Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden im Rahmen der energetischen Futterwertprüfung neun Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe von verschiedenen Mischfutterherstellern geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Faser (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Tabelle 1.

In den vorliegenden Prüfdurchgängen wurden neun Ergänzungsfutter für Milchkühe von ebenso vielen Herstellern geprüft. Zwei Futter sollten nach Angaben der Hersteller der Energiestufe 2 angehören. Der Rohproteingehalt dieser Futter soll 20 beziehungsweise 24 % betragen. Die Futter sollen entweder in proteinarmen Rationen eingesetzt oder aber mit Getreide im Verhältnis 1 : 1 verschnitten werden. Vier weitere Futter gehören nach Lieferantenangaben der Energiestufe 3 an. Der Rohproteingehalt soll in drei Fällen 18 und in einem Fall 39 % betragen. Die Futter mit 18 % Rohprotein haben ihren Einsatzschwerpunkt in ausgeglichenen Grobfutterrationen. Das mit 39 % Rohprotein als eiweißreiche Ergänzungsfutter soll mit Getreide oder anderen energiereichen Futtermitteln im Verhältnis 1 : 2 eingesetzt werden. In diesem Futter sind als Besonderheit 15 000 mg Harnstoff/kg zugesetzt, die einen rechnerischen Beitrag von 4,31 % zum Rohprotein liefern. Zwei Futter sollen nach Herstellerangaben einen Energiegehalt von 7,0 MJ NEL und 20 % Rohprotein besitzen. Bei dem Futter MLF 30/4 von Meyerhof zu Bakum, Melle, handelt es sich um ein Futtermittel aus dem ökologischen Landbau gemäß Bioland-Richtlinien. Das Futter soll 7,5 MJ NEL/kg und 29 % Rohprotein besitzen. Auch das Futter Sahna 18/3 M von Curo Spezialfutter, Ostenfelde, ist nach den Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hergestellt.

Die Angaben zum Gehalt an Rohfasergehalt variieren zwischen 7,2 und 15,0 %. In der Regel sinken mit zunehmendem Energiegehalt die Rohfaserwerte. Beim Rohfett ergibt sich ein Schwankungsbereich von 3,0 bis 6,0 %. Die Calciumgehalte liegen zwischen 0,6 und 1,3 %. Lediglich beim Futter MLF 30/4 wird mit 0,19 % ein eher niedriger Ca-Gehalt ausgewiesen, was darauf hindeutet, dass diesem Mischfutter keine Mineral- und Wirkstoffe zugesetzt wurden. Die Angaben zum Gehalt an Phosphor liegen zwischen 0,35 und 0,95 %. Die Proteinkennwerte nXP und RNB liegen ebenfalls für alle Futtermischungen vor.

Gute Ergebnisse

Der Tabelle 2 können die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelte Verdaulichkeit und die daraus bestimmte Energiestufe für die geprüften Futter entnommen werden. Ein Vergleich der deklarierten Rohnährstoffe mit den analysierten Gehalten zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung. Die futtermittelrechtlich zulässigen Toleranzen werden in keinem Fall überschritten, sodass die Lieferabsichten bei allen Futtern erfüllt werden.

Der Gehalt an organischer Masse als wichtige Einflussgröße auf den Energiegehalt variiert zwischen 80,5 und 87,1 %, wobei die Werte meisten zwischen 82 und 83 % liegen. Größere Unterschiede ergeben sich in der Verdaulichkeit der organischen Masse, die den Energiewert am nachhaltigsten beeinflusst. Die Werte bewegen sich hier zwischen 74,7 und 86,9 %. Der aus den verdaubaren Rohnährstoffen bestimmte Energiegehalt und die Eingruppierung in die vereinbarten Energiestufen ergibt für zwei Futter die Stufe 2, für vier Futter die Stufe 3 und für drei Futter die Stufe > 3. Bei acht Futtern kann somit der deklarierte Energiewert beziehungsweise die angegebene Energiestufe bestätigt werden. Das Futter K 204 Spezial der Firma H. Bröring, Dinklage, weist eine Verdaulichkeit der organischen Masse von 81 % auf, womit es in Energiestufe 3 eingruppiert wird. Der deklarierte Energiewert von 7,0 MJ NEL/kg kann nicht bestätigt werden. Die Energieberechnung mit Hilfe der nach Futtermittelrecht geltenden Schätzgleichung führt bei allen Futtern zu einer Bestätigung der Energieangaben.

Angaben zu den analysierten Gehalten an Stärke und Zucker sowie aNDFom und ADFom können ebenfalls der Tabelle 2 entnommen werden. Die Zuckergehalte variieren zwischen 39 und 75 g/kg. Bei der Stärke ergeben sich Werte zwischen 54 und 313 g/kg. Geringe Gehalte an Stärke und Zucker stehen meistens hohen Werten für aNDFom und ADFom gegenüber.

Erforderliche Energiestufen

Die Verdaulichkeit der organischen Masse beim Futter K 204 Spezial in Höhe von 81,0 % ist zu niedrig, um den deklarierten Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg zu bestätigen. Auf Basis langjähriger Prüfungen von Milchleistungsfutterangaben sind für die Energiestufen in etwa folgende Größenordnungen für die Verdaulichkeit der organischen Masse erforderlich:

  • Stufe 2 = 6,2 MJ NEL/kg: 78 bis 79 %
  • Stufe 3 = 6,7 MJ NEL/kg: 82 bis 83 %
  • Stufe >3 = mehr als 7,0 MJ NEL/kg: 85 bis 86 %

Über den Mischfuttereinsatz soll in erster Linie eine energetische Aufwertung des Grobfutters erfolgen. Insofern ist der Energiegehalt eines Milchleistungsfutters die wichtigste Kenngröße, die sich aus dem Gehalt an verdaubaren organischen Rohnährstoffen errechnet. Ein Milchkuhhalter sollte deshalb niemals auf eine Energieangabe für das Milchleistungsfutter verzichten. Der Hersteller der Futtermischung kann über die Wahl der Komponenten sowie deren individueller Qualität den Energiewert der Mischung bestimmen.

Mit 7,5 MJ NEL/kg ist für das Futter MLF 30/4 ein sehr hoher Energiegehalt angegeben, der in der Prüfung auch bestätigt werden konnte. Das Futter besitzt mit analysierten 6,6 % einen sehr hohen Fettgehalt, der maßgeblich zum hohen Energiewert beiträgt. Im vorliegenden Fall ergibt sich der hohe Fettgehalt durch die Verwendung höherer Anteile von Rapskuchen, in dem das Fett vorwiegend zellulär gebunden vorliegt. Eine Beeinträchtigung der Pansenfermentation ist bei dieser Art der Fettbindung weniger zu erwarten als bei Zugabe von flüssigem Raps- oder Sojaöl, sodass der hohe Fettgehalt auch toleriert werden kann. Des Weiteren können aufgrund des geringen Aschegehaltes von 4,1 % diesem Futter keine Mengen- und Spurenelemente sowie Vitamine zugesetzt worden sein. Auf diesen besonderen Sachverhalt sollte in den Fütterungsempfehlungen verwiesen werden, da es nicht dem üblichen Vorgehen entspricht, wonach die Milchleistungsfutter mit allen Nähr- und Wirkstoffen gemäß dem energetischen Leistungsvermögen ausgestattet werden.

Fazit

Von neun geprüften Ergänzungsfuttern für Milchkühe wurde bei acht Mischungen die Energieangabe der Hersteller auf Basis von Verdauungsversuchen mit Hammeln bestätigt. Bei dem beanstandeten Futter reichte die Verdaulichkeit der organischen Masse nicht aus, um einen Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg zu bestätigen.

Autor: Annette Menke