Getreide-Ganzpflanzensilagen (GPS)

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Roggen zur Energiegewinnung wird bei der Ganzpflanzensilage gegen Ende der Milchteife gehäckselt


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Winterweizen


Versuche der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zeigen, dass Wintergetreide, wie Roggen, Triticale, oder Weizen, als Silagen Erträge ergeben, die als Alternativen zum Biogas-Mais angesehen werden können. Hierzu zählen Silagen aus Grünschnittroggen oder ganzen Getreidepflanzen. Eine Alternative sind sie vor allen Dingen dann, wenn die Kombination mit einer zweiten Kultur erfolgt.

Ein anteiliger Getreide-GPS-Anbau bei gleichzeitig verringertem Maisanbau steigert die Sicherheit der Substratversorgung, da die Anfälligkeit der Fruchtfolge gegenüber ungünstigen Witterungsereignissen, wie Sommerdürre oder Hagelschäden, vermindert wird. Außerdem können mit Getreide die Winterniederschläge besser für den Ertragsaufbau genutzt werden.

Ganzpflanzengetreide stellt aufgrund der frühen Ernte eine günstige Vorfrucht für Winterraps, aber auch für einen Zweitfruchtanbau, dar. Praxiserfahrungen zeigen, dass es durch den parallelen Einsatz von Mais und Getreide-Ganzpflanzensilage zu Synergieeffekten kommt, die die Gas- und Methanausbeute sogar steigern können. Allerdings wird der maximal mögliche Getreide-GPS-Anteil in der Futterration für die Biogasanlage durch die Art des Rührwerkes und die Bauart des Fermenters begrenzt.

Bei praxisüblicher Anbauweise ist bei Ganzpflanzengetreide ein früher Bestandesschluss der Pflanzen anzustreben. Die Ergebnisse aus Versuchen zu Ganzpflanzengetreide deuten darauf hin, dass sich ein reduzierter Einsatz von Herbiziden, von Fungiziden und auch von Wachstumsreglern nicht zwangsläufig negativ auf den Ganzpflanzenertrag auswirken muss. Entscheidend für den Anbau sind eine gezielte Sortenwahl und der Saattermin. Allerdings sind bei einem massiven Auftreten von Herbstunkräutern und bei anfälligen Sorten Pflanzenschutz-Maßnahmen notwendig.

In den nächsten Jahren dürfte der Anteil von Getreide-GPS zunehmen. Die Saatzuchtunternehmen bieten spezielle Sorten an, die für diese Nutzung hohe Erträge erwarten lassen. Zusätzlich ist durch Züchtungsfortschritt mit steigenden Trockenmasseerträgen zu rechnen. Im Rahmen der Sortenzulassung durch das Bundessortenamt sind spezielle Sorten für diese Nutzungsrichtung bereits in der Beschreibenden Sortenliste offiziell eingetragen. Getreide-GPS profitiert besonders von der Züchtung bei Hybridroggen und Triticale.

Ist der Nachbau einer Zweitfrucht geplant, kann die Getreideernte schon in der Milchreife, etwa Mitte Juni, erfolgen, da der Zuwachs an Methanertrag je Hektar danach nur noch gering ist. Wintergerste kann noch nach Mais bis Mitte Oktober gedrillt werden. Sie räumt die Flächen so früh, dass auf Standorten mit ausreichender Wasserversorgung danach wieder eine Maisaussaat erfolgen kann. Zum Getreide-GPS-Anbau hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mehrere Versuche in Haus Düsse und Dülmen-Merfeld, unter anderem auch zu Arten- und zu Sortenmischungen, angelegt. Dadurch sollen Fragen aus der Praxis unter den hiesigen Standortbedingungen geprüft werden.

2011 wurde in einem Versuch im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick der Anbau von Wickroggen (50 kg/ha Zottelwicke plus 80 kg/ha Grünroggen) im Vergleich zu reinem Grünroggen sowohl als Winterzwischenfrucht als auch zur GPS-Gewinnung getestet. Der Ertrag des gedüngten Grünroggens wurde nicht ganz erreicht. Dennoch kann der Anbau dieses Gemenges zur GPS-Gewinnung für einzelne Betriebe interessant sein, da diese Mischung als leguminosenreiches Gemenge im Sinne des MSL-Programms „Förderung des Anbaus einer vielfältigen Fruchtfolge“ gilt. Zu beachten ist allerdings, dass die Stickstoffdüngung beim Anbau von Leguminosengemengen entfällt und daher auch keine Verwertung von Gärresten möglich ist.

Versuch zum Anbau von Wickroggen und Grünroggen in Haus Riswick 2011