Landessortenversuche Speisekartoffeln 2006

Kartoffeln unter der Pflanze

Speisesorten mit Licht und viel Schatten

Kamen die Frühkartoffeln noch mit einem blauen Auge davon, traf der heiße Sommer die Anschlusssorten mit voller Wucht. Mindererträge, kleine Knollen und vor allem Durchwuchs prägen das Bild der Ernte. Erfreulicherweise traf es aber nicht alle Sorten gleich hart, einige blieben von Hitze und Trockenheit fast unberührt. Über das Ergebnis der Landessortenversuche und die Konsequenzen für die Sortenwahl 2007 berichtet Peter Lövenich, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Ab Anfang Juni stiegen die Temperaturen auf 30°C, wurden allerdings regelmäßig von kühleren Tagen unterbrochen, so dass sich der Boden nur langsam erwärmte. Ab Ende Juni fehlten die kühleren Tage, das Thermometer stieg bis auf 36°C, in diesem Zeitraum wurden Dammtemperaturen von über 40 °C gemessen. Das reichte aus, um bei vielen Sorten die Keimruhe zu brechen und den Auswuchs voranzutreiben. Der große Schub, verbunden mit der Stärkeverlagerung, setzte aber erst mit den ergiebigen Niederschlägen Anfang August ein. Dabei wurde oft verkannt, dass ein einmal eingeleiteter Zwiewuchs nicht mehr gestoppt werden kann und sich je nach Sorte und Standortverhältnis nur unterschiedlich äußert.

Auch ein frühes Abspritzen des Blattapparates vor dem Auftreten von sichtbaren Durchwuchssymptomen schützte nicht vor den Folgen. Die Knollen trieben aus, ohne dass der oberirdische Teil der Pflanze dies beeinflussen konnte. Unabhängig von der Form des Auswuchses findet eine Verlagerung der Stärke von der Mutterknolle an andere Orte statt. Anfangs hatte es noch keine Konsequenzen für die Qualität Mutterknolle, da diese wegen der trockenen Witterung sehr stärkereich war. Das veranlasste manchen Berater zu der Aussage, die Kartoffeln einfach wachsen zu lassen, die Stärke würde schon wieder ansteigen. Das war leider ein Trugschluss und es wäre besser gewesen sich mit dem niedrigen Ertragsniveau und den bis dato noch guten Qualitäten zufrieden zu geben. Die ergiebigen Niederschläge ab Anfang August wurden von den durstigen Kartoffeln rasch aufgenommen und führten zu starkem Knollenwachstum, mit dem die Stärkeeinlagerung nicht mithalten konnte. Mutter- und Tochterknollen legten zwar weiter im Ertrag zu, fielen aber im Stärkegehalt weiter ab. Besonders bei den frühen Sorten, deren Reife im August einsetzte, blieb es bei den tiefen Stärkewerten. Später abreifende Sorten konnten Ende August und in den ersten Septembertagen noch Stärke einlagern und schnitten qualitativ besser ab.

Beregnung bracht viel

Trotz der extremen Witterungsverhältnisse konnten in diesem Jahr alle drei Standorte in NRW ausgewertet werden. Einzelne Sorten litten allerdings sehr stark unter der Trockenheit. Die besten Ergebnisse brachte der Beregnungsstandort Viersen-Waldniel, gefolgt von dem unberegneten Versuch in Kerpen-Buir auf tiefgründigem Löß. Das Schlusslicht bildete erwartungsgemäß der unberegnete Standort in Sassenberg auf Sand. Die Ergebnisse der Versuchsflächen stimmen ziemlich genau mit der Praxis überein.

Seit der Zusammenarbeit im Norddeutschen Bund wurde das westfälische Sortiment mit den anderen Sandstandorten in Niedersachsen abgestimmt, wo es keine Differenzierung zwischen frühen und mittelfrühen Speisesorten gibt. Hier wurden alle Speisesorten, acht frühreifende, drei mittelfrüh reifende und eine späte Sorte in einem Versuch zusammengefasst. Die Auspflanzung erfolgte an allen Standorten innerhalb einer Woche Mitte April.

Nach kühler Anfangswitterung liefen die Bestände zügig auf und konnten durch die freundliche, frühsommerliche Witterung im Mai in ihrer Entwicklung mit den Frühkartoffeln schritt halten. Die Juni/Juli-Trockenheit konnte in Waldniel durch zweimalige Beregnung abgemildert werden, traf aber die Bestände in Buir und Sassenberg in voller Härte. Dabei machte sich über lange Zeit die bessere Bodengüte in Buir bemerkbar, wo die Trockenschäden deutlich später einsetzten, als in Sassenberg auf dem Sand.

Phytophthora trat in Buir und Sassenberg nur im geringen Umfang auf, in Waldniel wurde die Infektion um den 12. August gesetzt und konnte wegen der ungünstigen Witterung nicht mehr gestoppt werden. Obwohl das Ertragsniveau in Waldniel hoch war, kann ein Einfluss, besonders bei späten Sorten, nicht ausgeschlossen werden. Gleichzeitig kam es zur späten Knolleninfektion, was die Bonitur der Knollen erschwerte.

Frühes Sortiment

Im frühen Sortiment wurden in diesem Jahr sechs festkochende und eine vorwiegend festkochende Sorten auf allen Standorten im Norddeutschen Bund geprüft. Im Rheinland wurden zusätzlich Madeleine und in Sassenberg Triumpf angebaut.

Cilena gehört in diesem Jahr zu den Sorten, die mit der Witterung sehr schlecht zurecht kam. Im Rheinland erreichte sie mit relativ 73 zwar einen sehr bescheidenen Ertrag, lag aber dennoch im bekannten Rahmen. Auf dem Sandstandort Sassenberg erreichte sie nur 202 dt/ha und damit etwas mehr als die Hälfte des Versuchsdurchschnitts. Zudem war die Sortierung extrem kleinfallend und die Knollen wiesen hohe Anteile an Verwachsungen, grünen Knollen und Schorf auf. Die wichtigste Erkenntnis aus dem Jahr war aber die sehr hohe Durchwuchsneigung der Sorte. Auf fast allen Praxisschlägen mit stark schwankenden Bodenfeuchteverhältnissen trat er auf und führte zu großen Problemen. Glücklicherweise hatte Cilena zu Beginn des Durchwuchses relativ hohe Stärkewerte und verlor anfangs nur wenig. Daher blieb und ist die Kocheigenschaft weitgehend stabil und Glasigkeit fiel kaum auf. Durch rechtzeitiges Roden konnte die Qualität gesichert werden. Wer schnell reagierte, kam qualitativ mit einem blauen Auge davon, musste aber eine sehr kleine Sortierung in Kauf nehmen.

Die Erfahrungen des Jahres machen den Cilenaanbau nicht leichter. Neben den bekannten Schwächen wurde die starke Wasserabhängigkeit der Sorte wieder sehr deutlich. Der problemlose Anbau von Cilena bleibt auf jungem Kartoffelland beschränkt und sollte zusätzlich über eine hohe Bodengüte oder Beregnung verfügen.

Marabel kann getrost als wichtigste vorwiegend festkochende Sorte bezeichnet werden. Sie hat ihren Schwerpunkt im Anbau für den Handel, erobert aber in den letzten Jahren auch immer mehr Anteile in der Direktvermarktung. Konstant hohe Erträge und geringe Knollenmängel sind die Vorteile dieser Sorte. Unter den schwierigen Anbaubedingungen des Jahres zeigte sie so gut wie keine Anzeichen von Durchwuchs, lediglich trat etwas Schorf auf. Die Stärkegehalte liegen im mittleren Bereich, ohne das die Kocheigenschaft davon beeinträchtigt wird.

Trotz aller Vorteile darf man nicht vergessen, dass Marabel auf leichten Standorten zu Eisenfleckigkeit neigt und besonders bei hohem Ertragsniveau große Knollen bildet. Letzteres lässt sich aber durch angepasste Produktionstechnik vermeiden. Marabell ist eine bewährte Sorte, die trotz ihrer großen Verbreitung noch weitere Marktanteile gewinnen wird.

Princess ist die Problemsorte des Jahres 2006. Dass Princess in heißen Sommern mit Durchwuchs zu kämpfen hat, war bekannt. Aber dass es solche extremen Ausmaße annehmen kann, stellte alle vor neue Tatsachen. Zu Beginn des Durchwuchses Mitte Juli lagen die Unterwassergewichte um 300, ein niedriger, aber der Sorte entsprechender Wert. Die heftigen Niederschläge und der hohe Anteil an Durchwuchs ließen die Stärkegehalte schnell absinken und einige Partien fielen in der Summe deutlich unter 300. Dabei muss man bedenken, dass es innerhalb der Partie große Unterschiede gab und der Durchwuchs teilweise keine 200 UWG aufwies! Der fälschlicherweise gemachte Hinweis, die Stärkegehalte stiegen schon irgendwann wieder, war vollkommen falsch und führte dazu, dass viele Partien nicht zu vermarkten waren.

Eine Einlagerung war und ist kritisch, da der Zelldruck der stärkearmen Knollen äußerst schwach ist und sie unter Druck sofort aufbrechen. Aber auch eine frische Vermarktung schied aus, weil die Knollen unterschiedlich kochten. Gelbe und weiße Fleischfarbe wechselten sich ab und ergaben ein wenig harmonisches Bild, vom wässrigen Geschmack der ausgelaugten Knollen gar nicht zu sprechen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die anderen Ertragsmerkmale der Sorte aus dem Jahr fast nebensächlich. Für die Zukunft des Princess-Anbaus muss man sich immer die starke Wasserabhängigkeit und die Auswuchsneigung vor Augen halten. Nur wer dieses Risiko durch produktionstechnische Maßnahmen ausschließen kann, soll sich weiter mit dieser Sorte beschäftigen.

Belana wurde im zweiten Jahr flächendeckend in Nordrhein-Westfalen geprüft. Sie ist eine frühe, festkochende Speisesorte mit ovalen Knollen und gelber Fleischfarbe. Der leicht unterdurchschnittliche Ertrag hat sich bestätigt. In Sassenberg war er sogar sehr schlecht, dürfte aber zu sehr nach unten übertrieben sein. Belana weist für eine festkochende Sorte hohe Stärkegehalte auf, hatte aber auch in diesem Jahr keine Probleme, die Kocheigenschaft zu halten. Sehr positiv ist die nicht vorhandene Neigung zu Zwiewuchs und damit der hohe Anteil an formtreuen Knollen. Weniger gut gefiel in Buir in diesem Jahr der hohe Anteil an kleinen Knollen beziehungsweise der hohe Knollenansatz. Diese Erfahrung wurde auf Praxisflächen in der Nähe des Versuchsstandortes bestätigt. Andere Betriebe klagten aber über hohe Übergrößenanteile und hohle Knollen. Belana scheint eine große Spannbreite im Knollenansatz zu haben, der von unter 10 bis zu 30 schwankt. Man muss daher bei korrigierenden Maßnahmen, Vorkeimen oder Änderung des Legeabstandes, darauf achten, dass der gewünschte Effekt nicht ins Gegenteil umschwenkt.

Im Gegensatz zu der Einstufung des Bundessortenamtes ist die Keimruhe der Sorte hoch und sie benötigt im Frühjahr eine gute Keimstimmung. Große Keime sind sehr abbruchempfindlich und sollten besonders bei Bechermaschinen nicht angestrebt werden.

Belana hat den guten Eindruck des Vorjahres bestätigt und zeigte sich sehr tolerant gegenüber der Hitze im Sommer. Die Sorte eignet sich gut für die Direktvermarktung oder zur Belieferung des Premiumsegments, wo durchaus Preisaufschläge zu realisieren sind. An der Feinsteuerung der Sortierung muss aber noch gearbeitet werden.

Vienna stand ebenfalls im zweiten Prüfjahr und konnte ihr hohes Ertragspotenzial wieder bestätigen. Die Kocheigenschaft ist fest und der Geschmack ansprechend, bei unterdurchschnittlichen Stärkegehalten. Der Knollenansatz ist sehr hoch, die Sortierung entsprechend kleinfallend. Vienna zeigte zwar wenig Durchwuchs, bildete aber viele verwachsene Knollen, was auch schon im Vorjahr auffiel. Die lange Knollenform begünstigt etwas das Ergrünen und große Knollen zeigen vereinzelt Wachstumsrisse.

Wir haben die Sorte im Versuch etwas weiter abgelegt und konnten mit geringen Mindererträgen den Übergrößenanteil positiv beeinflussen. Vienna verfügt über eine konstant hohe Ertragsleistung bei einem akzeptablen Anteil an Mängeln. Mit geeigneter Anbautechnik lässt sich die Sortierung stabilisieren, so dass die Sorte für den Handel empfehlenswert ist.

Annabelle hat sowohl in der Gunst des Verbrauchers als auch der Produzenten weiter punkten können. Das hat sicherlich den Hauptgrund im guten Geschmack wie im gefälligen Aussehen der Sorte. Sie liefert konstant Erträge um relativ 90 mit ausgeglichener Sortierung. Bei guten Wachstumsbedingungen kann der Übergrößenanteil auch schon einmal höher liegen. Unter Trockenheit steigt der Anteil an verwachsenen Knollen und der Befall mit Schorf. In diesem Jahr trat auch erstmalig etwas Durchwuchs in Vorgewenden und Randreihen auf. Annabelle ist eine feste Größe im frühen Premiumbereich und dürfte diese Stellung auch weiter ausbauen. Dennoch benötigt sie eine abgestimmte Produktionstechnik, um alle Vorteile ausschöpfen zu können.

Mirage von der Firma Saka Ragis wurde neu ins Sortiment aufgenommen. Die Knollen sind langoval, festkochend und gelbfleischig und entsprechen damit Bild des bekannten Salattyps. Im ersten Jahr brachte sie leicht unterdurchschnittliche Erträge mit sehr gleichmäßiger Sortierung im Bereich 35 bis 60 mm. Die Stärkegehalte liegen mit 12,8 % für eine festkochende Sorte im oberen Bereich, ohne negative Auswirkung auf die Kochstabilität. Erste Geschmacksproben waren positiv. Für Durchwuchs scheint die Sorte wenig anfällig zu sein, sie neigt eher etwas zu Schorf. Auf leichten Standorten trat vereinzelt Eisenfleckigkeit auf. Der erste Eindruck der Sorte ist vielversprechend und man darf gespannt sein, ob sich das im nächsten Jahr wiederholen wird.

Madeleine ist eine neue vorwiegend festkochende Sorte aus dem Hause Weuthen. Sie verfügt über ein sehr hohes Ertragsniveau bei hohen Anteilen von großen Knollen. Durchwuchs spielt auch bei dieser Sorte keine Rolle, sie neigt aber unter trockenen Anbaubedingungen stark zu Schorf. Die Stärkegehalte liegen um 13 % und damit auf normalem Niveau. Es scheint, dass die Sorte zur Ausschöpfung des hohen Ertragsniveaus eine ausreichende Nährstoffversorgung benötigt. Der hohe Ertrag und die robuste Erscheinung empfehlen die Sorte in erster Line für den Handel. Für konkrete Aussagen wird ein weiteres Prüfjahr erforderlich

Mittelfrühes Sortiment

Im mittelfrühen Sortiment wurden in diesem Jahr fünf festkochende, drei vorwiegend festkochende und eine mehligkochende Sorte geprüft. Auf dem westfälischen Standort Sassenberg waren es nur vier Sorten.

Edelstein ist mittlerweile mehrjährig geprüft und bestätigt ihr Ertragsniveau um 95 %. Die langovale, gelbfleischige und festkochende Sorte überraschte in diesem Jahr mit sehr hohen Stärkegehalten. Leider brachte sie unter den trockenen Bedingungen in Buir auch sehr hohe Anteile an Schorf und einige formuntreue Knollen. Geschätzt wird an Edelstein der gute kräftige Kartoffelgeschmack, der die Sorte besonders in der Direktvermarktung Einzug halten ließ.

Andante ist im dritten Jahr geprüft, wo sie wieder ihre außergewöhnliche Ertragsleistung unter Beweis stellen konnte. Die festkochende Sorte hat langovale gelbfleischige Knollen und liefert trotz des hohen Ertrages eine ausgeglichene Sortierung. In den Vorjahren zu Schorf neigend, präsentierten sich die Knollen relativ glatt. Geblieben ist der erhebliche Anteil an grünen Knollen, was man in Verbindung mit dem hohen Ertragsniveau sehen muss. Durchwuchs war ebenso wie Verwachsungen kein Problem. Damit kam die Sorte erstaunlich gut mit den extremen Witterungsbedingungen zurecht. Wäre der Geschmack der Sorte etwas besser, fiel eine uneingeschränkte Empfehlung der Sorte leichter. So bietet sie sich wegen ihres Ertrages in erster Linie für den Handel an.

Gourmandine. Die Charlotte-Kreuzung gehört zu den langen, gelbfleischigen Salattypen mit guter Lagerfähigkeit. Im Versuch zählt sie zu den späteren Sorten und hatte entsprechend Schwierigkeiten mit der frühen Trockenheit. Das Ertragsniveau pendelt um relativ 90 bei ausgeglichener Sortierung. Die langen Knollen weisen erhöhte Anteile an grünen Stellen und Schorf auf, eine Erscheinung die in den Vorjahren immer wieder auftrat. Ein großes Plus der Sorte ist die gute Langzeitlagereigenschaft, die von den Produzenten gerne geschätzt wird. Dennoch war Gourmandine eine schwierig anzubauende Sorte, die sowohl einen guten Standort als auch gleichmäßige Wasserversorgung benötigt.

Bernadette hat sich ertraglich knapp unter relativ 100 eingependelt. Die langovale, festkochende Sorte bringt mittlere Stärkegehalte und unter guten Wachstumsbedingungen eine grobe Sortierung. Leichte Abstriche muss man in Hinsicht der Formtreue und dem Anteil an grünen Knollen machen. Ein großer Vorteil ist die hohe Schorftoleranz, die bei Bernadette regelmäßig zu sehr glatten und optisch ansprechenden Knollen führt. Die Fleischfarbe ist mit gelb eingestuft, tendiert aber in der Ernte eher zum hellen gelb, dunkelt aber im Laufe der Lagerung nach. Die Keimruhe ist gut und sichert die Qualität bis weit ins nächste Jahr.

Bernadette bleibt im festen Lagersegment eine Alternative auf Schorfstandorten, wenn man ihre Neigung zu Übergrößen beachtet.

Rafaela stand im zweiten Prüfjahr. Die Knollen sind festkochend, oval und von gelber Fleischfarbe. Im Ertrag liegt sie oberhalb des Versuchsmittels mit ausgeglichener Sortierung, bildet aber bei steigenden Erträgen vermehrt Übergrößen. Die Stärkegehalte sind sehr niedrig und liegen auf Princess-Niveau, ohne dass sie nennenswerten Auswuchs zeigte. Besonders bei reichlichem Wasserangebot sinken die Stärkewerte auch schon einmal unter 10 %. Im letzen Jahr präsentierte sich Rafaela noch sehr schön glatt und formtreu. In diesem Jahr traten besonders unter trockenen Bedingungen einige missgestaltete Knollen auf. Gravierendster Mangel war aber der hohe Schorfanteil, der bis zu einem Drittel der Knollenoberfläche einnahm. Dabei handelte es sich zwar um einen sehr flachen Schorf, der aber wegen seiner Menge negativ zu bewerten ist. Die Lagereignung ist gut. Den ersten guten Eindruck des Vorjahres konnte Rafaela nicht bestätigen. Bleibt abzuwarten, wie sich die Sorte in einem normalen Jahr verhält.

Jelly ist von der Reifezeit die späteste Sorte im Vergleich. Die Knollen sind oval, vorwiegend festkochend und von gelber Fleischfarbe. Jelly brachte in allen Prüfjahren weit überdurchschnittliche Erträge bei hohen Übergrößenanteilen. Trotz ihrer späten Reife hatte Jelly keine Probleme mit Durchwuchs, sie scheint sogar Trockenphasen gut zu verkraften. Das Wachstum ist zwar wie bei anderen Sorten gestoppt, sie setzt aber nach den Niederschlägen das Knollenwachstum rasant fort und kann noch sehr gute Erträge bilden. Geschmack und Lagereignung sind ebenfalls gut, so dass sich die Sorte sowohl für Handel als auch für den Ab-Hof-Verkauf eignet. Um die Übergrößen zu beschränken, sollte man die Ablageweite deutlich reduzieren.

Laura sackte nach durchschnittlichen Erträgen im Vorjahr nun etwas ab. Die rotschalige Sorte hat ovale Knollen mit tiefgelber Fleischfarbe und ist vorwiegend festkochend. Die Stärkewerte liegen im oberen Bereich, ohne dass die Sorte locker kocht. Die Sortierung war ausgeglichen, tendiert aber bei guten Wachstumsbedingungen zu Übergrößen. Erfreulich waren die, auch unter den schwierigen Bedingungen des Jahres, geringen Knollenmängel. Gelobt wird von allen Seiten der gute Geschmack der Kartoffel. Laura ist eine interessante Sorte, die nicht nur wegen ihrer roten Schale, eine Bereicherung für jeden Kartoffelanbauer darstellt.

Melody ist die einzige mehlig kochend eingestufte Sorte im Versuch. Im zweiten Jahr hat sich ihr hohes Ertragsvermögen auf allen Standorten bestätigt, leider auch der hohe Anteil an Übergrößen. Mit knappen 13 % Stärke ist der Gehalt für eine mehlig eingestufte Sorte eher gering und verleiht ihr nicht immer eine lockere Kocheigenschaft. Melody weist weinig Knollenmängel und keinen Durchwuchs auf.

Sie zeigt sich auch recht tolerant gegenüber Schorf, was unter den trockenen Bedingungen in Buir besonders beachtenswert war. Auf leichten Standorten muss man auf Eisenfleckigkeit achten. Wegen der hohen Keimruhe benötigt Melody mindestens eine Keimstimulierung für einen zügigen Wachstumsstart.

Als mehlige Sorte deckt Melody ein kleines Segment ab, stellt aber hier wegen der guten Ertragseigenschaften und der guten Optik eine Alternative zu dem ohnehin knappen Angebot dar.

Lolita wurde zum ersten Mal auf allen drei Standorten in NRW geprüft und konnte auf den beiden rheinischen Standorten durchschnittliche Erträge, in Sassenberg leider nur 80 % des Versuchsmittels erbringen. Lolita ist eine langovale, gelbfleischige vorwiegend festkochende Sorte mit ausgeglichener Sortierung. Die Stärkegehalte liegen im oberen Bereich. Stimmen die Wachstumsbedingungen, steigen sowohl Ertrag als auch Übergrößenanteil an. Auf Sand hatte sie unter den extrem trockenen Bedingungen häufig Verwachsungen, die auf den schwereren Standorten nicht so auffielen. Die Schale ist robust und wenig anfällig für Schorf, weshalb sich Lolita gut für das Waschen und Abpacken eignet. Trotz ihrer guten Eignung für den Handel dürfte die Sorte auch in der Direktvermarktung passen und sollte einen Anbauversuch wert sein.

Auch wenn der Jahrhundertsommer nicht zur Regelmäßigkeit werden dürfte, können sich trockene heiße Sommer wiederholen. Damit bleibt auch die Gefahr des Durchwuchses, auch bei Beregnungsmöglichkeit, bestehen. Daher sollte man in seiner Anbauplanung 2007 das Wachstumsverhalten der Sorten berücksichtigen und gegebenenfalls auf Problemsorten verzichten. Zusätzlich müssen auch die anderen Instrumente des Anbaus überdacht und an die Erfordernisse angepasst werden.

Autor: Peter Lövenich