Landessortenversuche Speisekartoffeln 2011

Kartoffel-Versuchsfeld in WaldnielBild vergrößern
Überblick über das Versuchsfeld in Waldniel 2011. Foto: Peter Lövenich

Lagersorten noch mit guten Ergebnissen

Die lang anhaltende warme und trockene Frühjahrswitterung führte bei den Frühkartoffeln zu Ertragsbeeinträchtigungen. Daher waren die Erwartungen an die Anschlusssorten zu Beginn der Saison auch nur mäßig. Im Laufe der Wachstumsperiode kamen sie aber immer besser zurecht und lieferten doch noch gute Ergebnisse. Welche Besonderheiten es noch bei den neuen Sorten gab, lesen Sie im Beitrag von Peter Lövenich.

Nachdem bereits die Frühkartoffeln unter guten Bedingungen zeitig bestellt werden konnten, nutzten viele Betriebe die Gelegenheit und pflanzten direkt weiter. So kamen in vielen Betrieben die Anschlusssorten bereits Mitte März in den Boden. Da die Witterung weiter freundlich blieb, war man geneigt, auch schon die klassischen Lagersorten auszupflanzen, was wohl auch in einigen Fällen geschehen ist. Allerdings wurde sowohl vom Handel unter Zurückhaltung des Pflanzgutes als auch von der Beratung auf die Risiken eines zu frühen Pflanzens hingewiesen.

Bei günstigen Wachstumsbedingungen führt ein frühes Pflanzen zwangsläufig auch zu einer frühen Ernte, in einer Phase, in der hohe Temperaturen herrschen und Roden und Einlagern eher ungünstig ist. Belässt man dann die abgereifte Ware zu lange im Boden, steigt die Gefahr von Knollenschäden durch Rhizoctonia, Drahtwurm- oder Schneckenfraß.

Dennoch war in diesem Jahr bereits Mitte April der größte Teil der Speisekartoffeln unter guten Bedingungen ausgepflanzt. Jetzt wünschte man sich eigentlich eine Wetteränderung, denn die Pflanzdämme trockneten zunehmend aus und die Herbizidbehandlung stand noch aus. 2011 wiederholte sich dann das, was sich auch schon im Vorjahr andeutete. Die nötige Bodenfeuchte blieb aus, die Dämme wurden instabil und begannen vielerorts zu rieseln. Dass unter solchen Bedingungen kein optimaler Herbizideinsatz erfolgen kann, liegt auf der Hand und Produkte mit mäßigem Bodenfeuchteanspruch waren schnell vergriffen. So kam es auf etlichen Flächen zu einer Verunkrautung mit Melde, Nachtschatten, Knöterich und ähnlichen Unkräutern, die normalerweise über die Bodenkomponente erfasst worden wären.

Eine weitere Folge der anhaltend trockenen Witterung war die Beeinflussung des Knollenansatzes. Betroffen waren besonders die früh gepflanzten Anschlusssorten, deren Ansatz in die trockene Maiwitterung fiel, während spät gelegte Ware noch von den Niederschlägen Ende Mai profitieren konnten. Besonders auf dem Standort Buir, wo der Regen erst am 30. Mai einsetzte, kam es zu Übergrößenanteilen von 70 %, ein für Speisesorten viel zu hoher Wert.

Aber auch das übrige Wachstum der Kartoffeln wurde durch das außergewöhnliche Wetter in diesem Jahr geprägt. Es begann schon beim Auflauf, der, obwohl die Pflanzung später als im Vorjahr war, deutlich schneller erfolgte. Da ab Mai die Wasserversorgung besser wurde, kam es auch zu einer langen Wachstumsphase mit optimalen Bedingungen für die Stärkeeinlagerung. Helle Tage und kühle Nächte ließen die Stärkebildung ansteigen, sodass im Schnitt der Sortimente 2 % Stärke mehr in den Knollen zu finden war als im Vorjahr. Daher war es wenig verwunderlich, dass sich bereits in der Ernte die Reklamationen bezüglich mangelnder Kochfestigkeit häuften. Letztendlich konnte die Praxis zufriedenstellende Erträge verzeichnen, wenn auch bei der einen oder anderen Sorte die Sortierung zu grob ausfiel.

Die Sortenversuche

Auch die Sortenversuche sind durch die Witterung des Jahres geprägt. In Kerpen-Buir wurden die frühen Sorten am 23. März und die mittelfrühen am 6. April, unter guten Bedingungen und für die Region zeitlich passend, ausgepflanzt. In Waldniel wurden beide Sortimente am 7. April, ebenfalls unter guten Bedingungen, gelegt. Auf beiden Standorten wurde das gleiche Pflanzgut mit gleicher Vorbereitung verwendet. Hier ist ein Vergleich der frühen Sortimente auf beiden Standorten interessant, siehe Grafik.

Obwohl die Pflanztermine 15 Tage auseinander lagen, liefen beide Sortimente nur drei Tage versetzt auf. Hier zeigte sich in diesem Jahr, dass Frühpflanzungen nicht immer zu einem deutlichen Wachstumsvorsprung führen und gut konditioniertes Pflanzgut auch noch später ausgepflanzt werden kann.

Auf beiden Standorten waren die Erträge durchschnittlich und lagen in Kerpen-Buir mit 98 dt/ha bei den frühen und 51 dt/ha bei den mittelfrühen höher als im Trockenjahr 2010. Noch gravierender fiel der Unterschied in Waldniel aus. Durch die standortbedingt schlechten Ergebnisse 2010 wurde in diesem Jahr ein leicht überdurchschnittliches Ergebnis bei beiden Sortimenten erzielt, welches 222 dt/ha und 202 dt/ha höher lag als im Vorjahr.

Frühes Sortiment

Annabelle ist im frühen Bereich die Standardsorte und sowohl beim Verbraucher als auch beim Anbauer sehr geschätzt. In diesem Jahr brachte Annabelle in der Praxis gute Erträge mit teilweise großen Knollen. Der Stärkegehalt lag mit 12,8 % deutlich über dem der Vorjahre und bescherte der Sorte bereits früh einen kräftigen Geschmack, der sehr positiv aufgenommen wurde. Normalerweise liegt das Ertragsniveau knapp unter dem Durchschnitt bei ausgeglichener Sortierung. Ihre Vorteile sind eindeutig in dem hervorragenden Aussehen und dem guten Geschmack zu sehen. Annabelle ist eine frühe Sorte, sie findet sich aber auch stark im sehr frühen Anbau. Aufgrund des frühen Vegetationsbeginns hat Annabelle bereits rasch ein hohes physiologisches Alter erreicht und entsprechend früh mit dem Keimen begonnen.

Gala bleibt die Standardsorte im frühen, vorwiegend festkochenden Segment, die Vermehrungsfläche ist fast so groß wie bei Belana. Ihr gutes Ergebnis aus dem Vorjahr konnte sie nicht halten und lieferte wieder einen normalen Ertrag. Das entspricht aber auch der Praxismeinung, wo Gala in diesem Jahr auch eher bescheidene Leistungen zeigte. Gelegentlich traten kurz nach dem Auflauf Probleme mit frühem Erwiniabefall auf, die phasenweise Pflanzenverluste von 10 bis 20 % brachten. Dennoch bleibt Gala die Standardsorte im frühen, vorwiegend festkochenden Bereich, was in erster Linie in ihrer konstant ausgeglichenen Sortierung und ihrer robusten Knolle begründet ist.

Sissi ist nun dreijährig geprüft und bestätigt ihren unterdurchschnittlichen Ertrag, der sich zwischen 75 und 90 % des Versuchsmittels bewegt. Die Vorteile der Sorte liegen in der festen Kocheigenschaft, der langovalen Knolle und der dunkelgelben Fleischfarbe, was sie für den westdeutschen Verbraucher sehr attraktiv macht. Ihre Keimruhe ist nur mittel bis hoch, daher sollte die Sorte bis Januar vermarktet sein. In Testessen war Sissi immer auf vorderen Plätzen zu finden, sodass die Sorte in erster Linie in der Direktvermarktung zu sehen ist, wo die schwache Ertragsleistung über Qualität und Preis ausgeglichen werden kann.

Francisca steht ebenfalls im dritten Prüfjahr und zeigte wieder überdurchschnittliche Erträge. Die Knollen sind vorwiegend festkochend, oval und gelbfleischig. Die Sorte reagierte etwas auf die Witterung mit Schorf und wenigen grünen Knollen. Missbildungen, wie im Vorjahr, waren nicht zu bemängeln. Die Sortierung ist ausgeglichen mit Schwerpunkt bei 50 bis 60 mm Knollendurchmesser. Auch im Stärkegehalt brachte sie durchschnittliche Gehalte, was für ihren Kochtyp eher als gering einzustufen ist.Da sie nur über eine schlechte Keimruhe verfügt, wird sie es schwer haben, sich zwischen den Früh- und Lagersorten einen Platz zu sichern.

Merida wurde im zweiten Jahr geprüft und konnte jetzt einen leicht überdurchschnittlichen Ertrag auf beiden rheinischen Standorten erzielen. Die Knollen sind rundoval, gelbfleischig und vorwiegend festkochend mit durchschnittlichen Stärkegehalten. Der Knollenansatz ist gering, was zu einer groben Sortierung führt. Bei rechtzeitiger Krautregulierung zur Begrenzung des Übergrößenanteils dürfte der Ertrag aber deutlich sinken. Positiv fielen die robusten Knollen auf, die sich gut zur Abpackung und zum Waschen eignen dürften.Auch Merida steht in einer Reihe von rundoval bis ovalen, vorwiegend festkochenden Sorten und dürfte sich nur schwer daraus hervorheben.

Gunda steht ebenfalls im zweiten Prüfjahr. Die frühe und mehligkochende Sorte hat eine hellgelbe Fleischfarbe und rundovale Knollen. Mit 98 % des Durchschnittsertrages schaffte sie in diesem Jahr ein gutes Ergebnis, ohne dabei zu sehr in die Übergrößen zu wachsen. Dem Trend des Jahres entsprechend war der Stärkegehalt mit 16,3 % hoch. Normalerweise zeichnet sich die Sorte durch eine lockere Kocheigenschaft aus, ohne jedoch stark zu zerfallen. Eine Eigenschaft, die vom Verbraucher sehr positiv empfunden wird. Überzeugt hat auch das gute Abschneiden bei verschiedenen Testessen, wo sie trotz festkochender Konkurrenz im vorderen Drittel zu finden ist. Gunda ist eine mehligkochende Sorte, die sich besonders für den Ab-Hof-Verkauf oder Kleinhandel eignet, wo sie in erster Linie über ihre Qualitätseigenschaften punkten dürfte.

Venezia ist eine ovale, festkochende und gelbfleischige Sorte, die eher unterdurchschnittliche Erträge bringt. 2011 brachte sie auf beiden rheinischen Standorten mit relativ 102 und 103 ein überraschend gutes Ergebnis. Mit 13,6 % erreichte sie für den Kochtyp eher hohen Stärkegehalt, ohne in der Konsistenz nach zu lassen. Die Fleischfarbe tendiert in Richtung eines dunklen Gelbs. Der Knollenansatz ist hoch, was zu einer klein fallenden Sortierung mit hohem Anteil im Segment von 30 bis 60 mm führt. Hier lassen sich bestimmt über die Variation der Ablageweite andere Sortiermaße erreichen. Neben der vom Züchter favorisierten Verwendung als klein fallende Dosenware könnte Venezia auch bei Beachtung der Anbautechnik im weitesten Sinne als Cilena-Ersatzsorte für der Direktvermarktung geeignet sein.

Birte hat rundovale Knollen, die vorwiegend festkochend sind und eine tiefgelbe Fleischfarbe hat. Im zweiten Jahr erreichte sie wieder nur deutlich unterdurchschnittliche Erträge, was nicht der Einstufung der Sortenliste entspricht. Die Sortierung ist ausgeglichen und der Stärkegehalt für den Sortentyp passend. In Waldniel reagierte die Sorte auf den Sencoreinsatz mit Blattvergilbungen, in Buir nicht. Wie auch im letzten Jahr war das Aussehen fast fehlerfrei und die Schale macht einen sehr robusten Eindruck. Leider ist die Keimruhe nur mittel. Birte gefällt aufgrund ihrer schönen Knollen, wobei man aber nicht die nur mäßige Ertragsleistung vergessen sollte.

Campina von der Solana wurde nach dem Probeanbau im Vorjahr auf dem westfälischen Standort nun auch im Rheinland geprüft. Die ovalen Knollen sind fest kochend mit gelber Fleischfarbe. Campina brachten auf beiden rheinischen Standorten überdurchschnittliche Erträge bei einer ausgeglichenen Sortierung mit Schwerpunkt bei 50 bis 60 mm Knollendurchmesser. Die 12,4 % Stärke sind für festkochende Typen normal, ohne dass die Gefahr des Locker- Kochens besteht. Unter Beregnung oder unkontrollierten N-Schüben kann der Stärkegehalt auch bis auf 10 % absacken. Hier muss über eine genaue Standortauswahl dem Risiko einer schlechten Stärkebildung entgegengewirkt werden.Die Schale ist glatt ohne Auffälligkeiten, gelegentlich zeigten sich wenige grüne Knollen. Vom Züchter wird der Sorte eine gute Resistenz gegenüber vielen Knollenmängeln nachgesagt.Die robusten Knollen mit einer schönen Optik und der guten Ertragsleistung empfehlen die Sorte besonders für die Vermarktung über den Handel.

Wega von der Norika ist eine vorwiegend fest kochende Sorte mit tiefgelber Fleischfarbe und ovalen Knollen. Wega überraschte mit einem enormen Ertragspotenzial, das allerdings zum größten Teil auf einem hohen Anteil an übergroßen Knollen basiert. Trotz der übergroßen Knollen trat Hohlherzigkeit nicht auf.Da aber der Ertrag fast 40 % über dem Durchschnitt liegt, dürften auch bei zeitiger Krautregulierung und verkürztem Legeabstand überdurchschnittliche Erträge zu erzielen sein. Wega zeigte etwas Schorf und grüne Knollen.Da neben dem hohen Ertrag auch noch der Speisewert gut ist, lässt sich sicher für den einen oder anderen Betrieb eine Verwendung für diese Sorte finden. Sie wird 2012 weiter geprüft.

Mittelfrühe Sorten

Belana bleibt auch weiterhin die Standardsorte im festkochenden Lagerbereich. Auch im Anbau steigt ihr Anteil weiter an. Mittlerweile hat man sich mit der nur ovalen Knollenform abgefunden und das Augenmerk auf die guten inneren Werte der Sorte gelegt. 2011 war ein ausgesprochenes Belana-Jahr, da das frühe und warme Frühjahr ihrer trägen Entwicklung sehr entgegen kam. Es kam zu einem zügigen Auflauf und einer verhältnismäßig guten Jugendentwicklung. Dementsprechend war der Ertrag in diesem Jahr mit relativ 92 recht gut bei allerdings erhöhtem Übergrößenanteil. Auch im Stärkegehalt lag sie mit 15,2 % rund 2,5 % über dem Wert des Vorjahres und damit wieder ganz oben bei den festkochenden Sorten. Vereinzelt gab es Meldungen über lockere Konsistenz, besonders kurz nach der Ernte. Bis auf wenige grüne Knollen traten keine Knollenmängel auf, was das positive Bild der Sorte in diesem Jahr abrundete. Man sollte aber nicht vergessen, dass sich die Sorte in einem kühlen Frühjahr und unter ungünstigen Pflanzbedingungen deutlich schwerer tut und eine angepasste Produktionstechnik benötigt. Belana ist aus dem festkochenden Lagersortiment nicht mehr wegzudenken und ist für viele Direktvermarkter zur Hauptsorte geworden. Aufgrund ihrer Verbreitung ist aber auch mit einem verstärkten Angebot über Handel und Discounter zu rechnen.

Allians ist auch in diesem Jahr die zweite festkochende Vergleichssorte geblieben. Sie ist ein anderer Typ als Belana und liefert beständig überdurchschnittliche Erträge bei einer ausgeglichenen Sortierung. Die Knollen sind langoval und von tiefgelber Fleischfarbe, was dem westdeutschen Idealbild einer Kartoffelknolle sehr nahe kommt. Die Knollenoptik ist leider mit Rhizoctoniapusteln, Schorf und auch immer wieder missgestalteten Knollen deutlich schlechter als bei Belana. Gut kommen der hervorragende Geschmack und die problemlose Lagerung beim Verbraucher an.

Auch in diesem Jahr gab es Klagen aus der Praxis, was das Kochverhalten der Sorte betraf. Die tiefgelbe und ansprechende Fleischfarbe hält sich beim und kurz nach dem Kochen, verliert sich aber bei einigen Partien im kalten Zustand nach mehrstündiger Lagerung, wofür es immer noch keine plausible Erklärung gibt. Die Ursache könnte im unausgeglichenen Hormonhaushalt der Knolle in Verbindung mit unpassender Nährstofflieferung zu finden sein.

Es fällt nicht leicht, Allians abschließend zu bewerten. Positiv ist ihre konstante Ertragsleistung, die aber durch die schwache Knollenoptik verliert. Daher wird im kommenden Jahr versucht, in den Versuchen über produktionstechnische Maßnahmen die Qualität und Knollenoptik zu verbessern.

Soraya steht als einzige vorwiegend fest kochende Sorte im dritten Prüfjahr, ohne dass sie als Vergleichssorte für dieses Segment festgelegt wurde. Die Knollen sind rundoval bis oval mit satter gelber Fleischfarbe und machen einen robusten Eindruck. Schorf und grüne Knollen sind bei Soraya kein Problem, ebenso wenig wie Rhizoctonia. Bestätigt haben sich die überdurchschnittlichen Erträge auf allen Standorten bei deutlich erhöhtem Übergrößenanteil. Dabei ist zu sagen, dass es sich bei den Übergrößen um „kleine Übergrößen“ mit 60 bis 75 mm handelt, die über produktionstechnische Maßnahmen zu regulieren sind. Ein weiterer Punkt, der unbedingt zu beachten ist, ist der niedrige Stärkegehalt der Sorte. Unter den trockenen Bedingungen des Rheinlandes bei weitgehend mineralischer Düngung wurde mit 12,3 % Stärke ein gutes Ergebnis erzielt. Unter Beregnung und bei hoher organischer Düngung sackt der Wert unter die 10-%-Grenze, was Geschmack und Handling der Sorte deutlich verschlechtern. Soraya hat gute Ertrags- und Qualitätseigenschaften, benötigt aber den richtigen Standort und eine angepasste Produktionstechnik.

Cascada ist die einzige mittelspät eingestufte Sorte im Vergleich. Im Versuch lag sie aber auf gleicher Höhe wie die späten mittelfrühen Sorten, sodass eine Prüfung in diesem Segment durchaus zulässig ist. Die Knollen sind oval, vorwiegend festkochend und tief gelbfleischig. Hinzu kommt eine ausgeprägte Keimruhe. Das weit überdurchschnittliche Ertragsniveau hat sie auf allen Standorten bestätigt, ohne dabei zu sehr in die Übergrößen zu wachsen. Hier macht sich der hohe, genetisch fixierte Knollenansatz bezahlt, der einen großen Anteil an verkauffähiger Sortierung garantiert. Zulegen konnte die Sorte in diesem Jahr auch im Aussehen. Ausgereift macht die Knolle einen sehr robusten Eindruck mit nur kleinen Abstrichen durch Rhizioctonia oder grünen Stellen. Casscada konnte auch in diesem Jahr punkten und dürfte wegen ihres Ertragsniveaus in Verbindung mit der ausgeglichenen Sortierung mehr als eine Bereicherung des vorwiegend fest kochenden Lagersortimentes sein.

Adelina entspricht mit ihrer ovalen und gelbfleischigen Knolle nicht ganz dem Salattyp. Adelina reagiert sehr stark auf den Herbizidwirkstoff Metribuzin, bereits Vorauflaufbehandlungen können zu deutlichen Ertragsdepressionen führen. Da auf beiden rheinischen Standorten Sencor eingesetzt wurde, sind diese Ergebnisse alleine nicht aussagefähig. Metribuzinfrei behandelt lieferte Adelina auf dem westfälischen Standort durchschnittliche Erträge mit einer ausgeglichenen Sortierung. Formbedingt traten vereinzelt grüne Knollen auf und es besteht eine gewisse Anfälligkeit gegenüber Rhizoctonia. Obwohl Adelina ertraglich und qualitativ durchaus im oberen Drittel angesiedelt ist, dürfte die hohe Metribuzinempfindlichkeit eine starke Verbreitung der Sorte behindern.

Marisca , die Belana-Kreuzung, wurde im zweiten Jahr geprüft. Die Knollen sind oval bis langoval, tief gelbfleischig und festkochend eingestuft. Im Charakter ist Marisca ihrer Kreuzungsmutter Belana sehr ähnlich, was sich bereits in der guten Keimruhe und dem trägen Auflauf abzeichnet. Die Abreife ist etwas später, dementsprechend verzögert sich auch die Schalenfestigkeit. Ertraglich liegt Marisca mit 81 % und 84 % des Sortimentmittels am unteren Ende. Die Knollen sehen sehr gefällig und gleichmäßig aus und sind tendenziell etwas länger als bei Belana, aber ähnlich genetzt und von gelber Schalenfarbe.

Die Stärkeeinlagerung ist sehr hoch und lag in diesem Jahr mit 17,0 % in Buir und 16,2 % in Waldniel oberhalb von Belana. Auf diesem Niveau ist die Sorte in der Rodung nicht mehr festkochend und braucht lange, um sich dieser Konsistenz wieder zu nähern. Die letzten Testessen Mitte November brachten aber trotz hoher Stärkegehalte eine weitgehend feste Kocheigenschaft. Der Geschmack ist kräftig und gut und die tiefgelbe Fleischfarbe ist rein und auch nach Abkühlung beständig.

Überraschend war in diesem Jahr der hohe Stärkegehalten der Sorte, der vielleicht durch eine angepasste Anbautechnik begrenzt werden kann. Die Sorte hat Potenzial, was im nächsten Jahr erneut unter Beweis gestellt werden soll.

Concordia von der Firma Europlant wurde im Rheinland erstmalig geprüft. Sie zählt zu den vorwiegend festkochenden Typen mit ovalen, gelbfleischigen Knollen. Concordia neigt zu geringem Knollenansatz, der unter den trockenen Ansatzbedingungen in diesem Jahr nochmals geringer ausgefallen sein dürfte. So erklärt sich die Sortierung mit 73 % Übergrößen, die zum Teil auch deutlich über einem Quadratmaß von 80 mm liegt. Der Ertrag war mit relativ 103 über beide Standorte unter Berücksichtigung der Sortierung auch nur mäßig. Da auch im Aussehen in diesem Jahr deutliche Abstriche wegen Rhizoctonia zu machen waren, wird es die Sorte bei der großen Konkurrenz in diesem Segment schwer haben.

Patricia von der Solana GmbH zählt auch zu den vorwiegend festkochenden Typen mit ovalen Knollen, aber mit hellgelber Fleischfarbe. Patrizia brachte wie auch die zuvor erwähnte Concordia einen sehr hohen Übergrößenanteil von 70 %, lag im Ertrag aber um die 110 relativ und damit stabiler und höher. Auf beiden Standorten zeigte Patricia etwas Zwiewuchs oder missgestaltete Knollen. Auch für Patricia gilt, dass der hohe Übergrößenanteil durch produktionstechnische Maßnamen unbedingt zu vermeiden ist. Ansonsten reiht sich auch diese Sorte in das Segment der vorwiegend festkochenden Lagersorten ein und muss versuchen, sich dort zu etablieren.

Birgit von der Norika ist die einzige rosaschalige Sorte im Sortiment. Die Knollen sind vorwiegend festkochend, oval und von tiefgelber Fleischfarbe. So zeigt sich auch immer mehr bei den vorwiegend festkochenden Typen der Trend hin zur tiefgelben Fleischfarbe, der sonst eher bei den Salatsorten zu finden ist. Birgit lieferte durchschnittliche Erträge mit leichtem Übergrößenanteil. Der Stärkegehalt liegt bei 15,3 % und verleiht der Sorte einen angenehmen kräftigen Kartoffelgeschmack, was auch von den ersten Testern bestätigt wird. Birgit weist nur wenige Knollenmängel auf, scheint aber eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Rhizoctonia zu besitzen, die sich in verstärktem Anteil an Dauersporen (Teerflecken) auf der Knolle äußert. Wenn auch das Aussehen wegen der nur blassroten Schalenfarbe wenig hervorsticht, punktet die Sorte eindeutig über ihre inneren Werte, wie Geschmack und Fleischfarbe. Daher könnte sie für eine kleinen Kreis durchaus interessant sein.

Megusta von der Bavaria Saat stand auch zum ersten Mal in der offiziellen Prüfung. Die Übersetzung aus dem Spanischen lautet „mir schmeckt´s“ und soll als Maßstab für die Qualität herhalten. Sie lieferte auf Anhieb weit überdurchschnittliche Erträge, was für eine festkochende, langovale Sorte mit tiefgelber Fleischfarbe eher eine Ausnahme ist. Leider fiel ein großer Teil des Ertrages auf die Übergrößen, die mit 70 % viel zu hoch ausfielen. Megusta scheint auch gut mit warmen Bedingungen zurecht zu kommen, solange die Wasserversorgung stimmt. Sieht man von der Größe ab, war das Aussehen in Buir sehr gut, in Waldniel trat etwas Zwiewuchs und Stippe auf. Die im letzten Jahr gehäuft aufgetretenen Wachstumsrisse waren kein Thema mehr. In den Testessen war Megusta immer auf vorderen Plätzen zu finden, die Sorte empfiehlt sich wegen der guten Keimruhe für die Lagerung. Beachtet man anbautechnische Maßnahmen zur Begrenzung des Übergrößenanteils, dürfte Megusta eine interessante Sorte für die Direktvermarktung sein, die auch einen gewissen Hauch an Exklusivität behalten dürfte.

Caprice von der Firma Lange zählt zu den vorwiegend festkochenden Sorten mit ovalen und gelbfleischigen Knollen. Obwohl mittelfrüh-reifend eingestuft, ist sie eher am Ende zu sehen und besitzt eine ausgeprägte Grünphase des Blattapparates. Caprice brachte einen durchschnittlichen Ertrag, der aber auf den beiden rheinischen Standorten stark differenzierte. Zieht man das westfälische Ergebnis hinzu, bestätigt sich eine überdurchschnittliche Ertragsleistung bei ausgeglichener Sortierung. Die Knollen machen einen robusten Eindruck und wiesen auch nur wenige Knollenmängel auf. Der erste Eindruck der Sorte war gut und da die Ertragsleistung auf den Standorten unterschiedlich ausfiel, soll die Sorten vor einer abschließenden Bewertung noch ein weiteres Jahr geprüft werden.

Fazit

In den letzten Jahren wurden die Ausschläge in der Witterung immer heftiger und damit auch die Einflüsse auf die Erträge und Qualitäten der Kartoffelsorten. Es ist nun zu wünschen, dass die Züchtung in dieser Hinsicht Sorten stellt, die deutlich stabiler in ihren Ertrags- und Qualitätsmerkmalen sind. Es muss das vorrangige Ziel sein, die vermarktbare Menge aus der Ernte zu steigern. Dazu zählen nicht nur stabile Sorten, sondern auch eine sorgsame Produktionstechnik. Dieses Ziel darf man nicht aus den Augen verlieren, denn sonst wird der Speisekartoffelanbau sich nur noch schwer rechnen.

Autor: Peter Lövenich