Vermehrungsflächen nehmen 2015 weiter leicht ab

Vermehrungsfläche von WinterweizenBild vergrößern
Vermehrungsfläche von Winterweizen

In Nordrhein-Westfalen wird Saat- und Pflanzgut in diesem Jahr auf 13.263 Hektar vermehrt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Minus von knapp 3 Prozent. Bei den vier Hauptkulturen Getreide, Leguminosen, Öl- und Faserpflanzen sowie Gräsern gibt es in diesem Jahr unterschiedliche Entwicklungen bei den Vermehrungsflächen. Wie sich die Flächen im Detail entwickelt haben und welche Sorten in 2015 vermehrt werden, erläutert Thorsten Söns von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Münster.

Wintergetreide nimmt vom Flächenumfang auch in 2015 wieder deutlich den Schwerpunkt in der Saatgutvermehrung in Nordrhein-Westfalen ein. Die Vermehrungsfläche umfasst beim Wintergetreide insgesamt 10.448 ha (Übersicht 1); was rund 79 % der Gesamtvermehrungsfläche entspricht. Gegenüber dem Vorjahr wurden die Wintergetreidevermehrungsflächen um 3 % reduziert. Mit 6.232 ha bzw. einem Anteil von rund 47 % an der Gesamtvermehrungsfläche hat der Winterweizen in NRW weiter seine dominierende Stellung. Im Vergleich zu 2014 ist die Weizenfläche mit einem sehr kleinen Rückgang von 0,3 % nahezu auf Vorjahresniveau geblieben. Betrachtet man die Entwicklung der Weizenfläche in den Landesteilen, so ist festzustellen, dass im Rheinland Flächenzuwächse von 5 % zu verzeichnen sind, wohingegen sich die Fläche in Westfalen Lippe um knapp 6 % reduziert hat. Wintergerste bleibt auch in diesem Jahr zweitstärkste Fruchtart und wird auf 2.527 ha vermehrt. Im Vergleich zu 2014 bedeutet dies einen Rückgang von rund 10 %. Sowohl im Rheinland mit 6 %, als auch in Westfalen mit 13 % ist die Wintergerstenfläche deutlich gesunken. Triticale hat mit 1.432 ha den Stand vom letzten Jahr fast gehalten. Die Fläche hat sich nur um 0,8 % verringert. Während die Triticalefläche im Rheinland um weitere 12 % abnahm, wurde sie in Westfalen-Lippe um 1 % weiter ausgedehnt. Die Roggenvermehrungsfläche ist in diesem Jahr landesweit um weitere 16 % zurückgegangen. Winterhafer ist nach wie vor eine Besonderheit im Rheinland, die Vermehrung erfolgt auf insgesamt kleinerer Fläche. In 2015 sind dies 18 ha.

Vermehrungsflächen von Sommergetreide und großkörnigen Leguminosen steigen deutlich

Beim Sommergetreide haben die Vermehrungsflächen in diesem Jahr deutlich auf 825 ha zugenommen. Nach vielen Jahren des Flächenrückgangs, ist die Vermehrungsfläche beim Hafer in diesem Jahr um 84 % gestiegen. Auch der Sommerweizen hat eine Steigerung von 25 % zu verzeichnen. Für die Ernte in 2015 wurden 682 ha Vermehrungsfläche mit Öl- und Faserpflanzen bestellt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem größeren Rückgang von weiteren 24 %. Betrachtet man die Flächenentwicklung über mehrere Jahre, so ist festzustellen, dass die Rapsvermehrungsfläche auf den niedrigsten Stand seit 2003 gesunken ist. Mittlerweile wird viel Rapssaatgut im südeuropäischen Ausland produziert und dann zur Aufbereitung und Anerkennung nach Deutschland importiert. Durch die frühere Ernte in Südeuropa lässt sich so das enge Zeitfenster zwischen Ernte und Neuaussaat etwas ausweiten. Die Vermehrungsflächen der Grassamenvermehrungen sind in diesem Jahr um knapp 2 % reduziert worden. Mit 229 ha ist die Fläche bei den Leguminosen in NRW um 7 % gestiegen. Bei Ackerbohnen und besonders bei den Futtererbsen sind Flächensteigerungen von 7 % und 74 % zu verzeichnen. Der Grund dafür liegt bei den Greening-Maßnahmen, wobei der Anbau von beiden Eiweißpflanzen als Greening-Maßnahme anrechenbar ist. Dem starken Anstieg der Vermehrungsflächen bei den großkörnigen Leguminosen steht ein deutlicher Rückgang bei Klee und Luzerne von 42 % gegenüber. Die Erzeugung von Pflanzkartoffeln spielt in Nordrhein-Westfalen nur eine untergeordnete Rolle, die angemeldeten Zahlen liegen bei 59 ha.

Wieder weniger Vermehrungsbetriebe

In diesem Jahr hat ein weiterer Rückgang um 15 Betriebe auf nur noch 553 Vermehrungsbetriebe in NRW stattgefunden (Übersicht 2). Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Struktur in der Saatgutvermehrung, hin zu mehr Vermehrungsfläche je Betrieb, hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Im Mittel beträgt die durchschnittliche Vermehrungsfläche pro Betrieb im Rheinland jetzt 27,6 ha und in Westfalen-Lippe 21,3 ha. 1997 lag die durchschnittliche Fläche je Vermehrer im Rheinland noch bei 14,7 ha und in Westfalen-Lippe bei 15,2 ha.

Betrachtet man die Entwicklung der Vermehrungsflächen auf Kreisebene, so ist erkennbar, dass die Saatgutvermehrung in NRW ihre Schwerpunkte in den Kreisen Erftkreis, Düren, Gütersloh und in Lippe hat (Übersicht 3). Daran hat sich in den letzten Jahren auch nichts geändert. In den zuerst genannten drei Kreisen wird Saatgut jeweils auf einer Fläche von über 1000 ha vermehrt, in Lippe liegt die Vermehrungsfläche bei 964 ha. Dahinter folgen mit Flächenanteilen von mehr als 500 ha Vermehrung noch die Kreise Warendorf, Kleve, Rhein-Sieg, Euskirchen, Herford-Bielefeld und Soest. Des Weiteren liegen die Vermehrungsflächen in weiteren 12 Kreisen mehr oder weniger deutlich über 100 ha und in 14 Kreisen darunter.

Spitzenduo weiter vorne

Bei der in der Vermehrung bedeutendsten Fruchtart Winterweizen ist das Sortenspektrum schon seit je her breit gefächert. In 2015 werden landesweit 78 Weizensorten (83 in 2014) oder noch nicht zugelassene Stämme vermehrt. In NRW sind Elixer (797 ha), Tobak (734 ha) und RGT Reform (376 ha) die drei größten Sorten, die zusammen fast ein Drittel der Weizenvermehrung einnehmen (Übersicht 4). Es folgen Anapolis (330 ha), Rumor (315 ha), Johnny (227 ha), JB Asano (223 ha), Premio (208 ha) und mit etwas Abstand noch Matrix (165 ha), Julius (154 ha), Desamo (147 ha) und Henrik (146 ha). Des Weiteren kommen dann noch Meister, Apian, Manitou, Smaragd und Primus sowie noch 61 Sorten und Stämme mit einer Vermehrungsfläche zwischen 95 und 1 ha. Betrachtet man die Sortenverteilung in beiden Landesteilen, so ergibt sich folgendes Bild (Übersicht 5): Im Rheinland setzt sich das Weizensortiment aus 66 Sorten (im Vorjahr 61) zusammen. Die größten Sorten sind hier Tobak, Elixer und Premio. Dahinter folgen dann RGT Reform, Anapolis, Johnny, Meister, Apian, JB Asano und Julius. Diese 10 Sorten nehmen hier zusammen rund 51 % der Weizenvermehrungsfläche ein. Als regionale Besonderheit der klimatischen und betrieblichen Verhältnisse im Rheinland sind die Vermehrungen der frühreifen, z.T. begrannten Weizensorten anzusehen. In Westfalen-Lippe werden diesmal 54 Weizensorten vermehrt (im Vorjahr 52). Die 8 größten Sorten nehmen hier rund 70 % der Weizenvermehrungsfläche ein. Die größten Sorten sind Elixer, Tobak und Rumor gefolgt von RGT Reform, Anapolis, Matrix, Henrik und JB Asano.

Bei Wintergerste mehr Sorten

Insgesamt werden in NRW 52 Wintergerstensorten oder noch nicht zugelassene Stämme vermehrt. In Übersicht 6 sind die Sorten namentlich aufgeführt, die eine Vermehrungsfläche von über 40 ha haben. KWS Meridian (355 ha) steht wie im Vorjahr an der Spitze, wobei die Vermehrungsfläche um 55 ha abgenommen hat. Dahinter folgen Quadriga (327 ha), KWS Keeper (299 ha), KWS Tenor (258 ha) und Loreley (163 ha). Mit etwas Abstand kommen dann California (108 ha) und Souleyka (100 ha). Danach kommen die Sorten Joker, Henriette, Antonella, Tamina, Lomerit, KWS Glacier, Kathleen und Ketos sowie noch 37 Sorten mit einer Vermehrungsfläche zwischen 33 und 1 ha. Übersicht 7 zeigt die Sortenverteilung bei Gerste in Westfalen-Lippe und im Rheinland. In Westfalen-Lippe sind Quadriga, KWS Tenor und KWS Meridian vorne und nehmen zusammen über 40 % der Vermehrungsfläche ein. Dahinter stehen KWS Keeper, Loreley und Souleyka. Diese 6 Sorten nehmen zusammen 67 % der Wintergerstenvermehrungsfläche ein. Im Rheinland nehmen die 6 größten Sorten 56 % der Fläche ein. KWS Meridian liegt hier deutlich vorne, gefolgt von KWS Keeper. KWS Tenor, Quadriga, Henriette und Ketos folgen mit großem Abstand. Die Entwicklung der Hybridgerstenzüchtung ist in den letzten Jahren weiter gegangen. Hybridgerste wird in NRW in diesem Jahr auf einer Fläche von 87 ha vermehrt.

Schwerpunkt der Triticalevermehrung liegt in Westfalen-Lippe

Grenado ist in NRW mit 325 ha Vermehrungsfläche, wie in den Vorjahren, die bedeutendste Triticalesorte (Übersicht 8). Es folgen dann auf Platz zwei Adverdo (239 ha) und auf Platz drei KWS Aveo (223 ha). Das gesamte Sortenspektrum umfasst bei Triticale 17 Sorten. Die regionalen Unterschiede im Sortenranking sind auch bei Triticale sehr ausgeprägt. Im Rheinland stehen Adverdo, KWS Aveo und Tulus vorne in der Vermehrung (Übersicht 9). Dahinter folgen SW Talentro, Grenado, Andiamo und Lombardo. In Westfalen-Lippe bestimmen Grenado mit knapp 24 % und Dinaro mit 17 % deutlich das Vermehrungsgeschehen bei Triticale. Dahinter reihen sich Adverdo und KWS Aveo ein. Mit Abstand folgen dann noch Silverado, SU Agendus, Tantris und 7 andere Sorten.

Hybridsorten liegen vorne

Der Schwerpunkt der Winterroggenvermehrung liegt nach wie vor eindeutig im Rheinland. In diesem Jahr werden in NRW 9 Sorten vermehrt. Der Anteil der Hybridsorten an der Vermehrungsfläche liegt bei gut 59%. An der Spitze liegt Dukato (58 ha), gefolgt von KWS Daniello (35 ha) und Brasetto (35 ha). Danach folgen KWS Bono (27 ha), Brandie (23 ha), Conduct (22 ha), Palazzo (14 ha) und noch 2 weitere Sorten. (Übersichten 10 + 11).

Sommergetreide

Die Vermehrungsflächen von Sommergerste haben im Vergleich zu 2014 um 20 ha zugenommen. In diesem Jahr werden in NRW 15 Sommergerstensorten vermehrt. Die Sorte mit der meisten Vermehrungsfläche ist die Sommerbraugerste Avalon (141 ha). Ihr folgen an zweiter Stelle die Sorte Propino (58 ha) und an dritter Stelle die Sorte Catamaran (33 ha). Die Vermehrung von Sommerweizen hat deutlich um 32 ha zugenommen. Mit Abstand die bedeutendste Sorte ist Tybalt (51 ha). Es folgen noch Quintus (30 ha) und Mulika (26 ha). Die Flächen der Hafervermehrung haben sich gegenüber 2014 überraschend deutlich erhöht. Mit Abstand an der Spitze liegt die Sorte Max mit 95 ha. Es folgen Symphony (37 ha) und Moritz (15 ha). Die Vermehrung von Sommertriticale stellt in NRW mit nur 42 ha eine Nische dar. Es werden auch nur die Sorten Somtri (30 ha) und Dublet (12 ha) zur Vermehrung angebaut.

Autor: Thorsten Söns