Feldbesichtigungssaison 2009 meist ohne Probleme

Winterweizen ÄhrenfärbungBild vergrößern
Abweicher in der Ährenfarbe und Ährenbereifung bei Winterweizen. Foto: Hoger Dietzsch

In Nordrhein-Westfalen wurden in diesem Jahr 14.585 ha vermehrt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 3,5 % (Übersicht 1). Dieser insgesamt nur leichte Rückgang resultiert im Wesentlichen aus den deutlichen Abnahmen bei den Rapsvermehrungen um - 17,4 % und den weiterhin abnehmenden Flächenumfang bei den Gräsern (- 5,7%). Auch Sommergetreide wird zur Ernte 2009 deutlich weniger vermehrt. Nach den Rückgängen in den Vorjahren hat sich die Wintergetreidefläche in 2009 wieder stabilisiert. Während die Vermehrungsflächen mit Wintergetreide im Rheinland um gut 100 Hektar zurückgegangen sind, werden in Westfalen-Lippe etwa 130 Hektar mehr vermehrt als im Vorjahr. Winterweizen ist mit 5.591 ha Vermehrungsfläche nach wie vor die bedeutendste Getreideart in NRW. Damit entfallen rund 39 % der Vermehrung auf Winterweizen.

Nachdem die Vermehrungsfläche von Öl und Faserpflanzen, d.h. von Winterraps, im vergangenen Jahr kräftig ausgedehnt wurde, ist sie zur Ernte 2009 um 300 Hektar zurückgegangen. Die Zurücknahme der Rapsvermehrung hat ausschließlich in Westfalen-Lippe stattgefunden, hier sind Rückgänge in einer Größenordnung von fast 60% zu verzeichnen. Demgegenüber bewegt sich die Rapsvermehrung im Rheinland auf Vorjahresniveau. Diese in beiden Landesteilen doch sehr unterschiedliche Entwicklung hängt wesentlich mit der Zunahme der Vermehrung von Rapshybriden zusammen. In 2009 beträgt der Anteil der Hybridsorten an der Gesamtrapsvermehrung in NRW fast 83% (Vorjahr 60%).

Die Feldbesichtigung wird in Nordrhein-Westfalen sowohl von Bediensteten der Landwirtschaftskammer wie auch von amtlich verpflichteten Feldbestandsprüfern durchgeführt. Nach einem ersten Probelauf in 2007 kamen auch in diesem Jahr im Rahmen sogenannte private Feldbesichtiger zum Einsatz. Hierbei handelte es sich sowohl um Mitarbeiter von KWS Lochow wie auch um Mitarbeiter von VO-Firmen in NRW. Beim Einsatz von privaten Feldbesichtigern werden die gesetzlich vorgeschriebenen 5 % der Flächen durch amtliche Feldbesichtiger nachkontrolliert. Je nach Fruchtart und Kategorie müssen die Vermehrungsbestände ein- oder mehrmals feldbesichtigt werden. Dabei werden die Vermehrungsflächen auf die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Normen überprüft. Die Feldbesichtiger sind erfahrene Fachkräfte mit dem für diese Arbeit notwendigen Spezialwissen. Auch in diesem Jahr haben sich die Besichtigungstermine vieler Fruchtarten überschnitten, so dass die Besichtigung wieder einmal unter sehr großem Zeitdruck erfolgen musste. Dank der sorgfältigen Arbeit der Feldbesichtiger ist es auch in diesem Jahr gelungen, die hoheitliche Aufgabe der Saatgutanerkennung termin- und qualitätsgerecht durchzuführen.

Anerkennungsquote zufriedenstellend

Die Ergebnisse der Feldbestandsprüfungen bei den verschiedenen Fruchtarten sind in Übersicht 1 dargestellt. Von den 14.485 Hektar der angemeldeten Vermehrungsflächen wurden im Rahmen der diesjährigen Feldbestandsprüfung insgesamt 13.539 Hektar mit Erfolg geprüft. Das entspricht einer Feldanerkennungsquote von fast 93% und kann damit durchaus als zufrieden stellend bezeichnet werden. 398 Hektar oder 2,7% der angemeldeten Vermehrungsflächen wurden zurückgezogen und z.T. schon vor dem Beginn der Feldbesichtigung aus dem Verfahren genommen. Ohne Erfolg wurden insgesamt 645 ha besichtigt, was einer Aberkennungsquote von 4,5% entspricht. Von dieser Fläche konnte das Anerkennungsverfahren aber bei 271 ha (1,9 %) nach § 8 (2) SaatgutV fortgeführt werden. In diesen Fällen können die festgestellten Mängel bei der Saatgutaufbereitung behoben werden. Insgesamt sind damit 2,6% aller angemeldeten Vermehrungsflächen endgültig ohne Erfolg eingestuft worden.

Der Vergleich der Ergebnisse über die Jahre (Übersicht 2) zeigt, dass die Anerkennungsquote in den vergangenen 4 Jahren in etwa auf dem gleichen Niveau liegt. Sie fiel aber insgesamt niedriger aus als in 2004 und 2005. Bei Wintergetreide sind über die Jahre gewisse Schwankungen zu beobachten (Übersicht 3). Die Anerkennungsquoten lagen hier meist zwischen 91 und 95%. Bei Sommergetreide bewegen sich die Anerkennungsquoten normalerweise auch in engen Grenzen zwischen 92 und 94%. Die beiden vergangenen Jahre stellen hier allerdings eine Ausnahme dar, mit knapp 85% bzw. knapp 90% fielen die Anerkennungsquoten ausgesprochen niedrig aus. Die Hauptursache hierfür war in beiden Jahren ein zu hoher Besatz mit Flughafer in Hafervermehrungen.

Bei den Leguminosen gab es diesmal kaum gravierende Probleme in der Feldbesichtigung, wenngleich die Anerkennungsquote niedriger ausfiel als im vergangenen Jahr. Bei den Öl- und Faserpflanzen schwankten die Anerkennungsquoten über die Jahre gesehen in einem relativ weiten Bereich zwischen 90 und 99%. Bei den Gräsern fällt die Anerkennungsquote mit 88,4 % im Vergleich zum Vorjahr etwas besser aus, lag aber unter den Werten der Jahre davor. Wie schon in 2007 und 2008 ist bei den Gräsern ein relativ großer Anteil an Zurückziehungen in einer Größenordnung von 8 % feststellbar.

Was führte zu Aberkennungen?

Bei Roggen, Winterweizen und Triticale gab es in dieser Saison verhältnismäßig wenige Probleme in der Feldbesichtigung. Die Anerkennungsquote im Feld lag hier zwischen 94 und 98 %. Während bei Weizen in einigen Fällen Besatz mit abweichenden Typen festgestellt wurde trat bei Triticale hauptsächlich Besatz mit Fremdgetreide bzw. schwer trennbaren Arten als Aberkennungsgrund auf. Auffällig war in 2009, dass auch bei Triticale je nach Sorte ein stärkeres Auftreten von Längenabweichern zu beobachten war. Dagegen fiel die Anerkennungsquote bei Wintergerste mit 90,3% ähnlich niedrig aus wie im Jahr zuvor (Übersicht 4). Die Gründe hierfür waren meist ein zu hoher Besatz mit anderen Getreidearten. Von den ohne Erfolg eingestuften Vorhaben konnte das Anerkennungsverfahren allerdings in der Hälfte der Fälle durch die Möglichkeit der Speicheranerkennung (§ 8 (2) SaatgutV) fortgeführt werden. Mit Ausnahme des Hafers verlief die Feldbesichtigung bei Sommergetreide weitgehend problemlos. Von den angemeldeten Haferflächen wurden im Vorfeld schon 3,2% zurückgezogen, fast 17% mussten schließlich im Feld aberkannt werden. Die Aberkennungen resultierten hauptsächlich aus dem Besatz mit Flughafer und Fremdgetreide. In den Fällen, wo Fremdgetreide als Aberkennungsgrund in Frage kam, konnte in gut 6 % der Flächen das Verfahren nach § 8 (2) SaatgutV fortgeführt werden.

In Übersicht 5 sind die Gründe für die Aberkennungen bei der Feldbesichtigung für den Zeitraum von 1996 bis 2009 dargestellt. Bis zum Jahr 2003 sind dabei nur die Daten aus Westfalen-Lippe dargestellt; ab 2004 die Ergebnisse aus ganz NRW. Die Ursachen für Aberkennungen sind recht vielfältig. Im Durchschnitt der Jahre zeichnet sich ab, dass besonders in Getreidevermehrungen sehr oft ein zu hoher Besatz mit Fremdgetreide vorgefunden wurde. Der Besatz mit Unkraut bzw. schwer trennbaren Arten rangiert normalerweise an zweiter Stelle. Flughafer taucht in allen Jahren als Aberkennungsgrund auf. Die Größenordnung schwankt in Abhängigkeit des Jahres aber in einer weiten Spanne. Daneben sind auch noch andere Gründe für Aberkennungen verantwortlich, wie etwa die Unterschreitung der vorgeschriebenen Mindestentfernung, unzureichender Kulturzustand oder ein fehlendes Schild.

Fazit für die Praxis

  • Die gewissenhafte Arbeit der Feldbesichtiger ist eine wichtige Grundlage für die sachgerechte Durchführung der Hoheitsaufgabe Saatgutanerkennung.
  • Die Ergebnisse aus der Feldbesichtigung zeigen mit welch unterschiedlichen Problemen sich die Vermehrer auseinandersetzen müssen und zeigen auch den jeweiligen Jahreseinfluss. Trotz aller Sorgfalt bei der Anlage und der Pflege der Vermehrungsbestände können Witterungseinflüsse (z.B. in 2003, 2006 oder 2007) zu umfangreichen Zurückziehungen oder Aberkennungen führen.
  • Im Rahmen der Feldbesichtigung gab es in diesem Jahr - mit Ausnahme der Wintergerste und des Hafers - relativ wenige Probleme. Die Anerkennungsquote fiel im Mittel über alle Fruchtarten mit knapp 93 % durchaus zufrieden stellend aus.

Autor: Holger Dietzsch