Kühe und Klimaschutz

In einem Klima-Versuchsstall unternimmt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, wissenschaftlich begleitet von der Universität in Bonn, Versuche zur Optimierung der Fütterung von Milchkühen. Neben den Fütterungsversuchen finden hier auch Messungen zum Ausstoß klimarelevanter Gase in Abhängigkeit von Fütterung und Haltung statt.

Seit Jahren stehen Rinder im Verdacht, durch den Ausstoß von Methan zur Erderwärmung beizutragen. Geschrieben wird viel über dieses Thema, belastbare Ergebnisse über den Zusammenhang zwischen Fütterung und Methanausstoß gab es bisher nicht. Im Riswicker Kuhstall sind erstmals Versuche möglich, mit denen der Einfluss der Fütterung und der Haltung auf den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen untersucht werden kann.

In Haus Riswick wird getestet, wie Emissionen bei den Wiederkäuern mit unterschiedlichen Böden und Fütterungsmethoden gemindert werden können. Zum einen wird die Luft von Spaltenböden und zum anderen von planbefestigten Bereichen untersucht. Des Weiteren kam bei den ersten Versuchen heraus, dass eine mehr maisbasierte Fütterung gegenüber vorwiegend Grasfutter zu einer Verringerung von zehn Prozent bei Methanemissionen geführt hatte. Geringe Zugaben von Zusatzstoffen in der Fütterung können weitere Erfolge in der Verringerung von Methanausstoß nachgewiesen werden.

Versuche zu Methan und Ammoniak

Methan entsteht im Wesentlichen bei der mikrobiellen Umsetzung von Futter im Pansen von Wiederkäuern und bei der Lagerung von wirtschaftseigenen Düngern. Rohfaserreiche Futtermittel wie Gras können aber fast ausschließlich durch Wiederkäuer verwertet werden. Nur über diesen „Zwischenschritt“ könnten vom Grünland hochwertige Lebensmittel, wie Milch und Rindfleisch, für die menschliche Ernährung erzeugt werden. Der Schutz des Grünlands hat gerade in Nordrhein-Westfalen einen hohen Stellenwert. Ökologisch wertvolle Grünlandflächen, die in vielen Regionen des Landes landschaftsprägend sind, können aber zu vertretbaren Kosten nur erhalten werden, wenn sie wirtschaftlich genutzt werden können.

Ammoniak-Emissionen aus der Tierhaltung treten bei der Haltung, Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern auf. Zudem entsteht Lachgas aus der Düngerumsetzung im Boden, sowohl von Handelsdüngern als auch von organischen Düngemitteln.

Einzigartige Voraussetzungen im Klimastall

Ziele des von der Landwirtschaftlichen Rentenbank geförderten Projekts mit einer dreijährigen Laufzeit waren die Erfassung von Emissionen von umwelt- und klimarelevanten Gasen, wie Ammoniak und Methan, aus typisch frei belüfteten Milchviehställen und die Überprüfung von Emissions-Minderungsmaßnahmen. Methodisch sind die Untersuchengen sehr anspruchsvoll, da Emissionsmessungen Langzeitversuche erfordern, um tages- und jahreszeitliche Witterungseinflüsse zu berücksichtigen. Besonders aufwendig ist die Erfassung der Luftmengen, die in Abhängigkeit vom aktuellen Wind mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Richtung durch den Stall strömen. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Tierernährung der Universität Bonn und den Mitarbeitern in Haus Riswick konnten auch gezielte Fütterungsversuche zur Reduzierung von Methan-Emissionen durchgeführt werden.

Nach der Einrichtung der Messtechnik und Untersuchungen zu den Haltungssystemen wurde in einem zweiten Forschungsblock die Gestaltung der Futterration betrachtet. In diesem Versuch wurden zwei unterschiedliche Rationen verabreicht. 48 Kühe erhielten eine grasbetonte und - als Vergleich - 48 Kühe eine maisbetonte Futterration. Die Auswertung der ersten Versuchsergebnisse zeigen: Wird den Tieren mehr Gras gefüttert, so sind die Methanemissionen höher als bei einer maisbetonten Fütterung.

Die Futterkosten sind mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent an den Produktionskosten in der Milchviehhaltung größter Faktor. Daher ist die Optimierung der Fütterung ein entscheidender Ansatz, wenn es um die Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung geht. Eine optimale Fütterung ist gleichzeitig auch Grundlage für gesunde und langlebige Kühe mit hoher Milchleistung.

Ausblick

Da das Projekt weitere drei Jahre durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert wird, soll künftig der Schwerpunkt verstärkt auf eine eiweißreduzierte Fütterung von Milchkühen gelegt werden. Neben der Milch stehen auch hier die Auswirkungen auf die Emissionen von Ammoniak, Methan und Lachgas im Vordergrund. Des Weiteren werden Aspekte wie die Futteraufnahme, die Futterverwertung und die Stoffwechselstabilität in Zusammenhang mit den Emissionen von Klimagasen im Fokus stehen.

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