Landessortenversuche frühe Kartoffeln 2011

Kartoffelernte

Frühkartoffeln legen Blitzstart hin

Nach dem sehr guten Verlauf der Frühkartoffelsaison des Vorjahres waren die Erwartungen in diesem Jahr entsprechend hoch. Die günstigen Bedingungen im Frühjahr erlaubten ein frühes Auspflanzen und die milde Anschlusswitterung verstärkte die positiven Aussichten noch. Ob die guten Startbedingungen auch zu einem positiven Abschluss der gesamten Saison führten und welche Sorten damit am besten zurecht kamen, lesen sie in dem nachfolgenden Bericht von Peter Lövenich.

Wie auch im Vorjahr war die Bodengare bereits sehr früh günstig, obwohl die lange Schneebedeckung ein tiefes Eindringen des Frostes verhinderte. In Verbindung mit den nur mäßigen Winterniederschlägen war in den Frühkartoffelzentren der Boden bereits Mitte Februar pflanzfähig, was auch wieder von wenigen Frühkartoffelspezialisten um den 9. des Monats genutzt wurde. In dieser Zeit wurden aber nur geringe Mengen bestellt, bevor ab 6. März, das war der Karnevalssonntag, die Frühkartoffelpflanzung richtig startete. Die weiter günstigen Bestellbedingungen erlaubten ein zügiges Pflanzen mit hoher Flächenleistung, so dass in vielen Fällen mehr ausgepflanzt wurde, als ursprünglich geplant war. Man kann die hohe Pflanzquote verstehen, zumal es in früheren Jahren selten zu einer lang andauernden Periode mit günstigen Pflanzbedingungen kam und Verzögerungen aufkamen. Daher war es umso erstaunlicher, dass das freundliche Frühjahrswetter bis Ende Mai anhielt und im Nachhinein gar keine Eile geboten war, auch schon die Anschlusssorten auszupflanzen.

Beregnung war Pflicht

Die freundliche Witterung setzte sich weiter fort, leider wurde das Niederschlagsdefizit aber von Woche zu Woche größer. Da in diesem Jahr auf vielen Parzellen das unterirdische Wachstum dem oberirdischen vorauszueilen schien, wurde man von dem frühen Knollenansatz überrascht und reagierte mit der ersten Beregnung oft zu spät. So kam es, dass die meisten unberegneten, aber auch viele zu spät beregnete Flächen einen schlechten Knollenansatz aufwiesen. Bei nachfolgender Beregnung entwickelten sich daraus wenige zu dicke Knollen und bei ausbleibenden Niederschlägen blieb der Ertrag bescheiden. Dafür sorgten die freundlichen Tage und die kühlen Nachttemperaturen für eine hohe Stärkeeinlagerung, die sich wiederum auf die Qualität und Kocheigenschaft der Frühkartoffeln auswirkte. Ist man in normalen Jahren froh, die 10 %-Stärke-Grenze zu erreichen, lagen nun sogar die eher stärkearmen Sorten bei 12 % und brachten bereits früh einen gehaltvollen Geschmack.

Die Standortunterschiede

Wie auch schon in den letzten Jahren, werden die sehr frühen Sorten nur im Rheinland an den Standorten Kirchherten und Kerpen-Buir geprüft. Auf dem sandigen Lößstandort in Kirchherten wurden die Versuche am 8. März und auf dem etwas schwereren Standort in Buir am 23. März gelegt. Trotz der guten Bodenbedingungen und der milden Frühjahrswitterung erfolgte der Auflauf erst nach 40 beziehungsweise 34 Tagen in Buir und damit nicht schneller als 2010. Zu erklären ist das damit, dass sich 2011 der Boden nur langsam erwärmte, weil die Tage kurz und die Nächte noch kühl waren und 2010 die Auspflanzungen rund zwei Wochen später erfolgten. Dafür war 2011 die Grünphase, also die Zeit vom Auflauf bis 50 % der Blätter abgestorben sind, rund zehn Tage länger und brachte entsprechend hohe Stoffproduktion.

Auf beiden Standorten fiel der Zeitraum der Laubentwicklung und des Knollenansatzes in die bis Ende Mai andauernde Trockenperiode. Daraus resultierten ein nur mäßiger Blattapparat und ein geringer Knollenansatz. Auch in den Sortenversuchen kam es zu wenigen, aber großen und stärkereichen Knollen. In Kirchherten lag der Stärkegehalt bei14,8 % und in Buir bei 14,7 % und damit rund 2 % über dem langjährigen Mittel bei den sehr frühen Speisesorten. Dafür war das Ertragsniveau auf beiden Standorten leicht unterdurchschnittlich.

Die Sorten im Einzelnen

Solist ist die Vergleichssorte im Versuch und steht für Frühzeitigkeit, frühe Schalenfestigkeit und eine ausgeglichene Sortierung. Sie erreicht den Absterbegrad 6 - Stängel beginnt abzusterben und Blätter zu über 50 % abgestorben - 64 Tage nach Auflauf und damit rund zehn Tage vor den anderen Sorten des Vergleichs. Gleiches gilt für die Schalenfestigkeit. Das Ertragsniveau liegt mehrjährig bei etwa 90 % des Versuchsmittels. Die vorwiegend festkochende Sorte hat eine hellgelbe Fleischfarbe und rundovale robuste Knollen. Die Sorte eignet sich für die Abpackung und lässt sich gut waschen und schälen. Aber auch in der Direktvermarktung könnte sie als Startsorte genutzt werden.

Monika ist im dritten Jahr geprüft und bestätigt den weit überdurchschnittlichen Ertrag des Vorjahres. Die Knollen sind langoval, vorwiegend festkochend und gelbfleischig. Monika reift in der Gruppe eher am hinteren Ende und bildet dann aber auch große Knollen. Der Übergrößenanteil liegt mit rund 30 % über 60 mm aber im Rahmen und ist in dieser frühen Erntezeit durchaus vermarktbar. Monika neigt etwas zu grünen Knollen und scheint anfällig für Rhizoktonia zu sein, sonst ist die Schale glatt und die Knollen machen einen guten optischen Eindruck. Steht nicht die frühe Reife im Vordergrund und ist man an großen Knollen interessiert, dann könnte Monika interessant sein.

Stefanie steht im zweiten Prüfjahr. Die hellgelben und langovalen Knollen sind vorwiegend festkochend. Das durchschnittliche Ertragsniveau bestätigt sich auch in diesem Jahr, bei einer ausgeglichenen Sortierung mit leichtem Übergrößenanteil. Der Stärkegehalt war auf beiden Standorten überdurchschnittlich. Unter den trockenen Bedingungen dieses Jahres zeigte Stefanie etwas Schorf und grüne Knollen. In der Reife nimmt die Sorte eine mittlere Stellung ein.

Heidi seht ebenfalls im zweiten Jahr in der Prüfung. Die Sorte zählt zu den Salattypen, was in diesem Segment eher die Ausnahme ist. Die Knollen sind langoval und gelbfleischig bei festkochender Konsistenz. Heidi brachte im letzten Jahr auf dem Standort Buir leicht überdurchschnittliche Erträge, nur in Kirchherten fiel der Ertrag sehr stark ab. Eine Erklärung dafür konnte nicht gefunden werden. Daher wird die Ertragsleistung bei etwa 100 eingestuft. Der Anteil der marktfähigen Sortierung ist in diesem Jahr nochmals gestiegen und lag bei etwa 90 %. Aus der leichten Neigung zu Schorf des letzten Jahres wurde 2011 ein größeres Schorfproblem. Auf dem nahezu schorffreien Standort Kirchherten zeigte sie als einzige Sorte überhaupt leichten Schorf und in Buir fiel sie mit 82 % aller Knollen ganz aus dem Rahmen. Hier hatten sogar 18 % der Knollen einen Schorfbedeckungsgrad von 30 bis 45 %. Ertrag, Sortierung und Geschmack sind die großen Vorzüge dieser Sorte, aber in Hinblick auf Schorf muss der Anbauer sehr aufpassen.

Alexandra wurde ebenfalls im zweiten Jahr geprüft und überraschte mit einem überdurchschnittlichen Ertrag auf beiden Standorten. Hier stehen die LSV-Erfahrungen im Gegensatz zu der Züchteraussage, die Alexandra eher einen unterdurchschnittlichen Ertrag bescheinigen. Es scheint, dass die Sorte mit den frühen, warmen und trockenen Bedingungen besser zurechtgekommen ist als andere. Die Knollen sind festkochend, langoval und von tiefgelber Fleischfarbe. Auffallend ist auch die gelbe Schalenfarbe, die der Knolle eine sehr schöne Optik verleiht. Untermaß wie Übergrößen fallen kaum ins Gewicht. Der Stärkegehalt war, wie schon im letzten Jahr, weit überdurchschnittlich und verleiht der Sorte einen kräftigen Kartoffelgeschmack, ohne das die feste Konsistenz verloren geht. Die Keimruhe ist gut, entsprechend spät ist der Auflauf, womit sie gut eine Woche hinter den frühesten Sorten im Vergleich liegt. Im der Laufe des Wachstums holt sie die verlorenen Tage aber wieder auf und reift im Mittelfeld der Sorten ab. Bei den Speisetests schnitt Alexandra hervorragend ab, so dass man die Sorte besonders für die Direktvermarktung empfehlen kann.

Erika von der Firma Europlant stand im ersten Prüfjahr fiel direkt wegen der sehr schönen Knollenoptik auf. Die Knollen sind festkochend, langoval und von hellgelber bis gelber Fleischfarbe. An Knollenmängeln fiel nur am Standort Kirchherten etwas Befall mit Rhizoktoniapusteln auf, Schorf war in diesem Jahr bei Erika kein Thema. Vereinzelte grüne Knollen sind auf das hoch angelegte Knollennest und die längliche Form zurückzuführen. Hier dürfte aber eine angepasste Pflanztechnik Abhilfe schaffen. Der Ertrag war leicht überdurchschnittlich und der Stärkegehalt lag etwa 1 % unter dem der Alexandra, daher ist ihr Geschmack auch weniger kräftig. Erika bereichert das sehr frühe Sortiment in erster Linie wegen ihrer hervorragenden Knollenoptik, für die es bestimmt Liebhaber geben wird.

Zunächst hohe Preise

Nach dem ausgesprochen guten Verlauf der Kartoffelsaison 2010/2011 begann die Frühkartoffelsaison 2011 am 10. Juni mit 50 € für 100 kg gesackte festkochende lange Ware auf einem sehr hohen Niveau. Im Gegensatz zu anderen Frühkartoffelregionen konnte der Preis auch noch lange gehalten werden und notierte am 12. August kurz nach Beendigung der Frühkartoffelsaison noch bei 22 €/dt. Damit hatte auch die Frühkartoffelsaison 2011 einen erfreulichen Verlauf genommen und stellt sich wesentlich freundlicher dar als die Anschlusskampagne. Aber gerade bei Frühkartoffeln ist es wichtig, über die richtige Sorten- und Standortwahl die Vorgaben von Handel oder Kunden zu erfüllen. Hier stehen dann weniger der Ertrag, als vielmehr Erntezeitpunkt, Festschaligkeit oder Stärkegehalt im Vordergrund. Hier liefern die Versuche wichtige Anhaltspunkte und helfen, die richtige Auswahl zu treffen.

Autor: Peter Lövenich