100 Jahre für eine süße Sache

Zuckerrüben
Zuckerrüben

Der Rheinische Rübenbauer-Verband, ein Zusammenschluss von Landwirten zwischen Aachen und Münster, Kleve und Koblenz, feierte am 3. Februar in Neuss sein 100-jähriges Jubiläum. Die 6 000 Mitglieder des Verbandes erzeugen auf etwa 62 000 Hektar jedes Jahr Zucker für 15 Millionen Menschen. Der Rheinische Rübenbauer-Verband, der zweitälteste in Europa, wurde 1903 in Köln von Landwirten gegründet, um existenzwichtige Forderungen der Rübenanbauer gegenüber den Zuckerfabriken gemeinsam durchsetzen zu können. Damals ging es vor allem um die Rübenpreise, aber auch um andere, für die Wirtschaftlichkeit des Zuckerrübenanbaues entscheidende Fragen, wie die Bewertung des Zuckergehaltes und die Freiheit bei der Wahl des Saatgutes.

Der Rübenanbau hat sich in den vergangenen 100 Jahren stark verändert. So stiegen die Erträge von 28 Tonnen je Hektar auf heute 57,2 Tonnen je Hektar. Der Zuckerverbrauch in Deutschland stieg im gleichen Zeitraum von 13,8 auf 36,8 Kilogramm pro Kopf. Fortschritte in der Pflanzenzüchtung und in der Mechanisierung reduzierten den Arbeitsaufwand von mehr als 500 Arbeitskraftstunden pro Hektar auf heute weniger als 20 Stunden. Der Verbraucher muss heute für einen Kilogramm Zucker im Durchschnitt nur noch knapp vier Minuten arbeiten, während es 1950 noch 30 Minuten waren.

Große Sorgen bereiten den Zuckerrübenanbauern im Rheinland, wie überall in Europa, die Bestrebungen zur weiteren Liberalisierung des Zuckermarktes. Zurzeit schützt die Zuckermarktordnung die europäischen Anbauer noch vor Billigimporten von Rohrzucker, vor allem aus Brasilien und Australien. Weil eine Zuckerproduktion mit den bei uns üblichen hohen Umwelt- und Sozialstandards zu den Dumpingpreisen des Weltmarktes nicht möglich ist, müssten bei einer vollständigen Aufhebung der Zuckermarktordnung die meisten Bauernhöfe, die heute noch Zuckerrüben anbauen, aufgeben. Außerdem fielen im Rheinland 6 000 gewerblichen Arbeitsplätze im Umfeld der vier Zuckerfabriken in Appeldorn, Elsdorf, Euskirchen und Jülich weg.

Alle Redner beim Jubiläum des Verbandes in Neuss, unter ihnen der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerhard Sonnleitner, der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes, Friedhelm Decker, und der Präsident des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes, Jan Kirsch, gaben der Hoffnung Ausdruck, dass es gemeinsam gelinge, eine moderate Weiterentwicklung der Zuckermarktordnung zu erreichen. Nur so sei es möglich, die umweltverträgliche Zuckererzeugung in der Region mit kurzen Wegen zum Verbraucher und die Existenz der einheimischen Betriebe zu sichern.

Pressemeldung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vom 04.02.2004