Kombinierte Leberegelbekämpfung durch neue Wirkstoffkombination

Schaf mit KehlgangsoedemBild vergrößern
Die teigige Anschwellungen zwischen den Unterkieferästen findet man sowohl als Folge eines Faden- als auch eines Saugwurmbefalls. Foto: Dr. Wilfried Adams.

In der Schafhaltung gilt eine Belastung mit Innenparasiten bei den Sektionsstatistiken nach wie vor als wichtigste Verlustursache. Der im Labmagen parasitierende sogenannte „Gedrehte Magenwurm“ (Haemonchus contortus) ist der Fadenwurm mit der größten Verbreitung und Schadwirkung. Bei entsprechenden Feuchtbiotopen finden wir aber in den letzten Jahren auch gehäuft Mischinfektionen mit Faden- und Saugwürmern, zu denen beispielsweise der „Große Leberegel“ (Fasciola hepatica) gehört.

Klinik:

In der Praxis ist klinisch eine Abgrenzung zwischen Belastungen des Organismus mit Faden- und/oder Saugwürmern meist ohne weitergehende parasitologische Untersuchungen (Kotproben, serologische Untersuchungen, Sektionen) kaum möglich, denn sowohl bei den Faden- als auch den Saugwürmern stellen sich Leistungsdepressionen, Abmagerung, stumpfe Wolle, Kehlgangsödeme, blasse Schleimhäute, Durchfälle und Fruchtbarkeitsstörungen bis hin zu Todesfällen ein. Allenfalls im Vorbericht lässt die Verfügbarkeit von nassen bzw. feuchten Weideflächen den Verdacht einer Leberegelbeteiligung am Krankheitsgeschehen aufkommen.

Die mit dem Kot der Schafe ausgeschiedenen Leberegeleier benötigen im Freien für die Entwicklung eine Mindesttemperatur von + 10° C. In der Außenwelt entwickeln sich aus den Eiern sog. Flimmerlarven, die den Zwischenwirt, die Zwergschlammschnecke, um selbst zu überleben innerhalb von wenigen Stunden erreichen müssen. Die Larven dringen über die Haut in die Gehäuseschnecken ein und vermehren sich dort nochmals. Als Schwanzlarven (Zerkarien) verlassen sie nach 2-4 Monaten die Gehäuseschnecken und setzen sich an den Spitzen der Gräser in Ufernähe ab; dort erfolgt dann die Umwandlung zu den sog. Metazerkarien, die von den Schafen beim Weiden aufgenommen werden. Mit der Grasaufnahme gelangen die mikroskopisch kleinen Entwicklungsstadien in den Magendarmtrakt, die Jungegel durchdringen die Darmwand, provozieren Bauchhöhlenentzündungen und wandern über die freie Bauchhöhle zur Leber. Beim massenhaften Eindringen der Jungegel in die Leber entstehen auf der Leberoberfläche Bohrgänge. Bereits 4-6 Wochen nach der massiven Aufnahme kann es im Rahmen der akuten Faziolose zu plötzlichen Verlusten bei den Schafen kommen.

Verirren sich die Jungegel in der Bauchhöhle, können sie auch in die Gebärmutter eindringen und zu Aborten führen. In der Leber entwickeln sich die Leberegel zu ausgereiften Stadien (Größe ca. 2-4 cm) und setzen - als Zwitter dort vorzugsweise in den Gallengängen parasitierend - täglich je Parasit bis zu 25.000 Eier über die Gallenblase in den Darm ab. Die Lebern können so mit bis zu 100 erwachsenen Leberegeln befallen sein, die ohne Behandlung ihren Wirt lebenslang schädigen können. Leberegel bzw. ihre Zwischenstadien können im Schaf bzw. der Schnecke überwintern und stellen somit ohne Behandlung ein Dauerproblem dar.

Therapeutische und flankierende Maßnahmen:

Zur Bekämpfung der Endoparasiten stehen verschiedene Wirkstoffe oder Wirkstoff-kombinationen als verschreibungspflichtige Präparate zur Verfügung.

Fadenwürmer bzw. Nematoden werden entweder mit Benzimidazolen, Levamisolen oder makrozyklischen Laktonen angegangen. Seit einigen Jahren beobachtet man eine zunehmende Resistenz vorzugsweise gegenüber Benzimidazolen, die insbesondere durch

  • Verwendung immer der gleichen Wirkstoffgruppe,
  • kurze Behandlungsabstände,
  • systematische Behandlungen aller Altersgruppen und
  • Unterdosierungen

begünstigt wird. Auch der vor wenigen Jahren in Fachkreisen noch empfohlene Weidewechsel unmittelbar im Anschluss an eine Behandlung (sog. Dose- and Move-System) fördert die Selektion resistenter Populationen von Magendarmwürmern auf der frischen Weide. Mittlerweile werden auch schon Mehrfachresistenzen gegen Benzimidazole, Levamisole und makrozyklische Laktone bei den Nematoden beschrieben. Im Gegensatz zur strategischen Bekämpfung der Fadenwürmer, deren Ziel eine Reduzierung der Belastung ist, strebt man bei den Saugwürmern bzw. dem Leberegelbefall eine Eliminierung der Parasiten im Bestand an.

Zu den antiparasitären, Leberegel-wirksamen Substanzen (siehe Tabelle, unten), die nach Beobachtungen des Schafgesundheitsdienstes insbesondere in Hüteschafhaltungen in NRW aufgrund des breiteren Wirkungsspektrums und der Preiswürdigkeit weite Anwendung finden, gehört beispielsweise das Albendazol, welches sowohl gegen Fadenwürmer als auch in höherer Dosierung gegen Leberegel wirkt.

Die zunehmende Resistenzproblematik bei den Benzimadazolen gegenüber Fadenwürmern hat nun die Markteinführung eines neuen Präparates mit zwei Wirkstoffen begünstigt (lfd. Nr. 4), welches die Vorteile der makrozyklischen Laktone, in diesem Fall des Moxidectins, mit seiner geringen Resistenzproblematik und der mehrwöchigen Wirkung kombiniert mit einem spezifischen Wirkstoff gegen Leberegel, dem Triclabendazol. Letztgenannte Substanz erfasst schon die sehr frühen Stadien des Leberegels (bereits eine Woche nach der Infektion).

Die Anwendung der u. a. Leberegelpräparate bzw. der Kombinationspräparates ist grundsätzlich nur bei nachgewiesenem Leberegelbefall gerechtfertigt, wobei die unten aufgeführten diagnostischen Unwägbarkeiten zu berücksichtigen sind.

Als optimale Behandlungszeitpunkte bei der Leberegelbekämpfung gelten die Monate Oktober bis Mitte Dezember, d. h. bei der Aufstallung, und der Monat März. Durch die Behandlung im Herbst erreicht man, dass die Schafe weitgehend frei von Fadenwürmern (bei Kombinationspräparaten) und unbelastet von Entwicklungsstadien des Leberegels in das Winterhalbjahr kommen und somit auch tragende Tiere bzw. ihre Lämmer nicht zusätzlich noch mit Endoparasiten belastet werden. Die Behandlung im Frühjahr eliminiert nicht erfasste parasitäre Stadien (bei Leberegel z. B. die erwachsenen Stadien) und schützt vor einer erneuten Belastung der Weiden. Die Präparate „Cydectin Triclamox“ und „Fasinex“ wirken gegen erwachsene und jungendliche Stadien, beim Einsatz der anderen Präparate wird empfohlen, die Behandlung erst 6-8 Wochen nach der Aufstallung durchzuführen, wenn die Entwicklung der jugendlichen Stadien abgeschlossen ist.

Die orale Behandlung sollte mindestens über 2-3 Jahre fortgeführt werden, wobei als flankierende Maßnahmen die den Zwergschlammschnecken als Biotope dienenden Gewässer bzw. Feuchtgebiete großzügig ausgezäunt oder trockengelegt werden müssen.

Diagnostik:

Aufgrund der schubweisen bzw. intermittierenden Ausscheidung der Leberegeleier mit dem Kot spricht ein einzelner negativer Befund nicht unbedingt für ein Leberegel-unbelastetes Tier. Es empfiehlt sich daher grundsätzlich, jeweils mehrere Kotproben von Tieren verschiedener Standorte zur parasitologischen Untersuchung einzuschicken, zumal nach Literaturhinweisen durch das sog. Sedimentationsverfahren zum Nachweis von Leberegeleiern nur 30% der mit dem Kot ausgeschiedenen Leberegeleier erfasst werden.

Geeigneter scheint in den letzten Jahren eine Untersuchung von Blutproben auf Antikörper gegen alle Entwicklungsstadien des Großen Leberegels. Der ELISA-Test ist für Schaf- und Rinderseren geeignet und zeichnet sich durch eine hohe Trefferquote (Sensitivität u. Spezifität) aus. Serologische Untersuchungen bietet beispielsweise der Tiergesundheitsdienst in Bayern unter folgender Anschrift an:

Tiergesundheitsdienst Bayern e. V.
- Zentralinstitut -
Senator-Gerauer-Str. 23
85586 Poing
Tel.: 089-9091-221

Die Kosten je Blutprobe (ohne MwSt.) liegen bei 8,15 €, bei 10 und mehr Proben reduziert sich der Preis auf 6,35 €. Benötigt werden 5 ml Vollblut ohne Zusätze in einer bruchsicheren Verpackung bei eindeutiger Kennzeichnung.

Autor: Dr. Wilfried Adams