Papierlawine rollt auf NRW-Bauern zu

Mit einer gewaltigen Papierlawine beginnt in diesen Tagen auch in Nordrhein-Westfalen die Umsetzung der im Juni 2003 von der Europäischen Union beschlossenen Reform der Agrarpolitik. Statt der bisher praktizierten Förderung von Flächen und Tieren gibt es von diesem Jahr an Betriebsprämien, deren Höhe nach einem aufwändigen Verfahren auf Grund der bisherigen Produktion errechnet wird. Grundlage für die Festsetzung sind jetzt Luftbilder statt der bisher üblichen Katasterunterlagen.

Um die komplizierten Vorgaben der EU zu erfüllen, verschickt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen jetzt neben 50 000 Anschreiben mit Erläuterungen sowie 50 000 Formularen für den Sammelantrag unter anderem 350 000 Flächenverzeichnisse, 300 000 Luftbildkarten sowie fünf weitere Schriftsätze mit Auflagen zwischen 10 000 und 44 000. Das Gesamtgewicht allein dieser Formulare und Mitteilungen liegt bei etwa 18 Tonnen, im Durchschnitt 360 Gramm für jeden Bauernhof. Für die Bauern ist dann verschärfte Schreibtischarbeit angesagt. Ein großer Teil dieses gewaltigen Papierberges muss bis zum 17. Mai ausgefüllt und unterschrieben wieder bei den Kreisstellen der Landwirtschaftskammer sein, für die dann die Arbeit mit der Bearbeitung der Unterlagen weitergeht.

Im vergangenen Herbst hat die Landwirtschaftskammer bereits in einem umfangreichen Beteiligungsverfahren gemeinsam mit den Landwirten für ganz Nordrhein-Westfalen ein flächendeckendes System digitaler Luftbildkarten zusammengestellt und auf den aktuellen Stand gebracht.

Der Verwaltungsaufwand für die Landwirtschaftskammer steigt zusätzlich, weil es nach der Agrarreform unterm Strich zwar weniger Geld für die Bauern gibt, das aber auf eine größere Fläche verteilt wird. Gab es im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen etwa 43 000 Antragsteller, so rechnet die Kammer in diesem Jahr mit 50 000 Anträgen, denn erstmals gibt es auch für viele Gartenbaubetriebe Geld von der EU. Zahlreiche private Pferdehalter und Hobbylandwirte haben sich ebenfalls bei der Kammer gemeldet und Ansprüche auf Prämien für ihre Flächen angemeldet.

Pressemeldung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vom 09.03.2005