Dauergrünland zur Biogasproduktion

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Versuche mit Dauergrünland zur Energiegewinnung


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Bei der Grünlandnutzung zur Energiegewinnung können sich in Abhängigkeit von der Schnittfrequenz sehr unterschiedliche Pflanzengesellschaften mit unterschiedlichem Ertrags- und Energiepotenzial entwickeln. Die im nachfolgenden Schaubild dargestellten Ergebnisse der Sortenprüfung für verschiedene Gräserarten zeigt das unterschiedliche Biomasseproduktionsvermögen.

Je geringer die Nutzungsfrequenz des Grünlandes ist, desto mehr dominieren Obergräser den Bestand. Die ertragsstarken Grasarten des Dauergrünlandes bringen bei geringer Schnittfrequenz höchste Erträge.

In einer Versuchsserie in den Jahren 2005 bis 2006 hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zusammen mit der Fachhochschule in Soest an den Standorten Kleve und Merklingsen eine Auswahl wichtiger Obergräser bei 3- und 4-Schnitt-Nutzung getestet. Als Vergleich wurde auch das für die intensive Grünlandnutzung wichtige Untergras Deutsches Weidelgras in die Prüfung einbezogen.

Bei allen geprüften Obergräsern führt die Erhöhung der Schnittfrequenz von drei auf vier Schnitte zu einer Einbuße der Biomasseproduktion bei gleichzeitig steigenden Rohfasergehalten. Bis zu Rohfasergehalten von 28 % hat der Schnitttermin offensichtlich nur einen geringen Einfluss auf die Gasausbeute. Solange die Rohfasergehalte diesen Grenzwert nicht wesentlich übersteigen, ist es bei obergrasreichen Beständen nicht notwendig, die Nutzungsfrequenz auf mehr als drei Schnitte zu erhöhen.

Mit der 3-Schnitt-Nutzung lassen sich auch langfristig ertragsstabile, obergrasreiche Grünlandbestände mit hohem Biomassepotenzial erhalten

Biomasseproduktion ausdauernder Gräserarten in den Sortenprüfungen in Haus Riswick im Mittel der Jahre 2001 bis 2010

Für die alleinige Bioenergiegewinnung liefern obergrasreiche Bestände das höhere Energiepotenzial. Als geeignete Mischung für frische bis zeitweilig trockene Standorte wird die Mischung aus 10 kg/ha Rohrschwingel plus 6 kg/ha Knaulgras plus 8 kg/ha Festulolium plus 6 kg/ha Wiesenlieschgras empfohlen, für austrocknungsgefährdete Lagen mit ausgeprägter Sommertrockenheit eine Mischung aus 10 kg/ha Rohrschwingel plus 8 kg/ha Knaulgras plus 8 kg/ha Glatthafer.

Das Deutsche Weidelgras, die wichtigste Grasart intensiv genutzter Dauergrünlandbestände, erreicht nicht den Ertrag der Obergräser. Zwar steigt der Ertrag bei 4-Schnitt-Nutzung gegenüber der 3-Schnitt-Nutzung, dieser Mehrertrag wird aber auch unter Berücksichtigung einer möglicherweise besseren Gasausbeute durch die höheren Kosten der zusätzlichen Ernte erkauft. Eine höhere Nutzungsintensität ist jedoch unerlässlich, um die Regenerationskraft und Bestockungsfähigkeit weidelgrasdominanter Bestände zu erhalten. Bestände mit hohen Anteilen des Deutschen Weidelgrases kommen daher weniger zur ausschließlichen Biogasgewinnung, sondern vor allem für eine kombinierte Futternutzung und Biomasseerzeugung in Betracht.

Bei einer kombinierten Nutzung des Grünlandes zur Futtergewinnung und für die Biomasseproduktion kann die Grünlandnutzung für die Energiegewinnung eine wichtige Pflegemaßnahme darstellen. Für die Biogasgewinnung sind die strukturärmeren Folgeaufwüchse sehr gut geeignet. Besonders die etwas späteren Herbstaufwüchse, die weniger zur Lignifizierung neigen, können gut in der Biogasanlage verwertet werden.

Die Verwendung von Biomasse von Pflegeschnitten oder von extensiv unter Auflagen bewirtschaftetem Grünland zur Erzeugung von Biogas ist nur eingeschränkt möglich. Voraussetzung ist, dass die Schnitttermine nicht beliebig spät gewählt werden, sodass die Aufwüchse einen Rohfasergehalt von 28 % in der Trockenmasse nicht wesentlich übersteigen. Die Verwertbarkeit von Pflegeschnitten ist daher von der Nutzungshäufigkeit abhängig. Bei einer zweimaligen Schnittfrequenz, die häufig auf Naturschutzflächen oder auch für die Einstufung als Landschaftspflegematerial in der Einsatzstoffvergütungsklasse II laut Biomasseverordnung gefordert ist, wird dieser Wert jedoch meist überschritten. Zunehmende Lignifizierung spät geernteter Biomasse beeinträchtigt zusätzlich die Gasausbeute. Die Verwertung solcher Aufwüchse ist nur mit deutlicher Reduktion der Energieausbeute möglich. Bei sehr späten Schnitten wird die Verwertung insbesondere durch zunehmende Neigung zur Schwimmschichtbildung beeinträchtigt.