Landessortenversuche Winterweizen 2016, Frühsaat, Spätsaat, Stoppelweizen

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Winterweizen

Winterweizen-Empfehlungen in Sondersegmenten

Im letzten Beitrag haben wir über die Ertragsleistung von Winterweizen nach Vorfrüchten wie Raps, Zuckerrüben, Mais oder Kartoffeln und optimalen Saatterminen berichtet. Zusätzliche und ergänzende Versuchsergebnisse und Empfehlungen für Früh- oder Spätsaaten und die Stoppelweizeneignung von Weizensorten geben Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch.

Im Gegensatz zu anderen Wintergetreidearten verfügt Winterweizen ein sehr breites Aussaatfenster. Die Begriffe Früh- und Spätsaat lassen sich aber nicht eindeutig mit einem Datum festlegen. Frühe Saattermine in den Höhenlagen von Ostwestfalen oder der Haar beginnen um den 20.September. Hier denkt in der Köln-Aachener Bucht noch kein Landwirt an die Weizensaat. In den milden Lagen des Rheinlandes sollte frühestens Anfang, besser erst Mitte Oktober mit der Saat begonnen werden. Von Spätsaaten bei Winterweizen spricht man in den Höhenlagen bei Saaten Mitte bis Ende Oktober. Mitte bis Ende November ist in den milden Lagen der Begriff Spätsaat angebracht.

Bezüglich der Weizensorten gibt es Spezialisten für die Frühsaat und für die Spätsaat. Wer Sorten richtig bewertet und einsetzt, der nutzt Chancen zur Ertragssicherung.

Tipps für Frühsaaten

Frühe Saattermine haben Vorteile, beherbergen aber durchaus auch Risiken. Auf virusübertragende Läuse muss bei frühem Saattermin dringend geachtet werden Auch Herbizidmaßnahmen sollten noch im Herbst erfolgen. Bestände können bei zu früher Saat in einem milden Herbst schnell überwachsen. Die ideale Sorte für die Frühsaat besitzt eine eher verhaltene Jugendentwicklung und ist nicht besonders anfällig bei Mehltau, Septoria, Gelbrost und Fußkrankheiten. Überwachsene Bestände sind grundsätzlich gefährdeter bei Auswinterung. Die Winterhärte der Sorten sollte daher überdurchschnittlich sein. Sorten für Frühsaaten sollten zusätzlich über eine gute oder zumindest mittlere Standfestigkeit verfügen. Der Saatzeitpunkt hat einen großen Einfluss auf den Auflauf von Ackerfuchsschwanz und Windhalm im Herbst. Frühsaaten sollten auf solchen Standorten grundsätzlich vermieden werden. Unter den generell empfohlenen Sorten sind für Frühsaaten in alphabetischer Reihenfolge Alexander, Anapolis, Julius und RGT Reform besonders geeignet.

Tipps für Spätsaaten

Spätsaaten von Winterweizen gibt es in der Praxis vor allem nach später Rübenrodung. Die verlängerten Kampagnen der Zuckerfabriken sorgen auch zukünftig für entsprechende Flächenanteile bei Spätsaaten. Spätsaatgeeignete Sorten sollten ausreichend winterhart sein und nicht zu spät abreifen. Da Spätsaaten grundsätzlich weniger lagergefährdet sind, spielt die Lageranfälligkeit der Sorte hier eine geringere Rolle. Auch die Anfälligkeit für frühen Mehltau, Gelbrost und Septoria ist im Vergleich mit Frühsaaten weniger entscheidend. Sorten für Spätsaaten sollten über ein gutes Regenerations- und Bestockungsvermögen verfügen. Diese Sorteneigenschaft kann nicht in der Beschreibenden Sortenliste beschrieben werden. Daher wird die Spätsaateignung von Winterweizensorten seit vielen Jahren in speziellen Versuchen überprüft.

In NRW stehen diese Versuche auf den Standorten in Kerpen-Buir, in Ostinghausen und in Steinheim-Breitenhaupt. Die Ergebnisse der aktuellen Versuche sind in Tabelle 1 dargestellt. Die Aussaat erfolgte allen Standorten etwa drei Wochen nach der Normalsaat. Der milde Herbst im Jahr 2015 und der nicht vorhandene Winter begünstigten Spätsaaten und machten aus angedachten Spätsaaten eher Normalsaaten. Der Ertragsunterschied zwischen Normalsaat und Spätsaat lag im Mittel der Standorte im Jahr 2016 daher nur bei 3 dt/ha. Entscheidender als einjährige Ergebnisse ist der Blick auf die mehrjährigen Ergebnisse der Sorten in Tabelle 2. Hier zeigen sich in alphabetischer Reihenfolge bei den mindestens dreijährig geprüften Sorten Elixer, Johnny, RGT Reform, Tobak und Winnetou als besonders ertragsstark bei Spätsaaten. Bei den zweijährig geprüften Sorten sind Alexander und Benchmark zu nennen.

Sorten für Stoppelweizen

In getreidereichen Fruchtfolgen auf besseren Böden hat Stoppelweizen seinen festen Platz. Hier konkurriert er mit Wintertriticale, Wintergerste oder Winterroggen um Flächen. Für Wintergerste spricht vor allem bei Folgefrucht Winterraps der frühere Erntetermin. Auf Problemstandorten mit Ackerfuchsschwanz und Windhalm bereitet die Gräserbekämpfung in Wintergerste zunehmend Probleme. Hier bieten Triticale oder eben Stoppelweizen eindeutig bessere Chancen für eine erfolgreiche Ungrasbekämpfung. Stoppelweizenanbau hat besondere Risiken in Jahren mit Frühsommertrockenheit oder hohem Krankheitsdruck mit Cercospora und Schwarzbeinigkeit. Strohabfuhr nach der Vorfrucht und der Pflugeinsatz zur Saat führen zu einer deutlichen Verringerung des Befallsrisikos. Eine chemische Bekämpfung mit guten Teilwirkungen ist mit der Wurzelschutzbeize Latitude bei Mehrkosten von rund 40 Euro je Hektar möglich. Vor allem bei pflugloser Bestellung ist zusätzlich ein höheres Befallsrisiko mit DTR vorhanden.

Die Frage, was eine gute Stoppelweizensorte ausmacht ist nur schwer an üblichen Sorteneigenschaften festzumachen. Gute Sorten müssen stresstolerant sein, ein gutes Regenerationsvermögen besitzen und sollten vor allem auf schwächeren Standorten nicht zu spät abreifen. Ansonsten zeichnet gute Stoppelweizen aus, dass sie in Stoppelweizenversuchen zuverlässig gute bis sehr Ertragsleistungen zeigen. Zu den guten Stoppelweizen gehören Sorten, die man aufgrund ihrer Anfälligkeiten bei Cercospora oder DTR häufig nicht als so gut eingeschätzt hätte.

Die Landwirtschaftskammer NRW prüft die Stoppelweizeneignung an den vier Versuchsstandorten Kerpen-Buir, Neunkirchen-Vluyn, Steinheim-Breitenhaupt und Altenmellrich. An allen Standorten wurden im Erntejahr 2016 durchgängig 14 Sorten mit und ohne Latitudebeizung geprüft. Die Effekte der Sonderbeize sind abhängig vom Jahr und vom Standort. Im Mittel der Versuche und Jahre ist die Beizung mit Latitude knapp wirtschaftlich. Bei pflugloser Saat ist Latitude aus unserer Sicht in jedem Fall zu empfehlen. Sortenunterschiede bei der Beizbedürftigkeit sind nur sehr schwer auszumachen, da die Ergebnisse von Jahr zu Jahr schwanken.

Für die Beurteilung der Sortenleistung wurden die Erträge mit und ohne Latitudeschutz gemittelt. Die Ergebnisse der Einzelstandorte für 2016 sind in Tabelle 3 dargestellt. Tabelle 4 zeigt die mehrjährige Ertragsleistung der Sorten. Besonders sicher und empfehlenswert sind Sorten, die mehrjährig auf möglichst vielen Standorten hohe Erträge als Stoppelweizen zeigen. Hier zeigen sich in alphabetischer Reihenfolge bei den mindestens dreijährig geprüften Sorten die Futterweizen Anapolis, Elixer, Lear und Winnetou als leistungsstark und sicher. Als Brotweizen sind RGT Reform und Tobak hervorzuheben. Trapez konnte die sehr guten Leistungen der Vorjahre auf Löß 2016 nicht bestätigen und ist wie Matrix sehr gelbrostanfällig. Bei den relativ frühen Saatterminen von Stoppelweizen nicht gerade ein Vorteil. Bei Matrix und RGT Linus muss bei grundsätzlich guter Ertragsleistung die geringe Fallzahlstabilität beachtet werden. Bei den zweijährig geprüften Sorten zeigen die Brotweizen Alexander und Benchmark sehr gute Erträge. Bei den einjährig geprüften Sorten sollten in diesem Spezialsegment weitere Prüfjahre abgewartet werden.