Landessortenversuche Silomais 2006

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Schwieriges Jahr für Silomais

Nach den Trockenschäden im Juli konnte der Silomais ertraglich und qualitativ nicht überall überzeugen. Norbert Erhardt und Klaus Dorenberg, Landwirtschaftskammer NRW, stellen die Ergebnisse der Landessortenversuche mit Silomais vor und geben Sortenempfehlungen für den nächstjährigen Anbau.

Die Entwicklung der Silomaisbestände wurde in Nordrhein-Westfalen 2006 in erster Linie durch das sehr unterschiedliche Wasserangebot während der langen Hitzephase im Juli geprägt. Wo auf den besseren Standorten die Wasserreserven reichten, bzw. dort wo rechtzeitig Niederschläge fielen, konnten die Maisbestände nach der außergewöhnlich frühen Blüte die hohen Temperaturen bis Ende Juli bereits für die Stärkeeinlagerung nutzen und damit die Basis für sehr hohe Erträge mit besten Qualitäten bei sehr früher Reife legen. Gleichzeitig litt der Mais bei ausbleibenden Niederschlägen auf den leichten Standorten im Münsterland und am Niederrhein sehr früh unter Trockenstress. Hier kam es verbreitet zu irreversiblen Trockenschäden. Erste stark geschädigte Bestände, die im Extrem schon im Schossen stecken blieben, wurden bereits um den Monatswechsel Juli/August gehäckselt.

Mit den Niederschlägen ab Ende Juli verbesserten sich die Wachstumsbedingungen dann zwar spürbar. Für viele Bestände auf leichten Standorten kamen die Niederschläge allerdings viel zu spät. Auch wenn sich der Mais optisch noch regenerierte, hatte hier oft die Befruchtung bzw. der Kolbenansatz gelitten, was deutliche Ertrags- und empfindliche Qualitätseinbußen in den Maissilagen zur Folge hatte. Das traf insbesondere die Milchviehbetriebe, da in den betroffenen Regionen in der Regel auch schon ein Grünlandaufwuchs fehlte und die Qualität des ersten Grünlandschnittes nach späten Vegetationsbeginn und schlechten Anwelkbedingungen in der zweiten Maihälfte gelitten hatte. Daraus resultierende Futterengpässe konnten durch bessere Grünlandzuwächse im August und gute Bedingungen für den Zwischenfruchtanbau höchstens abgemildert nicht aber beseitigt werden. In vielen Betrieben dürfte daher die Grundfutterversorgung nach wie vor angespannt sein. Eine genauere Analyse der Trockenschäden im Maisanbau 2006 ist in der Berichterstattung zu den Versuchsergebnissen Körnermais in der Weihnachtsausgabe zu finden.

Hohe Trockenmassegehalte nach sehr früher Silomaisreife

Die hohen Temperaturen von Mitte Juni bis Anfang August bewirkten einen enormen Reifevorsprung  gegenüber normalen Jahren, was bereits an der außergewöhnlich frühen Maisblüte zu erkennen war. Die Berichterstattung der Landwirtschaftskammer zur Maisabreife stand auch schon Ende August unter dem Titel „erste Maisbestände erreichen die Silomaisreife“. Drei Wochen fast hochsommerliche Temperaturen im September beschleunigten den Abreifeverlauf dann in kaum vorstellbaren Sprüngen. Bei deutlich vorauseilender Körnerreife stiegen aufgrund der erneut ausbleibenden Niederschläge auch in noch grünen Beständen die T-Gehalte in Blättern und Stängeln spürbar an.   Sofern die Möglichkeit bestand, wurden bereits vereinbarte Häckseltermine vorgezogen – vielfach reifte der Mais aber schneller als die Maschinen vorankommen konnten, was zur Folge hatte, dass nicht selten mit hohen Trockensubstanzgehalten geerntet werden musste. Insbesondere dort wo Mais mit niedrigen Kolbenanteilen ins Silo kam, ist daher die Gefahr von Verlusten durch Nacherwärmung ungleich höher als in anderen Jahren.

8 Versuchsstandorte mit Siomaisversuchen

Die Landwirtschaftskammer NRW legte wie im Vorjahr Landessortenversuche mit Silomais an 8 Standorten an. Parallel zur Körnermaisprüfung wurden die Silomaisversuche im Kreis Warendorf vom hoch bonitierten Standort Telgte auf einen für die westfälische Tieflandsbucht typischeren Eschboden in Ostbevern verlegt, um die Praxisrelevanz der Versuchsergebnisse zu erhöhen. Die übrigen Versuchsstandorte blieben unverändert.   Nachfolgend die Standortdaten zu den LSV Silomais 2006 im Überblick.

Niederungslagen:

  • Dülmen-Merfeld, Kreis Coesfeld (Sand, Ackerzahl = AZ 30, 52 m über NN, Aussaat 21. April, Ernte 06. September, bzw. 21.September)
  • Ostbevern, Kreis Warendorf (sandiger Lehm, AZ 35, Aussaat 26. April, Ernte 18. September)
  • Haus Düsse/Ostinghausen, Kreis Soest (Lehmiger Schluff, AZ 75,   Aussaat 25. April, Ernte 15. September, bzw. 25. September)
  • Delbrück-Ostenland, Kreis Paderborn (Lehmiger Sand, AZ 35, Aussaat 04. Mai, Ernte 18. September)
  • Neulouisendorf, Kreis Kleve (Sandiger Lehm, AZ 76, Aussaat 27. April, Ernte 20. September, bzw. 25. September)
  • Beckrath, Stadt Mönchengadbach (Sandiger Lehm, AZ 80, Aussaat 28. April, Ernte 15. September).

Übergangs- und Höhenlagen:

  • Engelskirchen, Bergischer Kreis (Sandiger Lehm, AZ 42, 300 m ü. NN, Aussaat 26. April, Ernte 29. September)
  • Meschede-Enste (Sandiger Lehm, AZ 60, 300 m ü. NN, Aussaat 4. Mai, der Versuch wurde vor der Ernte abgebrochen)

In den Niederungslagen kamen an allen Standorten ein frühes Sortiment (bis S 220) mit 18 Sorten und ein mittelfrühes Sortiment (S 230 bis S 250) mit 29 Sorten zum Anbau. In Haus Düsse, Dülmen-Merfeld und Neulouisendorf wurde zusätzlich ein mittelspätes Sortiment (S 260 bis S 280) mit 22 Sorten geprüft. Während das frühe und mittelfrühe Silomaissortiment an den jeweiligen Standorten gleichzeitig geerntet wurde, erfolgte die Ernte der späten Sorten zeitlich versetzt, um der späteren Abreife dieser Sorten gerecht zu werden. Das Prüfsortiment in den Höhen- und Übergangslagen umfasste 24 frühe und mittelfrühe Sorten (bis S 230). Nach Pflugeinsatz unter ungünstigen Bedingungen im Frühjahr hatte der Mais am Versuchstandort Meschede mit Bodenverdichtungen zu kämpfen. Den Pflanzen gelang es dort nicht immer die Pflugsohle zügig zu durchwurzeln, was Unregelmäßigkeiten im Bestand und den Versuchsabbruch zur Folge hatte. In der Auswertung der Versuche in den   Höhen- und Übergangslagen wurden aber erneut die Ergebnisse aus dem niedersächsischen Uslar, Solling, (Lehm, 220 m ü. NN, AZ 70, Aussaat: 3. Mai, Ernte: 30. September) berücksichtigt.

Trockenschäden in Silomaisversuchen

In Dülmen-Merfeld litt der Silomais 2006 sehr früh unter Trockenstress. Nach zügigem Längenwachstum schoben hier erste Sorten noch im Juni die Fahnen und kamen beginnend mit den Sorten Nescio, Patrick und NK Bull ab dem 5. Juli zur Blüte. Bei anhaltender Trockenheit fehlte dann aber ersten Sorten bereits das Wasser zum Schieben der Narbenfäden. Aufgrund der deutlich späteren Aussaat zeichnete sich dieses Szenario zeitlich versetzt auch für die Silomaisversuche in Delbrück-Ostenland ab. Hier konnten sehr spät blühende Sorten aber durchhalten und hinsichtlich der Befruchtung noch von den Niederschlägen ab Ende Juli profitieren. Auf beiden langjährigen Versuchsflächen wurden sichtbare Sorteneffekte teilweise jedoch von kleinsten Bodenunterschieden überschattet. In Dülmen-Merfeld war bereits vor der Ernte abzusehen, dass die Versuche nur eingeschränkt auswertbar sein würden, weshalb von der kostspieligen Qualitätsuntersuchung der Proben abgesehen wurde. Die Beerntung der Versuche in Delbrück-Ostenland ergab hingegen eine gute Wiederholbarkeit der Trockenmasseerträge bei fast allen Prüfgliedern, so dass die übliche Qualitätsuntersuchung der Proben nach der NIRS-Schätzmethode vorgenommen wurde.

Fehlerhafte Bewertung mittels NIRS-Methode

Nach dem Abschluss der Untersuchungen war allerdings festzustellen, dass die NIRS-Methode bei der Untersuchung von Proben aus trockengeschädigten, vielfach kolbenlosen Maisbeständen zumindest diesjährig zu unrealistischen Ergebnissen führt. Offensichtlich wird dabei kolbenloses Material hinsichtlich der Rohfaser deutlich unter-, der Stärkegehalt hingegen um ein vielfaches überschätzt. Eine realistische Bewertung des kolbenlosen bzw. kolbenarmen Materials ist sowohl bei den Frischmaisproben aus den Versuchen wie auch bei Silageproben aus der Praxis nur mittels nasschemischer Untersuchung möglich, was im Fall der hohen Probenzahl in den Versuchen mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden und auch zeitlich kaum zu bewältigen wäre. In der Auswertung der diesjährigen Silomaisversuche konnten daher die Ergebnisse von den Standorten Merfeld und Ostenland nicht berücksichtigt werden. Die Angabe der Durchschnittserträge dieser Versuche in der Tabelle 4 veranschaulicht aber sehr deutlich das Ausmaß der Trockenschäden im diesjährigen Silomaisanbau. Die Angaben für die Energie- und Stärkegehalte bzw. erträge vom Standort Delbrück-Ostenland dürfen allerdings auf Grund der Analysemethode nur isoliert und mit Vorbehalt betrachtet werden. Aus den Einzelergebnissen dieser Versuche und entsprechenden Feldbeobachtungen konnten darüber hinaus wichtige Rückschlüsse auf die Trockentoleranz einiger Sorten unter den diesjährigen Bedingungen gezogen werden, die in der Sortenempfehlung für 2007 berücksichtigt wurden.

Hohe T-Gehalte und große Ertragsunterschiede

Die Silomaisversuche der Landwirtschaftskammer werden unter ortsüblichen Bedingungen inmitten homogener Praxisschläge angelegt. Die aufwendige Versuchsbeerntung mit dem Kleinparzellenhäcksler kann in der Regel erst erfolgen, wenn der die Prüfung ummantelnde Feldbestand geerntet ist. Mit der Spezialmaschine müssen darüber hinaus alle LSV-Standorte in NRW teilweise zweimal angefahren werden. Vor diesem Hintergrund wurden auch die Sortenversuche mit sehr hohen T-Gehalten geerntet. Das bringt für die Sortenbeurteilung aber den großen Vorteil mit sich, dass zum Zeitpunkt der Ernte auch bei späteren Sorten die Stärkeeinlagerung schon deutlich weiter fortgeschritten ist. Wie in Tabelle 4 ersichtlich, sind daher diesjährig nur geringe Abweichungen an den Standorten im Stärkegehalt zwischen frühen und mittelfrühen Sorten zu erkennen.

An den rheinischen Standorten Beckrath und Neulouisendorf resultieren daraus auf Grund der höheren Trockenmasseerträge der mittelfrühen Sorten auch tendenziell höhere Stärkeerträge für die mittelfrühen Sorten. Am Standort Haus Düsse kamen unter den besonderen Bedingungen 2006 die mittelspäten Sorten gut zurecht, was darauf zurückzuführen ist, dass diese Sorten hier nach anfänglich schleppender Entwicklung die   Niederschläge ab Ende Juli für die Blüte und Stärkeeinlagerung noch effizienter nutzen konnten. Ähnliche Effekte waren in der Praxis beim Zweitfruchtmais zu erkennen. Auch diese Bestände blühten in der Regel erst mit der besseren Wasserversorgung ab Ende Juli.

In Neulouisendorf waren die mittelfrühen Sorten den späteren im Sortimentsmittel sowohl ertraglich als auch qualitativ überlegen. Um die Anbauwürdigkeit mittelspäter Silomaissorten für NRW genauer beurteilen zu können, wurden 2006 erstmalig die mittelspäten Sorten PR39F58 und Atfields im mittelfrühen Sortiment als Vergleichsorten an allen Standorten geprüft. Die Sorte PR39F58 konnte dabei an den wertbaren Standorten sowohl qualitativ wie auch ertraglich voll überzeugen. Diese Sorte nimmt im mittelspäten Sortiment aber auch insbesondere qualitativ eine absolute Spitzenstellung ein und ist nach den Ergebnissen 2006 auch hinsichtlich der Abreife eher mit S 250 iger Sorten zu vergleichen. Hinsichtlich der Körnerreifezahl wurde die Sorte mittlerweile vom Bundessortenamt umgestuft, so dass sie jetzt auch im mittelfrühen Körnermaissortiment geprüft wird.

Die absolut höchsten Erträge wurden am Versuchstandort Ostbevern geerntet. Hier profitierte der Mais von einem ergiebigen Gewitter mitten in der heißen Blühphase.

Allein die Betrachtung der bescheidenen Trockenmasseerträge am Standort Merfeld veranschaulicht das gravierende Ausmaß der Ertragsausfälle unter Trockenstress. Die Einbußen bei den Stärke- und Energieerträgen dürften hier noch wesentlich größer ausgefallen sein, als es die Ergebnisse aus Ostenland erkennen lassen.

Unterschiedliche Sortenreaktionen

Die extremen und lokal sehr unterschiedlichen Wachstumsbedingungen hatten aber nicht nur große Ertragsunterschiede zwischen den Standorten zur Folge. Auch kamen einzelne Sorten mit diesen Bedingungen offensichtlich standortspezifisch unterschiedlich zurecht, was eine ungewohnte Streuung der Leistung einzelner Sorten über die Standorte zur Folge hat. Die in den Tabellen 1 bis 3 dargestellten Ergebnisse sind daher im Einzelfall stärker als in anderen Jahren durch „Ausreißer“ nach oben und unten beeinflusst. Während hinsichtlich der Trockenmasseerträge   vielfach noch eine gewisse Konstanz festzustellen ist, nimmt die Schwankungsbreite über den Energieertrag bis hin zum Stärkeertrag deutlich zu.

Die Aussagen zu den Ertrags- und Qualitätseigenschaften sind   nach einem Extremjahr wie 2006 immer mit größeren Unsicherheiten verbunden. Bei der Sortenbeurteilung gewinnen dadurch mehrjährige Ergebnisse wie sie für viele Sorten vorliegen eine höhere Bedeutung. Mit diesjährig relativ stabilen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen über die wertbaren Standorte fielen im frühen Sortiment besonders die Sorten Amadeo, PR39G12 und die neue Sorte Xxira auf. Im mittelfrühen Sortiment machten diesbezüglich die Sorten Clemente, Agro Max, die neue Sorte PR39T13 sowie die Vergleichssorte PR39F58 auf sich aufmerksam. Andere Sorten fielen hingegen bei den Feldbeobachtungen und in den nicht gewerteten Versuchen an den Trockenstandorten deutlich positiv auf, was nach dem extremen Jahr auch in der Sortenempfehlung berücksichtigt wurde.

Hohe Stärkeerträge in Höhen- und Übergangslagen

In den Höhen- und Übergangslagen kam der Mais 2006 sehr gut zurecht. Bei konstant ausreichender Wasserversorgung waren Befruchtungsstörungen nur vereinzelt zu beobachten. Der Mais profitierte hier insbesondere von den überdurchschnittlichen Temperaturen im Juli und September, was eine sichere frühe Abreife ermöglichte und den Maisanbauern bis in die Grenzlagen des Maisanbaus hohe Stärkegehalte bescherte, wie sie sonst nur in günstigsten Anbaulagen zu erwarten sind. Da am Standort Meschede erneut keine Daten gewonnen werden konnten, basiert die Anbauempfehlung für die ungünstigeren Lagen jetzt allerdings auch mehrjährig  nur noch auf Versuchen in den Übergangslagen. Hier konnten auch schon in anderen warmen Jahren, zuletzt 2003 ähnlich gute Ergebnisse wie in den Niederungen erzielt werden. In solchen Jahren kommen hier dann die Ertragsvorteile mittelfrüher Sorten deutlich zu Tragen, die aber in ungünstigen Jahren nicht in allen Anbaulagen reif werden. Deshalb ist bei der Sortenwahl mit zunehmender Höhenlage dem Abreifeverhalten der Sorten eine stärkere Beachtung zu widmen. Auch kleinräumige Unterschiede wie Auswirkung von offenen Kammlagen sowie Nord- oder Südhang sollten dabei berücksichtig werden.

In den Versuchen fallen wie bereits 2005 Saludo, Salgado und Amatus durch höchste Stärkeerträge auf. Sehr hohe Trockenmasseerträge zeigten darüber hinaus die später abreifenden Sorten Amadeo und Clemente, sowie die neue Sorte Xxira. Von einigen Sorten liegen diesjährig nur Ergebnisse vom einen Standort vor, so dass für diese Sorten in der Tabelle 3 nur die relativen Ertragsergebnisse angegeben werden können. Die Sorten NK Bull und Oldham zeichnen   sich durch eine zügige Stärkeeinlagerung aus, was unter ungünstigen Bedingungen sicherlich als Vorteil zu bewerten ist. NK Bull ist darüber hinaus als ausgesprochen frühreif zu beurteilen, was zusätzliche Anbausicherheit in ungünstigen Jahren und in den Grenzlagen mit sich bringt.

Sortenempfehlung

Seitens der Landwirtschaftskammer werden für den Silomaisanbau in NRW zum Einsatz in der Rindviehfütterung die in den Empfehlungslisten aufgeführten Sorten empfohlen. Die Basis für diese Empfehlung bilden die Landessortenversuche mit frühen und mittelfrühen Sorten. Mittelspäte Sorten werden in NRW in erster Linie für die Nutzungsrichtung „Biogas“ in günstigen Anbaulagen empfohlen. Eine Ausnahme bildet diesbezüglich die Sorte PR39F58. Diese Sorte konnte als Vergleichssorte im mittelfrühen Sortiment und in den Prüfungen mit mittelspäten Sorten durch beste Qualitäten und höchste Stärke- und Energieerträge auf sich aufmerksam machen. Hinsichtlich der Abreife erreichte die Sorte dabei diesjährig durchaus das Niveau der späteren mittelfrühen Sorten (S 250), so dass die Sorte in günstigsten Anbaulagen auch für die Erzeugung von Qualitätssilagen in Frage kommt.

Um der Praxis die Sortenwahl zu erleichtern, werden die Vorzüge der einzelnen Sorten in den unterschiedlichen Leistungsmerkmalen durch entsprechende „+“ und „-„ Zeichen hervorgehoben. Dazu werden die Versuchsergebnisse jahres-, für die Niederungslagen auch sortimentsübergreifend verrechnet und relativiert. Ein „Minuszeichen“ hat nicht zu bedeuten, dass die entsprechende Sorte zum Beispiel ertraglich schlecht zu beurteilen ist, besagt aber schon, dass andere empfohlene Sorten bei diesem Merkmal aus den LSV besser zu beurteilen sind. Insbesondere für die qualitativen Merkmale Abreife und Stärkegehalt ist zu berücksichtigen, dass die Versuchsergebnisse quasi eine Momentaufnahme darstellen, da frühe und mittelfrühe Sorten gleichzeitig geerntet wurden.

Ein „Minuszeichen“ in der Spalte Abreife besagt somit, dass die Sorte später ist als der Durchschnitt der geprüften Sorten. Daraus darf aber nicht gefolgert werden, dass die Sorte grundsätzlich zu spät für alle Anbauregionen in NRW ist. Bei der Sortenbeurteilung fällt auf, dass die späteren Sorten hinsichtlich der Trockenmasseerträge tendenziell besser, beim Merkmal Stärkegehalt aber eher schlechter eingestuft sind. Dies beruht zum einen auf gewissen Verdünnungseffekten, also geringeren Kolbenanteilen. Anderseits war zum Zeitpunkt der Ernte die Stärkeproduktion bei einigen späteinlagernden Sorten in Jahren mit früherer Ernte eventuell noch nicht vollständig abgeschlossen. Darin ist allerdings auch ein gewisses Anbau- bzw. Qualitätsrisiko dieser späteren Sorten zu sehen, wenn sich schlechtere Abreifebedingungen als in den vergangenen beiden Jahren ergeben.

Aus den Ergebnissen der Versuche mit Trockenschäden und entsprechenden Feldbeobachtungen konnten Rückschlüsse auf die Trockentoleranz unter den diesjährigen Bedingungen gezogen werden. Sorten, die in den Versuchen unter den Trockenstressbedingungen 2006 relativ gut zurecht kamen, sind in der diesjährigen Sortenempfehlung mit einem plus ( + ) in der Spalte Trockentolerant 06 gekennzeichnet. In den Körnermaisversuchen fielen diesbezüglich noch die Sorten Silas, DKC2949, Banguy, Nescio und Patrick positiv auf. Diese Sorten konnten in den wertbaren Silomaisversuchen mit zum Teil sehr hohen Ertrags- und Qualitätsniveau nicht immer überzeugen oder wurden nicht als Silomais geprüft.

Wie in den Körnermaisempfehlungen darf das Merkmal aber nicht überbewertet werden, denn leidet der Mais in einem anderen Entwicklungsstadium unter Trockenstress, können sich auch für andere Sorten Vorteile ergeben, was bei der Betrachtung anderer Versuchsräume und – jahre deutlich wird. So bestätigt sich zwar die Trockenheitstoleranz der meisten Sorten auch in den Versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen - in Einzelfällen ergeben sich aber auch Abweichungen, die darauf zurückzuführen sind, dass der Mais in NRW zum Zeitpunkt der Trockenheit schon weiter entwickelt war. Im Supersommer 2003, als die Trockenheit den Mais erst nach der Blüte erwischte, kamen in NRW grundsätzlich früh blühende und früh einlagernde Sorten besser zurecht.

So sind die empfohlenen Sorten zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte frühe Sorten (alphabetisch geordnet):

Amadeo S 220 / K 230 : Mittel- bis l angwüchsige Zweinutzungssorte, mit mittlerer Abreife, mittlere Energiedichte, hoher Stärkegehalt, sehr hohe Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge.

Apostrof , S 200 / K 220 : Mittellange Sorte mit früher Silomaisreife, mittlere Energie- und Stärkekonzentration, mittlere Trockenmasse-, Energie und Stärkeerträge. Empfehlung auch für Höhen- und Übergangslagen. 2006 nicht mehr geprüft.

Aurelia, S 220 / ca. K 220 : Langwüchsige Sorte, frühe Abreife, durchschnittliche Energie-, aber diesjährig schlechte Stärkekonzentration, hoher Trockenmasse- und Energieertrag, Stärkeertrag unterdurchschnittlich. Empfehlung auch für Höhen- und Übergangslagen.

Constantino , S 210 / - : Langwüchsige Silomaissorte, sehr frühe Abreife, hoher Trockenmasse- und Energieertrag, im dreijährigen Mittel sehr hoher Stärkeertrag, bei mittlerer Energie- und Stärkekonzentration. Empfehlung auch für Höhen- und Übergangslagen. 2006 nicht mehr geprüft.

Delitop , S 220 / K 230 : Mittellange Zweinutzungssorte mit früher Abreife, durchschnittliche Energiekonzentration bei sehr hohem Stärkegehalt, Trockenmasseertrag unter-, Energieertrag durchschnittlich, hoher Stärkeertrag. Delitop kam 2006 an den Trockenstandorten gut zurecht.

Expert S 210 / K 240 : Mittel- bis langwüchsige Sorte mit früher restpflanzenbetonter Abreife, mittlerer Trockenmasse- und Energieertrag, durchschnittliche Energiedichte, hoher Stärkegehalt und –ertrag.

NK Bull S 200 / - : K urze bis mittellange qualitätsbetonte Sorte mit sehr früher Reife, unterdurchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag, bei gutem Stärkeertrag, hohe Energie- und Stärkegehalte. Empfehlung auch für Höhen- und Übergangslagen.

PR39G12, ca. S 220 / ca. K 220: Langwüchsige Sorte mit hohem Leistungspotenzial, im dreijährigen Mittel hohe Trockenmasse-, Energie- und sehr hohe Stärkeerträge, mittlere Abreife, durchschnittliche Energiedichte und hohe Stärkegehalte. Empfehlung auch für höhere Lagen, obwohl die Sorte hier 2006 nicht gut zurecht kam.

Salgado S 210 / K 230 :   Mittel- bis langwüchsige Silomaissorte mit sehr früher Abreife, mittlerer Trockenmasseertrag, hohe Energiedichte und hoher Energieertrag. Stärkegehalt und –ertrag sehr hoch. Empfehlung auch für Übergangs- und Höhenlagen

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Acapulco , S 230 / K 210: Mittellange- bis langwüchsige Sorte, länger grün bleibende Restpflanze, hohe Trockenmasse- und Energieerträge, dreijährig mittlerer Stärkeertrag. Im dreijährigen Mittel durchschnittlicher Energie- und Stärkegehalt. Empfehlung für Höhen- und Übergangslagen. 2006 nicht mehr geprüft.

Agro Max S 240 / ca. K 240: Lang- und massenwüchsige Sorte, spätere Abreife und Stärkeeinlagerung und unterdurchschnittliche Energiedichte, sehr hoher Trockenmasse- und Energieertrag, durchschnittlicher Stärkeertrag.

Cingaro S 230 / - : Sehr lang und massenwüchsig, frühe Silierreife, rasch abreifende Restpflanze, im dreijährigen Mittel hoher Energie-, sehr hoher Trockenmasse- und Stärkeertrag, Energiedichte unterdurchschnittlich bei mittlerem Stärkegehalt. Empfehlung auch für höhere Lagen.   2006 nicht mehr geprüft.

Deltastar S 240 / K 230 : Lang- und massenwüchsige Sorte, Abreife später, mittelere Energie- und Stärkekonzentration, hohe Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge.

ES Limes S 230 / K 230 : Langwüchsige Sorte mit insgesamt mittleren Trockenmasse- und Energieerträgen. Stärkegehalt- und Ertrag unterdurchschnittlich. 2006 nur noch in Höhen- und Übergangslagen geprüft. Empfehlung für Übergangslagen.

Goldosse S 230 / - : Mittellange Sorte, mit durchschnittlicher Abreife und Energiekonzentration, Trockenmasse- und Energieertrag durchschnittlich. In Niederungslagen hoher Stärkegehalt- und –ertrag. Goldosse kam mit den trockenen Bedingungen 2006 relativ gut zurecht.

Eurostar, ca. S 240 / ca. K 240: Langwüchsige Sorte für alle Nutzungsrichtungen, Abreife, Energie- und Stärkekonzentration unterdurchschnittlich, hoher Trockenmasse-, bei durchschnittlichem Energie- und Stärkeertrag.

Gavott , S 250 / K 270: Langwüchsig, spätere Abreife. Gavott zeigte 2006 nach in Niederungslagen mehrjährig sehr hohen Erträgen einen deutlichen Ertragseinbruch. Aufgrund der Vorjahresergebnisse aber immer noch hohe Trockenmasse- und Energieerträge, bei durchschnittlichem Stärkeertrag.

Lambada , ca. S 250 / ca. K 240: Langwüchsige Sorte für alle Nutzungsrichtungen, spätere Abreife, bei länger grün bleibender Restpflanze, durchschnittlicher Trockenmasseertrag, hoher Energie- und Stärkeertrag bei guter Wasserversorgung, mittlere Stärkegehalte und Energiedichte, Empfehlung für mittlere und bessere Böden. 2006 nicht mehr geprüft.

LG 32.26 Lukas, S 240 / K 240 : Mittellang- bis langwüchsige Sorte für alle Nutzungsrichtungen bei späterer Abreife. Energiedichte, Trockenmasse- und Energieertrag durchschnittlich, Stärkegehalt und – ertrag im dreijährigen Mittel unterdurchschnittlich. Lukas kam in den Silomaisversuchen auf Trockenstandorten gut zurecht.

Maibi S 250 / - : Lang- und massenwüchsige Silomaissorte mit sehr später Abreife und Stärkeeinlagerung, mittlere Energiedichte, sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge, deutlich unterdurchschnittlicher Stärkegehalt bei niedrigem Stärkeertrag.

Montello , S 230 / K 240: Mittel- bislangwüchsiger Silomais, frühreif, im dreijährigen Mittel durchschnittliche Trockenmasse- und Energieerträge, mittlere Energiedichte, Stärkegehalt und –ertrag unterdurchschnittlich. Empfehlung auch für Übergangslagen und günstige Höhenlagen. 2006 nur noch in Höhen- und Übergangslagen geprüft.

Nathan S 240 / K 240 : Langwüchsige Sorte, spätere Abreife und Stärkeeinlagerung, mittlere Energiedichte, sehr hoher Trockenmasse- und Energieertrag, durchschnittlicher Stärkeertrag.

NK Lugan S 250 / K 250 : Mittel bis langwüchsige Sorte mit sehr später Abreife und Stärkeeinlagerung, sehr hoher Trockenmasseertrag, hoher Energieertag, Stärkeertrag unterdurchschnittlich.

Positive, S 240/ K 240 : Mittellange Sorte, spätere Silierreife bei insgesamt mittleren Erträgen und Qualitäten.  2006 nicht mehr geprüft.

PR39A98 S 250 / - : Langwüchsige Sorte, spätere Abreife, Stärkegehalt und Energiedichte unterdurchschnittlich, sehr hoher Trockenmasse- und hoher Energieertrag, mittlerer Stärkeertrag.

Romario , ca. S 240/ ca. K 240: späte Silomaissorte mit mittleren Trockenmasse- und Energieerträgen, Stärkekonzentration und – gehalt unterdurchschnittlich.

Sampaio , S 230 / - : Nur in Übergangslagen geprüft. Dort dreijährig frühe Abreife, bei hohen Trockenmasse- und Stärkeerträgen, durchschnittlicher Energieertrag, mittlerer Stärkegehalt, unterdurchschnittliche Energiedichte. Empfehlung für Übergangslagen.

Sileno S 240 / K 240 : Mittel- bis langwüchsige   Sorte mit späterer Silomaisreife, mittlerer Trockenmasse- und Energieertrag, hoher Stärkegehalt und –ertrag. Sileno kam mit den trockenen Bedingungen 2006 vergleichsweise gut zurecht.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten

Amatus, S 210/ K 220: mittellange Zweinutzungssorte, mittlere Energie- und Stärkekonzentration, durchschnittlicher Trockenmasse-, aber hoher Energie- und Stärkeertrag. Sehr gute Ergebnisse in Übergangs- und Höhenlagen. Empfehlung für alle Anbaulagen.

Saludo, S210/ - : frühreife Silomaissorte mit hoher Energie- und sehr hoher Stärkekonzentration. Mittlerer Trockenmasse- und Energieertrag, hoher Stärkeertrag. Zweijährige Spitzenergebnisse in Übergangs- und Höhenlagen. Empfehlung für alle Anbaulagen.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Aventura , S 240/ - : langwüchsige Silomaissorte mit späterer Abreife, mittlere Energiekonzentration, unterdurchschnittlicher Stärkegehalt, hoher Energie- und Stärkeertrag, sehr hoher Trockenmasseertrag. Aventura kam an den Versuchstandorten mit Trockenschäden 2006 relativ gut zurecht.

Clemente, S 230/ - : langwüchsige Silomaissorte mit mittlerer Abreife, Energie- und Stärkekonzentration, sehr hohe Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge. Empfehlung auch für Höhen- und Übergangslagen.

Sorten für den Probeanbau

Nach einjähriger Prüfung empfehlen sich die frühen Sorten PR39B56 und Xxira für den Probenanbau. Die Sorte Xxira zeichnete sich dabei durch eine enorme Ertragsstabilität auf Trockenstandorten aus und kam auch in den Höhen- und Übergangslagen gut zurecht. Aus dem mittelfrühen Sortiment bietet sich die Sorte PR39T13 für den Probeanbau an. Trotz späterer Abreife konnte die Sorte einjährig durch sehr hohe Stärkeerträge überzeugen.

Autor: Norbert Erhardt, Klaus Dorenberg