Landessortenversuche Frühkartoffeln 2005

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Frühkartoffeln nur Durchschnitt

Im letzten Jahr waren die Frühkartoffeln mit ihren guten Preisen einer der wenigen Lichtblicke am Kartoffelmarkt und die Erwartungen an die Saison 2005 entsprechend hoch. Leider gaben die Preise für die alt-erntige Ware früh nach und drückten die Preiserwartungen für die neue Ernte. Wie sich die Sorten in den Versuchen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen präsentierten, lesen Sie im nachfolgenden Bericht von Peter Lövenich.

Auch in diesem Jahr konnten die Frühkartoffeln unter guten Bedingungen bestellt werden. Die Pflanzung begann in den rheinischen Frühkartoffelzentren Anfang März, setzten sich bis Ostern im übrigen Rheinland und westlichen Münsterland fort und endete Mitte April in Ostwestfalen. Wie schon im Vorjahr blieb die Folgewitterung kühl, so dass sich der Auflauf je nach Sorte und Pflanzgutvorbereitung weit auseinander zog. Es folgten viele Anrufe aus der Praxis, die sich mit dem unerfreulichen Wachstumsverhalten vieler Frühbestände beschäftigten und alle ähnlich klangen: Die Kartoffeln seien zwar verzögert aufgelaufen, zeigten dann aber kein richtiges Wachstum.

Ein solches Wachstumsverhalten zeigt sich oft, wenn Frühkartoffel gut vorgekeimt aus temperierten Verhältnissen in kühlen Boden gepflanzt werden. Die Pflanzgutkonditionierung reicht in der Regel für einen guten Auflauf aus, die Pflanze wird aber dann durch die kühle Folgewitterung zurückgesetzt und kränkelt. Kommen zu diesen Bedingungen auch noch trockenen Bodenverhältnisse hinzu, reagiert die Kartoffel gerne mit vermindertem Knollenansatz, was dann schnell zu hohen Übergrößenanteilen führt.

Die erste Krautfäule brach im Rheinland Anfang Mai unter Folie aus, konnte aber durch intensive Behandlung auf tiefem Niveau gehalten werden. Sie begleitet uns über die ganze Saison, bereitete aber keine größere Schäden. Dennoch hinterließ sie einen bleibenden Eindruck, wenn man auf den Pflanzenschutzaufwand schaut.

Die Landessortenversuche wurden am Standort Kerpen-Buir am 1. April und in Viersen-Waldniel am 4. April unter guten Bedingungen ausgepflanzt. Der Auflauf war zügig uns es gab keine Beeinträchtigung durch Spätfröste. Die einsetzende Trockenheit ab Ende Mai erfolgte in der Phase des Knollenansatzes und konnte in Buir nicht durch Beregnung ausgeglichen werden. Der Knollenansatz war geringer, ebenso der absolute Ertrag im Vergleich zum beregneten Standort Waldniel.   Die ab Ende Mai beginnende Krautfäule am Standort Waldniel konnte durch Stoppspritzungen gut im Griff gehalten werden und führte zu keinen Problemen. In Buir blieb der Versuch wieder vollkommen krautfäulefrei.

Die Ernte erfolgte in Buir nach einmaliger Krautregulierung vollkommen abgereift am 7. August und in Waldniel ebenfalls nach Krautregulierung Ende Juli am 12. September. Das Ertragsniveau war in Buir leicht über dem Durchschnitt, in Waldniel wegen der guten Wasserversorgung weit überdurchschnittlich.

Die Sorten im Einzelnen

Gloria bleibt immer noch eine feste Größe in der Direktvermarktung und dient als Messlatte für Ertrag und Qualität. Es schien, dass die Praxis in diesem Jahr wieder etwas mehr Gloria angebaut hat, speziell für die ganz frühe Vermarktung ab Hof.

Nach den guten Ergebnissen in den vorherigen Jahren sackte der Ertrag in diesem Jahr etwas ab. Besonders auf dem trockenen Standort Buir zeigte die Sorte Durchwuchssymptome. Ebenso bestätigte sich die Neigung der Sorte zu schneller Stärkeeinlagerung, was bei Überschreiten des optimalen Erntezeitpunktes schnell zum locker Kochen führen kann. Gloria wird ihre Rolle als gute Frühsorte mit bekannten Anbauschwierigkeiten behalten.

Arielle stand im dritten Jahr im Versuch und hat die sehr gute Ertragsleistung der Vorjahre wieder bestätigt. Die Sorte reift sehr früh, ist vorwiegend festkochend und hat eine ovale Knolle mit hellgelben Fleisch. Interessant war das unterschiedliche Abschneiden auf den beiden Standorten. Obwohl der Ertrag in beiden Fällen überdurchschnittlich war, hat sich die bessere Wasserversorgung in Waldniel auch im Vergleich zu den anderen Sorten positiv bemerkbar gemacht. Hier fiel die Sorte durch ein gefälliges Erscheinungsbild mit glatter Schale auf. Unter den trockenen Bedingungen in Buir stiegen auch die Mängel wie grüne Knollen und Wachstumsrisse stärker an.   Arielle hat den positiven Eindruck der Vorjahre bestätigt und wird auch aufgrund ihrer Ertragsleistung eine wichtige Rolle im frühen Anbau für den Handel spielen.

Salome von der Firma Norika ist die einzige festkochende Sorte in diesem Segment. Sie wurde im zweiten Jahr geprüft und brachte wieder einen unterdurchschnittlichen Ertrag. Die Knollen sind oval mit glatter, teilweise genetzter Schale und gelber Fleischfarbe. Salome besitz eine für Frühkartoffeln ausgeprägte Keimruhe, die ihr ein sehr träges Auflaufverhalten verleibt. Das führte in diesem Jahr auf vielen Betrieben zu Irritationen. Einmal aufgelaufen ist aber die Knollenbildung normal, so das die Ernte zeitlich im mittleren Bereich der sehr frühen Sorten liegt. Leider hat sich in diesem Jahr auch die Neigung zu Schorf wieder bestätigt, was das ansonst schöne Bild der Knollen etwas trübte. Salome soll sich gut zur Produktion von vorgefertigten Bratkartoffeln eignen und könnte in diesem Bereich eine größere Rolle spielen. Aber auch auf Grund ihrer festen Kocheigenschaft, ihrer robusten Knolle und des guten Geschmacks, besitzt diese Sorte einen gewissen Charme. Wenn man sie vorkeimt und keine allerfrühesten Ernten erwarten, wird man auch an dieser Sorte Freude finden.

Leyla wurde in Absprache mit den norddeutschen Kammern wieder als Vergleichssorte mit in das Sortiment aufgenommen. Sie zählt wie Gloria zu den altbewährten Frühsorten und steht im Rheinland in erster Linie bei den Direktvermarktern. Leyla ist eine vorwiegend festkochend eingestufte Sorte, die in der Regel aber feste Kocheigenschaften aufweist. Ertraglich ist Leyla in diesem Jahr leicht unterdurchschnittlich; brachte aber in früheren Prüfjahren eher mittlere bis leicht überdurchschnittliche Erträge. Der große Vorteil dieser Sorte liegt in der hohen Speisequalität bei tiefgelber Fleischfarbe, die vom Verbraucher gerne angenommen wird. Leyla reagiert auf extreme Witterungseinflüsse mit Qualitätseinbußen. So zeigte sie ihre erhöhte Schorfanfälligkeit wieder sehr eindrucksvoll. Dennoch hat die Sorte ihre Liebhaber und dürfte bei vielen Anbietern weiter eine feste Größe im Frühkartoffelanbau sein.

Frühgold ist eine neue Sorte der IG Pflanzenzucht. Sie ist eine lange, vorwiegend festkochende Sorte mit hellgelbem Fleisch, sieht sehr schön aus und bringt leicht unterdurchschnittliche Erträge. Als lange Sorte hat sie einen hohen Anteil an marktfähiger Sortierung mit mehr Unter- als Übermaß. Die Laubentwicklung ist langsam, holt aber dann sehr schnell auf. Unter den trockenen Bedingungen in Buir waren die Knollen etwas formuntreu, was aber in diesem Jahr eine oft aufgetretene Eigenschaft der langen Sorten war. Frühgold ähnelt optisch dem Cilena/Annabelle Typ, ist aber etwas in der Fleischfarbe heller. Ihr Problem ist die späte Stärkeeinlagerung, was bei zu früher Rodung zu einem faden Geschmack führte. Wird Frühgold aber vorgekeimt und eventuell zusätzlich mit Folie verfrüht, ist sie sowohl in der Reifezeit, als auch in der Stärkebildung auf einem Niveau mit den späteren Sorten in diesem Reifesegment. Wer Freude an langen, glattschaligen Frühkartoffeln hat, sollte diese Sorte im nächsten Jahr einmal ausprobieren.

Berber wurde ebenfalls wie Leyla als Vergleichssorte aufgenommen. Sie dient als Maßstab für die Frühzeitigkeit, an der sich alle neuen Sorten messen lassen müssen. Berber hat ovale Knollen mit hellgelbem Fleisch. Sie brachte auf beiden Standorten sehr gute Erträge, kann aber dann auch sehr schnell in die Übergrößen wachsen. Berber neigt zu Schorf und hat eine sehr hohe Y-Virusanfälligkeit. Geschmacklich ist sie eher im Mittelfeld angesiedelt, so dass sie sich in der Direktvermarktung wirklich nur für die allerfrüheste Ernte durchgesetzt hat. Und genau da liegt ihre Vorzüglichkeit, erntefähige Knollen zu bilden, wenn sich andere Sorten noch im Wachstum befinden.

Valetta ist eine Neuzüchtung Saka Ragis aus dem Jahr 2004. Sie brachte auf beiden Standorten überdurchschnittliche Erträge, bei durchschnittlichen Stärkegehalten.

Valetta hat langovale, gelbfleischige Knollen und ist vorwiegend festkochend. Beeindruckend ist auf diesem hohen Ertragsniveau ihr großer Anteil im Sortiermaß 35-60 mm, was zu geringen Abzügen führt. Zu bemängeln war lediglich der unter trockenen Bedingungen erhöhte Anteil an verwachsenen Knollen. Da auch Valetta dem beliebten langen gelbfleischigem Typ entspricht und dieses zusätzlich mit guten Ertragsleistungen kombiniert, dürfte man von der Sorte noch einiges hören.

Saline stammt aus dem Haus Weuthen und ist eine ovale bis langovale, hellgelbe vorwiegend festkochende Sorte. Sie brachte auf beiden Standorten durchschnittliche Erträge mit guten Stärkegehalten. Die Sortierung ist sehr ausgeglichen und es treten, bis auf einige grüne Knollen, kaum Knollenmängel auf. Aufgrund ihrer Form und Schalenbeschaffenheit macht sie einen robusten Eindruck und dürfte sich eher für die Abpackung eignen. Wir werden die Sorte weiter beobachten.

Leider konnten in diesem Jahr die guten Preise zu Beginn der Frühkartoffelsaison nur kurz gehalten werden. Trotzdem hat es sich wieder gezeigt, dass bei entsprechend früher Ernte und guten Qualitäten die Ware zu guten Preisen ihre Abnehmer findet. Um von dieser Entwicklung zu profitieren, ist die richtige Sortenwahl genau so wichtig, wie eine dem Standort angepasste Produktionstechnik.

Autor: Peter Lövenich