Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Milchleistungsfutter im Test

Ziel der Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Faser (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Tabelle 1.

Die acht geprüften Futter stammen von acht verschiedenen Herstellern. Das Futter Exact 25-II von Agrifirm Deutschland, Neuss soll der Energiestufe 2 angehören und einen Rohproteingehalt von 25 % besitzen. Bei ausgeglichenem Grundfutter wird der Einsatz zusammen mit Getreide im Verhältnis 1 : 1 empfohlen. Vier Futter gehören gemäß Herstellerangaben der Energiestufe 3 an. Ihr Rohproteingehalt beträgt 18 % oder 20 %. Ein Futter ist mit einem Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg und einem Rohproteingehalt von 20 % deklariert. Für zwei weitere Futter ist ein Energiewert von 7,2 MJ NEL/kg angegeben. Der Rohproteingehalt dieser Futter soll 18,9 bzw. 19,0 % betragen. Die Futter der Energiestufe 3 und die mit einer Energieangabe von 7,0 bzw. 7,2 MJ NEL/kg sollen nach Herstellerempfehlung zu ausgeglichenen Grobfuttersituationen eingesetzt werden. Bei allen Futtern konnten die Gehalte an nXP und RNB den Begleitpapieren entnommen bzw. nach telefonischer Rückfrage in Erfahrung gebracht werden. Für den nXP-Gehalt liegen die Angaben zwischen 160 und 185 g/kg. Die RNB-Werte sind alle positiv und bewegen sich zwischen 2,0 und 12,0 g/kg.

Aus der Tabelle 2 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe der Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoff- und Mineralgehalte mit den durch die LKS, Lichtenwalde ermittelten Werten zeigt im Großen und Ganzen eine gute Übereinstimmung. Beim Futter Exact 25-II unterschreiten der analysierte Rohprotein- und Calciumgehalt die deklarierten Werte um deutlich mehr als die futtermittelrechtlich zugelassenen Toleranzen. Beim Futter SK 43 von ForFarmers Thesing, Rees überschreitet der analysierte Phosphorwert den deklarierten Gehalt ebenfalls sehr deutlich. Beim Futter Kuhfit von Böckenhoff, Südlohn beträgt der analysierte Rohfettgehalt 7,7 %, womit der deklarierte Wert um 3,2 %-Punkte überschritten ist. Auch diese Abweichung liegt oberhalb der futtermittelrechtlichen Toleranz.

Organische Masse und Zucker

Der Gehalt an organischer Masse liegt bei den Prüffuttern zwischen 82,6 und 84,2 %. Die im Hammeltest ermittelten Verdaulichkeiten bewegen sich zwischen 81,9 und 91,7 %, womit sehr große Unterschiede zwischen den Futtern gegeben sind. Diese unterschiedliche Verdaulichkeit führt zu größeren Differenzen im Energiegehalt bzw. zu unterschiedlichen Eingruppierungen in die Energiestufen. So werden drei Futter in die Stufe 3 und fünf Futter in die Stufe >3 eingruppiert. Die Energieschätzung mittels Hohenheimer Futterwerttest führt bei den vorliegenden Futtern zu einer gleichen Zuordnung zu den Energiestufen. Bei allen Futtern konnte der deklarierte Energiegehalt sowohl durch die Prüfung am Hammel als auch mit Hilfe der Gasbildungsmessung bestätigt werden. In fünf Fällen ergab sich eine nennenswerte Energieüberschreitung, die bis zu einem MJ NEL/kg betrug.

Der Tabelle können zusätzlich noch die analysierten Gehalte an Stärke und Zucker sowie an aNDFom und ADFom entnommen werden. Diese Größen werden zum Teil für die Energieschätzung mit Hilfe der vom Futtermittelrecht vorgegebenen Schätzgleichung benötigt. Beim Gehalt an Stärke variieren die Befunde zwischen 176 und 363 g/kg. Bei der aNDFom ergeben sich Werte von 189 g bis 325 g/kg. Die vorliegenden Prüfergebnisse zeigen eine große Bandbreite in der Verdaulichkeit der organischen Masse der geprüften Futter, woraus sich große Unterschiede im Energiegehalt ergeben. Positiv zu werten ist, dass die seitens der Hersteller angegebenen Energiestufen und Energiegehalte in allen Fällen bestätigt werden können. Auffällig in den beiden hier ausgewerteten Durchgängen ist allerdings der hohe Anteil an Futtern mit Energieüberschreitungen, wodurch eine Fütterung auf den Punkt erschwert wird.

Zu wenig Calcium, zu viel Fett

Beim Futter Exact 25-II sind die deutlichen Unterschreitungen beim Rohprotein- und Calciumgehalt kritisch anzumerken. Zu befürchten ist, dass bei Einsatz dieser Mischung entsprechend der Herstellerempfehlung es zu einer Unterversorgung mit Rohprotein und Calcium kommt, was sich leistungsmindernd auswirken kann. Bei der mikroskopischen Untersuchung dieses Futters im Hinblick auf die eingesetzten Komponenten wurden zusätzliche Abweichungen zur Deklaration gefunden. Ob eine Fehlmischung oder eine Futterverwechselung im Rahmen der Auslieferung vorliegt, ließ sich im Nachhinein nicht eindeutig klären. Kritisch zu bewerten ist ebenfalls der im Futter Kuhfit analysierte Rohfettgehalt von 7,7 %. Ein zu hoher Rohfettgehalt in der Gesamtration kann zu einer Beeinträchtigung der mikrobiellen Fermentation im Pansen führen, wodurch die Verdaulichkeit der Gesamtration negativ beeinträchtigt wird. Aus diesem Grund muss der Fettgehalt im Milchleistungsfutter begrenzt sein. Im vorliegenden Fall führt die Verwendung von geschütztem Palmöl zwar zu einer Minderung des Gefahrenpotenzials für die Beeinträchtigung der mikrobiellen Fermentation, dennoch müssen die Angaben auf dem Sackanhänger einer Überprüfung standhalten.

Einige Hersteller geben in den ergänzenden Fütterungshinweisen Milcherzeugungswerte (MEW) der Kraftfutter für Energie und Protein an. Solche Angaben sind für die praktische Kraftfutterzuteilung durchaus hilfreich. Wünschenswert sind Angaben auf Basis der nXP-Versorgungsempfehlungen für Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß. Angaben auf Basis des Rohproteingehaltes sollten nicht erfolgen, da ansonsten die Weiterentwicklung des Proteinbewertungssystems nicht berücksichtigt wird. Erfreulich ist, dass für alle Futter die Gehalte an nXP und RNB zur Verfügung stehen. Bei den Futtern RA Milchfutter 18/3 und Melk Lac Mais sind die Angaben zum Gehalt an RNB jedoch nicht schlüssig, wenn man die seitens der GfE empfohlene Gleichung zur RNB-Berechnung anwendet. Hier ist mehr Sorgfalt bei den Deklarationen erforderlich.

Fazit

Bei den acht geprüften Futtern der acht Hersteller konnte der angegebene Energiewert in jedem Fall sowohl durch die Verdaulichkeitsmessung als auch mit Hilfe des Hohenheimer Futterwerttests bestätigt werden. Bei drei Futtern ergaben die chemischen Analysen für den Gehalt an Rohprotein, Rohfett, Calcium oder Phosphor deutliche Abweichungen zu den Angaben seitens der Hersteller, was eine unbefriedigende Situation darstellt.

Autor: Annette Menke