Feldbesichtigungssaison 2008 weitgehend problemfrei

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Längenabweicher beim Weizen

In Nordrhein-Westfalen wurde in diesem Jahr Saatgut auf einer Fläche von 15.025 ha vermehrt. Gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einem Rückgang um 3,8 %. Dieser insgesamt leichte Rückgang resultiert im Wesentlichen aus den deutlichen Abnahmen bei Gräsern (- 30 %) und Leguminosen (- 36 %). Die Getreidevermehrungsflächen haben sich nach den Reduzierungen in den Vorjahren wieder stabilisiert. Bei den Öl- und Faserpflanzen ist nach der deutlichen Ausdehnung in 2007 abermals ein Plus von 14 % zu verzeichnen, was vornehmlich auf die Ausdehnung von Winterraps zurückzuführen ist.

Die Feldbesichtigung wird in Nordrhein-Westfalen sowohl von Bediensteten der Landwirtschaftskammer wie auch von amtlich verpflichteten Feldbestandsprüfern durchgeführt. Nach einem ersten Probelauf in 2007 kamen in diesem Jahr im Rahmen eines Pilotprojektes mit der KWS Lochow GmbH sogenannte private Feldbesichtiger zum Einsatz. Hierbei handelte es sich sowohl um Mitarbeiter von KWS Lochow wie auch um Mitarbeiter von verschiedenen VO-Firmen in NRW. Im Rahmen dieses Pilotprojektes wurden in diesem Jahr aber noch sämtliche Flächen parallel durch die amtlichen Besichtiger geprüft. In Zukunft werden dann beim Einsatz von privaten Feldbesichtigern nur die gesetzlich vorgeschriebenen 5 % der Flächen durch amtliche Feldbesichtiger nachkontrolliert.

Je nach Fruchtart und Kategorie müssen die Vermehrungsbestände ein- oder mehrmals feldbesichtigt werden. Dabei werden die Vermehrungsflächen auf die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Normen überprüft. Die Feldbesichtiger sind erfahrene Fachkräfte mit dem für diese Arbeit notwendigen Spezialwissen. Auch in diesem Jahr haben sich die Besichtigungstermine vieler Fruchtarten überschnitten, so dass die Besichtigung wieder einmal unter sehr großem Zeitdruck erfolgen musste. Dank der sorgfältigen Arbeit der Feldbesichtiger ist es auch in diesem Jahr gelungen, die hoheitlichen Aufgaben der Saatgutanerkennung termin- und qualitätsgerecht durchzuführen.

Anerkennungsquote zufriedenstellend

Die Ergebnisse der Feldbestandsprüfungen bei den verschiedenen Fruchtarten sind in Übersicht 1 dargestellt. Von den 15.025 Hektar der angemeldeten Vermehrungsflächen wurden im Rahmen der diesjährigen Feldbestandsprüfung insgesamt 13.935 Hektar mit Erfolg geprüft. Das entspricht einer Feldanerkennungsquote von fast 93 % und kann damit durchaus als zufrieden stellend bezeichnet werden. 376 Hektar oder 2,5 % der angemeldeten Vermehrungsflächen wurden zurückgezogen und z.T. schon vor dem Beginn der Feldbesichtigung aus dem Verfahren genommen. Ohne Erfolg wurden insgesamt 705 ha besichtigt, was einer Aberkennungsquote von 4,7 % entspricht. Von dieser Fläche konnte das Anerkennungsverfahren aber bei 280 ha (1,9 %) nach § 8 (2) SaatgutV fortgeführt werden. In diesen Fällen können die festgestellten Mängel bei der Saatgutaufbereitung behoben werden. Insgesamt sind damit 2,8% aller angemeldeten Vermehrungsflächen endgültig ohne Erfolg eingestuft worden.

Der Vergleich der Ergebnisse über die Jahre (Übersicht 2) zeigt, dass die Anerkennungsquote in 2008 insgesamt niedriger ausfiel als in 2004 und 2005 und sich in etwa auf dem Niveau von 2006 bewegte. Bei Wintergetreide sind über die Jahre gewisse Schwankungen zu beobachten (Übersicht 3). Die Anerkennungsquoten lagen hier meist zwischen 91 und 95 %. Bei Sommergetreide bewegten sich die Anerkennungsquoten normalerweise ebenfalls in engen Grenzen zwischen 92 und 94 %. In 2008 fiel die Anerkennungsquote mit knapp 85 % ausgesprochen niedrig aus. Die Hauptursache hierfür war ein zu hoher Besatz mit Flughafer in Hafervermehrungen, der diesmal in größerem Ausmaß zu Aberkennungen führte. Bei den Leguminosen gab es diesmal kaum Probleme in der Feldbesichtigung. Bei Öl- und Faserpflanzen sind die Anerkennungsquoten über die Jahre gesehen relativ hoch. Diesmal wurden aber nur knapp 91 % der angemeldeten Flächen mit Erfolg feldbesichtigt, weil ein großer Teil der Flächen (8 %) bereits vor der Besichtigung zurückgezogen worden ist. Hierbei handelte es sich meist um solche Flächen, die infolge der späteren und ungünstigeren Aussaat sehr ungleichmäßig entwickelt waren. In der Feldprüfung wurden nur 1,3 % ohne Erfolg eingestuft. Bei den Gräsern fällt die Anerkennungsquote mit 87,8 % im Vergleich zu den Vorjahren nochmals niedriger aus. Wie schon in 2007 fällt diesmal ein relativ großer Anteil an Zurückziehungen in einer Größenordnung von 7,4 % auf.

Was führte zu Aberkennungen?

Bei Roggen, Winterweizen und Triticale gab es in dieser Saison verhältnismäßig wenige Probleme in der Feldbesichtigung. Die Anerkennungsquote im Feld lag hier zwischen 96 und 98 %. Während bei Weizen in einigen Fällen Besatz mit abweichenden Typen festgestellt wurde trat bei Triticale hauptsächlich der Besatz mit Fremdgetreide bzw. schwer trennbaren Arten als Aberkennungsgrund auf. Dagegen fiel die Anerkennungsquote bei Wintergerste mit 90,4 % niedrig aus (Übersicht 4). Die Quote lag damit aber immer noch deutlich über den Anerkennungsquoten von 2003, 2006 oder 2007, wo jeweils viele Vermehrungsflächen schon vor der Feldbesichtigung zurückgezogen worden sind. In erster Linie wurden diesmal 8,7 % ohne Erfolg feldbesichtigt. Die Gründe hierfür waren ein zu hoher Besatz mit anderen Getreidearten. Von den ohne Erfolg eingestuften Vorhaben konnte das Anerkennungsverfahren allerdings in der Hälfte der Fälle durch die Möglichkeit der Speicheranerkennung (§ 8 (2) SaatgutV) fortgeführt werden. Mit Ausnahme des Hafers verlief die Feldbesichtigung bei Sommergetreide weitgehend problemlos. Von den angemeldeten Haferflächen wurden im Vorfeld schon 5 % zurückgezogen,   24 % mussten schließlich im Feld aberkannt werden. Die Aberkennungen resultierten hauptsächlich aus dem Besatz mit Flughafer(16 %) und Fremdgetreide (7,4 %). In den Fällen, wo Fremdgetreide als Aberkennungsgrund in Frage kam konnte in gut 4 % der Flächen das Verfahren nach § 8 (2) SaatgutV fortgeführt werden.

In Übersicht 5 sind die Gründe für die Aberkennungen bei der Feldbesichtigung für den Zeitraum von 1996 bis 2008 dargestellt. Bis zum Jahr 2003 sind dabei nur die Daten aus Westfalen-Lippe dargestellt; ab 2004 die Ergebnisse aus ganz NRW. Die Ursachen für Aberkennungen sind recht vielfältig. Im Durchschnitt der Jahre zeichnet sich ab, dass besonders in Getreidevermehrungen sehr oft ein zu hoher Besatz mit Fremdgetreide vorgefunden wurde. Der Besatz mit Unkraut bzw. schwer trennbaren Arten rangiert an zweiter Stelle. Flughafer taucht in allen Jahren als Aberkennungsgrund auf. Die Größenordnung schwankt in Abhängigkeit des Jahres aber in einer weiten Spanne. Daneben sind auch noch andere Gründe für Aberkennungen verantwortlich, wie etwa die Unterschreitung der vorgeschriebenen Mindestentfernung, unzureichender Kulturzustand oder ein fehlendes Schild.

Fazit für die Praxis

  • Mit einer Fläche von 15.025 Hektar bleibt NRW auch weiterhin ein bedeutendes Vermehrungsgebiet in Deutschland.
  • Die Ergebnisse aus der Feldbesichtigung zeigen mit welch unterschiedlichen Problemen sich die Vermehrer auseinandersetzen müssen und zeigen auch den jeweiligen Jahreseinfluss. Trotz aller Sorgfalt bei der Anlage und der Pflege der Vermehrungsbestände können Witterungseinflüsse (z.B. in 2003, 2006 oder 2007) zu umfangreichen Zurückziehungen oder Aberkennungen führen.
  • Im Rahmen der Feldbesichtigung gab es in diesem Jahr - mit Ausnahme der Wintergerste und des Hafers - relativ wenige Probleme. Die Anerkennungsquote fiel im Mittel über alle Fruchtarten mit knapp 93 % durchaus zufrieden stellend aus.
  • Die gewissenhafte Arbeit der Feldbesichtiger ist eine wichtige Grundlage für die sachgerechte Durchführung der Hoheitsaufgabe Saatgutanerkennung.

Autor: Holger Dietzsch