Fütterung von Shredlage an Trockensteher und frischlaktierende Kühe

Erntegut Shredlage Maissilage
Erntegut Shredlage Maissilage Foto: Anna van Bebber

Nach ersten Fütterungsversuchen aus 2016 stellt Riswick nun Ergebnisse aus 2017 vor, bei der auch die Trockenstehphase berücksichtigt wurde.

Im Zeitraum vom 19. Januar bis zum 26. Juli diesen Jahres wurde in Haus Riswick der zweite Fütterungsversuch mit Shredlage-Maissilage im Vergleich zur Maissilage mit herkömmlicher Häcksellänge durchgeführt. Anders als im vorangegangen Fütterungsversuch aus dem Jahr 2016 wurde bei dieser Versuchsanstellung die Trockenstehphase mit in den Versuchszeitraum eingebunden.

System Shredlage und Ernte auf Riswick

Bei Shredlage wird der Silomais mit einer Häcksellänge von 26 bis 30 mm gehäckselt bei gleichzeitig intensiver Korn- und Restpflanzenaufbereitung. Im Ergebnis führt die patentierte neuartige Technologie zu Maissilagen mit einem höheren Anteil an groben Partikeln der Restpflanze bei vollständiger Zerkleinerung der Maiskörner. Die längeren Abschnitte von Stängeln und Blättern werden hierbei zusätzlich in Längsrichtung aufgesplissen.

Bei der Ernte wurden zwei parallel fahrende Häckselketten eingesetzt
Bei der Ernte wurden zwei parallel fahrende Häckselketten eingesetzt Foto: Anna van Bebber

Am 20.09.2016 wurden rund 36 ha Silomais mit zwei Häckselketten parallel beerntet. Zum Einsatz kamen zwei Claas Feldhäcksler mit jeweils vier Abfuhrgespannen. Die erste Häckselkette erntete mit dem Shredlage-Kornaufbereiter eine theoretische Häcksellänge (tHL) von 26 mm, die zweite Häckselkette dagegen die konventionelle Variante mit einer theoretischen Häcksellänge von 7 mm. Der geerntete Mais wurde parallel in zwei Silokammern mit 55 m Länge, 8,5 m Breite und 2 m hohen Seitenwänden eingelagert. Das Erntegut wurde schichtweise auf kompletter Länge der Silokammer verteilt und verdichtet. Die Übersicht 1 zeigt, dass sich der frisch geerntete Mais in seiner Partikelgrößenverteilung im Ober- und Mittelsieb zwischen den Varianten unterscheidet.

Uebersicht-1-Siebfraktionierung-des-Frischmais-am-Erntetag

Fütterungsversuch

Für den Fütterungsversuch wurden 48 Holsteinkühe gleichmäßig auf zwei Gruppen mit jeweils 24 Tieren verteilt. Der Färsenanteil betrug 30 %. Die Einteilung erfolgte anhand Laktationsnummer und -tag, Vorlaktationsleistung und 305-Tage Leistung sowie der Lebendmasse. Zur Kennzeichnung der Versuchsgruppen wurden die Bezeichnungen KmS: Maissilage konventionell (7 mm tHL) mit Strohergänzung und SmS: Maissilage Shredlage (26 mm tHL) mit Strohergänzung gewählt. Resultierend aus dem Shredlage-Fütterungsversuch aus dem Vorjahr wurde die Strohergänzung aufgrund ihres positiven Effekts auf die Futteraufnahme in beiden Fütterungsgruppen beibehalten. In der 6-wöchigen Trockenstehphase wurden die Tiere einphasig mit einer Ration bestehend aus Grassilage, Maissilage (7 mm oder 26 mm Häcksellänge), Stroh und Rapsextraktionsschrot gefüttert. Mit der Kalbung wechselten die Tiere für eine 100-tägige Beobachtungsphase in die Gruppen der laktierenden Kühe. Die Zusammensetzung der Futterrationen ist in Übersicht 2 dargestellt.

Uebersicht-2-Zusammensetzung-der-Futterrationenauf-Basis-der-Trockenmasse

Ein Wechsel der Grassilage in der zweiten Versuchshälfte wurde durch Erhöhung der Grassilagemenge um 0,2 kg/TM ausgeglichen. Das Kraftfutter bestand mit 7,0 MJ NEL/kg TM zu 72 % aus Rapsextraktionsschrot und 22 % Weizen. Die frischmelkenden Versuchsgruppen erhielten in der Gesamtration Energiegehalte von gut 7,1 MJ NEL/kg TM bei einem Rohproteingehalt von knapp 160 g/kg TM. Die Trockensteher bekamen 5,9 MJ NEL/kg TM über die Ration zur Verfügung gestellt. Auch bei den übrigen Nährstoffen ergaben sich gleiche Konzentrationen in der TM. Die Nährstoffgehalte der maisbetonten Rationen waren gemäß den Vorgaben der DLG-Empfehlung ausgelegt.


Die tierindividuelle Futteraufnahme wird im VBZL Haus Riswick mit einer Wiegetroganlage bestimmt
Die tierindividuelle Futteraufnahme wird im VBZL Haus Riswick mit einer
Wiegetroganlage bestimmt Foto: Jana Denißen

Täglich wurden Futter- und Wasseraufnahmen, Lebendmasse sowie Milchmenge tierindividuell erfasst. Die Milchinhaltsstoffe wurden wöchentlich gemäß der MLP-Routine ermittelt. Die Körperkondition wurde vierwöchentlich durch die Parameter Body-Condition-Score und Rückenfettdicke-Messung festgestellt. Zusätzlich bekamen 18 Tiere jeder Futtergruppe ein Halsband zur Messung der Wiederkauaktivität. Bei vier repräsentativen Kühen jeder Gruppe wurde der tägliche Verlauf des Pansen-pH-Wertes mittels eines Bolus über 50 Tage gemessen. Wiederkaudaten und pH-Werte wurden als Tagesmittelwerte verrechnet.

Futteraufnahme und Körperkondition

Die Futteraufnahme in der Trockenstehzeit zeigt, dass die Kühe der Futtergruppe KmS im Mittel 12,2 kg TM je Tag und die der Gruppe SmS dagegen 12,9 kg im Tagesmittel gefressen haben. Während der ersten hundert Laktationstage haben die Tiere der Gruppe KmS im Tagesmittel 21,9 kg Trockenmasse aufgenommen, die der Gruppe SmS 22,3 kg. Die Futter- und Wasseraufnahmen zeigten keine statisch absicherbaren Unterschiede. Als Konsequenz aus der geringfügig höheren Trockenmasseaufnahme ergeben sich bei identischer Nährstoffdichte der Rationen leicht höhere Nährstoffaufnahmen der Gruppe SmS gegenüber der Gruppe KmS.

In der Trockenstehphase wurde für beide Futtergruppen ein Body-Condition-Score von 3,5 Punkten und eine Rückenfettdicke von jeweils rund 16 mm ermittelt. Die Lebendmassen waren mit 753 kg (KmS) bzw. 756 kg (SmS) ebenfalls vergleichbar. Nach der Kalbung und dem Abbau von Körpermasse sind in den ersten 100 Laktationstagen BCS-Werte von 3,0 in beiden Futtergruppen erhoben worden. Die mittlere Rückenfettdicke ergab 9,5 mm (KmS) und 9,1 mm (SmS). In beiden Futtergruppen wurde zeitgleich ein Rückgang der Lebendmasse auf 644 kg (KmS) bzw. 629 kg (SmS) festgestellt. Wie bei der Futter- und Wasseraufnahme sind auch diese dargestellten Unterschiede zwischen den Futtergruppen nicht signifikant.

Milchleistungsparameter

Die Übersicht 3 informiert über die Milchleistung und die Milchinhaltsstoffe der Futtergruppen. Die tägliche natürliche Milchmenge lag in der Gruppe KmS bei 35,2 kg und in der Futtergruppe mit Shredlage bei 36,1 kg. Bei den Milchinhaltstoffen ist durch Fütterung mit dem unterschiedlich gehäckselten Mais kein Unterschied erkennbar. Die Fettgehalte waren mit 3,81 % (SmS) zu 3,77 % (KmS) ebenso nicht signifikant verschieden wie die Eiweißgehalte mit 3,01 % (SmS) und 3,07 % (KmS). Die energiekorrigierten Milchmengen (ECM) liegen bei 33,8 kg (KmS) und 34,6 kg (SmS) je Tier und Tag und sind ebenfalls nicht signifikant verschieden. Milchharnstoffgehalt, Zellzahl- und Laktosewerte unterscheiden sich zwischen den Futtergruppen nicht voneinander.

Uebersicht-3-Milchleistung-und-Milchinhaltsstoffe_-Wiederkaudauer-sowie-Pansen-pH-Werte

Es wurde eine zwischen den Gruppen vergleichbare Wiederkauzeit von 606 Minuten/Tag (KmS) bzw. 602 Minuten/Tag (SmS) gemessen. Demzufolge konnten auch stabile Pansen pH-Werte festgestellt werden. Ohne gesicherte Unterschiede zwischen den Futtergruppen sind ein mittlerer Pansen-pH-Wert von 6,5 (KmS) und 6,6 (SmS) erfasst worden.

Zusammengefasst

  • Wie im Vorjahresversuch konnte eine Shredlage typische Maissilage geerntet werden, die sich in ihrer Siebfraktionierung und subjektiven Betrachtung von der konventionellen Variante deutlich unterscheidet. 
  • Bei der TM-Aufnahme unterschieden sich die Gruppen während der Trockenstehphase und der ersten 100 Laktationstage numerisch voneinander. Die leichten Vorteile zugunsten der SmS Gruppe führten zu leicht erhöhten Energie- und Nährstoffaufnahmen, die über den gesamten Versuchsverlauf zu einer positiveren Energiebilanz in der SmS Gruppe beitragen.
  • Die Milchleistung und Milchinhaltsstoffe unterschieden sich zwischen den Futtergruppen nicht. Die natürliche Milchmenge lag bei 35,2 kg (KmS) und 36,1 kg (SmS) je Kuh und Tag. Auf Basis der ECM war der Unterschied mit 0,8 kg zugunsten der Shredlage-Silage statistisch nicht absicherbar.
  • Die tägliche Wiederkaudauer der Kühe betrug 606 Minuten in KmS und 602 Minuten in SmS. In den gemessenen Pansen pH-Werten spiegelte sich die hohe Wiederkauaktivität wieder. Die Gruppe KmS hatte einen durchschnittlichen Pansen pH-Wert von 6,5, die mit Shredlage gefütterte Gruppe 6,6. Wiederkaudauer und Pansen pH-Wert sind in beiden Futtergruppen auf einem hohen Niveau. Hierfür dürfte auch der Strohanteil in Höhe von 0,8 kg TM je Tier und Tag verantwortlich sein.
  • Die Ergebnisse aus dem Fütterungsversuch in 2017 bestätigen bezüglich der Futteraufnahme, der Milchleistungsparameter, der Wiederkauaktivität sowie des Pansen-pH-Wertes die tendenziellen Vorteile für Shredlage Maissilagen aus dem Vorjahresversuch in Haus Riswick.   
     

 

Was zeigt uns die Dichtemessung an den Silomieten?

Zur Überprüfung der erreichten Verdichtung am Fahrsilo wurden während der Entnahme an zwei Messterminen Dichtebestimmungen an den Anschnittsflächen durchgeführt. Mittels Bohrkernmethode erfolgte die Dichtebestimmung an neun unterschiedlichen Stellen. Wie Übersicht 4 zeigt, konnte in der Mittelschicht sowie Unterschicht der Maissilagen vergleichbare Verdichtung in beiden Häckselvarianten erreicht werden.

Trotz Einsatz deutlich höher ballastierter Walzfahrzeuge in der Shredlage-Variante am Erntetag im Jahr 2016 (Übersicht 4) gegenüber Verdichtung bei gleich ballastierter Walzfahrzeuge im Jahr 2015 (Übersicht 5), zeigt die Dichtemessung Differenzen in der Oberschicht zugunsten der kürzeren Häckselvariante. Verglichen mit den Zielwerten bleibt die Verdichtung in beiden Systemen eine große Herausforderung.

Übersicht 4 Versichtung in den Fahrsilos (Erntejahr 2016)

 

Übersicht 5 Versichtung in den Fahrsilos (Erntejahr 2015)