinigung im letzten Jahr sind altbekannte, aber sehr krankheitsanfällige Sorten, wie Adverdo, SU Agendus, Grenado, Dinaro und Silverado, zum Opfer gefallen. KWS Aveo wurde aufgrund der guten Ergebnisse weiter auf Sand geprüft. Auch Tulus und Securo wurden nicht mehr auf allen Standortgruppen geprüft. Barolo und Lombardo als nun dreijährig geprüfte Sorten sind aufgrund der bislang gezeigten Ertragsleistungen die Messlatte für neue Sorten. Cedrico als zweijährig geprüfte Sorte und die Neuzulassungen Robinson und Temuco ergänzen das Prüfsortiment.

Kriterien für die Sortenwahl

Für die Sortenwahl bei Triticale gibt es eine Reihe von wichtigen Kriterien. Natürlich steht die Ertragsleistung im Mittelpunkt. Triticale wird als Futtergetreide überwiegend von viehhaltenden Betrieben angebaut, bei denen der Ackerbau nicht immer im Vordergrund steht. Die angebaute Sorte sollte daher möglichst unkompliziert sein. Standfestigkeit und Blattgesundheit sind wichtige Sortenkriterien, die auch leichte Ertragsnachteile ausgleichen können. Im Gegensatz zu Winterweizen wird das Kriterium Fusariumanfälligkeit bei Triticale nicht in der Beschreibenden Sortenliste beschrieben. Aus Versuchen sind auch hier Sortenunterschiede bekannt, die eine weitere Feinjustierung bei der Sortenwahl erlauben. Barolo und Tantris sind besser als der Durchschnitt. In Höhenlagen sollte zusätzlich die Winterhärte eine Rolle bei der Sortenwahl spielen.

In Tabelle 3 sind die Eigenschaften der geprüften Sorten dargestellt. Basis für die Bewertung sind die Einstufungen der Beschreibenden Sortenliste 2017. In Einzelfällen wurde die Einstufung aufgrund eigener Erfahrungen angepasst. Die zusammengefasste Sortenempfehlung für die kommende Aussaat ist in Tabelle 4 aufgeführt. Schlechtere Erträge, niedrige Tausendkorngewichte und Auswuchs haben 2017 zwangsläufig Auswirkungen auf die Saatgutverfügbarkeit. Wer seine Wunschsorte sicher haben möchte, der muss umgehend bestellen.

Mehrjährig geprüfte Sorten

Die Aussagesicherheit zur Leistungsfähigkeit einer Sorte steigt mit der Prüfdauer. Daher sind mindestens dreijährig geprüfte Sorten zweijährig geprüften Sorten bei gleicher Ertragsleistung vorzuziehen.

Die Sorten Lombardo und Barolo sind im mehrjährigen Vergleich auf allen Standorten momentan die ertragsstärksten Sorten und die Hauptempfehlung. Bei beiden Sorten war das Jahr 2017 im Vergleich der Vorjahre das bislang schwächste Prüfjahr. Lombardo ist die ertragsstärkere Sorte mit der besseren Winterhärte bei einer etwas schlechteren Standfestigkeit. Auf die etwas höhere Braunrostanfälligkeit muss geachtet werden. Barolo kann bei etwas schwächeren Erträgen als kürzere Sorte mit der besseren Standfestigkeit punkten.

Tantris zeigt auf Lehm, Löss und in den Höhenlagen ebenfalls gute und stabile Ertragsleistungen. Auf die höhere Krankheitsanfälligkeit muss geachtet werden. KWS Aveo, Securo und Tulus sind längere Sortentypen mit Einschränkungen in Punkto Lagerneigung (Securo und Tulus) und Gesundheit (KWS Aveo). Eine generelle Empfehlung sind sie daher nicht mehr.

Gute Leistungen auf allen Standortgruppen zeigt die nun zweijährig geprüfte Sorte Cedrico. Auf die vergleichsweise hohe Mehltauanfälligkeit muss geachtet werden.

Gibt es Interessante neue Sorten?

Als Neuzulassungen wurden Robinson und Temuco in die Landessortenversuchen aufgenommen. Vom Bundessortenamt wurde Temuco in der Ertragsleistung aufgrund der Wertprüfungsergebnisse in der behandelten Stufe wie Lombardo eingestuft. In der unbehandelten Stufe erhielt die Sorte mit der Note 9 die bestmögliche Einstufung. Die sehr gute Gesundheit bei Mehltau und Braunrost konnte in den Versuchen 2017 nachgewiesen werden. Die Sorte ist sehr standfest. Die Ertragsleistung 2017 in der praxisüblichen Intensität rechtfertigt momentan noch keine Anbauempfehlung. Hier sollte ein weiteres Prüfjahr abgewartet werden.

Robinson ist eine frohwüchsige und etwas längere Sorte mit guter Standfestigkeit. Die Sorte verfügt über ein außergewöhnlich hohes TKG. Die Ertragsleistung auf Lehm, Löss und in den Höhenlagen war durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich.

Ansprechpartner