Kälberaufzuchtfutter und Rindermastfutter im Test

Hammeltest

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick, Kleve, wurden auftragsgemäß im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung zwei Aufzuchtfutter für Kälber und fünf Ergänzungsfutter für die Rindermast geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Der detaillierte Prüfungsablauf befindet sich in der Übersicht 1 in der PDF-Datei unten.

In den vorliegenden Durchgängen wurden sieben Futter von sechs verschiedenen Herstellern geprüft. Zwei Futter sind als Aufzuchtfutter für Kälber und fünf Futter als Ergänzungsfutter für die Rindermast deklariert. Die Kälberfutter sollen 18,0 bzw. 20,5 % Rohprotein aufweisen und der Energiestufe 3 angehören bzw. 11,0 MJ ME/kg besitzen. Es soll nach Herstellerempfehlung bis zu 2 kg pro Tier und Tag gefüttert werden. Die Ergänzungsfutter für die Rindermast sollen einmal zur Energiestufe 2 und viermal zur Stufe 3 gehören. Die Angaben zu den Rohproteingehalten betragen 21,0, 24,0 bzw. 30,0 %. Die Ergänzer sollen nach Herstellerempfehlung vorwiegend zu eiweißarmen Grundfutter bzw. zu guter Maissilage in Mengen von 2 bis 4 kg oder nach Rationsberechnung und Beratung eingesetzt werden. Wegen des Harnstoffgehaltes in Höhe von 15.000 mg/kg soll das Futter Bullkraft 243 der Deutschen Tiernahrung Cremer, Düsseldorf nur an Tiere mit entwickeltem Vormagen gegeben werden.

Der Übersicht 2 können die deklarierten Gehalte der Hersteller, die durch die LUFA NRW ermittelten Analysenwerte sowie die im Hammeltest ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe entnommen werden. Ein Vergleich der analysierten Nährstoffe mit den Angaben der Hersteller zeigt bei sechs Futtern eine gute Übereinstimmung. Beim Futter RWZ-Buma 30 S der RWZ Rhein-Main, Köln überschreitet der analysierte Rohprotein-, Rohfett- und Phosphorgehalt die deklarierten Werte um mehr als die vom Gesetzgeber festgelegte Toleranz. Des Weiteren liegt beim Calcium ein deutlicher Untergehalt vor. Das Futter BM 302 C 3105 der AGRAVIS, KW Dorsten hat mit 77,6 % einen niedrigen Gehalt an organischer Masse, was vor allem durch den höheren Aschegehalt zu erklären ist. Die anderen Futter haben Werte zwischen 78,9 und 81,7 %.

Wichtig für den Energiewert eines Futters ist die Verdaulichkeit der organischen Masse. In den vorliegenden Prüfdurchgängen ergeben sich Werte zwischen 74,5 und 84,3 %, womit eine große Spanne gegeben ist. Auf Basis der verdaulichen Nährstoffe werden sechs Futter in die Energiestufe 3 eingestuft, womit die deklarierten Energiewerte bestätigt werden. Beim Futter BM 302 C 3105 kann aufgrund der geringen Verdaulichkeit der organischen Masse und des höheren Aschegehaltes die deklarierte Energiestufe nicht bestätigt werden. Die Überprüfung des Energiegehaltes mit Hilfe des vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Hohenheimer Futterwerttest (HFT) hätte in allen Fällen die deklarierten Energiewerte bestätigt.

Kommentar

Die Ergebnisse der beiden vorliegenden Durchgänge machen deutlich, dass zwischen Aufzuchtfutter für Kälber und Ergänzungsfutter für die Rindermast bei ähnlichen Rohnährstoffgehalten qualitative Unterschiede bestehen. Die Verdaulichkeit der organischen Masse beträgt bei den Kälberfuttern 84 % und mehr und liegt damit deutlich über den Werten für die Ergänzungsfutter für die Rindermast. Kälberfutter bestehen demnach vorwiegend aus Komponenten mit hoher Verdaulichkeit, was meistens Getreideprodukte sind.

Ergänzungsfutter für die Rindermast sollen zum einen zu einer energetischen Aufwertung der Grobfuttersituation führen. Des Weiteren soll ein insbesondere bei Maissilage dominierten Mastverfahren vorhandener Proteinmangel beseitigt werden. An dritter Stelle haben die Ergänzer zum Ziel, eine Mangelsituation an Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen im Grobfutter auszugleichen. Hieraus erklärt sich auch der in aller Regel im Vergleich zu Milchleistungsfuttern deutlich höhere Gehalt an Rohprotein und Rohasche, letzteres bedingt durch höhere Werte für Calcium und Phosphor. Um bei üblichen Einsatzmengen zwischen 2,0 und 3,0 kg je Tier und Tag den Calciumbedarf der Tiere zu decken, sind bei Maissilagefütterung mindestens 1,2 % Ca, bei jungen Tieren besser 1,5 % im Ergänzer erforderlich. Diese Vorgaben werden von den Futtern BM 213 und RWZ-Buma 30 S nicht erfüllt. Auch fehlt in den Fütterungshinweisen ein Zusatz, in welchem auf eine zusätzliche Futterkalkgabe hingewiesen wird.

Beim Futter BM 302 C 3105 reicht die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe in Verbindung mit einem hohen Aschegehalt nicht, um das Futter in die Energiestufe 2 einzugruppieren. Das Futter dient nach Herstellerinformation vor allem der Proteinergänzung eiweißarmer Maissilagerationen. Empfohlen wird auch eine zusätzliche Getreidegabe von 1,0 bis 1,5 kg Getreide zur Verbesserung der Energieversorgung.

Das Futter BM 213 von ForFarmers Thesing, Rees wurde um etwa 3 Wochen zeitversetzt im rheinischen und westfälischen Landesteil beprobt und in zwei verschiedenen Durchgängen geprüft. Sehr erfreulich sind die fast gleichlautenden Analysenbefunde und die sehr gut vergleichbaren Verdaulichkeiten der organischen Masse und damit einhergehend die fast identischen Energiewerte der beiden Futter. Hieraus folgen eine sehr hohe Reproduzierbarkeit der Verdaulichkeitsmessungen einerseits und eine hohe Mischgenauigkeit im Kraftfutterwerk andererseits.

In einigen Fällen sind die Angaben zu den Futtermengenempfehlungen verbesserungsbedürftig. Angaben wie zum Beispiel nur bis 50 % der Tagesration oder nur bis 25 % der Tagesdosis aufgrund hoher Gehalte an Vitaminen sind für die konkrete Futterzuteilung nur sehr bedingt geeignet. Für die praktischen Belange wären Kraftfutterzuteilungstabellen in Abhängigkeit des Alters bzw. der Lebendmasse wesentlich geeigneter.

Fazit

Aufgrund eines hohen Aschegehaltes und einer zu geringen Verdaulichkeit der organischen Masse konnte bei einem Futter der deklarierte Energiegehalt nicht bestätigt werden. Zwei weitere Futter hatten deutliche Differenzen zwischen den vom Hersteller angegebenen Werten und den analytischen Befunden. Insofern ist die Deklaration von Ergänzungsfuttern für die Rindermast verbesserungsbedürftig.

Autor: Annette Menke