Landessortenversuche Silomais 2011

Silomaisernte
Silomaisernte bei guten Bedingungen.

Hohe Massenerträge mit Silomais

Silomais konnte 2011 landesweit mit sehr hohen Massenerträgen überzeugen. Auch in den Landessortenversuchen Silomais der Landwirtschaftskammer fielen die Trockenmasseerträge im Mittel der Standorte und Sorten ca. 10 Prozent höher aus als in den beiden Vorjahren. Während in der Rindviehfütterung energetisch hochwertige Maissilagen mit höchsten Energie- und Stärkeerträgen benötigt werden, sind einige massenertragsbetonte Sorten allerdings ausschließlich für den Einsatz in der Biogasproduktion zu empfehlen.

Nach vorläufiger Statistik wurden 2011 in NRW ca. 171.000 ha Silomais angebaut. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Ausdehnung der Anbaufläche für Silomais um 12.000 ha bzw. 7 Prozentpunkte. Die Zunahme der Silomaisfläche fällt damit bei uns absolut und relativ deutlich niedriger aus als in vielen anderen Bundesländern. Ursächlich für die Anbauausdehnung ist sicherlich auch der Neu- und Zubau weiterer Biogaskapazitäten. Exakte Zahlen gibt es nicht, es ist aber davon auszugehen, dass in NRW mittlerweile jährlich ca. 50.000 ha Silomais in die Biogasproduktion wandern.

Überdurchschnittliche Temperaturen von Mitte April bis in den Juni hinein bescherten den Maisbeständen 2011 einen zügigen Feldaufgang und eine fast ungestörte Jugendentwicklung. Probleme gab es allerdings oftmals dort, wo Mais nach einer Wasser zehrenden Vornutzung von Grünroggen oder Feldgras angebaut wurde. Im Extrem fehlte hier bereits das Bodenwasser für die Keimung, mit der Folge lückiger Feldaufgänge bzw. von Nachaufläufern und entsprechend unterständigen Pflanzen. Im weiteren Verlauf stockte in diesen Beständen oftmals die Entwicklung, da die Niederschläge allein für den Ertragsaufbau in Mai und Juni nicht ausreichten.

Hauptfruchtmais konnte hingegen zügig die Reihen schließen und bildete in kürzester Zeit ein wuchtiges Gerüst aus Stängeln und Blättern. Erste Bestände blühten noch im Juni - mit den Niederschlägen nach der Hitzeperiode um den Monatswechsel Juni/ Juli stellten sich bei dann ausreichenden Niederschlägen gute Bedingungen für die Kolbenfüllung und den Stärkeaufbau ein. Mit T- Gehalten im Korn von über 58 % und Gesamt-T-Gehalten zwischen 32 und 34 % erreichten erste Bestände ab dem Ende der ersten Septemberdekade die optimale Silierreife. Sorteneffekte wurden dabei deutlich von Saatzeiteinflüssen überlagert. In der Praxis lief die Ernte Mitte September an. Bei bestem Abreifewetter und länger ausbleibendem Regen in der zweiten Septemberhälfte legten die T-Gehalte dann aber sehr schell zu, so dass auch in den Landessortenversuchen an einigen Standorten mit sehr hohen Gesamt-T-Gehalten geerntet wurde.

69 Sorten in 3 Sortimenten

Landessortenversuche mit Silomais in Niederungslagen führte die Landwirtschaftskammer 2011 wieder an 6 Standorten in unterschiedlichen Regionen durch. In die Gesamtverrechnung und damit in die Sortenempfehlung für NRW fließen aber auch wieder die Ergebnisse vom niedersächsischen Standort Lohne-Wietmarschen (Grafschaft Bentheim) ein. Diese Versuche auf einen humosen Sandboden liefern insbesondere für den Maisanbau im Münsterland regelmäßig wertvolle Informationen. In NRW standen die Silomaisversuche wieder in Dülmen-Merfeld im Kreis Coesfeld, Milte im Kreis Warendorf und Delbrück-Ostenland im Kreis Paderborn auf Standorten mit leichteren Böden sowie auf den Standorten mit deutlich besserer Bodenbonität in Haus Düsse, Kreis Soest, Neulouisendorf, Kreis Kalkar und in Kerpen-Buir in der Köln-Aachener Bucht. Während in Kerpen-Buir nur mittelfrühe und mittelspäte Sorten, also ab der Siloreife S 230 geprüft werden, stehen in Ostwestfalen und in Milte nur frühe und mittelfrühe Sorten bis zur Reifezahl S 250 in den Versuchen.

An den Standorten mit 3 Sortimenten bzw. Reifegruppen werden die Versuche an zwei Terminen im Abstand von ca. 10 Tagen geerntet, um dem unterschiedlichen Abreifeverhalten der Sorten zumindest annähernd gerecht zu werden. Jeder Erntetermin stellt hinsichtlich der sortenspezifischen Abreife in den Sortenversuchen aber immer einen Kompromiss dar. So ist regelmäßig zu beobachten, dass in den Sortenversuchen einzelne sehr frühe Sorten mit zum Teil deutlich überzogenen T-Gehalten geerntet werden. Gleichzeitig werden spätreife Sorten besonders im mittelfrühen Sortiment nicht selten zu früh gehäckselt. Diesen Sorten wird in den Versuchen dann unter Umständen das letzte Quäntchen Qualität und Ertrag „abgeschnitten“, da die Stärkeeinlagerung noch nicht gänzlich abgeschlossen ist. Unterdurchschnittliche Stärkegehalte können daher neben Verdünnungseffekten, also niedrigen Kolbenanteilen bei extremem Massenwuchs, auch auf eine zu frühe Ernte zurück geführt werden. Zu erkennen ist dies bei einzelnen späten Sorten im mittelfrühen Sortiment sowie bei extrem späten Biogassorten im mittelspäten Sortiment.

Welche Reifegruppe ist die richtige?

Diese sortenspezifische Abreife und die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Erntetermine der Sortimente erschweren aber gleichzeitig auch die Sortenbeurteilung über die Sortimentsgrenzen hinweg. Da auch nicht alle Sortimente an allen Standorten geprüft werden können, ist ein direkter Sortenvergleich zwischen den frühen, mittelfrühen und mittelspäten Sorten in der Übersicht 3 und auch in der Sortenempfehlung (Übersicht 4) nicht möglich, zumal sich die dargestellten Relativwerte jeweils auf eine andere Verrechnungsbasis beziehen. Um Ertrags- und Qualitätsunterschiede zwischen den Reifegruppen aufzeigen zu können, stehen deshalb einzelne Sorten im jeweils früheren bzw. späteren Sortiment als Vergleichsorte zusätzlich im Versuch.

Im frühen Sortiment wird zusätzlich die mittelfrühe Sorte Ricardinio, im mittelfrühen Sortiment die späte Sorte LG3216 und in der mittelspäten Gruppe der als mittelfrüh eingestufte Grosso geprüft. In den Ergebnistabellen in Übersicht 3 sind diese Sorten am Ende aufgeführt und rot markiert. Aus dem relativen Abschneiden der markierten Vergleichssorten ist abzuleiten, dass mit späteren Sorten unter den günstigen Abreifebedingungen 2011 höhere Erträge bei allerdings tendenziell schlechteren Qualitäten erzielt werden konnten. Auf Grund des relativ frühen Erntebeginns und entsprechend noch günstigen Einlagerungsbedingungen für die späten Sorten fällt dieser Ertragsvorteil in 2011 deutlich höher aus als in den Vorjahren, da auch die mittelspäten Sorten, abgesehen von den sehr späten Biogassorten, in den Versuchen ordentlich ausreifen und entsprechende Qualitäten realisieren konnten. Noch im vergangenen Jahr fiel der Ertragsvorteil mittelsspäter Sorten bei späterer Abreife deutlich niedriger aus.

Die große Bedeutung des sortenspezifisch richtigen Erntetermins ist sehr deutlich an den Ergebnissen der Sorte Grosso in der Ergebnisübersicht zu erkennen. Als relativ später Prüfkandidat im mittelfrühen Sortiment kann Grosso zwar ertraglich in allen Bereichen überzeugen. Insbesondere hinsichtlich der Stärkegehalte kann Grosso aber noch zulegen, wenn sie als Vergleichssorte 8 bis 10 Tage später zusammen mit den mittelspäten Sorten geerntet wird.

Die Landwirtschaftskammer empfiehlt für den Silomaisanbau in Niederungslagen Nordrhein-Westfalens nach wie vor vorrangig mittelfrühe Sorten im Reifebereich von S 230 bis S 250, da diese Sorten erfahrungsgemäß auch in späteren Jahren noch sicher ausreifen. Frühe Sorten erhöhen hingegen die Anbausicherheit insbesondere in Hinblick auf hohe Energiekonzentrationen und Stärkegehalte. Sofern qualitativ hochwertige Silagen erzeugt werden sollen, können mittelspäte Sorten im Bereich S 260 und S 270 allenfalls in absoluten Gunstlagen empfohlen werden. Dann muss auch sicher gestellt sein, dass erfahrungsgemäß zeitig ab Mitte April gesät werden kann und die Flächen auch unter ungünstigen Bedingungen im Herbst gut befahren werden können. Da für die Biogasnutzung hohe Gaserträge eng mit hohen Trockenmasseerträgen korrelieren, sind bei dieser Nutzungsrichtung gewisse Abstriche hinsichtlich der sicheren Abreife und der Silagequalität eher vertretbar, so dass ertragliche Vorteile mittelspäter Sorten in gewissem Rahmen (10 bis 20 Reifepunkte) genutzt werden können. Letztendlich sollte aber auch hier die Anbausicherheit in Form der sicheren Abreife im Vordergrund stehen.

Höhere Erträge zu Lasten der Qualitäten

Wie bereits einleitend erwähnt und den Ergebnistabellen (Übersicht 3) zu entnehmen ist, konnten in den Versuchen 2011 höhere Trockenmasseerträge als in den beiden Vorjahren erzielt werden. Gleichzeitig wurde aber in allen Sortimenten mit niedrigeren Stärke- und Energiekonzentrationen als in den beiden Vorjahren geerntet, da die Steigerung der Trockenmasseerträge proportional höher ausfiel als bei den Energie- und Stärkeerträgen. Offensichtlich reichten die eher durchschnittlichen Temperaturen bei oftmals fehlendem Sonnenschein im August nicht aus, um entsprechend hohe Trockenkolbenanteile zu realisieren. Die niedrigeren Energie- und Stärkekonzentrationen sind diesjährig damit eindeutig auf Verdünnungseffekte zurückzuführen.

An allen Prüfstandorten konnte aber ein hohes, relativ ausgeglichenes Ertragsniveau realisiert werden. Die höchsten Trockenmasse- und Energieerträge errechnen sich mit über 250 dt/ha Trockenmasse und über 160 GJ/ha NEL für den Standort Kerpen-Buir in der Köln-Aachener Bucht. Die Standortdaten zu den einzelnen Versuchen mit dem durchschnittlichen Erträgen und Qualitäten der Verrechnungssorten können der Übersicht 2 entnommen werden.

Frühe Sorten

In der Kombination aus besten Qualitäten und hohen Energie- und Stärkeerträgen setzt im frühen Silomaissortiment nach wie vor Saludo die Maßstäbe. Zwar schneiden hinsichtlich des Trockenmasseertrages Fabregas, Ambrosini und mit zweijährigen Zahlen Laurinio klar besser ab, insbesondere Ambrosini und Laurinio können aber im Mittel der Prüfjahre bezüglich der Stärke- und Energiekonzentration nicht überzeugen. Beide werden deshalb als massebetonte Sorten nur für die Nutzungsrichtung Biogas empfohlen. Mit der gegenüber den mittelfrühen Sorten früheren Reife bieten sich diese Sorten dort an, wo Energiemais mit späterer Aussaat zum Beispiel nach einer Feldgrasvornutzung angebaut werden soll. Mit überdurchschnittlicher Energiedichte und hohen Stärkegehalten über die Prüfjahre empfehlen sich aus diesem Sortiment für den qualitätsbetonten Silomaisanbau noch die Sorten NK Falkone und Amagrano. Trotz relativ niedriger Trockenmasseerträge kann Amagrano dabei im zweijährigen Mittel hohe Stärkeerträge realisieren.

Mittelfrühe Sorten

Im mittelfrühen Sortiment werden höchste Stärkekonzentrationen im dreijährigen Mittel von den Sorten LG3220 Logo, P8000, Ricardinio und NK Top erzielt. 2011 schnitt diesbezüglich erneut LG3220 Logo am besten ab. Unter guten Abreifebedingungen macht 2011 die Sorte Torres nach zwei etwas schwächeren Jahren mit ausgezeichneten Qualitäten auf sich aufmerksam. Neben der mit Abstand höchsten Energiekonzentration realisiert Torres 2011 auch hohe Stärkegehalte, die nur von der früheren Sorte LG3220 Logo übertroffen werden.

Sehr hohe Trockenmasseerträge liefern im dreijährigen Mittel die Biogassorten Fernandez und Agro Yoko und zweijährig Barros, Grosso, Amaretto und Jessy, wobei das Kornertragspotenzial von Grosso und Amaretto sicherlich noch höhere Stärkegehalte für diese Sorten erwarten lässt, soweit sie ordentlich ausreifen können. Grosso überzeugt aber im mittelfrühen Sortiment durch zweijährig sehr hohe Energie- und höchste Stärkeerträge. Von den neuen Sorten im Sortiment erzielen SY Kairo und SY Unitop vergleichsweise hohe Trockenmasseerträge, beide konnten aber mit unterdurchschnittlicher Energiedichte und niedrigen Stärkegehalten nicht überzeugen. Der Vergleich der mittelfrühen Prüfsorten mit der späteren Vergleichssorte LG3216 zeigt deutlich, dass einige Sorten wie Amaretto, Barros, Marleen, Luigi CS und P8488 hinsichtlich des Abreifeverhaltens bzw. der erzielten Trockenmassegehalte als grenzwertig einzustufen sind und durchaus mit mittelspäten Sorten im Reifebereich S 260 verglichen werden können.

Mittelspäte Sorten

Wie der Übersicht 2 zu entnehmen ist, konnten mittelspäte Sorten 2011 in erster Linie durch hohe Trockenmasseerträge überzeugen. Bei nur 8 bzw. 10 Tagen späterer Ernte, aber optimalen Abreifebedingungen um den Monatswechsel September/ Oktober wurden die späten Sorten an den Standorten Haus Düsse und Neulouisendorf sogar mit deutlich höheren T-Gehalten als die mittelfrühen Sorten geerntet. Höchste Energiekonzentrationen werden in diesem Sortiment nach drei Prüfjahren von den Sorten ES Paroli, Kabanas und Taxxi erzielt, mit mehrjährig überdurchschnittlichen Stärkegehalten machen NK Top, Kabanas und Susann auf sich aufmerksam. Susann und Taxxi verfehlen allerdings insbesondere bezüglich der Trockenmasse- und Energieerträge das hohe Niveau der Verrechnungssorten. Trotz durchschnittlicher Abreife im Verrechnungsblock fällt LG3216 diesjährig durch schlechtere Stärkegehalte auf. Im dreijährigen Mittel kann LG3216 aber dennoch mit der in diesem Sortiment einmaligen Kombination aus hohen Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträgen überzeugen. Neben LG3216 erreichen im mittelspäten Sortiment noch die Sorten Cannavaro, Cassilas und Puyol dreijährig, sowie Palmer zweijährig hohe Trockenmassenerträge. Auf Grund der, auch Abreife bedingten, zum Teil weit unterdurchschnittlichen Stärkegehalte und Energiekonzentrationen sind diese massenertragsbetonten Sorten aber allenfalls für die Nutzungsrichtung Biogas in günstigsten Anbaulagen geeignet. Da das hohe Trockenmasseertragspotenzial dieser Sorten bei ungünstigeren Abreifebedingungen aber kaum genutzt werden kann, darf das erhebliche Abreiferisiko nicht außer Acht gelassen werden.

Gesunde Maisbestände

Abgesehen vom späten Befall mit Turcicum-Blattflecken an den Versuchsstandorten Milte, Neulouisendorf und Delbrück-Ostenland war diesjährig in den Silomaisversuchen wie auch in den meisten Praxisschlägen kein nennenswerter Krankheitsbefall zu beobachten. Hinsichtlich der Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken sind die Prüfsorten in der Übersicht 1 beurteilt. Insbesondere bei neuen Prüfkandidaten ist diese Einstufung mit Vorbehalt zu betrachten, da für diese Sorten keine Beobachtungen aus den Vorjahren vorliegen. Darüber hinaus war zu erkennen, dass einzelne Sorten hinsichtlich der Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken anders reagierten als es nach den Beobachtungen der vergangenen Jahre zu erwarten war. Dennoch sollten Sorten, die hier negativ bewertet sind, in Regionen, in denen es in der Vergangenheit Probleme mit Turcicum-Blattflecken gab, gemieden werden.

Sortenempfehlung

Bei der Betrachtung der Sortenempfehlung in Übersicht 4 ist zu beachten, dass die Beurteilung der Sorten durch „+“, „o“ und „-„ auf Grund der unterschiedlichen Datenbasis der Sortimente (unterschiedliche Standorte und Erntetermine) nicht über die Sortimente erfolgen kann. In die Sortenempfehlung aufgenommen werden in der Regel die Sorten, die im Mittel von Energie- und Stärkeertrag mindestens zweijährig das hohe Niveau der jeweiligen Verrechnungssorten (relativ 100) erreichen. Für die Rindviehfütterung sollte besonderes Augenmerk auf die qualitativen Eigenschaften der Sorten gelegt werden. Diese sind insbesondere hinsichtlich der Stärkegehalte gegeben. Einzelbetrieblich kann es dabei sinnvoll sein im gewissen Rahmen auf Ertrag zu verzichten, wenn durch die bessere Silagequalität die tierische Leistung aus dem Grundfutter gesteigert werden kann.

Welche Sorten für Biogas

Für die Biogasnutzung werden nach wie vor die Maissorten empfohlen, die höchste Trockenmasseerträge bei allerdings sicherer Abreife und T-Gehalten von mindestens 30 % auch in ungünstigen Jahren erwarten lassen. Die Maispflanze sollte dabei zum Zeitpunkt der Ernte noch einen hohen Anteil grüner Blätter und wenig verholzte Stängel aufweisen. Das bringt Vorteile bezüglich der Ernteflexibilität mit sich und ermöglicht den zügigen mikrobiellen Abbau der organischen Substanz im Fermenter. Die notwendigen Trockenmassegehalte von mindestens 30 % im Erntegut können dann aber nur über entsprechend hohe Kolbenanteile bzw. hohe T-Gehalte im Kolben realisiert werden. Der Grundsatz, dass der Gasertrag je ha maßgeblich durch den Trockenmasseertrag je ha bestimmt wird, gilt nach wie vor. Bei vergleichbaren Trockenmasseerträgen sollte aber auch in Bezug auf die Biogasnutzung immer der Sorte mit der höheren Energie- und Stärkekonzentration der Vorzug gegeben werden. Denn es ist davon auszugehen, dass aus stärkereichen Körner mehr, oder zumindest schneller Gas gebildet wird, als aus der gleichen Menge Stängel und Blätter.

So sind die empfohlenen Sorten zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte frühe Sorten :

Ambrosini, S 220; - : massebetonter Silomais mit im Sortimentsmittel durchschnittlicher Abreife. Sehr hoher Trockenmasseertrag, hoher Energie- und noch durchschnittlicher Stärkeertrag. Auf Grund im dreijährigen Mittel unterdurchschnittlicher Qualitäten, bietet sich Ambrosini in Niederungslagen in erster Linie für die Biogasnutzung an.

Fabregas, S 210, - : frühreife, trockenmassebetonte Silomaissorte mit unterdurchschnittlicher Energiekonzentration und durchschnittlichem Stärkegehalt. Hohe Trockenmasse- und Energieerträge.

Kalvin, S 220/ K 200: mittellange Zweinutzungssorte mit im Sortimentsmittel späterer Abreife. Im dreijährigen Mittel unterdurchschnittliche Energiekonzentration. Durchschnittlicher Stärkegehalt und durchschnittliche Ertragsparameter.

NK Falkone, S 210/ K 210: frühreife Sorte mit hoher Energie- und Stärkekonzentration bei allgemein durchschnittlichen Erträgen.

Saludo, S210/ - : mittel- bislangwüchsige Silomaissorte mit durchschnittlicher Abreife und durchschnittlichem Trockenmasseertrag. Über die Jahre höchste Energie- und Stärkekonzentrationen und entsprechend hohe Energie- und Stärkeerträge. Mehrjährig sehr gute Ergebnisse auch in Übergangs- und Höhenlagen.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Agro Yoko, S 240, - : spätreifer, extrem massenwüchsiger Silomais, mit deutlich unterdurchschnittlicher Energie- und extrem schlechter Stärkekonzentration. Bei sehr hohem Trockenmasseertrag empfiehlt sich die Sorte ausschließlich für die Nutzungsrichtung Biogas.

LG3220 Logo, S 230/ K 230: vergleichsweise kurzwüchsigeQualitätssilo- und Körnermaissorte mit höchsten Stärkegehalten. Trockenmasse- und Energieertrag unterdurchschnittlich, Stärkeertrag im dreijährigen Mittel aber im Sortimentsmittel.

Fernandez, S 250, - : sehr massenwüchsiger Silomais mit deutlich unterdurchschnittlicher Energie- und extrem schlechter Stärkekonzentration. Sehr hoher Trockenmasseertrag. Reine Biogassorte.

NK Cooler, S 230,- : frühreifer Silomais mit stabilen, durchschnittlichen Qualitäts- und Ertragsparametern.

NK Top, S 240, K 240: kompaktereSilomaissorte mit hohem Stärkegehalt. Abreife, Energiedichte und Erträge im Sortimentsmittel.

P 8000, S 230, K 230: frühreife Zweinutzungssorten mit hohen Stärkegehalten und -erträgen, Trockenmasseertrag im dreijährigen Mittel durchschnittlich, Energieertrag im dreijährigen Mittel nach schlechten Ergebnissen in 2009 unterdurchschnittlich. P8000 konnte 2011 nicht an die sehr guten Ergebnisse aus 2010 anschließen und liegt diesjährig qualitativ und ertraglich im Sortimentsmittel.

Ricardinio, S 230, K 220: langwüchsige Zweinutzungssorte. Abreife, Trockenmasse- und Energieertrag dreijährig im Sortimentsmittel. Hohe Stärkegehalte und -erträge.

Ronaldinio, S 240/ - : langwüchsige Silomaissorte. Nach dem etwas schwächeren Vorjahr kam Ronaldinio 2011 sehr gut zurecht. Im dreijährigem Mittel durchschnittliche Abreife und durchschnittlicher Stärkegehalt. Energiekonzentration dreijährig hoch, hohe Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge.

Torres, S250/ K 260: massenwüchsige Silomaissorte. Torres profitiert diesjährig von den günstigen Wachstumsbedingungen in der Jugendentwicklung. Abreife im Sortimentsmittel, Energiekonzentration, Trockenmasse- und Energieertrag dreijährig hoch. Nach schlechteren Ergebnissen in 2009 und 2010 im dreijährigen Mittel unterdurchschnittlicher Stärkegehalt, aber noch durchschnittlicher Stärkeertrag.

Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten

Cassilas, S 260, - : massenbetonte Silomaissorte für die Biogasproduktion, unterdurchschnittliche Stärke- und Energiekonzentration.

ES Paroli, S 260, K 250: langwüchsige Zweinutzungssorte. Frühe Abreife und dreijährig hohe Energiekonzentration im mittelspäten Sortiment. Trockenmasseertrag unterdurchschnittlich. Dreijährig durchschnittlicher Energie- und Stärkeertrag. Anfällig für Turcicum-Blattflecken.

Kabanas, S 260, K 260: langwüchsige Silomaissorte. Frühe Abreife und dreijährig hohe Energie- und Stärkekonzentration im späten Sortiment. Hoher Energie- und Stärkeertrag.

LG3216, S 260, K 240: frühe Abreife im mittelspäten Sortiment. Sehr hoher Trockenmasseertrag, hohe Energie- und Stärkeerträge bei durchschnittlichen Qualitäten.

NK Silotop, S 270, - : frühe Abreife und höchste Stärkekonzentration im mittelspäten Sortiment. Durchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag, aber hoher Stärkeertrag.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten

Amagrano, S 200, K 210: qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit hoher Energiekonzentration. Trockenmasseertrag unterdurchschnittlich. Aufgrund der hohen Stärkegehalte aber überdurchschnittlicher Stärkeertrag.

Laurinio, ca. S 220, K 200: massenwüchsige Sorte mit sehr hohem Trockenmasse- und hohem Energieertrag. Laurinio kam 2011 deutlich besser zurecht als im Vorjahr und kann auch qualitativ zum Sortimentsmittel aufschließen. Im zweijährigen Mittel fallen Stärke- und Energiekonzentration aber noch unterdurchschnittlich aus, was auch auf Verdünnungseffekten infolge des hohen Trockenmasseertrages beruht.

LG30218, S 220, - : Abreife, Energiekonzentration, Trockenmasse- und Energieertrag im Sortimentsmittel. Aber hoher Stärkegehalt und -ertrag.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Barros, S 250, - : massenwüchsiger, lang grün bleibender Silomais mit späterer Abreife. Unterdurchschnittliche Energiekonzentration und sehr niedriger Stärkegehalt. Aber sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge. Empfehlung für den Energiemaisanbau.

Grosso, S 250, K 250 : massenwüchsige Zweinutzungssorte mit zum Sortimentsmittel später Abreife und unterdurchschnittlicher Energiekonzentration. Trotz unterdurchschnittlichen Stärkegehaltes aber noch hoher Stärkeertrag. Sehr hoher Trockenmasse- und Energieertrag.

Jessy, S 230, - : trockenmasseertragsbetonte Silomaissorten mit durchschnittlicher Abreife. Auf Grund der unterdurchschnittlichen Energie- und Stärkekonzentration nur für die Nutzungsrichtung Biogas empfohlen.

Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten

ES Charter, S 270, K 250 : später abreifende Silomaissorte mit hoher Energiekonzentration und durchschnittlichem Stärkegehalt. Im zweijährigen Mittel hohe Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge.

Rafinio, S 260, - : massenwüchsige, im Sortimentsmittel frühere Silomaissorte mit unterdurchschnittlicher Energiekonzentration. Hoher Trockenmasseertrag, durchschnittlicher Energie- und Stärkeertrag

Späte Sorten, die in NRW ausschließlich für die Biogasproduktion geeignet sind

Dort wo für den Silomaisanbau zur Biogasproduktion auf sehr späte Sorten gesetzt wird, bieten sich die Sorten Franki, Seiddi, Puyol, Cannavaro und zweijährig geprüft Palmer an. Diese Sorten fallen im mittelspäten Sortiment durch hohe oder sogar sehr hohe Trockenmasseerträge bei allerdings deutlich späterer Abreife gegenüber den Verrechnungssorten auf. Gleichzeitig zeichnen sich diese Sorten durch eine deutlich unterdurchschnittliche Energie- und Stärkekonzentration aus, was neben Verdünnungseffekten auch auf eine ungenügende Ausreife zur Ernte zurückgeführt werden kann. Ertragliche Vorteile gegenüber den früheren Sorten im Sortiment waren 2010 und 2011 nicht immer zu erkennen. Diese sind, wenn überhaupt, dann zu erwarten, wenn allgemein früh geerntet werden kann und diesen späten Sorten genügend weitere Vegetationszeit für die Stärkeinlagerung bzw. den Ertragsaufbau bleibt.

Sorten für den Probeanbau

Für den Probeanbau 2012 empfehlen sich die frühen Sorten LG30223 und Nitro. LG30223 fällt dabei durch hohe Energie- und Stärkeerträge auf, Nitro zeigt sich bei unterdurchschnittlichen Masseerträgen mit einjährig höchster Stärke- und hoher Energiekonzentration als absolute Qualitätssorte. Bei den mittelspäten Sorten macht SY Santacruz durch beste Qualitäten, hohen Massenertrag, sehr hohen Energie- und höchsten Stärkeertrag auf sich aufmerksam. Die neue Sorte Atletas besticht im späten Sortiment durch einjährig sehr hohe Masseerträge und kann für die Biogasnutzung in absoluten Gunstlagen getestet werden.

Autor: Norbert Erhardt