Jahresauswertung 2007 der Energetischen Futterwertprüfung

Hammeltest

Die energetische Futterwertprüfung von Mischfuttern, Einzelfuttermitteln und speziell konzipierten Mischfuttern für Wiederkäuer im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick in Kleve hat eine lange Tradition. Die Ergebnisse liefern für die landwirtschaftliche Praxis auf der Basis nachvollziehbarer Kriterien eine wichtige Entscheidungshilfe für den Bezug von Futtermitteln. Sie geben zugleich der Futtermittelindustrie wertvolle Hinweise und sichern die hohen Qualitätsstandards bei der Produktion. Über die Prüfergebnisse des Jahres 2007 berichten Dr. Martin Pries und Annette Menke von der Landwirtschaftskammer NRW.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 74 Futter im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, an Hammeln auf die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe untersucht. Die verdaulichen Rohnährstoffe sind Grundlage für Bestimmung der Energiegehalte an Umsetzbare Energie (ME) und Nettoenergie Laktation (NEL). Das Vorgehen in der Energiebestimmung orientiert sich an den wissenschaftlichen Leitlinien der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie. Vom Institut für Tierwissenschaften, Abteilung Tierernährung, unter Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Südekum erfolgt bei Bedarf eine ergänzende wissenschaftliche Betreuung. Die Prüfungen erfolgen zum einen im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung von Mischfuttern für Wiederkäuer und zum anderen zur Ermittlung der Energiegehalte in Einzelfuttern und in speziell konzipierten Mischfuttern. Welche Futter mit welchem Umfang im Einzelnen geprüft wurden, zeigt Tabelle 1. Im Vergleich zum Vorjahr wurden etwas weniger Futter geprüft.

1   Milchleistungsfutter

Mit insgesamt 50 geprüften Milchleistungsfuttern von 27 verschiedenen Herstellern bildeten diese Futter den Schwerpunkt der Prüfungen, womit eine weitgehend flächendeckende Überprüfung der in Nordrhein-Westfalen am Markt befindlichen Mischfutter für Kühe erreicht werden konnte. Erfreulicherweise wurde von allen Herstellern ein Energiegehalt deklariert. Die geprüften Futter verteilen sich bezüglich der deklarierten Energiegehalte, wie in Tabelle 2 dargestellt. Bei einem Futter wurde auf eine Bewertung und Veröffentlichung verzichtet, da eine zu große Streuung in der Verdaulichkeit zwischen den Hammeln gegeben war. Die Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung für das Jahr 2007. Zur besseren Einordnung der Ergebnisse sind vier weitere Prüfjahre mit angegeben. Von den 50 geprüften Futtern mit einer Energieangabe wurde in 47 Fällen der deklarierte Energiewert durch die Energiebestimmung am Hammel bestätigt oder ein höherer Energiegehalt ermittelt.

Von den drei Futtern mit einer nicht bestätigten Deklaration gehören zwei Futter der Energiestufe 3 und ein Futter der Stufe > 3 an. Insgesamt konnte in 94 % der Prüfungen der deklarierte Energiegehalt bestätigt werden, womit das Vorjahresergebnis leicht unterschritten wird. Die prozentualen Anteile der bestätigten Deklarationen sind für die verschiedenen Energiestufen sehr unterschiedlich. In der Energiestufe 2 beträgt die Bestätigungsquote 100 %. Für die Stufe 3 und > 3 liegen die entsprechenden Werte bei 90 % und 96 %. In den höheren Energiestufen wird demnach häufiger der deklarierte Energiewert in der Prüfung nicht bestätigt, was auch in den Ergebnissen der Vorjahre zum Ausdruck kam.

Verdaulichkeit für die Energiestufen

Der Gehalt an verdaubarer organischer Substanz im Futter ist entscheidend für den am Hammel ermittelten Energiegehalt. Der Tabelle 4 sind die mittleren Verdaulichkeiten der organischen Substanz für die verschiedenen, am Hammel bestimmten Energiestufen zu entnehmen. Zwischen den Stufen bestehen deutliche Unterschiede. In der Energiestufe 2 beträgt die Verdaulichkeit der organischen Substanz etwa 77 %, für die Stufe 3 liegt sie bei 84 % und schließlich bei über 86 % für Futter der Stufe > 3. Am Markt besteht ein deutlicher Trend zu Futtern der Energiestufe > 3. Dem wurde durch einen entsprechend großen Prüfungsumfang in diesem Energiebereich Rechnung getragen. So waren 46 % der geprüften Futter dieser Energiestufe zugehörig. Hiermit wird der Prüfumfang in dieser Energiestufe gegenüber dem Vorjahr nochmals übertroffen.

Stärke, Zucker und NFC

Für die Rationsgestaltung bei hochleistenden Kühen sind die Anforderungen bezüglich der Kohlenhydratversorgung verstärkt zu beachten. Häufig werden bei diesen Kühen Milchleistungsfutter mit höheren Energiegehalten (Energiestufe > 3) eingesetzt. Diese Futter sind vor allem durch den Einsatz stärkehaltiger Energieträger in Form von Getreide gekennzeichnet. Bei den Fütterungshinweisen sind deshalb die Angaben der Gehalte an Zucker, Rohstärke und beständiger Stärke von zunehmender Bedeutung. Tabelle 5 weist die Zucker-, Stärke- und NFC-Gehalte in Abhängigkeit der Energiestufen aus. Zwischen den Energiestufen bestehen erwartungsgemäß große Unterschiede in den Kohlenhydratgehalten. Insbesondere der mittlere Gehalt an Stärke nimmt bei den höheren Energiestufen stark zu. Die Zuckergehalte sind hingegen zwischen den Energiestufen nicht verschieden.

Innerhalb der Energiestufen unterliegt der Stärkegehalt ebenfalls großen Schwankungen. Ähnlich stark wie die Stärkegehalte variieren auch die Gehalte an NFC in Abhängigkeit der Energiestufen, was aufgrund der chemischen Zusammenhänge zwischen Stärke und NFC auch zu erwarten ist. Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Stärke- und Zuckergehalte seit 1999 bis 2007 für die Energiestufen 3 und > 3. Klar erkennbar ist der Trend zu einem Anstieg der Gehalte. Eine stärkere Typisierung der Futter in Abhängigkeit der Kohlenhydratgehalte mit entsprechenden Fütterungshinweisen, die die Grobfuttersituation und die abzudeckende Leistung berücksichtigen, ist zukünftig zu erwarten.

Deklarationstreue im Überblick

Die in 2007 geprüften Milchleistungsfutter verteilen sich auf 27 Hersteller. Durch Firmenzusammenschlüsse und Umbenennungen ist ein stetiger Wandel gegeben. Soweit durch die Bezeichnung klar ersichtlich, wurden in der Tabelle 6 die Ergebnisse der früheren Firmen mit einbezogen. Gelistet sind die Ergebnisse der in 2007 geprüften Hersteller mit der jeweiligen Anzahl der geprüften und der Anzahl der im Energiegehalt bestätigten Futter sowie die Ergebnisse der Jahre 2005 und 2006. Je nach Hersteller beläuft sich die Anzahl der in 2007 geprüften Futter auf eins bis vier und eins bis elf im Zeitraum 2005 bis 2007. Maßgebend ist die Deklarationstreue im Laufe der Zeit. Im Dreijahreszeitraum haben von 27 Herstellern 19 in allen Prüfungen keine Abweichung zwischen Deklaration und Befund aufzuweisen. Bei acht Herstellern ergab sich eine Beanstandung, wobei ein Hersteller bei zwei Futtern den deklarierten Energiegehalt nicht eingehalten hatte.

2  Rindermastfutter

Insgesamt wurden zehn Futter für die Rindermast beziehungsweise für die Kälberaufzucht von sieben Herstellern in die Prüfung genommen. Zweimal wurde die Energiestufe 2, sechsmal die Stufe 3 und zweimal ein Energiegehalt von 11,2 MJ ME/kg deklariert. In allen Fällen konnte die Energieangabe bestätigt werden. Bei zwei Futtern wurde aufgrund der höheren Verdaulichkeit der organischen Substanz eine Energieüberschreitung festgestellt. Über die Qualität der bisher insgesamt geprüften Rindermastfutter informiert die Tabelle 7. Von den 58 geprüften Futtern wurden aufgrund der Verdaulichkeitsmessung 12 Futter in die Stufe 2, 36 Futter in die Stufe 3 und schließlich zehn Futter in die Stufe > 3 eingruppiert. Der Gehalt an organischer Substanz variiert in Abhängigkeit der Energiestufen zwischen knapp 79 % und gut 81 %. Im Vergleich zu den Milchleistungsfuttern ergeben sich etwas niedrigere Werte, was durch die höhere Mineralisierung der Rindermastfutter zu erklären ist. Die Verdaulichkeit der organischen Substanz in der jeweiligen Energiestufe bewegt sich auf dem Niveau der Milchleistungsfutter. Innerhalb einer Energiestufe bestehen jedoch große Unterschiede in den Verdaulichkeitswerten, was speziell auf die Wahl der Komponenten zurückzuführen ist. Die Tabelle 8 gibt Auskunft über die bisher geprüften Firmen mit den jeweiligen Prüfungsumfängen. Deutlich wird, dass im Bereich der Rindermastfutter ein sehr hoher Bestätigungsgrad erreicht wird.

3  Schaffutter

Im Jahr 2007 wurden vier Schaffutter von vier verschiedenen Herstellern geprüft und in einem Bericht veröffentlicht. Dies entspricht den Prüfungsumfängen der Vorjahre. Drei Futter waren mit der Energiestufe 2 und ein Futter wurde ohne eine Energieangabe ausgeliefert. Die angegebenen Energiegehalte wurden in der Prüfung am Hammel in allen Fällen bestätigt. Zur energetischen Aufwertung des Grobfutters ist das Futter der Energiestufe 3 aufgrund der besseren Energieausstattung gegenüber den Futtern der Stufe 2 zu bevorzugen. Maßgeblich für die Wahl des Futters sind das Leistungsziel, die Qualität des Grobfutters und schließlich die Preisrelation. Die Tabelle 9 zeigt die seit 1998 geprüften Hersteller.

Bisher wurden insgesamt 41 Schaffutter von neun verschiedenen Anbietern getestet. Davon wurden 34 Futter mit einer deklarierten Energieangabe in den Handel gebracht, wobei in allen Fällen der von den Herstellern angegebene Energiegehalt bestätigt werden konnte. In sieben Fällen, davon fünfmal bei der Firma H. Schräder, Ochtrup, wurde das Futter ohne jegliche Angaben zum Energiegehalt den Landwirten zur Verfügung gestellt. In der Prüfung am Hammel konnten diese Futter zweimal der Energiestufe 2 und viermal der Energiestufe 3 zugeordnet werden. Ein weiteres Futter lag unterhalb der Energiestufe 2.

In der Tabelle 8 sind die Qualitäten der seit 1998 geprüften Schaffutter in Abhängigkeit der Energiestufe dargestellt. Mit zunehmender Energiestufe steigt der Gehalt an organischer Substanz von 81 % über knapp 82 % bis hin zu gut 83 %. Im Vergleich zu den Rindermastfuttern sind hier die Gehalte durchweg höher, was vor allem in einer geringeren Mineralisierung begründet ist. Die Verdaulichkeit der organischen Substanz liegt mit 80, 82 und 86 % in ähnlicher Größenordnung wie bei den Mastfuttern für die großen Wiederkäuer.

Auffällig ist der große Prüfumfang für die Futter der Energiestufe 2. Fast die Hälfte aller geprüften Futter gehört zu diesem Energiesegment. Wenn die geprüften Futter die Marktverhältnisse bezüglich der Verteilung über die Energiestufen widerspiegeln, ist der hohe Anteil der 2er-Futter kritisch zu betrachten, denn zur energetischen Aufwertung des Grobfutters sollten vornehmlich Futter der Energiestufe 3 und > 3 eingesetzt werden. Hier ist ein gezielter Futtereinkauf wünschenswert.

Fazit

Die Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung zeigten im Jahr 2007 bei den Mischfuttern für Milchkühe, Mastrinder und Schafe ein gutes Niveau. Von insgesamt 64 geprüften Futtern mussten nur drei Futter wegen Energieuntergehalte beanstandet werden. Die beanstandeten Futter gehörten alle zum Segment der Milchleistungsfutter. Diese geringe Beanstandungsrate zeigt die hohe Qualität der angebotenen Mischfutter. Kritisch anzumerken ist der ständig steigende Anteil von Milchleistungsfuttern, bei denen eine zum Teil deutliche Überschreitung des deklarierten Energiegehaltes durch die Prüfung am Hammel festgestellt wird. Eine leistungsgerechte Versorgung wird hierdurch erschwert. Bei den Schaffuttern ist ein größerer Einsatz von Futtern der Stufe 3 wünschenswert. Verbesserungswürdig sind auch im Einzelfall die Art und Weise der Energieangaben. Bewährt hat sich die vereinbarte Deklaration nach Energiestufen, auf die nicht verzichtet werden sollte.

Autor: Dr. Martin Pries, Annette Menke