Landessortenversuche Körnermais 2016

Körnermaisernte mit einem Claas Lexion 570Bild vergrößern
Körnermaisernte mit einem Claas Lexion 570

Maisjahr mit Extremen

Fehlende Frostgare, ein markanter Kälteeinbruch Ende April, Starkniederschläge im Juni und hochsommerliche Temperaturen ohne nennenswerten Regen im September prägten die Wachstumsbedingungen für den Mais 2016. Die Wetterkapriolen spiegeln sich auch in den Ergebnissen der Landessortenversuche mit Körnermais wider. Norbert Erhardt stellt die Ergebnisse vor.

Die Maisbestellung lief 2016 in Nordrhein-Westfalen ab Mitte April sehr zügig an. Das meiste Saatgut war bereits im Boden, bevor sich in der letzten Aprilwoche der Winter mit niedrigen Temperaturen, wiederholtem Nachtfrost und viel Wasser, in den Höhenlagen auch Schnee, noch einmal zurück meldete. Die rasante Talfahrt der Bodentemperaturen hatte vielerorts eine Unterbrechung der empfindlichen Keimphase zur Folge, was massive Probleme beim Feldaufgang befürchten ließ. Mit dem deutlichen Temperaturanstieg in der ersten Maidekade liefen die Maisbestände dann aber doch besser auf, als zu erwarten war und letzter Hauptfruchtmais wurde bestellt. In Abhängigkeit von Standort und Saatgutqualität wurden aber regelmäßig schlechtere Feldaufgänge erzielt als in den Vorjahren.

In den Landessortenversuchen Körnermais wurden die Sorten ES Crossman, P 8134 und P 8150 an jeweils einem Standort in der Auswertung nicht berücksichtigt, da die angestrebte Bestandesdichte infolge von Keimlingsausfällen bei weitem nicht erreicht werden konnte. In der Praxis kam es auf schluffigen Böden auch zu Keimlingsausfällen infolge von Verschlämmungen und anschließender Krustenbildung im mehr oder weniger zu trockenen Mai.

Spätestens nach den Starkniederschlägen im Juni war zu erkennen, dass zwei Winter ohne Frostgare und viel Regen im Winter 2015/16 ihre Spuren hinterlassen hatten. Vornehmlich in den westlichen Landesteilen, wo auch die höchsten Niederschlagsmengen zu verzeichnen waren, stand der Mais lokal über Tage in wassergesättigten Böden, was Wurzelreduktionen und im Extrem sogar das Absterben der Pflanzen in Teilbereichen zur Folge hatte. Nährstoffverlagerungen auf leichten Böden und kleinste Bodenverdichtungen setzten den Beständen zu. Im Nachhinein war zu erkennen, dass viele Flächen im April doch zu früh befahren wurden, wenn das Wachstum in den Spuren von Gülleausbringung und Bodenbearbeitung deutlich eingeschränkt war. In Feldeinfahrten und auf den Vorgewenden zeichneten die Bestände entsprechend extrem.

Hohe Temperaturen begünstigen Blüte und Abreife

Nach den letzten kalten Nächten über Pfingsten waren zumindest die Temperaturen förderlich für das Maiswachstum. Die Bestände blühten früh und mit der kurzen Hitzewelle ab Mitte Juli ungewöhnlich schnell ab. Lief die Stärkeeinlagerung bei kühlen Temperaturen Anfang August noch langsam an, hatten hohe Temperaturen und ungebremster Sonnenschein ab Mitte August ungewöhnliche Reifefortschritte zur Folge. Erste Bestände litten dann aber bei ausbleibendem Regen schon ab Ende August unter Trockenstress. Offensichtlich waren die Bestände grundsätzlich schlechter bewurzelt, was in der guten Wasserversorgung bis zur Blüte zu begründen ist. Im weiteren Verlauf heute der Mais verbreitet auf dem Halm. Im Extrem kam es in späten Beständen noch zu Reduktionen in Korn und Kolben. Die Körnermais- und CCM-Ernte lief sehr früh, in der letzten Septemberdekade, an. Bei fast noch sommerlichen Temperaturen konnte vielerorts mit historisch niedrigen Wassergehalten gedroschen werden.

Sommerlager und Stängelbruch

Mit den Starkniederschlägen in der zweiten Junihälfte kam es in Praxis- und Versuchsbeständen standort- und sortenspezifisch zu Sommerlager bzw. Stängelbruch. Regelmäßig sind dabei frohwüchsige Sorten, die schnell gewachsen sind und entsprechend noch wenig stabilisiertes Gewebe aufweisen, stärker betroffen. Während sich lagernde Pflanzen durch interkalares Wachstum noch wieder aufrichten können(Säbelbeine), sind abgebrochene Pflanzen für den Ertragsaufbau in der Regel verloren. In den Landessortenversuchen war Stängelbruch an den Standorten Delbrück-Ostenland, Neulouisendorf und Dülmen-Merfeld zu finden. Die Sorten Tiberio, Laurinio und Vitally zeigten dabei an jeweils zwei Standorten einzelne abgebrochene Pflanzen, während die Sorte Santimo an jedem der betroffen Standorte durch abgebrochene Pflanzen auffiel. Andere Sorten waren latent an einzelnen Standorten betroffen. Vitally und Santimo fielen auch 2015 schon durch Stängelbruch am Standort Neulouisendorf auf.

Blattkrankheiten und Stängelfäule

Wie im Vorjahr war am Versuchsstandort Milte (Kreis Warendorf) ab Mitte August Befall mit Turcicum-Blattfecken zu finden. Die Beobachtungen und Bonituren in Milte konnten als Grundlage für eine Sortenbeurteilung bezüglich der Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken herangezogen werden. Die entsprechende Sorteneinstufung kann der Übersicht 1 entnommen werden. Dabei wurden auch die Beobachtungen in anderen Versuchen bzw. bei mehrjährig geprüften Sorten die Ergebnisse der Vorjahre berücksichtigt. An allen anderen Standorten waren Blattflecken im weiteren Verlauf der Abreife latent in einzelnen Spots um anfällige Sorten zu finden. Die in Milte erzielten Erträge deuten darauf hin, dass der Befall nach der Blüte weniger ertragswirksam ist. Allerdings erzielen einige anfällige Sorten wie Ricardinio und Millesim an diesem Standort jeweils ihren schlechtesten Relativertrag.

Unter den trockenen Bedingungen zur Ernte waren ab Mitte September an allen Standorten einzelne Pflanzen mit Stängelfäulebefall zu finden. Bei ruhigen, bis zur Ernte spätsommerlichem Wetter, blieben die Pflanzen aber stehen, so dass es nicht zu nennenswerten Ertragsausfällen kam. In den Versuchen wurde der Stängelfäulebefall an jeweils 20 Pflanzen in den Randreihen sortenspezifisch ausgezählt. Der prozentuale Befall kann der Übersicht 1 entnommen werden. Relativ viel Stängelfäule zeigten diesjährig die Sorten Claudinio, Toninio, Vitally, Stacey, LG 30222 und KWS Stabil. Die Beurteilung des Befalls in den Versuchen muss aber immer vor dem Hintergrund der sortenspezifischen Abreife erfolgen. Bei spätreifen Sorten, die sich im Versuch unauffällig zeigen, können die Befallsgrade noch deutlich ansteigen, sofern vergleichbar hohe T-Gehalte wie bei früheren Sorten erzielt werden.

Zünslerbefall und Kolbenfusarium

Zünslerbefall war in den Körnermaisversuchen in Milte, Delbrück-Ostenland, Haus Düsse und Kerpen-Buir zu finden. Die Befallsgrade bewegten sich aber überall maximal im Bereich von ca. einem Prozent. Spezielle Sorten waren nicht betroffen. Die zügige Blüte und insbesondere die außergewöhnlich günstigen Abreifebedingungen lassen erwarten, dass Körnermais und CCM in 2016 ohne mögliche Toxinbelastungen geerntet wurden. Zur Kontrolle sind aus den Sortenversuchen Toxinuntersuchungen ausgewählter Sorten von einigen Standorten beauftragt. Ergebnisse liegen aber noch nicht vor. Allein die visuelle Beurteilung der Versuchsbestände macht aber schon deutlich, dass mögliche Toxinbelastungen des Maises in erster Linie auf extreme Witterungsbedingungen wie 2014 zurück zu führen sind. Denn selbst in gefährdeten Lagen (feuchte Standorte, schwere Böden kombiniert mit Weizen-/ Triticalefruchtfolge und pflugloser Bestellung) war 2016 optisch kein Befall zu finden.

Neben den Witterungs- und Standortfaktoren, auf die der Maisanbauer nur eingeschränkt reagieren kann (Erntetermin), ist eine konsequente Ackerhygiene (Mulchen, saubere Pflugfurche, Fruchtfolge) die wichtigste Maßnahme möglichen Toxinbelastungen vorzubeugen. Aus den Landessortenversuchen in den Jahren 2014 und 2015 konnten gewisse Sortenunterschiede bezüglich der Anfälligkeit für Kolbenfusarium abgeleitet werden, die, für die mehrjährig geprüften Sorten, der Sortenempfehlung zu entnehmen sind. Es ist aber zu beachten, dass diese Einstufung für die mehrjährig geprüften Sorten lediglich auf drei Untersuchungsserien in 2014 und einer Serienuntersuchung in 2015 basieren. Für die zweijährig geprüften Sorten liegt nur ein Ergebnis aus 2015 vor. Neue Sorten können diesbezüglich leider gar nicht eingestuft werden.

Neue Sorten ohne Ende - Zuchtfortschritt?

Obwohl erstmalig nicht alle Neuzulassungen in die Landessortenversuche Körnermais aufgenommen wurden, standen 2016 dennoch 19 neue Sorten in den Körnermaisprüfungen. Um zumindest die wichtigsten, bewährten, in der Praxis etablierten Sorten im Versuch zu halten, musste das Prüfsortiment in NRW auf 52 Sorten ausgedehnt werden. Nur so ist es für die Praxis möglich, den züchterischen Fortschritt der neuen Sorten zu erkennen. Wie groß dieser Fortschritt ausfällt, ist eindrucksvoll am ertraglichen Abschneiden der älteren Sorte Eurostar am Standort Delbrück-Ostenland zu erkennen, die hier randomisiert in Füllparzellen zusätzlich geprüft wurde. Eurostar stand ab 2000 im Landesortenversuch und nahm mehrjährig mit Relativerträgen zwischen rel. 105 bis rel. 110 ertraglich eine Spitzenstellung ein. In Delbrück-Ostenland konnte diesjährig für die Sorte gerade noch einmal ein Relativertrag von knapp 90 ermittelt werden.

Grundsätzlich hat sich für die Sortenberatung die Prüfung aller Körnermaissorten einem gemeinsamen Sortiment (bis Reifezahl K 250) bewährt. Über das relative Abschneiden bezüglich Ertrag und Kornfeuchte ist durch die für alle Sorten einheitliche Verrechnungsbasis der direkte Sortenvergleich, unabhängig von der Reifezahl, möglich. Bezüglich der Absoluterträge in den Übersichten 1 und 3 ist wie gewohnt zu beachten, dass sich die angeführten Erträge auf die Nettoparzelle beziehen. Den Pflanzen in den Ernteparzellen steht über Boniturwege und anderen Randeffekten mehr Raum als im geschlossenen Feldbestand zur Verfügung. Für die Übertragung auf ein realistisches Praxisertragsniveau sind Abzüge von 15 bis 20 Prozent in Ansatz zu bringen.

Unveränderte Versuchsstandorte

Die Versuchsstandorte blieben gegenüber den Vorjahren unverändert. Im Standortmittel wurden wieder die Ergebnisse vom niedersächsischen Standort Lohne berücksichtigt. Nähere Angaben zu den Versuchsstandorten können dem Kopf der Übersicht 3 entnommen werden. Wie die Übersichten 1 und 3 zeigen, wurde auch in den Sortenversuchen 2016 mit sehr niedrigen Feuchtegehalten gedroschen. Im Mittel der Versuchsstandorte lagen die Erträge durchaus auf Vorjahresniveau, aber deutlich unter den Erträgen des sehr guten Maisjahres 2014. Dabei waren diesjährig deutliche Ertragsschwankungen zwischen den Versuchsstandorten gegeben. Während im westfälischen Landesteil in den Versuchen durchweg noch gut gedroschen wurde, brachen am Standort Kerpen-Buir die Erträge deutlich ein.

Die besten Sorten

Das diesjährige ertragliche Abschneiden der Sorten im Mittel der Standorte kann der Grafik mit den Relativerträgen und dem relativierten Trockenmassegehalt entnommen werden. Die höchsten Erträge werden 2016 mit den späteren Zahnmaisen ES Asteroid und P8134 erzielt. P8134 bestätigt das hohe Ertragspotenzial auch im dreijährigen Mittel. Es ist allerdings zu beachten, dass die Sorte im dreijährigen Mittel auch die späteste Abreife zeigt, so dass sich der Anbau besonders für Gunststandorte anbietet. Grundsätzlich kamen die Abreifebedingungen diesjährig den späten zahnmaisbetonten Sorten entgegen, so dass 2016 selbst die spätesten Sorten mit niedrigeren Feuchtegehalten gedroschen wurden als frühe Sorten in den Vorjahren. Sehr hohe Erträge realisierte auch die neue Sorte SY Telias. Bezüglich der sicheren Abreife setzten bislang regelmäßig Amagrano gefolgt von Sunshinos und im Vorjahr Liprimus mit niedrigsten Feuchtegehalten zur Ernte die Maßstäbe.

iesbezüglich stellt diesjährig aber die neue Sorte KWS Stabil alle Sorten in den Schatten. Kombiniert mit einem hohen Ertrag, errechnet sich für KWS Stabil dadurch auch die mit Abstand höchste, um die Trocknungskosten korrigierte Marktleistung. Sehr hohe Erträge im dreijährigen Mittel erzielen auch die Sorten Claudinio, P 9027 und P 8589, bei allerdings später Abreife. In der Kombination aus hohem Ertrag und mindestens durchschnittlicher Abreife überzeugen mehrjährig LG 30215 , KWS 2322 und immer noch Ricardinio. Mehrjährig hohe Kornerträge werden nach wie vor auch von Toninio erzielt, der auf Grund der Lagerneigung aber nur eingeschränkt für die Körnermaisnutzung zu empfehlen ist. Mit zweijährig guten Erträgen fällt besonders Liberator positiv auf. Auch ES Crossman, SY Talismann und Santimo, gefolgt von Vitally und Agro Naut können nach zweijähriger Prüfung mit hohen Kornerträgen überzeugen.

Sortenempfehlung

In der Sortenempfehlung Körnermais und CCM der Landwirtschaftskammer werden die Sorten aufgeführt, die in den Landessortenversuchen im drei- oder mindestens zweijährigen Mittel entweder in der korrigierten Marktleistung oder im Kornertrag das mittlere Niveau der Verrechnungssorten übertreffen, also entweder ertraglich oder in Bezug auf die korrigierte Marktleistung positiv eingestuft werden können (ab relativ 102 = +) . Insbesondere nach Jahren mit ungewöhnlichem Wachstumsverlauf wie 2016, sind mehrjährig geprüfte Sorten zu bevorzugen, die gute Erträge auch unter anderen Entwicklungsbedingungen erwarten lassen. Bei der Sortenwahl sollten aber auch Faktoren wie die Standfestigkeit, die Anfälligkeit für Krankheiten (Stängelfäule, Blattflecken, etc.), unter Umständen auch die Wuchshöhe, Berücksichtigung finden. In der Sortenempfehlung (Übersicht 4) sind wie gewohnt die Stärken und Schwächen der empfohlenen Sorten mittels „ + „, „ – „ und „ o „ zusammenfassend dargestellt.

Die Einstufungen bezüglich der Abreife, des Kornertrages und der bereinigten Marktleistung basieren dabei allein auf den mehrjährigen Ergebnissen der Landessortenversuche. In die Beurteilungen zur Standfestigkeit, Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und der Wuchshöhe fließen neben den Erhebungen und Bonituren in den Versuchen auch die Einstufungen durch das Bundessortenamt und Beobachtungen in anderen Bundesländern ein. Entsprechend der Nutzungsrichtung CCM oder Körnermais sind für die Sortenwahl die einzelnen Merkmale unterschiedlich zu gewichten. So kommt dem Abreifeverhalten und damit der um die Trocknungskosten bereinigten Marktleistung für den Körnermaisanbau sicherlich eine höhere Bedeutung zu. Dort, wo Mais für den Verkauf angebaut wird, bringen großrahmige, standfeste Doppelnutzungssorten den Vorteil mit sich, dass noch zur Ernte zwischen den Verwertungsoptionen Drusch oder Verkauf als Silomais ab Feld entschieden werden kann.

Typische Doppelnutzer sind Sorten, die sowohl für die Körnermais- wie auch für die Silomaisnutzung von der Landwirtschaftskammer empfohlen werden. Wo es gezielt um Körnermais geht, der im Herbst lange auf dem Feld stehen soll oder muss, um mit niedrigeren Feuchtegehalten dreschen zu können, sind unbedingt die Einstufungen hinsichtlich der Standfestigkeit und der Anfälligkeit gegenüber Stängelfäule zu beachten. Nachfolgend werden die empfohlenen Sorten kurz beschrieben:

Beschreibung der empfohlenen Sorten

Dreijährig geprüfte Sorten:

Claudinio (K 250/ - ): Claudinio kann 2016 an die sehr guten Erträge der Vorjahre nicht anschließen. Massenwüchsige, im dreijährigen Mittel ertragsstarke Sorte mit späterer Körnerreife, was die korrigierte Marktleistung auf ein knapp durchschnittliches Niveau sinken lässt. 2016 höhere Anfälligkeit für Stängelfäule, höhere Anfälligkeit für Lager.

Colisee (K 220/ S 220): frohwüchsige, frühreife Zweinutzungssorte mit dreijährig stabil durchschnittlichen Kornerträgen und hoher bereinigter Marktleistung. Relativ standfest und mittlere Anfälligkeit für Stängelfäule.

Grosso (K 250/ S 250): großrahmige Zweinutzungssorte mit später Silo- und Körnerreife. Im Trend langsam rückläufige Relativerträge. Im dreijährigen Mittel aber immer noch hohe Kornerträge, geringe Anfälligkeit für Stängelfäule und Turcicum.

KWS 2322 (K 230/ -): sehr standfeste, blatt- und kolbengesunde Sorte mit dreijährig hohen Erträgen und hoher bereinigter Marktleistung.

Laurinio (K 200 / - ): sehr langwüchsig mit hohem Kolbenansatz. Im dreijährigen Mittel durchschnittliche Erträge, frühreif und im dreijährigen Mittel hohe bereinigte Marktleistung. In den Versuchen fiel Laurinio 2016 wieder mit weniger Stängelfäule auf als die Einstufung durch das Bundessortenamt erwarten lässt. Die Standfestigkeit der Sorte ist aber auf Grund der Statik als unterdurchschnittlich einzustufen. Anfällig für Stängelbruch.

LG 30215 (K 220/ S 220): kompaktere Zweinutzungssorte mit durchschnittlicher Abreife. Im dreijährigen Mittel gute Erträge. Abreife und korrigierte Marktleistung durchschnittlich, blatt- und kolbengesund.

Millesim (K 250/ S 240): kompaktere Zweinutzungssorte. Dreijährig gute Kornerträge bei etwas späterer Abreife und durchschnittlicher Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule gering, standfest. Millesim fiel 2016 durch frühen, rasch voranschreitenden Befall mit Turcicum-Blattflecken auf.

P8134 (K 250/ - ): sehr späte Zahnmaissorte mit dreijährig höchsten, stabilen Kornerträgen. Auf Grund der sehr späten Abreife in 2014 und 2015 aber weit unterdurchschnittliche bereinigte Marktleistung in diesen Jahren. Anfälligkeit für Stängelfäule durchschnittlich, Lagerneigung geringer.

P 8589 (K 250/ - ): standfeste, späte Körnermaissorte, die auf Grund des Massenwuchses auch für die Silomaisnutzung in Frage kommt. Das hohe Kornertragspotenzial lässt dabei hohe Stärkeerträge erwarten, sofern die Sorte ordentlich reifen kann. Im Fall der Körnermais- bzw. CCM-Nutzung ist auf Grund des hohen Zahnmaisanteils bei späteren Ernteterminen noch mit weiterer Wasserabgabe zu rechnen, was die, in den Versuchen unterdurchschnittliche bereinigte Marktleistung, positiv beeinflussen dürfte.

P 9027 (ca. K 250/ S 260): zahnmaisbetonte Zweinutzungssorte. Nach höchsten Kornerträgen in der Versuchsserie 2014 und 2015, diesjährig durchschnittliche Erträge, bei allerdings erwartungsgemäß später Abreife. Standfest, blattgesund.

Ricardinio (K 220, S 230 ): bewährte Zweinutzungssorte mit durchschnittlicher Abreife. Über die Jahre und Standorte konstant gute Erträge und hohe Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule gering und relativ standfest. Größere Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken, was bei frühem Befall ertragswirksam werden kann.

Rivaldinio KWS (K 240/ - ): mehrjährig geprüfte, ertragsstarke Körnermaissorte mit, im dreijährigem Mittel, guten Erträgen, etwas späterer Abreife und durchschnittlicher bereinigter Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule sehr gering, standfest.

Sunshinos (K 210/ S 210): kompakte Körnermaissorte mit sehr früher Abreife, woraus bei leicht unterdurchschnittlichen Erträgen eine hohe bereinigte Marktleistung resultiert. Bei ausreichender Wasserversorgung sind mit höheren Bestandesdichten als in den Versuchen Ertragssteigerungen zu erwarten. Der Abreife entsprechend, etwas höhere Anfälligkeit für Stängelfäule, Lagerneigung aber geringer.

Toninio (K 240/ S 230): massenwüchsiger Sortentyp mit sehr hohem Kolbenansatz, was die Standfestigkeit infolge von Stängelbruchgefahr deutlich einschränkt. Sehr hoher Kornertrag in 2014, im dreijährigen Mittel durchschnittliche bereinigte Marktleistung. Auf Grund der Stängelbruchgefahr sollten allenfalls Restbestände von Silomais nach Möglichkeit früh gedroschen werden.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Agro Naut (K 230/ - ): zweijährig gute Kornerträge bei mittlerer Abreife. Agro Naut fällt durch eine zögerliche Jugendentwicklung auf, was sich aber nicht im ertraglichen Abschneiden widerspiegelt. Standfest und sehr blattgesund.

ES Asteroid (K 250/ - ): spätreife, zahnmaisbetonte Sorte, die mit den Abreifebedingungen 2016 sehr gut zu Recht kam und diesjährig sehr hohe Kornerträge an allen Prüfstandorten in NRW zeigte. Anfälligkeit für Stängelfäule sehr gering, standfest und blattgesund.

ES Crossman (K 220/ S 250): zweijährig hohe Kornerträge bei mittlerer Abreife. Standfest. Die in den Versuchen geprüfte Saatgutpartie zeigte gewisse Schwächen im Feldaufgang, was über den Einzelpflanzenertrag aber voll kompensiert werden konnte.

Liberator (K 240/ - ): im zweijährigen Mittel sehr hohe Kornerträge bei mittlerer Abreife. Sehr geringe Anfälligkeit für Stängelfäule und standfest. Großrahmige Sorte, die sich über die EU-Prüfung auch für die Silonutzung anbietet.

Santimo (K 210/ ca. S 240 ): Kompaktere Sorte mit früher Abreife. Im zweijährigen Mittel hohe Erträge und sehr hohe Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule auch reifebedingt etwas höher, relativ anfällig für Blattflecken. An betroffenen Standorten war Santimo regelmäßig von Sommerlager bzw. Stängelbruch betroffen.

Stacey (K 210/ S 220 ): Nach guten Erträgen und früher Abreife in 2015 schneidet Stacey 2016 bezüglich des Kornertrages und der Marktleistung knapp unterdurchschnittlich ab. Stacey besticht durch eine zügige Jugendentwicklung, fiel 2016 aber mit Stängelfäule und Blattflecken auf.

SY Talisman (K 230/ S 220): frohwüchsige Sorte mit zweijährig guten Korn- und Silomaiserträgen. In den Körnermaisversuchen war latenter Befall mit Stängelfäule zu beobachten, was die Einstufung durch das Bundessortenamt bestätigt. Dennoch relativ standfest und sehr blattgesund.

Vitally (K 230/ S 250): zweijährig gute, stabile Erträge und hohe korrigierte Marktleistung. Relativ zügige Abreife, was Stängelfäule bei der Sorte nach sich ziehen kann. Relativ anfällig für Blattflecken. An betroffenen Standorten war auch Sommerlager zu finden.

Empfehlungen für den Probeanbau

Im Landessortenversuch Körnermais NRW standen 2016 19 neue Sorten. Mit nach einjähriger Prüfung deutlich frühester Abreife macht die Sorte KWS Stabil auf sich aufmerksam. Aufbauend auf gleichzeitig guten Erträgen errechnet sich dabei für KWS Stabil die höchste korrigierte Marktleistung aller geprüften Sorten. Die Frühreife prädestiniert Stabil auch für den CCM-Anbau auf ungünstigen Standorten und in Übergangslagen. SY Telias fällt durch einjährig sehr hohe Erträge auf. Gut gedroschen haben auch P 8613 und Mojagger (agaRakete). Mojagger allerdings mit späterer Abreife, was für die Standortwahl im Probeanbau berücksichtigt werden sollte. Benedictio KWS kommt ertraglich und auch bezüglich der korrigierten Marktleistung gut zu Recht und kann im CCM- und Körnermaisanbau getestet werden.

Autor: Norbert Erhardt