Ergebnisse der Beschaffenheitsprüfung in NRW 2012

Vermehrungsfläche von WinterweizenBild vergrößern
Vermehrungsfläche von Winterweizen

Saatgut mit guter Qualität

Die Vermehrung von Wintergetreide wurde in Deutschland zur Ernte 2012 um 3,3 % auf 104.482 ha ausgedehnt. Die Ausdehnung betraf insbesondere die Fruchtarten Wintergerste und Winterroggen, die jeweils um rund 1.500 ha zulegten. Die Winterweizenvermehrung wurde um 330 ha erweitert, während Wintertriticale geringfügig eingeschränkt wurde. Deutliche Zuwächse bei Wintergetreide wurden in Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen realisiert, die in der Summe fast 5.000 ha ausmachen. In allen anderen Bundesländern wurden die Vermehrungsflächen zurückgenommen. In NRW wurde die Wintergetreidevermehrung gegenüber dem Vorjahr um 2,8 % reduziert, was im Wesentlichen auf die regional starken Verluste durch die Kahlfröste im Februar zurückzuführen war. Für die Saatgutverfügbarkeit sind aber letztendlich die mit Erfolg feldbesichtigten Flächen von Wintergetreide entscheidend, weil nur von diesen Flächen Saatgut erzeugt werden kann. Im Vergleich zum Vorjahr fiel die mit Erfolg feldbesichtigte Wintergetreidefläche in NRW um 3,9 % kleiner aus. Weniger Fläche als im Vorjahr stand insbesondere bei Winterweizen zur Verfügung (- 7,6 %). Wintergerste war nahezu unverändert geblieben während bei Triticale ein Plus von 1,5 % zu verzeichnen war.

Trotz dieser Entwicklung stand in unserer Region im vergangenen Herbst insgesamt ausreichend Saatgut von Wintergetreide zur Verfügung. Bei Wintergerste konnte nicht jeder Sortenwunsch erfüllt werden, da gefragte Sorten bereits früh ausgebucht waren. Dies galt auch für gefragte Winterweizensorten. Insgesamt war aber auch hier ausreichend Saatgut vorhanden. Die Versorgung mit Triticale war aufgrund der Flächenentwicklung und der vergleichsweise guten Erträge gesichert. Obwohl es bundesweit bei stärker nachgefragten Gersten- und Weizensorten zu Versorgungsschwierigkeiten kam, war die Saatgutversorgung insgesamt ausreichend. Regional auftretende Engpässe konnten durch überregionale Bereitstellung ausgeglichen werden.

Wenige Aberkennungen

In Nordrhein-Westfalen fallen die Ergebnisse aus der Beschaffenheitsprüfung vergleichsweise gut aus. Insgesamt wurden bislang von allen Fruchtarten 4.566Saatgutproben zur Anerkennung eingereicht (4.986 Proben in 2011). Der Umfang der Proben verteilt sich auf die Fruchtarten folgendermaßen: 3.236 Wintergetreide, 222 Sommergetreide, 57 Leguminosen, 674 Öl- und Faserpflanzen, 336 Gräser und 41 auf sonstige Arten. Insgesamt mussten in 2012 nur 317 Partien oder 2,8 % der vorgestellten Saatgutmenge aberkannt werden. Im Vergleich zu den beiden vergangenen Jahren gab es in dieser Saison weniger Problem. Nur bei Winterraps gab es bei einigen Partien Probleme mit der Keimfähigkeit. Rund 11 % der Proben erfüllten nicht die Anforderungen für die Anerkennung. Von den 3.236 Wintergetreideproben erfüllten 156 Proben oder nur 2,2 % der vorgestellten Menge nicht die Anerkennungsnorm. In 2010 und 2011 lagen die Aberkennungsquoten bei Wintergetreide bei 4,3 bzw. 3,3 %.

Mehr Wintergerste anerkannt

Bei Wintergerste lag der Probenumfang mit 803 Proben knapp über dem Vorjahr (795). Die anerkannten Mengen liegen dagegen mit ca. 17.843 t um über1.500t über der Vorjahresmenge. Die Aberkennungsrate in der Beschaffenheitsprüfung fiel im Vergleich zu den letzten drei Jahren niedriger aus. Von der insgesamt vorgestellten Saatgutmenge mussten nur 2,7 % aberkannt werden; davon entfielen 0,5 % auf mangelnde Keimfähigkeit, 1,6 % auf Besatz mit anderen Arten und 0,6 % auf sonstige Gründe (keine zugelassene Sorte, Silolagerung). Die Keimfähigkeiten lagen im Mittel bei 96,5 %. Eine ausgeprägte Keimruhe war zu Beginn dieser Saison nur bei der Sorte Souleyka zu beobachten. Die Tausendkornmassen (TKM) lagen im Mittel bei 51,1 g und bei einer Schwankungsbreite von 36 bis 66 g etwa 2 - 3 g unter den Werten aus 2011. Beim Winterweizen wurden 1.953 Proben zur Anerkennung eingereicht. Das waren 236 Proben weniger als in 2011, was aufgrund der Reduzierung der Vermehrungsfläche auch so zu erwarten war. Die vorgestellten Partien wiesen überwiegend gute Keimfähigkeiten auf. Der Anteil der Aberkennungen lag bezogen auf die vorgestellte Saatgutmenge bei 1,6% (0,7 % Keimfähigkeit, 0,5 % wegen Besatz mit anderen Arten, 0,4 % keine zugelassene Sorte und technische Reinheit). Die anerkannten Mengen betrugen39.492 t; in 2011 wurden rund 45.700 t Winterweizen in NRW anerkannt. Die mittlere Keimfähigkeit lag bei 96,7%. Die TKM schwankten zwischen 39 und 63 g und lagen im Mittel mit 51,0 g rund zwei Gramm unter den Werten des Vorjahres.

Bei Triticale sind 384 Proben zur Anerkennung vorgestellt worden, das entspricht etwa 94 % des Probenumfanges aus 2011. Rund 3,3 % der vorgestellten Saatgutmengen erreichten nicht die Anerkennungsnorm. Hauptaberkennungsgründe waren hier eine zu niedrige Keimfähigkeit (2,3 %) und der Besatz mit anderen Arten (0,7 %). Damit fiel die Aberkennungsquote erfreulicherweise niedriger aus als in den vergangenen drei Jahren. Die mittlere Keimfähigkeit lag mit 92,5 % über den Werten von 2011. Die TKM schwankten zwischen 32 und 56 g und lagen im Mittel bei 45,3 g. Winterroggen wird bei uns nur auf einer kleineren Fläche vermehrt. Die prozentualen Aberkennungsraten lagen unter den Werten der Vorjahre. Insgesamt wurden 1.958 t anerkannt, in 2011 waren dies insgesamt 1.480 t. Die Keimfähigkeit lag im Durchschnitt mit 90,0 %auf Vorjahresniveau, die TKM bei 34,7 g. Die Kornmassen bewegten sich zwischen 27 und 49 g.

Wie sind die Qualitäten von Sommergetreide?

Sommergetreide verbuchte wegen der Frostschäden in 2012 gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von knapp 15 %. Dabei wurden die Vermehrungsflächen von Sommergerste und Sommerweizen ausgedehnt. Die Haferflächen sind in Westfalen-Lippe gegenüber 2011 etwas gesunken, während sie im Rheinland auf insgesamt kleinerem Niveau etwas angestiegen sind. Bei Sommergerste wurden bislang 111 Proben zur Anerkennung vorgestellt. Gegenüber dem Vorjahr sind das gut 30 Proben mehr. Davon erreichten bis jetzt 99,3 % die Anerkennungsnorm und konnten anerkannt werden. Damit fällt die Aberkennungsquote mit nur 0,7 % deutlich niedriger aus als in den Vorjahren, wo sie zwischen 2,2 bis über 10 % lag. Die mittlere Keimfähigkeit lag mit 97,0 % auf dem Niveau von 2011. Die TKM schwankten zwischen 42 und 59 g und lagen im Mittel bei 53,6 g. Beim Hafer wurden bislang 65 Proben eingereicht, das sind rund 35 Proben weniger als im Vorjahr. Aberkannt wurden bislang 1,5 % der vorgestellten Menge (0,9 % Besatz mit anderen Arten und 0,6 % Keimfähigkeit). Im Vergleich zu den Vorjahren ist diese ausgesprochen niedrige Quote sehr positiv zu bewerten. In den anderen Jahren lag diese Quote zwischen 4 und 15 %. Die mittlere Keimfähigkeit beträgt momentan 97 % und fällt um 3 Prozentpunkte besser aus als in 2011. Die TKM lagen im Mittel bei 38,9 g und schwankten zwischen 32 und 50 g. Bei Sommerweizen konnten von den 32 vorgestellten Proben bislang alle anerkannt werden. Die Keimfähigkeit liegt im Mittel bei 97,4 % und die TKM bei 49,1 g bei einer Schwankungsbreite von 39 bis 60 g. Von Sommertriticale wurden 13 Proben eingereicht, wovon nur eine aberkannt werden musste.

Hohe Keimfähigkeiten

In diesem Jahr wurden in der Beschaffenheitsprüfung relativ hohe Keimfähigkeitswerte für Wintergetreide ermittelt. Es gab in 2012 nur selten Probleme mit Auswuchs. Bei Wintergerste erfüllten fast 97 % und bei Winterweizen 94 % der vorgestellten Partien die vorgeschriebene Mindestkeimfähigkeit von 92 %. Bei Weizen liegen 88 % der Proben bei Keimfähigkeitswerten von 94% und darüber; bei Gerste sind dies fast 90 %. In der Gruppe mit Keimfähigkeitswerten von 92 -93 % finden sich bei Gerste 6,8 und bei Weizen 6,0 %. Insgesamt sind die Keimergebnisse bei Weizen und Gerste sehr positiv zu beurteilen und spiegeln einen hohen Qualitätsstandard wider. Lediglich Fusarium war bei einigen ungebeizten Saatgutproben von Winterweizen etwas stärker zu beobachten. Nach Laborbeizung zeigten diese Partien dann aber wieder bessere Werte. Ein ähnlich gutes Bild wie bei Gerste und Weizen zeigte sich auch beim Triticale, hier erfüllten 97 % der vorgestellten Partien die gesetzlich vorgeschriebene Mindestkeimfähigkeit von 85 %. Gut 92 % der Triticaleproben wiesen hohe Keimfähigkeitswerte von über 90 % auf. Beim Roggen lagen dagegen fast 18 % der Proben unter der Anerkennungsnorm. 25 % der Proben fanden sich in der Gruppe von 87 bis 90 und knapp 45 % lagen bei Werten von über 90 %.

Fazit für die Praxis

  • Trotz der regenbedingten Verzögerungen bei der Ernte im Julifallen die geprüften Saatgutqualitäten in 2012 in unserem Gebiet überwiegend gut aus. Dies zeigt sich in den höheren Anerkennungsquoten und den hohen Keimfähigkeitswerten.
  • Hohe Keimfähigkeiten spiegeln den hohen Qualitätsstandard von Z-Saatgut wider.
  • Auch wenn es bei stärker nachgefragten Gersten- und Weizensorten zu Versorgungsschwierigkeiten kam, war die Saatgutversorgung insgesamt ausreichend. Regionale Engpässe konnten zum Teil durch überregionale Bereitstellung ausgeglichen werden.

Autor: Holger Dietzsch