Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden im Auftrag im Rahmen der energetischen Futterwertprüfung sieben Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe von verschiedenen Mischfutterherstellern geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Faser (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht (siehe unten).

In den beiden vorliegenden Prüfdurchgängen wurden sieben Ergänzungsfutter für Rinder geprüft, von denen sechs Futter einen Rohproteingehalt von 18,0, 19,0 bzw. 20,0 % aufweisen sollen. Der Einsatz dieser Futter soll vor allem zu ausgeglichenen Grobfutterrationen zur Erfütterung zusätzlicher Milchleistungen erfolgen. Bezüglich des Energiewertes soll ein Futter der Energiestufe 3 angehören. Vier Futter werden mit einer Energieangabe von 7,0 MJ NEL/kg und ein weiteres Futter mit 7,2 MJ NEL/kg in den Handel gegeben. Bei einem Futter wird ein Energiegehalt von 7,4 MJ NEL/kg deklariert. Mit einem angegebenen Rohproteingehalt von 30 % dient dieses Futter vor allem der Eiweißergänzung proteinschwacher Rationen. Dieses Futter soll zudem den Vorgaben der EU-Öko-Verordnung entsprechen.

Bei den Angaben zum Gehalt an Rohfaser variieren die Werte in einem weiten Bereich von 6,2 bis 14,0 %. Die Gehaltsangaben beim Calcium bewegen sich zwischen 0,30 und 0,80 %, beim Phosphor zwischen 0,40 und 0,66 %.

Bei allen Futtern konnten die Proteinkennzahlen nutzbares Rohprotein am Darm (nXP) und ruminale Stickstoffbilanz (RNB) den Sackanhängern entnommen oder durch telefonische Nachfrage in Erfahrung gebracht werden.

Ergebnisse

Aus der Tabelle (siehe unten) sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung mit den durch die LKS Lichtenwalde ermittelten Gehalten. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden eingehalten. Lediglich beim Futter Eiw. ERG 30/4 für Rinder der Firma Meyerhof zu Bakum, Melle überschreitet die Abweichung im Rohproteingehalt in Höhe von + 3,8 %-Punkte die gesetzlich vorgegebene Toleranz.

Über alle Futter betrachtet, liegen die Gehalte an organischer Masse zwischen 82,6 und 85,7 %. Für die Verdaulichkeit der organischen Masse werden Werte zwischen 81,0 und 89,3 % ausgewiesen. Die aus den verdaubaren Rohnährstoffen errechneten Energiegehalte führen in einem Fall zu einer Eingruppierung in die Energiestufe 3 und bei den übrigen sechs Futtern zu einer Einstufung in die Stufe >3. Somit wird bei allen Futtern der deklarierte Energiewert durch die Verdaulichkeitsmessung bestätigt. Auch die Energieschätzung auf Basis des Hohenheimer Futterwerttests und die Anwendung der futtermittelrechtlich vorgegebenen Energieschätzgleichung führt bei allen geprüften Futtern zu einer Energiebestätigung.

Angaben zu den analysierten Gehalten an Stärke und Zucker sowie zu den Neutral- und Säure-Detergenzien-Faser (aNDFom und ADFom) können ebenfalls der Übersicht 1 entnommen werden. Diese Nährstoffgrößen werden zum Teil für die Energieschätzung nach Futtermittelrecht benötigt. Zwischen den Futtern bestehen größere Unterschiede im Stärkegehalt sowie im Gehalt an aNDFom.

Kommentar

Wichtigste Kenngröße für Milchleistungsfutter bzw. Ergänzungsfuttermittel ist der Energiegehalt, der sich aus dem Gehalt an verdaubaren organischen Rohnährstoffen errechnen lässt. Hierbei kann die Verdaulichkeit der Nährstoffe bzw. der organischen Masse über die Wahl der Futterkomponenten sowie deren Qualität maßgeblich beeinflusst werden. In den vorliegenden Prüfdurchgängen ergeben sich durchweg hohe Gehalte an organischer Masse, was im Vergleich zu anderen Prüfdurchgängen vor allem durch geringe Wassergehalte erklärt werden kann. Aufgrund langjähriger Erfahrung liegt die Verdaulichkeit der organischen Masse innerhalb der verschiedenen Energiestufen in etwa in folgenden Größenordnungen:

  • Energiestufe    2: 78 – 80 %
  • Energiestufe    3: 81 – 83 %
  • Energiestufe  >3: > 84 %.

Diese Erfahrungswerte werden durch die hier vorgestellten Prüfergebnisse wieder bestätigt.

Mit 8,9 % weist das Futter Eiw. ERG 30/4 für Rinder einen sehr hohen Rohfettgehalt auf. Bekannt ist, dass ein hoher Fettgehalt der Gesamtration unter Umständen zu einem Rückgang der mikrobiellen Pansenfermentation und damit einhergehend zu einer verringerten Verdaulichkeit der Rohfaser und der aNDFom führt. Vor diesem Hintergrund sind die Einsatzmengen dieses Futtermittels zu begrenzen.

Sechs der hier geprüften Futter erfüllen die Anforderungen für eine Eingruppierung in die Energiestufe >3. In den meisten Fällen wird die hierfür notwendige hohe Verdaulichkeit durch den Einsatz entsprechender Getreideanteile erreicht. Hiermit verbunden sind in der Regel höhere Stärkegehalte. Wünschenswert ist die Angabe des Gehalts an Stärke und Zucker auf dem Sackanhänger, da dann die Auswahl und der Einsatz passend zum Grobfutter noch zielgerichteter erfolgen können.

Fazit

Bei sieben Ergänzungsfuttermitteln für Milchkühe (Milchleistungsfutter) wurde die Verdaulichkeit durch den Hammeltest bestimmt und der Energiegehalt der Futter berechnet. Der von den Herstellern angegebene Energiewert wurde in allen Fällen durch die Hammelprüfung bestätigt, worin eine hohe Qualität der hiesigen Mischfutter zum Ausdruck kommt. Wünschenswert sind Angaben zum Gehalt an Zucker und Stärke, damit eine zielgerichtete Auswahl der Futter passend zur Grobfuttersituation erfolgen kann.

Autor: Annette Menke