Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden auftragsgemäß im Rahmen der energetischen Futterwertprüfung sieben Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und saure Detergenzien-Faser (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht „Ablauf und Methode der Energetischen Futterwertprüfung“ (siehe unten).

In den ausgewerteten Prüfdurchgängen wurden sieben Ergänzungsfutter von sechs verschiedenen Herstellern geprüft. Das Futter Promilk 242 der Agravis (KW Dorsten) soll 6,2 MJ NEL/kg und 24 % Rohprotein aufweisen. Das Futter soll zu eiweißarmem Grundfutter eingesetzt oder im Verhältnis 1 : 1 mit Getreide verschnitten werden. Das Futter Mifu 23/3 der Firma Horstkötter aus Beckum soll der Energiestufe 3 angehören und einen Rohproteingehalt von 23 % besitzen. Auch hier wird der Einsatz zu eiweißarmen Grundrationen empfohlen. Nach Herstellerangaben besitzen drei weitere Futter 7,0 MJ NEL pro kg. Die Gehalte an Rohprotein sollen 22, 39 bzw. 40 % betragen. Die Firma Raiffeisen Hohe Mark aus Dorsten gibt für das Futter Hake M. Ausgleichsfutter einen Energiegehalt von 7,1 MJ NEL/kg bei einem Rohproteingehalt von 28% an. Im Futter HF Qfit TMR Top der Agravis sollen 7,2 MJ NEL/kg und 20 % Rohprotein enthalten sein.

Die Angaben zum Gehalt an Rohasche bewegen sich zwischen 6,0 und 9,0 %. Bei den Rohfaserwerten schwanken die Angaben zwischen 6,0 und 14,5 %. Aus den Fütterungshinweisen auf dem Sackanhänger bzw. durch telefonische Nachfragen konnten Informationen zum Gehalt an nutzbarem Rohprotein (nXP) und der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) gewonnen werden. Die nXP-Angaben bewegen sich zwischen 170 und 275 g/kg bei positiver RNB in einer Größenordnung zwischen 0 und 26 g N/kg Futter.

Ergebnisse:

Aus der Übersicht sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte zeigt im Wesentlichen eine gute Übereinstimmung mit den durch die Lufa NRW analysierten Gehalten. Die nach dem Futtermittelrecht erlaubten Toleranzen werden eingehalten. Lediglich beim Futter Hake M. Ausgleichsfutter unterschreitet der analysierte Aschegehalt den deklarierten Wert. Beim Futter HF Qfit TMR Top zeigt der Analysenbefund für das Rohfett mit 6,1 % einen deutlich höheren Wert als deklariert. In beiden Fällen wird die futtermittelrechtliche Toleranz überschritten.

Die Gehalte an organischer Masse als maßgebliche Größe für die Energiebereitstellung variieren in den vorliegenden Futtern zwischen 80,0 und 83,5 %. Die Futter mit den günstigeren Werten sind in der Regel durch niedrige Aschegehalte in der Größenordnung von etwa 6 % gekennzeichnet. Bei der über den Hammeltest gemessenen Verdaulichkeit der organischen Masse ergeben sich Werte zwischen 73,2 und 90,2 %, womit eine sehr große Spanne vorhanden ist. Auf Basis der verdaulichen Nährstoffe lässt sich für das Futter Promilk 242 ein Energiewert berechnen, der unterhalb der Energiestufe 2 liegt und damit den deklarierten Energiegehalt unterschreitet. Von den übrigen Futtern werden drei in Stufe 3 und drei in die Stufe > 3 eingruppiert. Bei den Futtern MK Pro-Amino H und HF Qfit TMR Top kann der deklarierte Energiegehalt durch die Verdaulichkeitsmessung nicht bestätigt werden. Deshalb musste als Prüfungsbewertung ein Minuszeichen vergeben werden. Die Energieschätzung mittels Hohenheimer Futterwerttest und Verwendung der futtermittelrechtlich geltenden Schätzgleichung führt bei allen Futtern zu einer Bestätigung des deklarierten Energiewertes.

Die analysierten Gehalte an Zucker und Stärke sowie ADFom und aNDFom können ebenfalls der Tabelle entnommen werden. Die Stärke- und Zuckerwerte sind im Rahmen der Rationsberechnung zur Abschätzung der Versorgung mit löslichen Kohlenhydraten bedeutsam. Die Detergenzienfraktionen werden unter anderem für die Energieschätzgleichungen benötigt. Des Weiteren wird hierüber der Anteil von Zellwandmaterial gut beschrieben. Niedrige Stärkegehalte sind häufig mit hohen Gehalten an aNDFom verbunden.

Kommentar:

Der Gehalt an verdaubarer organischer Masse (OM) ist maßgeblich für den Gehalt an Energie in einem Futter. Aufgrund langjähriger Auswertungen von Hammeltestergebnissen lassen sich für die vereinbarten Energiestufen folgende Eckgrößen ableiten:

  • Energiestufe 2 (6,2 ± 0,25 MJ NEL/kg): 78 % Verdaulichkeit der OM
  • Energiestufe 3 (6,7 ± 0,25 MJ NEL/kg): 82 % Verdaulichkeit der OM
  • Energiestufe > 3 (≥ 7,0 MJ NEL/kg): 85 % Verdaulichkeit der OM

In den vorliegenden Prüfdurchgängen wurde bei den Futtern Promilk 242, MK Pro-Amino H und HF Qfit TMR Top ein Energieuntergehalt festgestellt. In allen Fällen reichte die ermittelte Verdaulichkeit nicht aus, um die angegebene Energiestufe zu erreichen. Ursächlich hierfür sind eine nicht sachgerechte Bewertung der verwendeten Futterchargen und ein zu hoher Anteil von Komponenten mit unterdurchschnittlicher Verdaulichkeit. Beim Futter HF Qfit TMR Top wird mit 6,1 % ein sehr hoher Fettgehalt analysiert. Bekannt ist, dass die Verdaulichkeit der organischen Masse durch hohe Fettgehalte negativ beeinflusst werden kann, da die mikrobielle Fermentation im Pansen herabgesetzt wird. Dies könnte im vorliegenden Fall die Ursache für die unbefriedigende Verdaulichkeit der organischen Masse sein. Beim MK Pro-Amino H war die Verdaulichkeit ausreichend für eine Eingruppierung in die Stufe 3, womit der angegebene Energiewert von 7,0 MJ NEL/kg nicht erreicht werden konnte. Dies war zu erwarten, da das Futter vorwiegend aus den Komponenten Rapsextraktionsschrot, Getreideschlempe sowie Vinasse besteht, deren Energiegehalte auf dem Niveau der Energiestufe 2 und 3 liegen. Beim Futter Promilk 242 ergibt sich mit 73,2 % ebenfalls eine zu geringe Verdaulichkeit der organischen Masse. Des Weiteren sorgt ein hoher Aschegehalt für eine entsprechende Energieverdünnung in der Mischung.

Wünschenswert ist die Angabe der Stärke- und Zuckergehalte der Milchleistungsfutter in den Begleitpapieren. Hieraus können sich spezielle Einsatzzwecke und auch Einsatzbeschränkungen in Abhängigkeit der Grobfuttersituation ergeben. Bei höheren Leistungen sind diese Angaben unbedingt für eine zielgerichtete Rationsplanung erforderlich.

Autor: Annette Menke