Landessortenversuche Winterraps 2008, erste Ergebnisse

Rapsblüte

Winterraps-Sortenempfehlungen zur Herbstaussaat 2008

Insgesamt neun Landessortenversuche zu Winterraps in NRW und dem angrenzenden Niedersachsen sind ausgewertet. Die bislang nur von fünf Standorten vorliegenden Ölgehalte erlauben jedoch noch keine ausreichend sichere Bewertung der Sorten hinsichtlich ihrer bereinigten Marktleistungen als Beurteilungsmaßstab. Die nachfolgenden Sortenempfehlungen von Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, basieren damit schwerpunktmäßig auf den Ertragsleistungen der Sorten sowie den vorjährigen bereinigten Marktleistungen.

Die bislang vieljährig immer sehr ertragssicheren frühreifen Hybridsorten Elektra und Mika zeigten in diesem Jahr an verschiedenen Standorten überwiegend leichte Ertragsschwächen. Mehrjährig betrachtet, rangieren diese Sorten immer noch im leicht überdurchschnittlichen Bereich. Zudem ergibt sich beim Anbau dieser Sorten eine mögliche Entzerrung von Erntespitzen. Deshalb sind diese Sorten standortspezifisch immer noch anbauwürdig. Im Vergleich zu Mika und Elektra zeigten NK-Fair und Taurus in den vergangenen Jahren in den LSV stärkere Ertragsschwankungen, weshalb diese Sorten je nach Standort nur noch bei eigenen guten Anbauerfahrungen angebaut werden sollten.

Von den zweijährig geprüften Sorten sticht die sehr großrahmige Sorte PR 46 W31 mit sehr sicheren Erträgen und bereinigten Marktleistungen auf den meisten Standorten hervor. Nun zweijährig vorliegende Ölgehaltsuntersuchungen zeigen deutlich, dass die Ölgehaltsleistung dieser Sorte nicht mit 5, sondern mindestens auf Elektra-Niveau,   also mit 6 einzustufen ist.

Die Sorten Lorenz und Adriana weisen zweijährig mit deutlicherem Abstand das höchste Ölgehaltsniveau bei gleichzeitig guter bis sehr guter Ertragsleistung auf. Entsprechend hohe und sichere Bereinigte Marktleistungen sind zu erwarten.

Als neue Sorten zeigten Visby und Vision in den diesjährigen Landessortenversuchen ihre hohe und stabile Ertragspotenz wie schon in den Vorjahren in den Wertprüfungen und Bundessortenversuchen. Zu beachten: das vollständige Umschwenken zu vermeintlich besseren Sorten mit wenig Prüfjahren ist mit einem unkalkulierbaren Risiko behaftet.

Etwas enttäuschend waren in diesem Jahr die Erträge der Halbzwerghybride PR 45 D03. Nach vorjährig durchaus passablen Erträgen in Bundessortenversuchen, muss die Sorte im kommenden Prüfjahr nochmals ihre Leistungsfähigkeit in den breiter gestreuten LSV zeigen.

Frühsaaten sollten keinesfalls überzogen werden. Eine gesunde Sortenvielfalt - je nach einzelbetrieblicher Rapsflächengröße von zwei bis drei Sorten - mit dann unterschiedlich möglichen Saat- (Linien-/Hybridsorten) und Reifezeiten hilft mit, das Anbau- und Ertragsrisiko zu senken. Ganz neu geprüfte und empfohlene Sorten sollten wirklich nur zum Probieren auf kleinen Flächen im Praxisanbau getestet werden. Betriebliche Besonderheiten, wie Fruchtfolgeanteil des Rapses oder die organische Düngung, müssen bei der Phoma- und Sclerotiniaanfälligkeit   sowie der Standfestigkeit der Sorten ihre besondere Berücksichtigung finden. Sortenunterschiede bezüglich der Sclerotiniatoleranz sind zwar vorhanden, in der Praxis wird allerdings sortenunabhängig grundsätzlich eine Maßnahme gegen diese Krankheit durchgeführt.

Die pflanzenbauliche Besonderheit beim Anbau von Hybridsorten ergibt sich durch ihre bessere Spätsaatverträglichkeit. Dadurch bietet sich ackerbaulich die Möglichkeit, die größere Zeitspanne zwischen Getreidevorfruchternte und Rapssaat für eine sorgfältige Stoppelbearbeitung sowie optimale Saatbettvorbereitung zu nutzen. Bei gleicher Beize beträgt die Saatgutkostendifferenz je ha und 50 Körner je m² Aussaatstärke rund 40 €, bei 40 € je dt Erzeugerpreis damit ist ein Mehrertrag für eine Hybridsorte von rund 1,0 dt je ha erforderlich.

Die entsprechenden Informationen sind den Tabellen zu entnehmen.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch