Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Milchleistungsfutter im Test

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick, Kleve, wurden in der energetischen Futterwertprüfung acht Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Fasern (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht 1.

In den beiden vorliegenden Durchgängen wurden acht Milchleistungsfutter von sieben verschiedenen Herstellern geprüft. Gemäß Herstellerangabe gehört ein Futter zur Energiestufe 3 (6,7 MJ NEL/kg). Die übrigen sieben Futter sollen 7,0 MJ NEL/kg besitzen. Die Angaben zum Gehalt an Rohprotein lauten 18, 19, 20 bzw. 22 %. Die Deklarationen zum Rohfasergehalt bewegen sich zwischen 7,1 und 9,0 %, bei der Rohasche zwischen 5,8 und 7,6 %. Bezüglich des Gehalts an nutzbarem Rohprotein (nXP) liegen bei allen Futtern Angaben aus den Begleitpapieren bzw. nach telefonischer Anfrage vor. Die Werte variieren zwischen 175 und 195 g/kg, womit sich für alle Futter eine positive ruminale N-Bilanz (RNB) von 1 g bis zu 5 g/kg ergibt.

Die Angaben zur Zusammensetzung der Futter erfolgen bei sechs Futtern in absteigender Reihenfolge und bei zwei Futtern mit konkreten prozentualen Anteilen. Bezüglich der Einsatzempfehlungen soll in zwei Fällen vor dem Einsatz eine Beratung und Rationsberechnung erfolgen. Bei weiteren zwei Futtern ergeht der Hinweis, das Futter nur bis zu 50 % der Gesamt-TM-Aufnahme einzusetzen. Bei den übrigen Futtern finden sich Hinweise wie „je nach Zusammensetzung und Zellulosegehalts des Grundfutters“, „zu Rationen mit wenig Maisstärke“ oder „bei geringerem Eiweißüberschuss“. Das Futter Deukalac 100 der Deutschen Tiernahrung Cremer, Düsseldorf soll im geburtsnahen Zeitraum beginnend mit 2 kg/Tier und Tag vor dem Kalben zum Einsatz kommen und anschließend bis zum 60. Laktationstag eingesetzt werden. Dem Futter sollen 8 % Propylenglykol beigemischt sein, woraus sich der spezielle Einsatzzweck für den Laktationsstart ergibt.

Aus der Übersicht 2 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe der Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte mit den durch die LUFA NRW ermittelten Werten zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung. Diese Aussage gilt auch für die Gehalte an Calcium und Phosphor. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden in allen Fällen eingehalten. Der Gehalt an organischer Masse liegt bei den Prüffuttern zwischen 77,9 und 82,4 %. Der niedrige Wert von 77,9 % bei dem Futter Deukalac 100 hat seine Ursache in dem mit 15,3 % sehr hohem Gehalt an Wasser. Die Werte für die Verdaulichkeit der organischen Masse liegen zwischen 81,0 und 87,5 %, worin sehr große Unterschiede zwischen den Futtern gegeben sind. Auf Grund der ermittelten Verdaulichkeiten und der daraus berechneten Energiewerte können fünf Futter in die Energiestufe 3 und drei Futter in Stufe >3 eingruppiert werden. Bei den Futtern Maxima Dairy Star von ForFarmers Hendrix, Lochem, NL und Union M 22.4 der Firma M. Heiliger, Zülpich kann der deklarierte Energiegehalt nicht bestätigt werden. Für das Futter Union M 22.4 führt auch die Anwendung des Hohenheimer Futterwerttest (HFT) zu einer Beanstandung der Energieangabe des Herstellers. Bei den übrigen Prüffuttern bestätigt der HFT die Energiedeklarationen der Hersteller.

Angaben zu den Gehalten an Stärke und Zucker sowie den Detergenzienfasern aNDFom und ADFom sind ebenfalls der Übersicht 2 zu entnehmen. Die Stärkegehalte variieren zwischen 200 und 298 g/kg. Die aNDFom schwankt zwischen 173 und 266 g/kg. Die Größe ADFom wird für die Energieschätzung im Rahmen der amtlichen Futtermittelüberwachung benötigt.

Kommentar

Die vorliegenden Prüfergebnisse zeigen wieder einmal eine große Bandbreite in der Verdaulichkeit der organischen Masse der geprüften Futter trotz vergleichbarer Angaben zu den Nährstoff- und Energiegehalten. Bei zwei Futtern kann der vom Hersteller angegebene Energiewert nicht bestätigt werden. Ursache ist in beiden Fällen eine zu niedrige Verdaulichkeit der organischen Masse. Auf Grund langjähriger Prüfaktivitäten gelten für die verschiedenen Energiestufen in etwa folgende Anforderungen an die Verdaulichkeit der organischen Masse:

  • Energiestufe 2: 78 – 79 %
  • Energiestufe 3: 82 – 83 %
  • Energiestufe >3: >86 %

Bei den beanstandeten Futtern werden diese Größen nicht erreicht. Durch die Wahl der Komponenten und deren Qualität kann ein Mischfutterproduzent die Verdaulichkeit des Futters beeinflussen. Hierzu ist eine gute Wareneingangskontrolle im Produktionsprozess erforderlich. Das Futter Deukalac 100 besitzt mit 87,3 % eine sehr hohe Verdaulichkeit der organischen Substanz, wird aber trotzdem nur in die Energiestufe 3 eingruppiert. Ursächlich ist der hohe Wassergehalt von 15,3 %. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass dem Futter Propylenglykol in Höhe von 8 % zugesetzt ist. Bekannt ist, dass ein größerer Teil des Propylenglykols bei der Trockenmassebestimmung im Labor genau wie Wasser mit verdampft, so dass ein zu niedriger TM-Wert ausgewiesen wird. Bisher gibt es noch keine verlässliche Methode, um diese Problematik zu lösen, da die Verdunstungsrate des Propylenglykols auch konzentrationsabhängig ist. Deshalb dürfte der tatsächliche Energiegehalt von Deukalac 100 größer sein als hier ermittelt und auch größer sein als seitens des Herstellers angegeben ist. Dieser Sachverhalt wird seriös in den Fütterungshinweisen durch den Hersteller beschrieben. Verbesserungsbedürftig sind im Einzelfall die Fütterungshinweise in den Begleitpapieren. Angaben wie „je nach Zusammensetzung und Zellulosegehalt des Grundfutters“ sind sehr unspezifisch und erlauben keine Beurteilung der Einsatzmenge und ebenso keine Festlegung im Hinblick auf den einzusetzenden Futtertyp. Hier sind konkretere Aussagen erforderlich, die den sachgerechten Einsatz des Futters erlauben.

Fazit

Acht Milchleistungsfutter von sieben Herstellern wurden durch Messung der Verdaulichkeit der Nährstoffe auf ihren Energiegehalt untersucht und mit den Angaben der Hersteller verglichen. Bei zwei Futtern war die gemessene Verdaulichkeit so gering, dass die Energieangabe des Herstellers nicht bestätigt werden konnte. Verbesserungsbedürftig sind in einigen Fällen die Angaben unter den Fütterungshinweisen. Es sollte klar erkenntlich sein, zu welchem Zweck das Mischfutter eingesetzt werden soll.

Autor: Annette Menke