Vermehrungsflächen für Saatgut in NRW 2007

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Vermehrungsfläche von Winterweizen

Saatgut wird in Nordrhein-Westfalen zur Ernte 2007 auf einer Gesamtfläche von 15.610 Hektar vermehrt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von 3,2 % (Übersicht 1). Eine ähnliche Entwicklung ist nach vorläufigen Informationen auch in den anderen Bundesländern zu beobachten. Der Rückgang der Vermehrungsfläche resultiert im Wesentlichen aus den Reduzierungen von Getreide (-5,2 %) und Gräsern (-11,1 %). Leguminosen haben nach dem kleinen Zuwachs in 2006 wieder abgenommen. Gewinner sind diesmal die Öl- und Faserpflanzen und hier vornehmlich der Winterraps, bei denen gegenüber dem Vorjahr ein deutliches Plus von 35,2 % zu verzeichnen ist.

Bei Wintergerste sind die Vermehrungsflächen gegenüber 2006 leicht um insgesamt 3,5 % zurückgegangen. Dem Rückgang der Fläche in Westfalen-Lippe von fast 8 % steht ein Zuwachs im Rheinland von 5 % entgegen. Winterweizen ist von den Wintergetreidearten am stärksten von den Abnahmen betroffen. Hier beträgt der Rückgang runde 9 %. Im Rheinland waren es über 10 % weniger an   Weizen und in Westfalen knapp 8 %. Nach den starken Einbrüchen in 2006 ist bei Triticale ist in diesem Jahr NRW-weit eine Stabilisierung festzustellen. Dabei sind die Flächen in Westfalen-Lippe deutlich angewachsen während die Vermehrungen im Rheinland hier um 18 % abgenommen haben.

Eine deutliche Zunahme ist beim Winterroggen zu verzeichnen. Roggen wird schwerpunktmäßig im Rheinland vermehrt. Gegenüber dem Vorjahr wurde die Fläche hier deutlich erhöht. In Westfalen-Lippe ist die Fläche zwar auch angewachsen, hier wird Roggen aber nur auf einer kleinen Fläche von 57 ha vermehrt. Winterhafer ist eine Besonderheit im Rheinland, die Vermehrung erfolgt auf einer kleineren Fläche von insgesamt 43 Hektar. Die Vermehrungsflächen von Sommergetreide wurden in NRW um knapp 3% reduziert. Nach den deutlichen Rückgängen in den Vorjahren hat sich die Sommergerstenvermehrung im Rheinland stabilisiert. Hier sind die Flächen nur um knapp 1 % zurückgegangen. In Westfalen-Lippe liegt die Sommergerstenfläche in den letzten Jahren zwischen 100 und 120 Hektar. Hafer verzeichnet insgesamt ein Plus von 2 %. Dem Zuwachs im Rheinland steht eine Abnahme in Westfalen-Lippe gegenüber. Sommerweizen spielt in der Saatgutvermehrung in NRW eine eher untergeordnete Rolle, die Fläche ist im Vergleich zu 2006 abermals gesunken.

Winterraps deutlich ausgedehnt

Um 412 Hektar bzw. 35 % wurde die Fläche von Öl und Faserpflanzen ausgedehnt. Dieser Zuwachs resultiert ausschließlich auf die Zunahme der Rapsvermehrung. Dabei wurde die Rapsfläche im Rheinland um 234 ha und in Westfalen-Lippe um178 ha ausgeweitet. In 2007 beträgt der Anteil der Hybridsorten an der Gesamtrapsvermehrung 61 % (Vorjahr 65 %). In 2005 lag der Hybridanteil bei 54 %.

Weniger Vermehrer

Die Anzahl der Vermehrer hat auch in diesem Jahr weiter abgenommen (Übersicht 2). Waren es im vergangenen Jahr noch 464 Betriebe in Westfalen-Lippe, so vermehren in 2007 noch 449 Vermehrer Saatgut. Im Rheinland hat sich die Zahl der Saatgutvermehrer von 377 auf 348 verringert. Damit hat sich die Struktur in der Saatgutvermehrung in den vergangenen Jahren entsprechend verbessert. Im Mittel vermehrt jeder Betrieb im Rheinland jetzt auf 22,1 ha und in Westfalen-Lippe auf 17,6 ha Saatgut.1997 waren das im Rheinland 14,7 ha und in Westfalen-Lippe 15,2 ha. Die durchschnittliche Schlaggröße bei Getreide liegt bei 5,1 ha (Westfalen-Lippe) bzw. 6,5 ha (Rheinland) und bei Feldsaaten in beiden Regionen bei 4,9 bzw. 4,3 Hektar.

Winterweizen dominiert

Beim Winterweizen sind in den Diagrammen die Sorten namentlich genannt, die auf mehr als 3 % der Weizenfläche im jeweiligen Landesteil vermehrt werden. Winnetou, Hattrick, Hermann und Skater sind die vier größten Sorten in NRW. An fünfter Stelle steht Dekan, gefolgt von Manager und Biscay. Danach kommen Tommi, Skalmeje, Tuareg, Limes, Paroli, Orvantis und Nirvana. Diese 14 Sorten nehmen rund 70 % der Vermehrungsflächen bei Weizen ein. Betrachtet man die Sortenstatistik in den beiden Landesteilen, so ergibt sich ein etwas unterschiedliches Bild. Hier spiegeln sich die Unterschiede in der Struktur der Saatgutvermehrung in den beiden Landesteilen wider.

Im Rheinland setzt sich das Weizensortiment in 2007 aus 48 Sorten (im Vorjahr 55) zusammen. Größte Sorte ist hier mit Abstand Hattrick. Dahinter folgen zunächst Dekan und Hermann und dann Limes, Winnetou, Manager, Nirvana, Orvantis, Farandole und Skalmeje. Die drei größten Sorten nehmen hier 33% der Fläche ein (Übersicht 3). Als regionale Besonderheit der klimatischen und betrieblichen Verhältnisse im Rheinland sind die Vermehrungen der frühreifen, z.T. begrannten Weizensorten anzusehen.

In Westfalen-Lippe werden diesmal 53 Weizensorten vermehrt, in 2006 waren es 50 Sorten. Die fünf stärksten Sorten nehmen knapp 55 % der Weizenvermehrungen ein. Die größten Sorten sind Winnetou und Skater, gefolgt von Hermann, Biscay und Manager. Dann folgen noch Paroli, Tommi und Skalmeje.

Bei der Differenzierung des Sortiments nach Qualität ergab sich früher ein regional unterschiedliches Bild. Heute sind diese Unterschiede zwischen den beiden Landesteilen Rheinland und Westfalen-Lippe nicht mehr so ausgeprägt. Betrachtet man die Entwicklung landesweit von 2002 bis heute, so ist festzustellen, dass der Anteil im Qualitätsbereich A von 8 % auf fast 22 % angestiegen ist (Übersicht 4). Gleichzeitig ist das B-Segment von 60 % auf 34 % zurückgegangen. Der Anteil der C-Weizen ist auf nunmehr 38 % angestiegen. In 2002 lag die Summe von B und C-Weizen bei 90 %, heute liegt sie bei 72 %. E-Weizen wird auf kleinem Niveau vermehrt. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil aber leicht angewachsen.

Gruppiert man die Weizensorten nach der Anfälligkeit für Ährenfusarium, so ergibt sich folgendes Bild. Von 2002 bis 2007 ist nach wie vor ein positiver Trend zu Weizensorten mit einer geringeren Anfälligkeit für Ährenfusarium zu erkennen (Übersicht 5). Auf über 80 % der Weizenvermehrungsflächen in NRW stehen Sorten mit einer mindestens durchschnittlichen Resistenz gegen den Befall mit Ährenfusarium. Gegenüber 2006 ist der Anteil von Sorten mit einer höheren Anfälligkeit allerdings wieder etwas angestiegen. Dieser Anteil liegt jetzt bei 18 %, in den vergangenen Jahren lag er zwischen 10 und 16 %.  

Naomie deutlich vorn

Bei Wintergerste dominiert der Anteil der mehrzeiligen gegenüber den zweizeiligen Sorten an der Vermehrungsfläche. Der Anteil der mehrzeiligen Sorten liegt in 2007 bei 92 %. Die zweizeiligen Sorten spielen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Mit Abstand größte Sorte ist Naomie. Dahinter folgen Fridericus, Franziska, Lomerit, Laverda, Merlot und Ketos. Die fünf vermehrungsstärksten Sorten haben einen Anteil von rund 71 % der Gesamtvermehrungsfläche. Virusresistente Wintergerstensorten nehmen seit Jahren den überwiegenden Teil (über 90 bis 95%) der Vermehrungsfläche in NRW ein. Die Verteilung der Sorten in Westfalen-Lippe und im Rheinland zeigt Übersicht 6.

Marktführend in Westfalen-Lippe ist eindeutig Naomie mit einem Anteil von 35 %. Zweitgrößte Sorte mit 18 % Flächenanteil ist Franziska. Beide Sorten nehmen einen Anteil von 53% der Vermehrungsfläche ein. Mit deutlichem Abstand folgen dann Fridericus, Merlot, Laverda und Lomerit. Insgesamt werden in Westfalen-Lippe 23 Wintergerstensorten vermehrt, im Rheinland sind es 24. Die größten Sorten im Rheinland sind Fridericus, Lomerit, Naomie, Laverda und Ketos. Diese fünf Sorten nehmen zusammen 68 % der Gerstenvermehrung im Rheinland ein.

Triticale stabil und Roggen mit Zuwachs

SW Talentro ist nunmehr im dritten Jahr die größte Triticale-Sorte in NRW,   wobei die Flächen auch diesmal weiter ausgedehnt worden sind (Übersicht 7). Danach folgen Dinaro, Magnat und Grenado. Das gesamte Sortenspektrum umfasst bei Triticale wie schon im Vorjahr 14 Sorten. Regionale Unterschiede im Sortenranking sind auch bei Triticale zu finden. Im Rheinland steht SW Talentro mit einem Anteil von 78% mit sehr großem Abstand an erster Stelle in der Vermehrung. Dahinter folgen Benetto und Trimester. In Westfalen-Lippe liegt SW Talentro ebenfalls deutlich an der Spitze. Dahinter liegen Dinaro, Magnat und Grenado. Der Schwerpunkt der Winterroggenvermehrung liegt eindeutig im Rheinland, wo in stärkerem Maße Hybridroggen vermehrt wird. Im Bereich der Hybriden (H) hat sich erneut ein Sortenwechsel vollzogen. Visello (H) hat jetzt die Führung eingenommen und Askari abgelöst. Auf Platz Zwei folgt dann die Populationssorte (P) Matador. Dahinter reihen sich Askari (H), Vitallo (P), Rasant (H), Recrut (P) und Conduct (P) ein. In diesen Jahr fällt auf, dass der Anteil mit Populationssorten angestiegen ist.

Fazit für die Praxis  

  • Trotz des Rückganges der Vermehrungsfläche hat die Saatguterzeugung in Nordrhein-Westfalen nach wie vor eine große Bedeutung. Mit einer Fläche von 15.610 Hektar steht NRW bundesweit an siebter Stelle und bleibt damit auch weiterhin ein bedeutendes Vermehrungsgebiet.  
  • Die Anzahl der Vermehrungsbetriebe sinkt weiterhin. Entsprechend verändern sich die Strukturen in den Betrieben. Die Gesamtfläche je Vermehrungsbetrieb und die durchschnittlichen Flächengrößen haben sich vergrößert.
  • Bei Weizen werden überwiegend C- und B-Sorten angebaut. Der Anteil der A-Sorten ist aber in den letzten Jahren deutlich gewachsen.
  • Ein ausgewogenes Sortenspektrum trägt gerade bei Winterweizen als größter Getreideart dazu bei, die Anbaurisiken zu mindern. Das gleiche gilt im Grundsatz auch für Wintergerste und Triticale.

Autor: Holger Dietzsch