Winterrapsvermehrung gesunken

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Hybridvermehrung von Winterraps im Streifenanbau. Zwischen der Vaterlinie und den sterilen Mutterlinien müssen mindestens 80 cm breite Trennstreifen bleiben. Foto: Holger Dietzsch

Für die Ernte in 2014 wurden in diesem Herbst 881Hektar Vermehrungsfläche mit Winterraps bestellt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von rund 19 % oder 210 Hektar. Betrachtet man die Flächenentwicklung über mehrere Jahre, so ist festzustellen, dass die Rapsvermehrungsfläche in NRW auf den tiefsten Stand seit 2003 gefallen ist. Trotzdem hat die Vermehrung von Raps in NRW noch einen hohen Stellenwert. Hier standen im Mittel der letzten Jahre gut 25 Prozent der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps. Betrachtet man die bundesweiten Vermehrungsflächen aus 2013 nochmals in der Rückschau, so waren Niedersachsen (24 %) und Nordrhein-Westfalen (23 %) in 2013 die beiden Bundesländer mit den größten Vermehrungsflächen von Winterraps. In beiden Bundesländern stand knapp die Hälfte der bundesweiten Rapsvermehrung. Danach folgten Sachsen-Anhalt (17 %), Schleswig-Holstein (12 %), Baden-Württemberg (10 %) und Sachsen (4 %). Die verbleibenden 10 % verteilten sich auf die übrigen Bundesländer.

Schwerpunkt der Vermehrung im Rheinland

Von insgesamt 881 Hektar Rapsvermehrung in diesem Jahr stehen 827 Hektar im Rheinland und in Westfalen-Lippe nur noch 54 Hektar. Die Entwicklung der Vermehrungsflächen auf Kreisebene zeigt Übersicht 2. Auf den ersten Blick ist unschwer erkennbar, dass die Rapsvermehrung in NRW ihren Schwerpunkt eindeutig im Kreis Kleve hat. An zweiter Stelle hat sich seit mehreren Jahren der Erftkreis etabliert, dahinter folgen dann noch mit Flächenanteilen von über 30 Hektar die Kreise Rhein- Sieg und Mettmann. In den Kreisen Soest und Warendorf wurden die Vermehrungsflächen seit 2009 ziemlich eingeschränkt. In Warendorf betrug die Fläche in den letzten vier Jahren etwa 15 Hektar. Im Kreis Soest wird nach einer „Vermehrungspause“ im Jahr 2012 wieder etwas mehr Raps vermehrt. Nach 16 Hektar in 2013 stieg die Fläche für die Ernte 2014 auf 22 Hektar. Deutliche Reduzierungen haben in den letzten Jahren auch in Lippe stattgefunden. Die Flächen sind dort bis 2012 aber nicht so stark eingebrochen wie beispielsweise in Soest und Warendorf. Im Vergleich zu den Vorjahren scheint sich 2014 eine Stabilisierung auf sehr niedrigem Niveau abzuzeichnen. Im Kreis Heinsberg nehmen die Rapsvermehrungsflächen stärker zu. Fand dort 2012 noch keine Vermehrung statt, so waren es 10 Hektar in 2013 und in 2014 wurden 38 Hektar ausgesät (nicht in Übersicht 2). Die Flächenentwicklung in den jeweiligen Kreisen hängt sehr eng zusammen mit der Zunahme der Vermehrung von Rapshybriden. So wurden die Vermehrungsflächen im Rheinland und hier besonders am Niederrhein seit 2003/2004 kontinuierlich ausgedehnt. Im Vergleich zu den traditionellen Anbauregionen in Westfalen-Lippe sind die Rahmenbedingungen für die Hybridvermehrung im Rheinland wie z.B. bislang noch weniger Rapsanteil in der Fruchtfolge (Einhaltung der großen Mindestabstände zu Nachbarflächen mit anderen Rapssorten) und frühere Erntetermine günstiger zu beurteilen.

Hybriden dominieren

Beim Winterraps hat die Sortenvielfalt in den letzten Jahren zugenommen. So stehen zur Ernte 2014 insgesamt 13 Sorten, 12 Erbkomponenten und 41 Stämme (noch nicht zugelassene Sorten) in NRW in der Vermehrung. Hier spiegelt sich vor allem der Einfluss der in unserer Region ansässigen Rapszüchter sehr deutlich wider. Das Sortiment umfasst sowohl Linien- als auch Hybridsorten, wobei der Anteil der Liniensorten zunehmend kleiner wird. Seit 2003 dominieren die Hybriden in der Rapsvermehrung in NRW. Der Anteil von Hybridsorten an der Gesamtrapsvermehrung ist in dieser Zeit von knapp 50 % auf über 98 % angestiegen (Übersicht 3). Von 2003 bis 2008 lag der Anteil von Hybridsorten zwischen 55 und 70 %; in 2009 wurden erstmals 80 % überschritten. Zur Ernte 2014 liegt der Anteil der Hybriden an der Gesamtvermehrung bei 98,7 %.

Wenn man bei Raps die Flächenentwicklung der einzelnen Sorten betrachtet, muss darauf hingewiesen werden, dass man von der angelegten Vermehrungsfläche einer Sorte nicht unbedingt deren Saatgutverfügbarkeit ableiten kann. Gerade bei Winterraps wird anders als bei Getreide in viel größerem Maße auch mit Überlager gearbeitet. Zumal ja auch die Vermehrungsquote je Hektar um ein vielfaches höher ist als die von Getreide. Zudem erfolgt ein Teil der Saatgutvermehrung wegen der früheren Erntetermine auch in wärmeren Regionen Süddeutschlands und/oder Südeuropas. Zur Ernte 2014 sind Sherpa (181 ha), Avatar (167 ha) und Marathon (95 ha) die Sorten mit der größten Vermehrungsfläche (Übersicht 4). Diese drei Hybridsorten nehmen zusammen ca. die Hälfte der Rapsvermehrung in diesem Jahr ein. Es folgen dann die Hybridsorten Troy (77 ha), Incentive (67 ha), Mendelson (57 ha), Compass (40 ha) und Maxim (25 ha).

Hybridrapsproduktion

Die Saatgutproduktion von Hybridsorten ist unabhängig von dem jeweiligen Hybridsystem (z.B. MSL-System, Ogura-INRA-System, SAFECROSS-System) vergleichsweise aufwändig und erfolgt bei diesen Systemen in ähnlicher Weise. Bei der Erzeugung von Z-Saatgut wird die sterile Mutterlinie in Streifen neben der Bestäuberlinie (Restorer) angebaut. Die Blühtermine der Mutter- und Bestäuberlinie sollten zeitgleich gesteuert erfolgen, damit möglichst viel fertiler Pollen für die Befruchtung der sterilen Blüten der Mutterlinie zur Verfügung stehen. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen während der Blüte oder einer schlechten Blühsynchronisation von Mutter- und Bestäuberlinie kann es auch zu einer schlechteren Befruchtung mit einem verminderten Schotenansatz kommen. Zur Bestäubungslenkung wird im Bedarfsfall bei den in Streifen angebauten Vater- und Mutterpflanzen die Vaterlinie gezielt zur Hälfte abgeschlegelt, um die Pollenversorgung besser aufeinander abzustimmen. Nach der Blüte wird der Bestäuber dann komplett entfernt, d.h. abgeschlegelt. Beerntet wird letztendlich nur die Mutterlinie. Die Samen der Mutterlinie sind dann wieder restauriert und die aus dem Z-Saatgut der Hybriden aufwachsenden Pflanzen bilden fertilen Pollen aus.

Fazit für die Praxis

  • Die Vermehrung von Raps hat in NRW schon immer einen bedeutenden Stellenwert. Im Mittel der letzten Jahre standen hier rund ein Viertel der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps.
  • Die Sortenvielfalt hat zugenommen, was den Einfluss der hier ansässigen Rapszüchter widerspiegelt.
  • Es werden sowohl Linien- als auch Hybridsorten bei uns vermehrt. Mittlerweile dominieren aber die Hybriden sehr stark das Vermehrungsgeschehen in NRW.
  • Die Saatgutproduktion von Hybridsorten ist im Vergleich zur Erzeugung von Liniensorten ziemlich aufwändig.

Autor: Thorsten Söns