Landessortenversuche frühe und mittelfrühe Kartoffeln 2015

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Nach Licht kommt Schatten

Wurde die Ernte 2014 mit Begriffen wie „Riesenerträge“  beschrieben, finden sich für dieses Jahr Worte am anderen Ende der Skala. Langanhaltende trockene Witterung brachten im südlichen Rheinland nur bescheidene Erträge und die Herbstniederschläge kamen für die Sortenversuche zu spät. Aber auch solche Bedingungen lassen interessante Rückschlüsse auf die Sorten zu und helfen deren Besonderheiten aufzudecken, wie Peter Lövenich, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, erläutert.

Die letzten beiden Anbaujahre konnten gegensätzlicher kaum sein. Im letzten Jahr mit den sehr hohen Sommerniederschlägen wurden Roherträge in bis dahin kaum bekanntem Ausmaß eingefahren und  es gab große Probleme, ausreichende Stärkegehalte zu erreichen. In diesem Jahr fehlten oft die Niederschläge und die Stärkegehalte waren bereits früh sehr hoch, dafür fehlte lange Zeit Tonage und grobfallende Ware.

Wie so oft nach trockenen Sommern und späten Niederschlägen reagierten einige Sorten mit Durchwuchs. Das wurde noch dadurch gefördert, dass viele Landwirte die Sorten länger stehen gelassen haben, weil Ertrag und Sortierung unbefriedigend waren. Glücklicherweise gibt es die Möglichkeit, in den Beständen Produkte auf Basis von Maleinsäurehydrazid einzusetzen, sodass Durchwuchs mit seinen zahlreichen Facetten, wie Hantelbildung, Auskeimen, Kettenwuchs und Glasigkeit, größtenteils verhindert werden konnten. Daher sind wir vor großen Qualitätsproblemen wie in den Trockenjahren 1996 oder 2010 weitgehend bewahrt worden.

Ab dem Anbaujahr 2015 wurden die Sortenversuche weiter vereinheitlicht und in allen Sortimenten gibt es eine hohe Sortenübereinstimmung in allen Bundesländern. Das hat aber auch zur Folge, dass in den Vorjahren bereits geprüfte Sorten wieder Einzug in die Sortenversuche gefunden haben. In den nun beschriebenen beiden Sortimenten mit frühen und mittelfrühen Speisesorten sind jeweils drei in der Praxis bewährte Vergleichssorten in den Kocheigenschaften fest, vorwiegend fest und mehlig kochend für einen längeren Zeitraum gesetzt. An diesen können dann die neuen Sorten, die dreijährig geprüft werden, gemessen werden.

Nachdem die ersten Frühkartoffelversuche unter ungünstigen Bodenbedingungen gepflanzt worden sind, ließen wir uns mit den Anschlusssorten Zeit und begannen erst in der zweiten Aprilwoche mit den Pflanzungen, die aber dann unter guten Bedingungen zügig abgeschlossen werden konnten.

Die rheinischen Versuche wurden in Buir in der Woche nach Ostern am 8. April und in Waldniel am 14. April gepflanzt. Die Bestellung erfolgte unter guten und abgetrockneten Bodenbedingungen, sodass auch Pflanzbettbereitung deutlich besser gelang als bei den Frühkartoffeln. Die Knollen liefen in der zweiten Maiwoche nach 31 Tagen auf, was für diesen Pflanztermin normal ist. Wie immer wurde das Pflanzgut ungebeizt und gut keimstimuliert mit dem Halbautomaten gelegt.

Der Dammaufbau erfolgte in Buir unmittelbar nach dem Pflanzen, in Waldniel leider erst später. Das führte dazu, dass die flachen Pflanzdämme stark austrockneten und der Enddamm aus sehr trockenem Bodenmaterial bestand. Dieser war dann sehr puffig und Schorf konnte sich in der folgenden trockenen Witterung früh bilden. Hier hätte eine frühere Beregnungsgabe Abhilfe schaffen können.

Die natürliche Wasserversorgung betrug in den Monaten April bis Juni etwa 33 mm je Monat und führte zu sehr trockenen Böden. Die nutzbare Feldkapazität sank bis Juni in 0 bis 60 cm Bodentiefe auf 35 %, sodass den Pflanzen kaum noch Wasser zur Verfügung stand. In Waldniel wurde zweimal beregnet, was zu deutlich höheren Erträgen führte. Besonders in Buir war feststellen, dass früh abreifende Sorten auf dem deutlich abgesenkten Ertragsniveau relativ besser abschnitten als in Jahren mit langer und gleichbleibender Vegetationszeit. Bei den spät abreifenden Sorten verhält es sich genau umgekehrt.

In der Einzelbeschreibung wird dargestellt, wie die Sorten mit diesen Anbaubedingungen zurechtkamen.

Frühes Sortiment

Belana dient künftig als festkochende Vergleichssorte im frühen Bereich. Belana ist mit 764 ha Vermehrungsfläche die größte Sorte und konnte Agria vom ersten Platz verdrängen. Dabei hat sie ihre Fläche weiter steigern können. Das deckt sich auch mit ihrem Bekanntheitsgrad bei den Verbrauchern, wo sie landesweit sehr beliebt ist. Bekannt sind die Auflaufprobleme bei Keimabbruch und die Qualitätsrisiken bei falscher Standortwahl. Daher empfehlen wir die Sorte nur maximal keimstimuliert zu pflanzen, damit es nicht zu Keimabbruch kommen kann. Ebenso fördert eine moderate Ergänzung der N-Düngung zum Auflauf die zögerliche Jugendentwicklung. Die letzten beiden Jahre waren Belanajahre, denn sowohl Ertrag als auch Qualität waren recht gut. Auch wenn die Verbreitung der Sorte über die Fläche zugenommen hat, gehört Belana in erfahrene Hände, die durch gezielte produktionstechnische Unterstützung das Beste aus der Sorte herausholen können.

Wega wurde in den Jahren 2011 bis 2013 geprüft und steht jetzt als vorwiegend festkochende Vergleichssorte. Sie brachte in allen Jahren weit überdurchschnittliche Ertragsleistungen mit sortentypisch hohem Übergrößenanteil. Die unter günstigen Wachstumsbedingungen gebildeten Übergrößen neigen nicht zur Hohlherzigkeit und lassen sich gut vermarkten. Die ovalen Knollen sind vorwiegend festkochend und von tiefgelber Fleischfarbe. In allen Prüfjahren zeigt sie sich sehr stabil gegenüber Schorf, brachte in diesem Jahr aber einige grüne Knollen. Auf leichten Standorten tritt auch Eisenfleckigkeit auf, sodass die Sorte nicht für alle Standorte uneingeschränkt empfohlen wird.  

Wir sehen Wega daher in erster Linie für bessere Standorte oder für solche ohne Probleme mit Eisenflecken oder Rhizoctoniadruck. Aufgrund der sehr hohen Ertragsleistung eignet sie sich sowohl für den Handel als auch für die Direktvermarktung mit Schwerpunkt Übergrößenproduktion.

Gunda: Auch diese Sorte wurde von uns bereits 2010 bis 2012 geprüft und steht künftig als Referenzsorte für die mehligen Kochtypen in dieser Reifegruppe.

Sie hat eine hellgelbe Fleischfarbe, rundovale Knollen und lieferte bisher leicht unterdurchschnittliche Erträge um relativ 95 des Sortimentsmittels. Die Sortierung ist ausgeglichen mit leichten Übergrößenanteilen und sicheren hohen Stärkegehalten. Unter ungünstigen Bodenbedingungen setzt Gunda die Knollen hoch an und bringt dann vermehrt grüne Knollen. Vom Verbraucher geschätzt wird der gute Geschmack bei einer lockeren, aber nicht zerfallenen Konsistenz.

Gunda wird weiterhin als mehlig kochende Sorte empfohlen, die sich besonders für den Ab-Hof-Verkauf oder Kleinhandel eignet, wo sie in erster Linie über ihre Qualitätseigenschaften punkten dürfte.

Ivetta steht im zweiten Anbaujahr und ist eine vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knolle und gelben Fleisch. Die Erträge waren im letzten Jahr durchschnittlich und in diesem Jahr etwas schwächer. Die Sortierung ist etwas grob, Knollenmängel sind in diesem Jahr nicht aufgefallen. Sie scheint aber eine gewisse Anfälligkeit für Rhizoktonia zu besitzen. Hervorzuheben ist die hohe Nematodenresistenz, vor allem bei Pallida, die die Sorte für befallene Flächen empfiehlt und dort weiterhin den Anbau einer schmackhaften Speisesorte zulässt.

Queen Anne steht ebenfalls im zweiten Prüfjahr und ist eine vorwiegend festkochende, langovale Sorte mit gelber Fleischfarbe. Nach durchschnittlicher Ertragsleistung im Vorjahr  konnte sie nun deutlich zulegen, was aber auch mit der frühen Abreife innerhalb dieses Segmentes zusammenhängt. Übergrößen traten bei dem niedrigen Ertragsniveau nicht auf, sodass der Marktwareanteil in diesem Jahr bei fast 100 % lag. Der Stärkegehalt der Sorte liegt mit 12,5 % relativ tief, ist aber für den Sortentyp in Ordnung. In feuchten Jahren, muss man allerdings aufpassen, dass er durch Düngungsmaßnahmen nicht zusätzlich gedrückt wird.

Die Schale ist äußerst glatt und wies in diesem Jahr so gut wie keine äußeren Mängel auf. Ungewöhnlich ist die langovale Form der Knolle, hinter der man eher eine festkochende Salatsorte vermutet. Die Lagereigenschaften sind für eine frühe Sorte gut. Akzeptiert man die für den Kochtyp untypische Knollenform, gilt Queen Anne als Bereicherung des Segmentes.

Sanjava ist eine neue Sorte aus dem Haus Bavaria-Saat. Die vorwiegend festkochenden Knollen sind oval und gelbfleischig. Sie stand bisher nur auf dem westfälischen Standort und brachte hier einen sehr bescheidenen Ertrag. In diesem Jahr lag das Ertragsniveau auch nur bei 90 % des Mittels bei gleichmäßiger Sortierung und überdurchschnittlichem Stärkegehalt.

In Waldniel traten erhebliche Rhizoctoinia-Probleme in Form von Teerflecken an der Knolle auf, die das Bild deutlich trübte. Ähnliches zeigte sich auch im Vorjahr. Sanjava verfügt über eine robuste Schale und soll sich gut packen und auch waschen lassen. Für eine endgültige Bewertung sollte man ein weiteres Prüfjahr abwarten.

Goldmarie ist eine langovale, tiefgelbe und festkochende Sorte die im zweiten Prüfjahr steht. Die Erträge sind leicht überdurchschnittlich, was für eine Salatsorte recht gut ist, bei sehr hohem Marktwareanteil. Der Stärkegehalt war auf beiden Standorten unterdurchschnittlich, garantiert aber eine sicher feste Kocheigenschaft. Goldmarie neigt etwas zu Knollenverwachsungen, was aber bei langovalen Sorten häufiger auftritt. Die Knollen waren in diesem Jahr glatt und ohne Makel, es kann aber vereinzelt Rhizoctonia auftreten.

Der erste Eindruck bestätigt sich, dass sich Goldmarie gut als exklusive Salatsorte und wegen ihrer noch geringen Verbreitung für die Direktvermarktung eignet.

Aromata ist von der Firma Schaap. Es handelt sich um eine festkochende Sorte mit ovalen Knollen und gelber bis hellgelber Fleischfarbe. Die Sorte wurde zuvor nur einjährig auf einem Standort geprüft .Sie brachte nun wieder einen unterdurchschnittlichen Ertrag bei normalem Stärkegehalt, der bei schlechter Bestandesführung auch sinken kann.

Die Sortierung neigt etwas zu Übergrößen, bei denen dann auch Wachstumsrisse und unförmige Knollen auftraten. Hier empfiehlt es sich, die Sorte etwas enger abzulegen und auch nicht zu hoch mit Stickstoff zu versorgen. Gegenüber Schorf scheint sie wenig, gegenüber Rhizoctonia leicht anfällig zu sein. Aromata verfügt über eine breite Nematodenresistenz gegenüber Ro und auch Pallida.

Monique von Europlant ist eine festkochende, langovale Sorte mit gelber Fleischfarbe. Im ersten Anbaujahr erreichte sie einen beachtlichen Ertrag, der 10 % über dem Versuchsmittel lag bei sehr hohem Marktwareertrag. Der Stärkegehalt liegt mit 12,9 % im unteren Bereich. Die Knollen sind festkochend, sollen aber eine weiche Konsistenz aufweisen, ähnlich wie Cilena. Die Knollen sind glatt und hatten nur auf dem Standort Waldniel etwas Schorf. Gegenüber Rhizoctonia und anderen Knollenmängel zeigte sie sich sehr stabil. Die Lagereigenschaften seien sehr gut und entsprechen mindesten denen von Belana.

Monique hat gut gefallen und wenn sich dieser Eindruck bestätigt, dürfte sie im Bereich der Salatsorten Akzente setzen.

Laudine aus dem Züchterhaus Agrico wird über Weuthen vertrieben. Es ist eine vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knolle und gelber Fleischfarbe. Auch sie erreichte mit 111 ein hohes Ertragsniveau bei leicht grober Sortierung. Der Stärkegehalt liegt im mittleren Bereich. Sie ist eine Lady-Felicita-Kreuzung, die ja im rheinischen Anbau keine Unbekannte ist. Sie hat eine glatte Schale, die etwas Schorf und auf schwachen Standorten auch Rhizoctonia aufweist. Sie ähnelt Marabel und soll dementsprechend platziert werden und dieses Segment bis ins Frühjahr bedienen können.

Solo stammt ebenfalls aus dem Haus Bavaria Saat, ist aber im Gegensatz zur Sanjava festkochend. Die Knollen sind gelbfleischig und von ovaler Form. Das Ertragsniveau lag leider nur bei 84 % und war auf beiden Standorten ähnlich niedrig. Die 14,5 % Stärke sind dagegen für eine Salatsorte erstaunlich hoch und dürften für einen kräftigen Kartoffelgeschmack sorgen. Wie auch bei Sanjava trat Rhizoctonia in Waldniel in Form von Teerflecken sehr stark auf und war in Buir auch leicht zu sehen. Schorf scheint dagegen kein Thema zu sein. Solo soll gegenüber Krautfäule eine erhöhte Toleranz aufweisen und schnell schalenfest werden.

Auch bei dieser Sorte sollte unbedingt ein weiteres Prüfjahr abgewartet werden.

Jazzy wird von Weuthen vertrieben. Die Knollen sind festkochend, langoval und von hellgelber bis gelber Fleischfarbe. Die Erträge sind unterdurchschnittlich mit sehr hohen Anteilen im Bereich 30/50 mm, bei niedrigen Stärkegehalten. Optisch gefallen die glattschaligen Knollen, die nur unter ungünstigen Bodenbedingungen leichte Mängel aufwiesen. Einziger Kritikpunkt ist die für das Rheinland zu helle Fleischfarbe. In den westlichen Nachbarländern Belgien und Niederlande wird das weniger kritisch gesehen, daher hat die Sorte dort mehr Freunde gefunden. Um glattschalige Ware zu produzieren, sind die milden Lößböden, wie sie im Rheinland vorliegen, ideal. Daher könnte es sein, dass sich ein Nischenmarkt für den Export ergeben könnte.

Mittelfrühe Sorten

Allians dient nun als Vergleichssorte im fest kochenden Segment und wurde bereits 2008 bis 2010 geprüft. Sie ist ein anderer Typ als Belana, die Knollen sind langoval und von tiefgelber Fleischfarbe. Allians ist keine Sorte mit uneingeschränkter Anbauempfehlung. Die Erfahrungen aus der Praxis sind recht eindeutig. Entweder ist man von der Sorte begeistert oder man lehnt sie ab.

Unabhängig von dieser Praxiseinschätzung zeigt sich Allians in den Versuchen wie folgt: In der Knollenoptik fällt sie im Vergleich zur Belana deutlich ab. Ihre Neigung zu Schorf ist höher, ebenso wie ihre Neigung zu Durchwuchs. Regelmäßig finden sich auch rhizoctoniabefallende Knollen. Positiv zu bewerten sind dagegen die guten Lager- und Geschmackseigenschaften. In einigen Jahren gab es aber gerade in Hinsicht Geschmack und Fleischfarbe häufiger Kritik aus der Praxis. Fader Geschmack und ein deutliches Aufhellen nach dem Kochen bereiteten besonders den Direktvermarktern große Sorge. Vermutlich sind die Ursachen in einem witterungsbedingt zu schnellen Übergang vom Knollenwachstum in die Reife zu suchen.

Allians ist eine Sorte mit viel Licht und Schatten. Da sie aber über ein enormes Ertragspotenzial verfügt und auch qualitativ Spitzenleistung bringen kann, sollte man individuell prüfen, ob man den speziellen Bedingungen der Sorte gerecht werden kann.

Laura stand 2005 und 2006 in den Versuchen und soll künftig als Vergleich für die vorwiegend festkochenden Sorten dienen. Sie erreicht immer leicht unterdurchschnittliche Erträge bei hohen Stärkewerten.

Die rotschalige Sorte ist bereits seit 1998 im Handel und hat ovale Knollen mit tiefgelber Fleischfarbe. Die Sortierung kann mitunter recht grob werden, besonders wenn man die Sorte unter günstigen Wachstumsbedingungen lange ausreifen lässt.

Gewöhnungsbedürftig sind die deutlich sichtbaren Lentizellen, die sich wegen der roten Schale optisch besonders absetzen. Laura punktet mit sicherem Ertrag, der tiefgelben Fleischfarbe und mit gutem Geschmack. Sie hat ständig mehr Liebhaber gefunden, was von einer konstanten Vermehrungsfläche von über 200 ha bestätigt wird.

Lilly wird seit 2012 geprüft. Die Knollen sind vom Züchter als rundoval, gelb bis tiefgelb fleischig und mehlig kochend beschrieben. In allen Prüfjahren konnte sich  eine klassische mehlige Kocheigenschaft nicht bestätigen. Auch die Stärkegehalte lagen in allen Prüfjahren unter dem Durchschnitt und damit für eine mehlig kochende Sorte niedrig. Lilly ist von der Konsistenz weich, ohne das die Knolle stark auseinander fällt. Innerhalb der Reifegruppe setzt die Sorte früh an und reift auch früh ab, was ihr in diesem Jahr sehr entgegen kam. Sie erreichte in Buir mit relativ 126 ein sehr gutes Ergebnis, auf dem sehr niedrigen Ertragsniveaus des Gesamtversuchs.

Die Sortierung bringt einen hohen Marktwareanteil mit Schwerpunkt im Segment 50 bis 60 mm. In allen Jahren zeichnete sich die Sorte durch eine sehr schöne Knollenoptik ohne nennenswerte Mängel auf und innerhalb der Knolle aus.

Lilly ist aufgrund der hervorragenden Knollenoptik als Bereicherung für Handel und Direktvermarktung zu sehen, ohne die mehlige Kocheigenschaft in den Vordergrund stellen zu wollen.

Regina ist nunmehr dreijährig geprüft und brachte nach dem leicht überdurchschnittlichen Ertrag des Vorjahres jetzt mit 93 % das Ertragsniveau, was ihr zu zutrauen ist. Die rundovale, tiefgelbe Knolle ist festkochend und erreicht mittlere Stärkegehalte. Da diese Sorte zu den späteren des Sortimentes zählt, kamen ihr allerdings die Anbaubedingungen des Jahres nicht entgegen. Aus der Praxis gibt es auch Stimmen, die über späte Schalenfestigkeit klagen, was besonders auf Sandstandorten negative Folgen hat. Genetisch setzt sie viele Knollen an, was sich aber nur bei sorgsamer Pflanzgutvorbereitung und striktem Vermeiden von Keimabbruch erreichen lässt. Schalenverletzungen und Keimabbruch erhöhen die Gefahr von Rhizoctoniabefall. Unter ungünstigen Bedingungen kann sich auch Schorf auf der Knolle bilden. Auf jeden Fall sollten bessere Standorte mit gleichmäßiger Wasserversorgung, auch bereits zum Knollenansatz, bevorzugt werden. Neben der speziellen Eignung für kleinfallende Ware sehen wir bei Normalablage auch Chancen in der Direktvermarktung mit Langzeitlagereignung.

Annalena ist eine festkochende Sorte mit langovalen Knollen und gelber Fleischfarbe. Im zweiten Prüfjahr war der Ertrag leicht überdurchschnittlich, wohl begünstigt durch die frühe Abreife. Annalena scheint auch eine gute Trockentoleranz zu besitzen, bildete sie doch als eine der wenigen Sorten akzeptable Übergrößenanteile. Der Stärkegehalt lag bis jetzt immer am unteren Ende des Vergleichs und kann in feuchten Jahren auch unter 10 % rutschen. Man muss daher auch bei Düngerplanung stärkesenkende Maßnahmen vermeiden. Annalena bildet wenige unförmige Knollen und kann auf anfälligen Standorten auch Schorf bilden. Die Sortierung ist ausgeglichen und hat ihren Schwerpunkt unter guten Wachstumsbedingungen im Segment 50 bis 60 mm.Die Sorte ist keimruhig und erlaubt eine lange Lagerung bis weit in das kommende Jahr.

Als Vertreterin des beliebten Salatyps zeigte Annalena vielversprechende Ansätze, bedarf aber auch einer ausgewogenen Produktionstechnik, was sie besonders für direktvermarktende Betriebe interessant machen dürfte.

Ramona ist eine rotschalige festkochende Sorte mit ovalen Knollen und tiefgelber Fleischfarbe. Nach dem überdurchschnittlichen Ertrag im Vorjahr bei langer Vegetationszeit und guter Wasserversorgung, verlor sie 2015 als später abreifende Sorte besonders auf dem trockenen Standort in Buir deutlich. Mit Bewässerung in Waldniel war der Ertrag besser. Die Stärkegehalte liegen im oberen Bereich und dürften für einen ausgeprägten Kartoffelgeschmack sorgen. Was sich bereits im letzten Jahr andeutete ist die Anfälligkeit gegenüber Rhizoctonia unter schwierigen Anbaubedingungen sowie ein leichter Schorfbefall.

Die außergewöhnliche Knollenoptik sowie der gute Geschmack machen Ramona interessant. Will man diese Werte erreichen, bedarf es einer angepassten Produktionstechnik, sowie guter Standortbedingungen.

Camel von KWS ist eine dunkel rotschalige Sorte, die im letzten Jahr bei dem frühen Segment mitgeprüft wurde. Die Knollen sind oval, gelbfleischig und festkochend. Der Ertrag war im Vorjahr leicht überdurchschnittlich, schwanke aber auf beiden Standorten stark. 2015 war er noch etwas höher und auf beiden Standorten überdurchschnittlich. Camel bildet immer Übergrößen und durchschnittliche Stärkegehalte, auch unter den trockenen Bedingungen in Buir. Leider traten in diesem Jahr in Waldniel sehr hohe Schorfanteile auf, die in Buir ganz fehlten. Rhizoctoniapusteln fanden sich auf beiden Standorte. Rotschalige Sorten können immer nur ein kleines Marktsegment bedienen, man hat aber mit Camel eine Sorte, die qualitativ passt, wenn die Anbaubedingungen stimmen.

Montana von Europlant ist eine festkochende Sorte mit ovalen Knollen und tiefgelber Fleischfarbe. Sie brachte auf beiden Standorten überdurchschnittliche Erträge bei niedrigen Stärkegehalten. Der Marktwareanteil liegt zwischen 80 und 90 % mit einem Schwerpunkt im oberen Bereich. Bei guten Wachstumsbedingungen kann der Übergrößenanteil aber auch steigen. Daher sollte man die Legeabstände nicht zu weit wählen und die Stickstoffzufuhr begrenzen. Gegenüber Schorf zeigte sich die Sorte sehr stabil, für Rhizoctonia scheint sie anfälliger zu sein, sodass eine Beizung anzuraten ist. Die Ursache für den in diesem Jahr erhöhten Anteil an grünen Knollen muss noch geklärt werden. Montana besitzt sehr gute Lagereigenschaften und dürfte bei angepasster Produktionstechnik das Segment der robusten festkochenden Sorten zum Ende der Vermarktung gut ergänzen.

Madeira ist eine weiter neue Sorte aus dem Haus Europlant, die aber zum vorwiegend festkochenden Segment gehört. Die Knollen sind oval und gelb bis hellgelb fleischig. Im ersten Prüfjahr erreichte sie nur 91 % des Durchschnittertrags, wurde aber als spät reifende Sorte von den Anbaubedingungen gebremst. Die Sortierung ist ausgeglichen und die Neigung zu Übergrößen deutlich geringer als bei Montana. Der Stärkegehalt ist durchschnittlich, kann nur hohem Wasserangebot zur Abreife absinken. Madeira verfügt über eine robuste Schale und scheint wenig schorfempfindlich zu sein. Ebenso wie Montana besitzt sie aber eine erhöhte Anfälligkeit für Rhizoctonia, sodass auch hier eine Beizung angebracht ist. Die Sorte ist wegen ihrer Robustheit und der guten Lagereigenschaften in erster Linie für den Handel und die Abpackung zu sehen.

Beide zuvor besprochenen Sorten dürften unter günstigen Anbaubedingungen mit gleichmäßiger Abreife in Ertrag und Qualität noch zulegen.

Lucilla stammt auch von Europlant. Sie ist eine mehlig kochende Sorte mit rundovalen Knollen und gelber Fleischfarbe. Der erzielte Ertrag von 90 % ist für eine mehlig kochende Sorte in Ordnung, ebenso wie der erzielte Stärkegehalt, der im oberen Bereich des Vergleichs liegt. Der Marktwareanteil ist hoch mit Schwerpunkt im oberen Bereich, sodass unter guten Bedingungen auch höhere Übergrößenanteile wachsen können. Lucilla zeigte auf beiden Standorten Schorf und eine leichte Anfälligkeit für Rhizoctonia. Weitere Knollenmängel fielen nicht ins Gewicht. Da immer wieder Nachfrage nach mehligen Sorten besteht und die Notierungen häufig über den der anderen Kochtypen liegen, kann es durchaus interessant sein, diese anzubauen. Mit Lucilla hat man dafür eine interessante Alternative.

Almonda ist eine ovale, festkochende Sorte mit gelber Fleischfarbe. Nach einem uneinheitlichen Ergebnis im Vorjahr brachte sie nun auf beiden Standorten ein überdurchschnittliches Ergebnis bei hohem Marktwareanteil. Der Stärkegehalt liegt in diesem Jahr nur im Mittel. Auch sie reift spät ab und dürfte unter besseren Bedingungen sowohl in Ertrag und Stärkegehalt noch zulegen können. Nach hervorragender Knollenoptik im Vorjahr trat nun in Buir etwas Rhizoctonia auf, gegenüber Schorf scheint sie sehr stabil zu sein. Unter den schwierigen Anbaubedingungen in Waldniel blieben die Knollen ohne Makel. Es bleibt deshalb bei der Einschätzung, dass Almonda aufgrund ihrer robusten Knolle in Verbindung mit der guten Lagerfähigkeit und Optik besonders für Handel und Abpackung interessant sein dürfte.

Peela stammt von Solana ab und ist eine tiefgelbe, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovalen Knollen. Der Ertrag war auf beiden Standorten leicht überdurchschnittlich, die Sortierung sehr eng im Bereich von 35/65 mm. Der Stärkegehalt liegt ebenfalls leicht über dem Durchschnitt. In der Knollenbonitur ähnelt sie stark der zuvor beschriebenen Sorte und zeigte nur am Standort Buir vereinzelte Rhizoctoniaflecken. Sonst präsentierte sie sich in sehr guter Knollenoptik. Vom Züchter ist Peela, wie schon der Name sagt, für den Peelingmarkt, das heißt für die geschälte Vermarktung vorgesehen.

Fazit

Auch wenn wir mit dem Ergebnis des diesjährigen Sortenversuchs besonders in Kerpen Buir nicht zufrieden sein können, zeigt sich sehr schön, wie unterschiedlich die Sorten auf die trockenen Anbaubedingungen reagierten. Da sich solche Wetterextreme in den letzten Jahren häuften, spielt die Wasserversorgung eine immer wichtigere Rolle. Wer über Beregnung verfügt, hat in qualitativer und ertraglicher Hinsicht Vorteile. Aber auch ohne Beregnung kann man über Sortenwahl versuchen, dieses Manko etwas auszugleichen. Hierzu können die Sortenversuche in Verbindung mit Beratung der Landwirtschaftskammer Hilfestellung geben.

Autor: Peter Lövenich